Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1900 (41. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 152-249 (3.7.-24.10.), 253 (28.10.), 257-304 (2.11.-30.12.)]


Oranienburg, Sonntag, den 1. Juli 1900 (Nr. 151), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Zeitung für Nieder-Barnim.
Oranienburger Zeitung
Publikations-Organ für Bekanntmachungen des Niederbarnimer Kreises.
Nr. 151 / Oranienburg, Sonntag, den 1. Juli 1900 / 41. Jahrg.


Oranienburg, Freitag, den 6. Juli 1900 (Nr. 151), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der mehrerwähnte Kampf um die Holzberechtigung hat hier eine Schärfe angenommen, die eine baldige Beendigung des Streites dringend wünschen läßt. Jedenfalls ist es freudig zu begrüßen, daß die Regierung den Versuch machen will, eine Einigung in der Ablösungsfrage herbeizuführen. Zu diesem Zwecke verhandelte Regierungsrat Klotsch am Montag Nachmittag mit den Beteiligten.


Oranienburg, Dienstag, den 10. Juli 1900 (Nr. 158), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der 9-Uhr-Zug der Kleinbahn von Hoppegarten nach Altlandsberg entgleiste an der Biegung bei Hoppegarten in kurzer Zeit zweimal. Es entstand indes kein Unglück, da nach jedesmal halbstündiger Unterbrechung die Fahrt fortgesetzt werden konnte.


Oranienburg, Mittwoch, den 11. Juli 1900 (Nr. 159), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Die Gemeindevertretung hat den von katholischer Seite gestellten Antrag, nachträglich zum Bau einer katholischen Kirche 30000 M. aus Gemeindemitteln zu bewilligen, einstimmig abgelehnt. Der Antrag wurde mit dem Hinweis darauf begründet, daß die Gemeinde 80000 M. zum Bau der evangelischen Kirche beisteuert.

Weißensee. Durch das Eingehen des Charlottenburger Pferdemarktes hat sich der Pächter des Neu-Weißenseeer [eee!] Marktes, Herr Thunert, veranlaßt gesehen, um eine Vermehrung der Märkte von 10 auf 29 pro Jahr bei der Gemeinde einzukommen. Nachdem die Gemeinde-Vertretung dem Ersuchen nun stattgegeben hat, hat jetzt der Gemeindevorstand bei der Regierung die nötigen Schritte gethan.


Oranienburg, Sonntag, den 22. Juli 1900 (Nr. 169), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) In der Frage der Ablösung des Ortsbriefverkehrs der Paketfahrtgesellschaft durch die Reichspostverwaltung ist nunmehr eine Einigung erzielt worden. Die Postverwaltung hat der Gesellschaft 2700000 Mark für die Ueberlassung dieses Geschäftszweiges zuerkannt. Der Betrag wird in den nächsten Tagen an die Gesellschaft gezahlt werden.


Oranienburg, Sonntag, den 22. Juli 1900 (Nr. 169), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Wie ein roter Faden zieht sich durch das Leben und Treiben der letzten Tage die Klage über die fürchterliche Hitze. Verlangend schaut das Auge zum Himmel, ob er nicht bald kühlenden Regen sende. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 26. Juli 1900 (Nr. 172), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Das vom Vaterländischen Frauenverein hier errichtete Krankenhaus ist so weit fertiggestellt, daß es am 1. Oktober in Benutzung genommen werden kann. Die Einrichtung entspricht allen Anforderungen, die [an] ein solches Institut in sanitärer Beziehung und vom modernen Standpunkt aus gestellt werden müssen. Zur Aufnahme der Kranken ist vorläufig, angeblich wegen Geldmangel, nur ein Pavillon fertiggestellt, mit dem Bau weiterer Räumlichkeiten für diese Zwecke soll dann fortgefahren werden, wenn Geld vorhanden ist. Um nicht von vornherein in Verlegenheit zu kommen, Kranke abweisen zu müssen, ist man zur Zeit damit beschäftigt, drei transportable Baracken aufzustellen zur vorläufigen Mitbenutzung.


Oranienburg, Sonnabend, den 28. Juli 1900 (Nr. 174), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Kalkberge-Rüdersdorf. Förmlich aufgespießt wurde der Maurer Hermann, der von einem am Krugschen Eckhause angebrachten Gerüst auf einen eisernen Zaun fiel. H. hat die furchtbarsten Verletzungen erlitten.


Oranienburg, Mittwoch, den 1. August 1900 (Nr. 177), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Strausberg. Zur Besetzung unserer Seen wird die Stadt 5 Schock russische weibliche Krebse und 2 Schock männliche Krebse beschaffen: Für die Tiere wird eine Schonzeit von 3 Jahren angeordnet.


Oranienburg, Donnerstag, den 2. August 1900 (Nr. 178), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. In dem Konkurse des Elektrizitätswerkes Alt-Landsberg hat der Konkurs-Verwalter mit Zustimmung des Gläubiger-Ausschusses den vorhandenen Draht verkauft und für denselben 7516 M. gelöst. Die Verwaltung war ohne jegliche Mittel, um die erforderlichen Ausgaben zu machen. Das Werk wird jetzt, wie es steht und liegt, durch Zeitungsinserate zum Verkauf ausgeboten.


Oranienburg, Freitag, den 3. August 1900 (Nr. 179), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Die Gewitter, die in der Nacht zum Montag in der Umgebung Berlins niedergingen, haben verschiedentlichen Schaden angerichtet. ... Bedeutende Schäden hat der Waldbestand zwischen Biesenthal, Bernau, Birkenwerder durch den Gewittersturm erlitten, wo viele Hunderte von Bäumen geknickt und stellenweise durch Windbruch Lücken gerissen wurden. Ebenso hat das Unwetter in der Gegend von Falkenberg und Arnsfelde [!] arg gehaust, wo vielfach die Dächer von Wohnhäusern und Scheunen beschädigt wurden.


Oranienburg, Mittwoch, den 8. August 1900 (Nr. 183), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichshagen. Eine elektrische Bahn ist von Hirschgarten durch die königliche Forst nach Bahnhof Friedrichshagen geplant. Ebenso ist von der Unionbaugesellschaft zu Berlin eine Bahnverbindung zwischen Hirschgarten und Bahnhof Köpenick projektiert und der Plan bereits dem Regierungspräsidenten zu Potsdam eingereicht.

Weißensee. Drei Menschenleben hat Sonntag abend der kleine „Weiße See“ beim Schloßrestaurant Weißensee gefordert. Zwei Boote, worin drei Männer, mehrere junge Mädchen und Kinder saßen, fuhren Sonntag abend in den See hinaus. Einem der Ruderer entglitt, wahrscheinlich bei dem leidigen Schaukeln, ein Ruder, und in dem Augenblick, als er sich bückte, um es wieder zu ergreifen, wurde das Fahrzeug von dem anderen angefahren, sodaß beide Boot umschlugen ...


Oranienburg, Donnerstag, den 16. August 1900 (Nr. 190), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Vollkommen mißlungen ist der Versuch der Milchhändler von Bernau, den Milchpreis von 15 auf 18 Pf. pro Liter zu erhöhen. Es haben sich alsbald auswärtige Lieferanten gefunden, die Milch in hinreichender Menge zu dem alten Preise heranschaffen wollen. Dies Resultat ist der festen Haltung der Konsumenten zuzuschreiben.


Oranienburg, Sonnabend, den 18. August 1900 (Nr. 192), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Der seltene Fall, ein Haus auf eine andere Stelle zu schieben, ist durch Herrn Zimmermeister Adolf Schulz zu Berlin hierorts bewirkt worden. Derselbe hat für seinen Schwager, unseren Postamtsvorsteher Zur, Berlinerstr. 105, ein dreistöckiges Wohngebäude erbaut, dessen untere Etage ausschließlich zu Posträumen eingerichtet wird. Dies Gebäude steht in der Straßen­front und stößt hart an das alte, aus Holzfachwerk bestehende Gebäude des Grundstücks. Dasselbe abzubrechen, erschien Herrn Schulz zu schade; er „unterfing“ deshalb dasselbe einfach, nachdem es der Bekleidung der Wände entblößt war und stellte es auf 60 Walzen aus Holz. Das alte, aus den siebziger Jahren vorigen Jahrhunderts stammende Haus von 2 Etagen, 7 Meter tief und 15 lang, hätte eine Verschiebung wohl kaum noch ausgehalten. Herr Schulz sicherte es jedoch durch zweckmäßig angebrachte „Streber“ und ging ans Werk. Er ließ drei Bockwinden ansetzen, nachdem alles bis dahin vorbereitet war, und das Haus wurde mittels derselben gute zwanzig Meter von der alten Stelle in den Garten zurückgeschoben, sodaß Herr Zur nun sein Hintergebäude erhalten hat, es ausfüllen kann und dabei einen hübschen Hofraum gewonnen hat.


Oranienburg, Freitag, den 24. August 1900 (Nr. 197), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Das Gesuch des Vereins für Feuerbestattung, auf dem städtischen Zentralfriedhofe in Friedrichsfelde ein Gelände für die Beisetzung von Ascheresten freizuhalten und zu einem Urnenhain zu gestalten, hat der Berliner Fachschrift „Die Flamme“ zufolge beim Kuratorium für das Bestattungswesen Zustimmung gefunden. ...


Oranienburg, Sonntag, den 26. August 1900 (Nr. 199), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die Behauptung Fontanes, daß die Störche ein feines Vorgefühl besäßen und stets wüßten, „ob etwas hält oder fällt“, bestätigte Geheimrat Friedel in der „Brandenburgia“. Er erinnert an das Storchennest auf dem Pulverturm am Königsthor in Bernau, worin sich die städtische Altertums­sammlung befindet. Man wollte ein Gegenstück schaffen, und so ließ der Rat auf dem anderen Thorturm ebenfalls ein Wagenrad auflegen, um die Störche zum Nisten einzuladen. Sie bedankten sich schön dafür und scheinen darin sehr vorsichtig gehandelt zu haben; denn in diesem Turm hat der Blitz schon dreimal eingeschlagen. Entweder haben die Störche beim Königsthore das herum erzählt oder die auf der Wohnungssuche vorüberkommenden Störche wittern, daß es auf dem zweiten Turme nicht geheuer ist. Dafür haben die Stadtväter von Bernau aber beschlossen, das Storchen­nest auf dem Pulverturm durch Aufbringung eines frischen, eichenen Rades von neuem zu sichern.


Oranienburg, Dienstag, den 28. August 1900 (Nr. 200), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Eines der bemerkenswertesten Bauwerke bei der Herstellung der elektrischen Hochbahn ist jetzt in Angriff genommen worden. Es handelt sich um die Durchführung der Bahn durch das Haus Dannewitzstr. 70 nach der Bülowstraße. Bei der Herstellung des Durchbruchs war die Aufgabe gestellt, das Haus selbst zu erhalten. Zu diesem Zwecke wurde es durch große, starke Balken gestützt, während der Mittelbau von dem dritten Stock aus abgetragen wurde. Um dies zu ermöglichen, ohne einen Einsturz herbeizuführen, mußten starke eiserne Träger aufgestellt werden, die den erhalten gebliebenen 4. Sock und das Dachgeschoß tragen. Der Durchbruch hat eine Breite von 7 Meter und eine Höhe von 14½ Meter. Die Bahnhöhe wird 6 Meter betragen, der Tunnel wird gewölbeartig ausgebaut und so angelegt, daß weder die Pfeiler der Bahn noch die Rundbögen mit dem Mauerwerk in Berührung kommen dadurch wird eine Belästigung der Bewohner des Gebäudes durch den Bahnbetrieb nach Möglichkeit vermieden.


Oranienburg, Dienstag, den 28. August 1900 (Nr. 200), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Das in der Nacht zum Sonnabend hier und in der Umgebung niedergegangene heftige Gewitter, welches mit wolkenbruchartigem Regen einsetzte, hat in dem benachbarten Dorfe Rüdnitz wiederum Schaden angerichtet. Diesmal schlug dort ein Blitz in das Dach des Zenkerschen Wohnhauses, zündete daselbst und fuhr dann durch die Decke in die Wohnung des Eigentümers, wo die Wanduhr zertrümmert und der Bezug eines Regenschirmes angesengt wurde. Zenker, welcher auf dem Bettrand saß, erlitt durch den Blitz Brandwunden, während die im Hause lebende Frau Huve betäubt wurde. Der Zustand beider ist jedoch nicht besorgniserregend. das auf dem Hausboden entstandene Feuer konnte glücklicherweise auch bald gelöscht werden.


Oranienburg, Donnerstag, den 30. August 1900 (Nr. 202), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Von der elektrischen Bahn Berlin - Köpenick, der sogenannten „Spreeuferbahn“, wird zunächst die Strecke Oberschöneweide-Köpenick gebaut. Die Schienen sind bereits bis nahe an Sadowa gelegt. Für die Fortführung der Bahn bis Friedrichshagen interessiert sich neuerdings auch die dortige Bürgerschaft. Unternehmerin ist die Firma Vering & Wächter in Berlin, die ihre Rechte mit den Gemeinden an die Berliner Untergrundbahngesellschaft abtritt, die demzufolge auch den Betrieb auf jener Linie übernehmen wird.


Oranienburg, Dienstag, den 4. September 1900 (Nr. 206), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Bau und Betrieb der Straßenbahn von Köpenick nach Niederschöneweide ist der Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen in Berlin vom Regierungspräsidenten genehmigt worden. Die der Gesellschaft erteilte Konzession läuft wie bei der Großen Berliner Straßenbahn erst am 31. Dezember 1949 ab. Die Fahrgeschwindigkeit soll auf der freien Strecke höchstens 20 Kilometer pro Stunde betragen. Die Bahn soll anscheinend Dampfbetrieb erhalten.


Oranienburg, Sonnabend, den 15. September 1900 (Nr. 216), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die hiesige Kurbadeanstalt, deren Eröffnung von der Bürgerschaft mit Freude begrüßt wurde, hat ein klägliches Ende genommen - durch den Gerichtsvollzieher, der gestern die Einrichtung (Wannen, Oefen, Handtücher ec. versteigerte). Die Anstalt litt schon seit längerer Zeit an Entkräftung, und der Besitzer war nicht im stande, Zuschüsse zu leisten, die das unrentable Unternehmen fortwährend erforderte. Dieses Ende des gemeinnützigen Unternehmens wird von vielen recht bedauert.

Bernau. Auf dem am Freitag den 28. September vormittags 11 Uhr in Berlin, Friedrich Karl-Ufer Nr. 5 stattfindenden Niederbarnimer Kreistage kommen folgende Sachen zur Beratung: ... 7. Löschung von Rittergütern in der Matrikel der Rittergüter (Woltersdorf, Kaulsdorf, Rahnsdorf)

Hoppegarten. Weibliche Buchmacher sind das neueste auf dem Gebiet des Sportwesens. Nachdem schon seit einiger Zeit auf der Trabrennbahn in Weißensee sich Frauen mit dem Buchlegen beschäftigt haben, wagen sie sich neuerdings auch auf die großen Bahnen Hoppegarten und Westend, und dort sollen sie bei den Rennen in dieser Woche den männlichen Buchmachern viel Abbruch getan haben.


Oranienburg, Sonnabend, den 22. September 1900 (Nr. 222), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Börnicke. In Sachen der Schlägerei, die sich am Sonntag, den 5. August im Parnemannschen Gasthofe in Börnicke abspielte und bei welcher, wie s. Z. berichtet, der Kutscher Schulz aus Nauen erstochen wurde, findet gegenwärtig eine sehr eingehende gerichtliche Untersuchung statt. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 26. September 1900 (Nr. 225), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Ein Unglücksfall ereignete sich am Mittwoch vormittag auf der hiesigen Dampf­mühle des Herrn Lehmann. In dem Kessel platzte ein Feuerungsrohr; der ausströmende Dampf und das ausfließende Wasser verbrühte den Maschinenführer Schmidke so schwer, daß er sofort nach einem Berliner Krankenhause überführt werden mußte.


Oranienburg, Donnerstag, den 27. September 1900 (Nr. 226), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Die Gemeindevertretung hat bereits den Bau eines Rathauses beschlossen und wird alle Einrichtung treffen, welche zur Erlangung der Stadtrechte Vorbedingung sind. Es ist festgestellt worden, daß Neu-Weißensee bei seinem Ausscheiden aus dem Niederbarnimer Kreise diesem 300000 M. als Abfindungssumme würde zahlen müssen. Die Polizeikosten würden dagegen nur um ein unbedeutendes, und zwar von 17700 auf 18000 M. steigen. Die Einwohnerzahl von Neu-Weißensee übersteigt jetzt bereits 30000.

Weißensee. Auf dem Bartholomäuskirchhof an der Falkenberger Straße zu Weißensee wurde Sonntag der Monteur Reichelt angeschossen. ... Der fahrlässige Schütze wurde in der Person des Gärtnereibesitzers S. ermittelt, der auf Rebhühner geschossen hatte.


Oranienburg, Freitag, den 12. Oktober 1900 (Nr. 239), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Wriezen. Eine Verfolgung eines Freiballons mittels Automobils fand am Dienstag seitens des deutschen Vereins zur Förderung der Luftschiffahrt statt. Der Ballon, in dessen Korbe sich zwei Damen und zwei Herren befanden, ging gegen 3 Uhr nachmittags auf und schlug eine nord-östliche Richtung ein. Das von Herrn Gallikerr geführte Alster-Automobil, in welchem sich noch ein Offizier befand, folgte dem Ballon durch Berlin, dann auf die Landsbergerstraße und schließlich auf der Chaussee über Freienwalde. Die großen Wälder zwischen Wriezen und Freienwalde zwangen des Automobil resp. dessen Führer zu einem solchen Umweg, daß es nicht gelang, rechtzeitig auf dem Ballonlandungsplatz nordöstlich von Wriezen einzutreffen. Der Ballon legte stündlich etwa 30 Kilometer zurück. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 13. Oktober 1900 (Nr. 240), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Erkner. Für die elektrische Bahn von Erkner über Woltersdorf nach Kalkberge-Rüdersdorf sind jetzt die Vorarbeiten fertiggestellt. Eine Fortführung der Linie nach Herzfelde steht in Aussicht, andererseits soll vom Erkner über Schmöckwitz und Grünau eine Verbindung mit Köpenick, dem Knotenpunkt eines Netzes elektrischer Bahnen, geschaffen werden.


Oranienburg, Sonntag, den 14. Oktober 1900 (Nr. 241), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Erkner. Die Vorarbeiten der elektrischen Bah von Erkner nach Woltersdorf und Kalkberge-Rüdersdorf sind beendet. Wie mitgeteilt wird, soll die Bahn später bis Herzfelde verlängert werden.


Oranienburg, Donnerstag, den 18. Oktober 1900 (Nr. 244), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Vor dem Bezirksausschusse in Potsdam fand vor kurzem die Verhandlung in Sachen der Holzberechtigten gegen die Stadtgemeinde, letztere vertreten durch den hiesigen Bürgermeister statt. Zweck der Verhandlung war die Absicht der durch den Justizrat v. Gordon vertretenen Holberechtigten, den Gemeindebeschluß, betr. die Ablösung der holzberechtigten Bürger, für ungiltig erklären zu lassen. Hiermit hatten die Kläger keinen Erfolg ...

Neu-Weißensee. Die hiesige Gemeindevertretung hat beschlossen, sofort beim Ministerium des Innern den Antrag auf Erteilung der Stadtrechte zum April nächsten Jahres zu stellen. Der Gemeindevorsteher Feldtmann wurde zugleich beauftragt, mit der Vertretung des Kreises Nieder-Barnim wegen des Ausscheidens von Neu-Weißensee aus dem Kreise Verhandlungen einzuleiten. Das benachbarte Dorf (Alt-) Weißensee, das polizeilich schon zu Neu-Weißensee gehört, will sich in Neu-Weißensee einverleiben lassen. Neu-Weißensee mit seinen 31000 Einwohnern würde 101300 Mark als Entschädigung an den Nieder-Barnimer Kreis zu zahlen haben. ...


Oranienburg, Dienstag, den 23. Oktober 1900 (Nr. 248), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Mahlsdorf. Die Brandenburgische Landwirtschaftskammer hat die Geflügelzuchtanstalt von E. Schmidt und Co. hierselbst durch ein festes Vertragsverhältnis übernommen und ihr die Bezeichnung „Lehranstalt für Nutzgeflügelzucht der Brandenburgischen Landwirtschaftskammer“ gegeben. Die technische Leitung ist dem Direktor Erich Schmidt übertragen. Die Anstalt soll zur Hebung der landwirtschaftlichen Geflügelzucht dienen, sowie den Mittelpunkt der von der Landwirtschaftskammer errichteten Zuchtstation und der mit der Erzeugung und Verwertung von Geflügelprodukten sich befassenden Zucht und Absatzvereinigungen bilden.


Oranienburg, Sonntag, den 4. November 1900 (Nr. 259), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Dienstag Abend zwischen 9 und 10 Uhr wurde wieder ein Teil der hiesigen Feuerwehr nach der Scheunenbrandstelle am Schwanebecker Damm beordert, woselbst das seit Montag voriger Woche noch glimmende Feuer von neuem emporloderte und die nächste Scheune gefährdete. Nachdem diese Gefahr kaum beseitigt war, wurde unser Bürgerschaft gegen 12 Uhr wieder durch Feuersignale erschreckt. Es brannte die vor dem Berliner Thor gelegene Scheune des Töpfermeisters Kortmann, welche zum Teil an mehrere hiesige Einwohner zur Unterbringung ihrer Ernte verpachtet ist. Hierauf ergriff das Feuer die links am Angergang stehende Scheune des Schmiedemeisters Kühne, in welcher mehrere Fuhrleute ihre Vorräte untergebracht hatten. Alsdann geriet die rechts stehende Scheune des Fuhrherrn Becker in Brand. Leider konnte aus den drei Scheunen fast nicht gerettet werden und wurden dieselben vollständig eingeäschert. Die von dem Brandunglück Betroffenen sind teils nur gering, teils auch gar nicht versichert.


Oranienburg, Dienstag, den 6. November 1900 (Nr. 260), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Frau Amtsvorsteher Friederike Feldtmann geborene Stark zu Neu-Weißensee hat der König die Rote-Kreuz-Medaille dritter Klasse verliehen.


Oranienburg, Donnerstag, den 8. November 1900 (Nr. 262), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Endlich ist ein Plan aufgetaucht, der unser verkrachtes Elektrizitätswerk einer guten Bestimmung zuführen will. Wie verlautet, will der Landwirtschaftliche Verein hierselbst in seiner nächsten Sitzung über die Gründung einer Genossenschaftsbrennerei am Bahnhof Alt-Landsberg beraten. Für die Brennerei sind die Gebäulichkeiten des Elektrizitäts-Werkes in Aussicht genommen.


Oranienburg, Dienstag, den 13. November 1900 (Nr. 266), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Berliner Rieselfelder rücken immer näher. Wie mitgeteilt wird, soll der Ankauf der Ländereien der Gemeinden Hönow und Mahlsdorf durch den Berliner Magistrat zu Rieselzwecken so gut wie perfekt sein. Die Verkäufer erhalten 900 Mark pro Morgen, einige bestehen allerdings auf 950 Mark pro Morgen.

Bernau. Am Donnerstag Abend gegen 1 Uhr wurden die hiesigen Einwohner schon wieder durch Feuerlärm in Aufregung versetzt. Es brannte diesmal ein auf dem Frohnschen Grundstück an der Stadtmauer stehender Stall. Dem schnellen Eingreifen der Feuerwehr gelang es glücklicherweise, das im Stalle befindliche Vieh in Sicherheit zu bringen und das Feuer zu löschen. Man vermutet auch hier Brandstiftung.


Oranienburg, Dienstag, den 20. November 1900 (Nr. 272), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Drei Wilderer, die in den letzten Nächten in den Forsten bei Bernau und Oranienburg gepirscht hatten, sind beim Eintreffen in Berlin auf dem Stettiner Bahnhof festgenommen worden. Das erlegte Wild führten sie in Säcken verpackt als Passagiergut mit sich, die Jagdbüchsen trugen sie auseinandergenommen unter ihren langen Mänteln verborgen.


Oranienburg, Sonnabend, den 24. November 1900 (Nr. 275), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Um 10 Pf. betrog der polnische Arbeiter Dzorrak, der auf Dominium Buchholz arbeitete, die Reichspost. Er sandte einen Brief ab, der seinen Bestimmungsort verfehlte. Um die Marke wieder brauchbar zu machen, radierte D. den Stempel aus, weshalb er vom Schöffengericht zu 15 M. Geldstrafe verurteilt wurde.


Oranienburg, Sonntag, den 16. Dezember 1900 (Nr. 294), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Ein Kirchenbaustreit ist zwischen der politischen und der Kirchengemeinde von Neu-Weißensee ausgebrochen. Dir Kirchengemeinde verlangte zu den Kosten des Erweiterungs­baus der evangelischen Kirche von der politischen Gemeinde einen Beitrag vom 6478 M. Die Gemeinde-Vertretung hatte die Zahlung irgend eines Beitrages aber abgelehnt, weil ihr kein Patronatsrecht über die Kirche zusteht. Der Landrat von Treskow, der Regierungspräsident und in letzter Instanz der Kultusminister haben sich auf den Standpunkt der Kirche gestellt, daß die Gemeinde dennoch den Beitrag zahlen müsse. ...


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