Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1902 (43. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 1-256 (1.1.-31.10.), 258-269 (2.11.-15.11.), 271-305 (18.11.-31.12.)]


Oranienburg, Sonntag, den 5. Januar 1902 (Nr. 4), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Da die Industrie daniederliegt, wenden sich viele Arbeiter wieder der Landwirt­schaft zu. In der jüngsten Sitzung des Gesamtausschusses der Brandenburgischen Landwirtschafts­kammer machte Amtsrat Schrader - Alt-Landsberg darauf aufmerksam, daß die Lohnsätze für Tagelöhner oder Wanderarbeiter erheblich gesunken sind. Er bemerkte, daß er infolge einer jetzigen Zeitungsanzeige kürzlich ein große Menge von Anträgen erhalten habe; für eine Stelle hätten sich vierzig Bewerber gemeldet.


Oranienburg, Dienstag, den 7. Januar 1902 (Nr. 5), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Von den 154 eingelaufenen Bewerbungen um die hiesige Bürgermeisterstelle sind nur 3 zur engeren Wahl gestellt worden. Die Wahl findet am 7. Januar statt.


Oranienburg, Donnerstag, den 9. Januar 1902 (Nr. 7), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Das hiesige Amtsgerichtsgebäude wurde am Freitag auf seine Brauchbarkeit hin von einem Königlichen Baurat besichtigt. Die Geschäftsräume im Vorderhause werden wahr­scheinlich um ein Zimmer, welches der Eigentümer des Grundstücks von seiner Wohnung an das Gericht abtritt, vermehrt werden. Außerdem dürfte der Neubau eines zweckentsprechenden Gefängnisses erfolgen. Nach Durchführung dieser Veränderungen genügen die Räumlichkeiten, die im Vorderhause immer noch sehr erweiterungsfähig bleiben, allen billigen Anforderungen.


Oranienburg, Sonnabend, den 11. Januar 1902 (Nr. 9), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. In der am 7. d. M. stattgefundenen Stadtverordnetensitzung wurde Herr Hauptmann a. D. Hegemann, z. Zt. in Berlin, einstimmig als Bürgermeister gewählt.


Oranienburg, Dienstag, den 14. Januar 1902 (Nr. 11), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ein schweres Brandunglück war das Feuer am Mittwoch Abend in Krummensee. Dasselbe brach in der 10. Abendstunde, als der Besitzer des Grundstücks, der Büdner Amandus Tiecke, mit seiner Familie schon schlafen gegangen war, aus und griff so schnell um sich, daß die Bewohner nur das nackte Leben retten konnten. Das Wohnhaus, der Stall und die Scheune brannten vollständig, und da mit Stroh gedeckt, so schnell nieder, daß das Vieh, ein Pferd und vier Kühe, in den Flammen umkamen. Der große Feuerschein hatte etwa 9 Spritzen herbeigeführt, die Seefelder als erste, Amt Alt-Landsberg als zweite, die aber das Feuer nur auf das Grundstück beschränken konnte. Das Gehöft war bei einer Privatgesellschaft niedrig versichert.


Oranienburg, Freitag, den 17. Januar 1902 (Nr. 14), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Freienwalde. Die Krebspest bedroht wieder die märkischen Gewässer; neuerdings ist sie im Gamensee, Kreis Ober-Barnim festgestellt worden. Die Behörden erlassen deshalb die Auf­forderung, bei etwa beobachtetem massenhaften Absterben der Krebse in freien Gewässern sofort dem Fischerverein für die Provinz Brandenburg (Sitz in Berlin) Mitteilung zu machen.


Oranienburg, Dienstag, den 28. Januar 1902 (Nr. 23), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Holzablösungsfrage ist jetzt vom Oberverwaltungsgericht zu Berlin endgültig gelöst worden, und zwar zu gunsten der Holzberechtigten. Die beklagte Stadt, vertreten durch den Bürgermeister, ist in Abänderung des Erkenntnisses des Bezirks-Ausschusses verurteilt worden, die bisherigen Nutzungen den 77 Klägern, Eigentümer holzberechtigter Häuser, weiter zu gewähren. Die Ablösung hatte auch nicht zwangsweise erfolge dürfen, sondern nur im Wege freier Verein­barung; jeder einzelne der Berechtigten hätte sein Einverständnis mit den Ablösungs­bedingungen erklären müssen. Die Nutzungen beruhten auf alter Observanz. Nach diesem Erkenntnis bleibts also beim Alten und Alt-Landsberg das alte. ... Der Jubel der obliegenden Partei ist natürlich groß, nicht minder das Bedauern derer, welche von der Ablösung für die Stadt endlich einen Fortschritt erhofften.


Oranienburg, Mittwoch, den 29. Januar 1902 (Nr. 24), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Gelegentlich des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers sind wieder eine große Reihe von Ordenszeichen verteilt worden. Aus dem Kreise Nieder-Barnim haben dabei Herr Amtsvorsteher Feldtmann in Neu-Weißensee und Frau Rentiere Auguste Bock geb. Hintze in Tegel die „Rote Kreuz-Medaille dritter Klasse“ erhalten.


Oranienburg, Freitag, den 31. Januar 1902 (Nr. 26), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee will, wie Lichtenberg und Wilmersdorf bei der Regierung nochmals um Verleihung der Stadtrechte vorstellig werden. Die Gemeinde zählt jetzt 34000 Einwohner und hat unter der hohen Kreissteuer sehr zu leiden.


Oranienburg, Dienstag, den 11. Februar 1902 (Nr. 35), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Die Wahl des Herrn Hauptmanns a. D. Hegemann [g!] - Berlin zum Bürgermeister hierselbst hat seitens der Regierung die Bestätigung erhalten und fand die Einführung desselben am letzten Sonnabend statt.


Oranienburg, Donnerstag, den 13. Februar 1902 (Nr. 37), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Am Sonnabend Nachmittag erfolgte die feierliche Einführung des neuen Bürgermeisters Hauptmann a. D. Heggemann [gg!] im Auftrage des Regierungspräsidenten durch den Landrat von Oppen in öffentlicher Stadtverordnetensitzung.


Oranienburg, Freitag, den 14. Februar 1902 (Nr. 38), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Im Schnee fast völlig erstarrt aufgefunden wurde diesertage der 9jährige Sohn Max des Kaufmanns B. aus Berlin. Der Kleine hatte wegen verschiedener Ungezogenheiten Strafe zu gewärtigen und suchte sich derselben dadurch zu entziehen, daß er auszuwandern beschloß, nachdem es ihm gelungen war, sich heimlich aus der Kasse des Vaters Geld anzueignen. Der Knabe fürchtete sich jedoch, Geld auszugeben und lief, da er sich verfolgt glaubte, nach Weißensee, um sich von hier aus nach Hohen-Schönhausen zu einer bekannten Familie zu flüchten.


Oranienburg, Sonnabend, den 15. Februar 1902 (Nr. 39), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Gelegentlich des 25jährigen Militär-Jubiläums Sr. Majestät des Kaisers erhielt Herr Amtsrat Schrader hierselbst ein sehr huldvolles Telegramm Sr. Majestät in Erinnerung „des ersten Quartiers im ersten Manöver.“


Oranienburg, Dienstag, den 18. Februar 1902 (Nr. 41), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Ein neues Patent, welches jede Hausfrau gewiß mit großer Freude begrüßen wird, ist der selbsteiserzeugende Eis- resp. Kühlschrank mit Nahrungsmittelkonservator.

Weißensee. Sonnabend früh wurde auf Weißenseer Feldmark der 78jährige Arbeiter August Rein aus Berlin erfroren aufgefunden. Als gegen 6 Uhr morgens mehrere Männer die Königs-Chaussee passierten, fanden sie im Straßengraben einen Menschen liegen, der anscheinend vor Kälte erstarrt war. Man brachte den Bewustlosen zuvörderst nach einem in der Nähe gelegenen Restaurant, woselbst ihm die erste Hilfe durch einen herbeigeeilten Arzt zu teil wurde, dem es auch gelang, den Steifgefrorenen ins Leben zurückzurufen. Der Kranke gab an, daß er gegen 4 Uhr morgens ein Restaurant in der Friedrichstraße in angetrunkenem Zustande verlassen hebe, weiß jedoch nicht, wie er auf das freie Feld gelangt ist. St. wurde nach einem Berliner Krankenhause überführt.


Oranienburg, Sonnabend, den 22. Februar 1902 (Nr. 4), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Vertreter der neu zu errichtenden Kolonie Baufelde sind jetzt eifrig dabei, die Schwierigkeiten, welche der Bebauung entgegenstehen, zu beheben. In ganz kurzer Zeit sind 50000 Mark gezeichnet worden, um Straßenpflasterungen vorzunehmen. Sobald dieselben ausgeführt sind, werden sofort die ersten Bebauungen vorgenommen werden. Wie es heißt, wollen ca. 80 Parzellenbesitzer gleich Wohnhäuser errichten. Wenn dem so ist, hätte die am äußersten Ende der Alt-Landsberger Feldmark, nahe Bahnhof Fredersdorf belegene junge Kolonie, deren Terrain dreimal so groß ist wie das eigentliche Stadtgebiet, alle Aussicht, die an Abzehrung leidende Mutter bald an Einwohnerzahl zu überflügeln.


Oranienburg, Donnerstag, den 6. März 1902 (Nr. 55), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Eine Herabsetzung der Gemeindesteuern haben die hiesigen Stadtverordneten bei der Festsetzung der Stadthaushaltsetats für 1902/1903 beschlossen. ... Die Kämmereikasse wies in letzter Zeit stets einen ziemlich hohen Barbestand aus, den die Stadtverordnetenversammlung für überflüssig hält ...


Oranienburg, Freitag, den 7. März 1902 (Nr. 56), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die Pläne für die nordöstliche Berliner Vorortbahn liegen jetzt, nachdem mit sämtlichen beteiligten Gemeinden wegen der Benutzung der öffentlichen Wege Verträge abge­schlossen sind, der Regierung zu Potsdam vor, die bereits die demnächstige Genehmigung in Aussicht gestellt hat. Die geplante Linie beginnt an der Kirche in Französisch-Buchholz, benutzt bis Pankow die Provinzialstraße, geht dann durch Heinersdorf nach Neu- und Alt-Weißensee und Neu-Hohenschönhausen, durchschneidet die Gemeinden Lichtenberg und Friedrichsberg in nordsüdlicher Richtung, erreicht am Boxhagener Wege die Gemeinde Rummelsburg und benutzt schließlich bis Stralau den eisenbahnfiskalischen Parallelweg an der Ringbahn. Die Unternehmer sind verpflichtet, die Bahn innerhalb von 15 zum Bau geeigneter Monate nach Erteilung der behördlichen Genehmigung dem Betrieb zu übergeben.


Oranienburg, Freitag, den 7. März 1902 (Nr. 56), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Wriezen. Die Krebspest, die bekanntlich vor einer Reihe von Jahren die wertvollen Krebsbestände vieler Seen und Flußgebiete vernichtete, ist im Herbst vorigen Jahres im Gamensee bei Station Tiefensee der Bahnlinie Berlin-Wriezen ausgebrochen, sodaß jetzt kein lebender Krebs in dem herrlichen See vorhanden ist. Nunmehr beginnt, wie in einer Kommissionssitzung des Branden­burgischen Fischervereins kürzlich mitgeteilt wurde, auch in dem Mittelsee, einem dem Gamensee benachbarten Wasserbecken ohne Zusammenhang mit jenem ein heftiges Krebssterben. ...


Oranienburg, Dienstag, den 11. März 1902 (Nr. 59), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Dahlwitz. Eine Lehre für viele Klatschmäuler bot die Privatklage der Frau Frieda Warnesch wider Frau Anna Weber zu Dahlwitz. Letztere ließ es sich angelegen sein, einer ganzen Anzahl Personen das Vorleben der Frau Warnesch in einem schlechten Lichte darzustellen und die Frauenehre derselben zu verunglimpfen. Frau Weber wurde hierfür vom Schöffengericht in Alt-Landsberg zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt.


Oranienburg, Freitag, den 14. März 1902 (Nr. 62), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Eine Herabsetzung der Gemeindesteuern haben die hiesigen Stadtverordneten bei der Festsetzung des Stadthaushaltsetats für 1902/1903 beschlossen. Die Zuschläge zur Grund-, Gebäude-, Gewerbe- und Betriebssteuer, welche bisher 140 pCt. betrugen, wurden auf 100 pCt. und die bisherigen 100 pCt. zur Einkommenssteuer auf 80 pCt. ermäßigt.

Köpenick. Ein neuer Amtsbezirk Ober-Schöneweide wird zum 1. April d. J. errichtet infolge des außerordentlichen Anwachsens dieser Gemeinde. ...

Weißensee. Der Plan der Eingemeindung des Dorfes (Alt-) Weißensee in Neu-Weißensee ist für absehbare Zeit gescheitert. In der gestrigen Sitzung der Gemeindevertretung in Weißensee wurde die Frage lebhaft erörtert, doch fand sich für die Einverleibung des Ortes in Neu-Weißensee keine Mehrheit. Die Einverleibung wird hauptsächlich mit Rücksicht auf die ungünstige Finanzlage von Neu-Weißensee abgelehnt. Erst wenn Neu-Weißensee Stadt werden sollte, würde der Frage der Eingemeindung von Weißensee abermals nähergetreten werden.


Oranienburg, Dienstag, den 18. März 1902 (Nr. 65), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Es ist festgestellt worden, daß viele ländliche Gemeinde- und Gutsvorsteher nicht im stande sind, Nottestamente in rechtsgiltiger Form aufzunehmen. Der Justizminister hat daher in Erwägung gezogen, Amtsvorsteher und Lehrer an Stelle solcher Gemeindevorsteher als Urkunds­personen zur Aufnahme von Nottestamenten zu bestellen.


Oranienburg, Freitag, den 21. März 1902 (Nr. 68), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die berühmte Kirche in Buch bei Bernau, welche der Magistrat restaurieren lassen wollte, will der Etatsausschuß dem Verfall preisgeben. Das Rittergut Buch, so wurde gesagt, sei erst seit kurzer Zeit im Besitze der Stadt Berlin, und wenn die Kirche reparaturbedürftig sei, so habe der Vorbesitzer seine Patronatspflichten nicht erfüllt. Die weit über hundert Jahre alte Kirche mit ihrer eichengeschnitzten Kanzel und dem prächtigen Altar ist weit und breit berühmt. ...

Mahlsdorf. Ein frecher Einbruch wurde kürzlich hierselbst versucht. Frau Gutsbesitzer Lemke wurde in der Nacht durch ein Geräusch aufmerksam. man fand, daß 3 Personen auf dem Gehöft waren und die Hausthür angebohrt hatten, um in das Innere des Hauses zu gelangen. ... Als am Morgen ein Arbeiter den Knecht wecken wollte, fand er denselben geknebelt und festgebunden im Bette. Die Spitzbuben hatten von ihm verlangt, er solle angeben „wo die Alte das Geld habe“. ...


Oranienburg, Sonntag, den 23. März 1902 (Nr. 70), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Eine Anleihe von 4½ Millionen M. plant die Vorortgemeinde Neu-Weißensee. ... Das Geld wird zur Tilgung aufgenommener Darlehen, aber auch zur Durchführung notwendiger Gemeinde-Einrichtungen und Bauten gebraucht.


Oranienburg, Dienstag, den 25. März 1902 (Nr. 71), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Dahlwitz. In der kürzlich hier stattgehabten Hausväter-Versammlung wurde mit großer Mehrheit beschlossen, den hiesigen 2 Lehrern in Anbetracht der beträchtlich höheren Preise für Lebensmittel eine Teuerungszulage von 100 Mark pro Etatsjahr 1902-08 zu gewähren. Hoffentlich werden viele Gemeinden diesem anerkennenswerten Vorbilde folgen.


Oranienburg, Sonntag, den 30. März 1902 (Nr. 75), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Der Bürgermeister Heggemann hierselbst ist zum Amtsvorsteher für den Amtsbezirk Beiersdorf, welcher die Ortschaften Beiersdorf, Schönfeld, Willmersdorf, Weesow, Freudenberg und Tiefensee umfaßt, ernannt worden, Die Uebernahme der Amtsgeschäfte erfolgt am 1. April.


Oranienburg, Donnerstag, den 10. April 1902 (Nr. 83), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. In der letzten Gemeindevertretersitzung zu Neu-Weißensee wurde eine Reihe für Berlin wichtiger Fragen erörtert.


Oranienburg, Sonnabend, den 12. April 1902 (Nr. 85), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Neben den Maurern haben hier auch die Töpfer höhere Lohnforderungen gestellt. Von der Ansicht ausgehend, daß die Meister dieselben Preise erzielen, wie ihre Berliner Kollegen, beanspruchen hier die Töpfer einen Stundenlohn von 75 Pfennig, also um ein Drittel mehr wie die Maurer.


Oranienburg, Dienstag, den 22. April 1902 (Nr. 93), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Bei militärischen Uebungen sind in letzter Zeit wiederholt böswillige Zer­störungen von Feldtelegraphen-Leitungen, Entwendungen von Drähten vorgekommen, ohne daß es gelungen ist, der Thäter habhaft zu werden. Da in der Zeit vom 19. April bis 3. Mai in der Gegend von Alt-Landsberg eine Telegraphen-Betriebsübung seitens des Telegraphenbataillons Nr. 1 ab­gehalten werden soll, so richtet der Landrat des Kreises Niederbarnim an die Ortspolizeibehörden, Ortsbehörden und Gendarmen das Ersuchen, das Bataillon bei dem Schutze und der Bewachung seiner Telegraphenleitungen nach Kräften zu unterstützen. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 24. April 1902 (Nr. 95), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Seit Montag, 14. d. M., streiken hierselbst die Maurer und Zimmerleute. Dieselben beanspruchen von den Meistern einen Stundenlohn von 45 Pf. Die Unterhandlungen wegen dieses Lohnsatzes sind bisher ergebnislos gewesen. Bereits am vergangenen Sonntag sind italienische Arbeiter eingetroffen, welche auf Bauten in Blankenburg beschäftigt werden.


Märkische Presse, Sonnabend, den 27. April 1902 (Nr. 97), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Dienstag Abend gegen 10¾ Uhr verkündete die kleine Sturmglocke schon wieder den Ausbruch eines Feuers außerhalb der Stadt. Es kam wohl hierbei manchem sogleich die Ver­mutung, daß der Brandherd dieses Schadenfeuers wieder in dem benachbarten Schönow sei. Wie sich bald herausstellte, bestätigte sich dann auch diese Annahme. Es stand dort ein mit Stroh gedeckter Stall auf dem Gehöft des Kossäten Hildebrandt in Flammen. Auch dieser Brand ist wie die vorhergehenden durch ruchlose Hand angelegt worden, und zwar hatte der Thäter ein Fach des Stalles eingeschlagen und dann das Feuer in demselben angezündet. Durch das Bellen des Hofhundes wurde die Hildebrandtsche Familie, die sich bereits zur Ruhe begeben hatte, auf das Feuer aufmerksam und gelang es derselben dann auch glücklicherweise noch, die im Stall untergebrachten Pferde und Schweine herauszubringen, während zwei Kühe, eine Färse und zwei Kälber leider verbrannten. Die hiesige Feuerwehr war auch diesmal wieder nach der Brandstelle ausgerückt. Es ist nun schon die vierte Brandstiftung, die seit einigen Monaten in Schönow verübt worden ist. Die Brände liegen immer in Zwischenräumen von 4-6 Wochen.


Oranienburg, Dienstag, den 29. April 1902 (Nr. 99), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Das Hussitenfest wird am Montag den 5. Mai 1902, vormittags 10 Uhr, in üblicher Weise mit Prozession und Gottesdienst gefeiert werden.

Neu-Weißensee. Der letzte Pferdemarkt war äußerst gut besucht und standen ca. 2000 bis 3000 Pferde zum Verkauf. Die Nachfrage war ziemlich gut, sodaß die Verkäufer bei mittleren Preisen befriedigt wurden.


Oranienburg, Donnerstag, den 1. Mai 1902 (Nr. 101), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Das Berliner Polizeipräsidium gestattet nunmehr, daß Frauen in polizeilich überwachten Vereinsversammlungen in einem getrennten Raume als Zuhörerinnen zugelassen werden dürfen.


Oranienburg, Donnerstag, den 1. Mai 1902 (Nr. 101), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Das Radfahren der Kinder ist, wenn überhaupt, so nur mit größter Vorsicht zu gestatten. Denn die gerade bei Kindern vorhandene Neigung zur Uebertreibung kann, besonders in den Entwicklungsjahren, schwere und dauernde Schädigung des Herzens verschulden. Größere Touren sollen Kinder überhaupt nicht machen, auch die kleinen nur in langsamstem Tempo, in gerader Haltung und mit richtiger Atmung. Sehr wichtig ist besonders für Mädchen die Wahl des richtigen Sattels.

Bernau. Fortgesetzt wiederholen sich hier die Frevelthaten des Bespritzens der Damenkleider mit einer ätzenden Flüssigkeit (Holzbeize, wie sie in Drechslereien zur Verwendung gelangt.) Als am Sonntag Abend zwischen 9 und 10 Uhr das Prediger Latksche Ehepaar die Königsstraße hierselbst passiert, gewahrte die Gattin in der Nähe der Plettnerschen Konditorei, daß ihr Kleid durch einen vorübergehenden jungen Mann mit der oben bezeichneten Flüssigkeit bespritzt und dadurch verdorben wurde. An demselben Abend wurde auch noch das Kleid der Tochter des Kaufmanns Friedrich auf dem Wege von der Kaiserstraße bis zum Bahnhof auf gleiche Weise beschädigt. Auf die Ermittelung des oder der Thäter ist jetzt eine Belohnung von 200 M. seitens des Magistrats gesetzt worden.


Oranienburg, Sonnabend, den 3. Mai 1902 (Nr. 103), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Mittwoch früh gegen 6 Uhr wurde bei dem Radickeschen Garten die Leiche eines Selbstmörders, welcher sich mit einem Revolver erschossen hatte, aufgefunden. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 8. Mai 1902 (Nr. 107), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Das Hussitenfest wurde am vergangenen Montag, vormittags 10 Uhr, in hergebrachter Weise durch Prozession von der St. Marienkirche gefeiert. Das Wetter, kalt und teils regnerisch, hatte eine geringere Beteiligung als sonst zur Folge. Die Beteiligung an der Partie nach dem Liepnitzsee war infolgedessen auch geringer. Es herrschte trotzdem aber unter den Teilnehmern eine so vergnügte, heitere Stimmung, wie es lange nicht der Fall war. Von einer Weiterfahrt nach Uetzdorf - Lanke wurde des kalten Wetters wegen Abstand genommen. Das sonst so schöne Maiengrün, das die Waldpartie immer so angenehm machte, fehlte diesmal fast noch ganz.


Oranienburg, Freitag, den 23. Mai 1902 (Nr. 118), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Der Handelsmann Wilhelm Siering aus Weißensee iat wegen Sittlichkeitsverbrechens festgenommen worden. Siering liebte es, auf seinen Handelsfahrten kleine Mädchen anzulocken. Als er das auch in Weißensee mit einem siebenjährigen Kinde machte, wurde er ertappt und verhaftet.


Oranienburg, Sonnabend, den 24. Mai 1902 (Nr. 119), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Abzweigung eines Teils des hiesigen Amtsgerichtsbezirks liegt gegenwärtig im Plan der Justizbehörde. Es handelt sich um die an den Bernauer Amtsgerichtsbezirk grenzenden Orte, speziell Wilmersdorf, welches nach Bernau kommen soll.

Neu-Weißensee. Ein Verwaltungsstreitverfahren schwebt zwischen der politischen Gemeinde Neu-Weißensee und der dortigen Kirchengemeinde. Diese verlangt von der politischen Gemeinde einen Zuschuß von 36 v. H. zum Bau eines neuen Pfarrhauses. Die Gemeindevertretung lehnte die Bewilligung des Zuschusses mit der Begründung ab, daß Neu-Weißensee keine Patronatsrechte besitze, und da es gegenüber der Kirchengemeinde keinerlei Rechte habe, könne sie auch keine Pflichten haben. Die Aufsichtsbehörde war anderer Meinung und verfügte die zwangsweise Einstellung des Zuschusses von 36 v. H., zu den Kosten des neuen Pfarrhauses in den Gemeinde­etat. Gegen diese Verfügung geht nun die Gemeinde im Verwaltungsstreitwege vor.


Oranienburg, Dienstag, den 27. Mai 1902 (Nr. 121), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Wie mitgeteilt wurde, wird die hier am 3. Juni stattfindende landwirtschaftliche Ausstellung recht gut beschickt werden. Besonders sind verhältnismäßig viel Pferde und Geflügel angemeldet worden. Auch mit Rindvieh und landwirtschaftlichen Maschinen wird der Platz gut besetzt werden, dagegen ist an Schweinen, Schafen und Ziegen bisher nur wenig angemeldet worden. Ebenso halten sich die kleineren Gewerbetreibenden und Geschäftsleute, welchen hier Gelegenheit geboten ist, ihre Waren einem größeren Publikum in vom Komitee gelieferten Räumen oder in eigenen Buden vorzuführen, auffallend zurück. Jedenfalls wird die Ausstellung viel des Interessanten und Sehenswerten bieten.


Oranienburg, Mittwoch, den 28. Mai 1902 (Nr. 122), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Die Errichtung des Magerviehhofes ist in Frage gestellt. Nachdem das Abge­ordnetenhaus der Viehverwertungsgenossenschaft ein Darlehen von 2 600 000 M. zur Errichtung eines Magerviehhofes in Friedrichsfelde bewilligt hat, ist man darangegangen, einen Bebauungs­plan für das Gelände des künftigen Viehhofes und seiner Umgebung festzustellen. Dabei ist es nun zu erheblichen Differenzen zwischen der Gemeinde Friedrichsfelde und der Vieh­verwertungs­genossenschaft gekommen. Die Gemeindevertretung verlangt von der Genossenschaft die Anlage einer breiten chaussierten Straße längs des ganzen Viehhofes sowie dreier Querstraßen mit Kanalisationsrohrleitung. Ferner soll beim Bau von Wohnhäusern eine Abgabe von 200 M. für das Grundstück an die Gemeinde entrichtet werden. Das Geld ist für kommunale, besonders für Schulzwecke bestimmt. Die Genossenschaft für Viehverwertung will aber auf diese Bedingung nicht eingehen und hat der Gemeindevertretung ein Schreiben zugehen lassen, in welchem sie erklärt, sofern die Gemeinde bei ihren Forderungen beharrt, von der Errichtung eines Mager­viehhofes in Friedrichsfelde überhaupt Abstand nehmen zu müssen. Die Gemeindevertretung hat beschlossen, die gestellten Bedingungen im wesentlichen aufrecht zu erhalten. Die Genossenschaft legt demgegenüber einen großen Wert darauf, die Hauptstraße ungepflastert zu lassen, da sie die Errichtung eines Pferdemarktes im Anschluß an den Viehhof beabsichtigt.


Oranienburg, Donnerstag, den 29. Mai 1902 (Nr. 123), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die Deputation für die städtische Irrenpflege hat beschlossen, den Gemeinde­vertretern den Bau von zwei neuen Irrenanstalten vorzuschlagen und diesen Antrag damit zu begründen, daß die Irrenanstalt Buch nicht genügt, auf Jahre hinaus die steigende Zahl von pflegebedürftigen Personen aufzunehmen.


Oranienburg, Donnerstag, den 29. Mai 1902 (Nr. 123), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Bäckermeister Plettner macht im „Kreisbl.“ bekannt: „Zur gefälligen Beachtung. Weil ich einige Minuten vor 5 Uhr morgens für 15 Pfennig Backware verkauft habe, wurde ich von dem Bäckermeister Herrn Gustav Schuknecht angezeigt. Meine geehrte Kundschaft bitte ich deshalb höflichst, nicht vor 5 Uhr morgens in meinem Laden Ware zu kaufen; schicke jedoch bestellte Ware zu jeder gewünschten Zeit frei ins Haus.“


Oranienburg, Freitag, den 30. Mai 1902 (Nr. 124), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Das 25jährige Amtsjubiläum des Amtsvorstehers Heinrich Feldtmann von Weißensee ist am Mittwoch unter reger Beteiligung der Behörden, der Vereine und der Bewohner des Bezirks feierlich begangen worden.


Oranienburg, Sonntag, den 1. Juni 1902 (Nr. 126), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Bei der Frühjahrsparade ereigneten sich am Freitag mehrere Unfälle. In der Bellealliancestraße wurden zwei, in der Friedrichstraße drei Damen ohnmächtig. Ferner brach in der Bellealliancestraße ein korpulenter Herr, vom Hitzschlag getroffen, zusammen; im Gedränge der Friedrichstraße erlitt ein Kind erhebliche Quetschungen, während einem jungen Manne durch einen unvorsichtig getragenen Stock eine schwere Verletzung am rechten Auge beigebracht wurde. In einem Restaurant brach gerade, als der Kaiser vorbeikam, eine schwere Dame, die auf einen Stuhl gestiegen war, durch das Rohrgeflecht des Stuhles und kam so unglücklich zu Fall, daß sie einen Bruch des Unterarmes davontrug. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 4. Juni 1902 (Nr. 128), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Bei einem Wettfahren stürzte am Sonntag Vormittag auf der Bernau-Wandlitzer Chaussee zwischen Waldkater und Lanker Straße ein Berliner Radfahrer namens Karl König so unglücklich, daß derselbe liegen blieb und per Wagen besinnungslos zu einem hiesigen Arzt gebracht werden mußte. Der Verunglückte hatte am Kopf schwere Verletzungen erlitten und waren namentlich das linke Auge und Ohr stark beschädigt. Das von dem Radfahrer benutzte, zusammengebrochene Rad soll außergewöhnlich leicht und mit ausgefraisten Bostonfelgen versehen gewesen sein.

Blumberg. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend drangen Diebe in das hiesige Stations­gebäude ein und erbrachen die Kasse, aus welcher sie 105 Mark entwendeten. Von den Dieben fehlt jede Spur. - Kaum lockt die warme Witterung zu einem erfrischenden Bad, so kommen auch schon die Meldungen über Unglücksfälle. Am Sonnabend Nachmittag ertranken der 6 jährige Sohn des Ziegeleibesitzers Dürr sowie der Sohn eines Maschinisten im Pfuhl an der hiesigen Ziegelei.


Oranienburg, Sonnabend, den 7. Juni 1902 (Nr. 131), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Besuch der am Dienstag hierselbst stattgehabten Tierschau war ein sehr guter. Es passierten die Kasse ca. 3000 Personen. ... - Auch der Spritz-Unhold, der hier schon seit langer Zeit sein Wesen treibt, hat am Ausstellungstage wieder sein unsauberes Handwerk ausgeübt und die Kleider zweier Damen durch Bespritzen mit der bekannten ätzenden Flüssigkeit stark beschädigt.


Oranienburg, Mittwoch, den 11. Juni 1902 (Nr. 134), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. In unsere Orte haben bei den Ersatzwahlen zur Gemeinde-Vertretung die sozialdemokratischen Kandidaten gesiegt. An Stelle des verstorbenen Herrn Gerstenberger wurde Herr Schumann mit sämtlichen abgegebenen Stimmen gewählt. Ferner errang der Sozialdemokrat Gartz, der sich wegen Beanstandung seines Mandats einer Neuwahl unterziehen musste, das Mandat wieder. Er erhielt 258, sein bürgerlicher Gegenkandidat nur 5 Stimmen. In der Gemeinde­vertretung von Neu-Weißensee sind nunmehr sechs Sozialdemokraten.


Oranienburg, Sonnabend, den 28. Juni 1902 (Nr. 149), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Kaulsdorf. Auf dem Güterbahnhof hierselbst glitt diesertage der Knecht Lewandowski mit einem Teil der Heufuhre, auf der er saß, ab und fiel auf das Geleis, auf dem gerade eine Lowry daher kam. Die Räder des Fahrzeuges gingen dem L. über das rechte Bein und trennten dies vollständig ab. Der Verunglückte wurde nach einem Berliner Krankenhause überführt.


Oranienburg, Sonnabend, den 5. Juli 1902 (Nr. 155), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Wartenberg. Ein dreifaches Jubiläum feierte diesertags der Schuhmachermeister Moritz Blumberg hierselbst, und zwar die silberne Hochzeit, das 25jährige Meister-Jubiläum und den Tag, an wel­chem er vor 25 Jahren seine noch jetzt innehabende Wohnung beim Büdner Waldow bezogen hat.


Oranienburg, Donnerstag, den 10. Juli 1902 (Nr. 159), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Für die Gruppe VII des Kreis-Kriegerverbandes Niederbarnim, bestehend aus den Kriegervereinen Alt-Landsberg, Neuenhagen, Petershagen, Eggersdorf und Hönow, ist die Bildung einer freiwilligen Sanitätskolonne, wie sie in Kalkberge-Rüdersdorf, Erkner ec. bereits besteht, in Aussicht genommen. Der Gruppen-Vorsitzende, Herr Pastor Giertz, wird die Kolonne nächstens bilden.


Oranienburg, Freitag, den 11. Juli 1902 (Nr. 160), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Unsere neue Kirche geht ihrer nahen Vollendung entgegen. Diesertage trafen schon die beiden Glocken ein, wovon die große die Inschrift „Stiftung Auguste Viktoria“ und die kleinere „Frieden sei mit Euch“ trägt.


Oranienburg, Sonntag, den 13. Juli 1902 (Nr. 162), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die Gesamtfläche der städtischen Rieselfelder hat jetzt die Größe von ca. 14000 Hektar erreicht. Der Wert dieser Rieselfelder beziffert sich nach den Anlagekosten auf 37 Millionen Mark. Dazu kommen noch 70 Millionen Mark, die für Hochbauten, Kanäle und andere Ausrüstung verausgabt wurden. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 17. Juli 1902 (Nr. 165), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Ein Bootsunfall hat Sonntag Nachmittag wieder ein Menschenleben gefordert. Die Angestellten der städtischen Straßenreinigung in Berlin feierten im Schloß Weißensee „Zum Sternecker“ ihr Sommerfest. Hierbei vergnügten sich abends gegen 7½ Uhr vier Arbeitsburschen im Alter von 16 Jahren mit Bootfahren auf dem See, Sie trieben solange Allotria, bis das kleine Fahrzeug kenterte und alle vier im Wasser lagen. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 23. Juli 1902 (Nr. 170), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Auf dem weiten, sich westwärts der Schönhauser Allee hinter der Ringbahn ausdehnenden ehemaligen Wiesengelände, ist man jetzt mit der Pflasterung der künftigen Straßen­züge beschäftigt. Da bereits an der gegenüberliegenden Seite der Schönhauser Allee lebhafte Bauthätigkeit herrscht, so wird also dicht vor der Grenze des Pankower Gebiets ein umfangreicher Stadtteil entstehen. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 24. Juli 1902 (Nr. 171), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Recht trübselig schauen in diesem Jahre die Vermieter von Sommerwohnungen darein, das Geschäft geht flau, sehr flau sogar. Vor den Ferien war wenig Zuzug und die eingetretene schlechte Witterung dämmt das diesjährige kleine Bächlein, in anderen Jahren ein breiter Strom des Fremdenzuflusses wieder ganz ab und läßt für später wenig hoffen. In Strausberg, Eggersdorf, Bruchmühle und anderen Sommerfrischen ist großes Geklage über den bisherigen Sommer, der sich seinem rauhbeinigen Vorgänger, Frühling genannt, würdig anzureihen scheint.

Neu-Weißensee. In Gegenwart des Oberhofmeisters v. Mirbach fand Mittwoch in Neu-Weißensee die Abnahme des Geläutes für die neue, unter dem Protektorat der Kaiserin erbaute Bethanien-Kirche statt. Als Sachverständiger war Prof. Theodor Krause vom Akademischen Institut für Kirchenmusik geladen. Das Geläut besteht aus drei Gußstahlglocken, die a - cis - e gestimmt sind.

Stolzenhagen. ... Auf Anregung und im Beisein unseres Herrn Landrats ist am Sonntag den 20. Juli d. J. eine Freiw. Feuerwehr in unserer kleinen, nur 450 Einwohner zählenden Ortschaft begründet worden. ... Wenn man früher geglaubt habe, daß Dörfer mit rein ländlicher Bevölkerung nicht im stande wären, das gleiche zu leisten wie solche mit Industrie- und Handwerkerbevölkerung, so beweise das Beispiel von Marzahn, Blumberg, Dahlwitz und nun neuerdings von Stolzenhagen, daß es nur einer Zusammenfassung der vorhandenen Kräfte und einer Lust und Liebe erweckenden Anregung bedürfe, um auch in rein ländlichen Ortschaften das zu erreichen, was die Vororte und Städte schon lange besäßen. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 21. August 1902 (Nr. 195), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Sonntag Abend gegen 9 Uhr wurde unsere Einwohnerschaft durch Feuerlärm erschreckt. Es brannte die in der Chausseestraße hierselbst belegene Scheune des Ackerbürgers Wilhelm Graßnick, welche mit ihrem Inhalt ein Raub der Flammen wurde. - Auch im Dorfe Lindenberg brannte in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag gegen 12 Uhr die mit Getreide gefüllte Scheune des Bauerngutsbesitzers Wilhelm Ebel mit zwei darin befindlichen Wagen nieder.


Oranienburg, Freitag, den 22. August 1902 (Nr. 196), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Der Landbriefträger Wolter ist mit einer größeren Summe Geldes, die er jemanden zustellen sollte, flüchtig geworden. W. ist mittelgroß, trägt einen kleinen blonden Schnurrbart und ist in Uniformkleidung gewesen. Wohin er sich auf seiner Flucht gewandt, hat bis jetzt noch nicht ermittelt werden können.


Oranienburg, Dienstag, den 26. August 1902 (Nr. 199), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Der steckbrieflich verfolgte Landbriefträger Wolter von hier, der in der Richtung auf Wriezen zu entflohen sein sollte, hat sich seiner Behörde wieder gestellt. Angeblich soll derselbe Werneuchen nicht verlassen, sondern sich in seiner Wohnung verborgen gehalten haben. Die anscheinend veruntreute Summe, ca. 100 Mark, soll er auf Heller und Pfennig abgeliefert haben.


Oranienburg, Sonnabend, den 6. September 1902 (Nr. 209), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Am 1. d. M. wurde in einem auf hiesiger Feldmark an dem Kreuzungspunkt der Wege Alt-Landsberg - Blumberg und Seeberg - Blumberg in der Nähe des Vorwerks Trappenfelde befindlichen kleinen Wasserloche die Leiche einer 25-30 Jahre alten Frauensperson, welche 3-4 Tage dort gelegen haben mag, aufgefunden. Das Hemd, welches die Verstorbene trug, ist mit K. A. 18 gezeichnet. Alle, die über die Person der Unbekannten Auskunft geben können, werden ersucht, der hiesigen Polizei-Verwaltung ungesäumt Mitteilung zu machen.


Oranienburg, Dienstag, den 9. September 1902 (Nr. 211), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Wie im Herbst Blatt für Blatt vom Baume fällt, so fällt auch Genossenschaft für Genossenschaft vom Milchring ab und macht jetzt Frieden mit den Milchhändlern. Leicht wird den Genossenschaften die Lösung der Verbindung mit der Zentrale nicht gemacht, denn diese hält so fest, wie sie irgend kann und fordert Abstandsgelder, die manchmal in die tausende von Mark gehen und außerdem noch mehrjährige Haftung. Da ist es ganz erklärlich, daß die erbitterten Bauern ... auf Entbindung vom Vertrage klagbar werden. Die Hönower Milchproduzenten haben mit einer solchen Klage schon Erfolg gehabt. Ihrem Beispiel wollen nun auch die hiesigen dem Ringe angehörenden Genossenschaften folgen. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 13. September 1902 (Nr. 215), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Wie die Vandalen hausten ruchlose Buben auf der Chaussee von hier nach Wegendorf, indem dieselben eine Anzahl der dort gepflanzten Akazien umbrachen. In Anbetracht des gemeinnützigen Zweckes, welcher mit der Bepflanzung der Chausseen mit Bäumen befolgt wird, wäre nur zu wünschen, daß die Baumfrevler ermittelt und zur Bestrafung gebracht würden.


Oranienburg, Dienstag, den 16. September 1902 (Nr. 217), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. In eigentümlicher Weise ist ein junges, beim Gutsbesitzer Herrn G. Neumann - Wegendorf in Stellung gewesenes Mädchen verunglückt. Beim Melken wurde die Kuh, mit der sich das Dienstmädchen beschäftigte, von einer anderen angerannt, stieß die Magd um und trat sie. Hierdurch wurden innere Verletzungen herbeigeführt, denen das in das hiesige Krankenhaus gebrachte Mädchen Donnerstag erlegen ist.

Rüdersdorf. Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin, die bei der Errichtung des hiesigen Elektrizitätswerkes beteiligt ist, verhandelt über die Anlage einer elektrischen Bahn Erkner - Woltersdorf - Rüdersdorf. Die Gemeinden sollen die Hälfte des auf 800 000 M. ver­anschlagten Anlagekapitals verzinsen.


Oranienburg, Sonnabend, den 20. September 1902 (Nr. 221), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Dienstag Abend in der 12. Stunde verkündeten Alarmsignale „Stadtfeuer“. Es brannte die Herrn Maurermeister Conrad gehörige große zweithorige Scheune am Bollensdorfer Wege, in der mehrere kleine Besitzer ihre Erntevorräte geborgen hatten. Der sturmartige Wind und seine ungünstige Richtung ließen ein Uebergreifen auf die Nachbarscheunen voraussehen, umsomehr, als zwischen den Scheunen keine Brandgiebel waren. Die benachbarte, bis oben heran­gefüllte Scheune des Herrn Franz Wilhelm stand dann auch bald ebenfalls in Flammen. An ihrem nördlichen Giebel kam das Feuer wider Erwarten zum Stehen und alle Gefahr schien beseitigt, als früh gegen 5 Uhr aufs neue Feueralarm geblasen wurde. Auch die benachbarte große D. Hußsche Scheune war noch nachträglich in Brand geraten, der nun nicht mehr zu löschen war. Die Eigentümer der drei abgebrannten Scheunen sind versichert, auch mit deren Inhalt, soweit ein solcher vorhanden war. Dagegen soll von den Mietern der Conradschen Scheune nur einer versichert sein, die anderen beiden Mieter erleiden einen empfindlichen Verlust.


Oranienburg, Sonnabend, den 21. September 1902 (Nr. 222), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Tegel. Vom Nordkanalprojekt ist es vollständig still geworden. Vor längerer Zeit wurde ein Nordkanalverein ins Leben gerufen, der anfänglich eine recht lebhafte Bewegung einleitete und Skizzen für den Lauf des Kanals ausarbeiten ließ. Der Kanal sollte vom Tegeler See ausgehen, über Dalldorf, Reinickendorf, Pankow, Weißensee und Oberschöneweide geleitet werden und in die Oberspree münden. Alle Bemühungen, Berlin für den Plan zu gewinnen, waren vergeblich. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 27. September 1902 (Nr. 227), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Rüdersdorf. Hier soll ein größeres Krankenhaus gebaut werden, damit man die im Bergwerks­betrieb, und darum handelt es sich ja meist, Verunglückten, wie überhaupt die der Knappschafts­kasse angehörenden Patienten nicht mehr in das Knappschaftslazarett nach Halle zu schaffen braucht. (Halle ist der zuständige Platz für sämtliche Knappschaftsangelegenheiten.)


Oranienburg, Donnerstag, den 2. Oktober 1902 (Nr. 231), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Das leidige Bespritzen von Damenkleidern mit einer ätzenden Flüssigkeit wird hier in letzter Zeit auf Straßen und Promenaden durch ruchlose Hände wieder eifrig betrieben. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 4. Oktober 1902 (Nr. 233), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Das mehrere Jahre alte Frage- und Antwortspiel: Wird die Chaussee Wegendorf - Buchholz - Alt-Landsberg gebaut oder nicht? wird jetzt wieder einmal mit „Ja, und zwar sofort“ beantwortet. Der mit Ausbesserung des Pflasters von Wegendorf bis zur Feldmark der Domäne Alt-Landsberg beschäftigt gewesene Schachtmeister soll Anweisung erhalten haben, sofort mit den Erdarbeiten zu beginnen. Soweit war er vor einiger Zeit schon, er erhielt aber plötzlich Gegenbefehl und mußte die angenommenen Leute wieder entlassen. Hoffentlich geht's nun aber flott vorwärts und es tauchen keine neuen Verzögerungen, namentlich bei der Strecke Kreisgrenze - Alt-Landsberg auf.

Bernau. Eine unliebsame Begegnung mit Wegelagerern hatte am Dienstag der Schlächtermeister Herr Reiche aus Schwanebeck. Als derselbe gegen 10 Uhr abends von Bernau kommend mit seinem Rade die Berliner Chaussee passierte, sprangen in der Nähe des Gehrenberges plötzlich zwei Männer auf ihn zu, die Geld von ihm forderten. Der Genannte hieb jedoch kurz entschlossen auf die beiden ein und gelang es ihm dann, auf seinem Rade schleunigst zu entkommen.


Oranienburg, Dienstag, den 7. Oktober 1902 (Nr. 235), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Donnerstag Abend brannte in Birkholz eine dem Halbbauer Karl Schumann gehörige, mit Getreide gefüllte massive neue Scheune nieder.


Oranienburg, Dienstag, den 14. Oktober 1902 (Nr. 241), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Entgleist ist Donnerstag Nachmittag 2.30 Uhr der Personenwagen der hiesigen Kleinbahn gleich bei der Ausfahrt aus dem Bahnhofe. Materialschaden oder gar Verletzungen von Personen sind dabei nicht erfolgt. In wenigen Minuten war ein anderer Wagen eingestellt und wurde der Anschluß in Hoppegarten noch erreicht.


Oranienburg, Donnerstag, den 16. Oktober 1902 (Nr. 243), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. In der letzten Gemeindevertreter-Sitzung kam es zu einer längeren Debatte über die Wahl einer Zeitung zum amtlichen Organ. Der „Amtliche Anzeiger“ hatte verschiedentlich an Beschlüssen, welche die Gemeindevertretung gefaßt hatte, Kritik geübt und zwar noch in etwas witziger Weise. Das wurde dadurch geahndet, daß man dem Blatte die amtlichen Bekannt­machungen entzog und ebenso die jährliche Pauschale. Zum amtlichen Organ ist nunmehr die „Weißenseer Zeitung“ bestimmt worden.


Oranienburg, Freitag, den 17. Oktober 1902 (Nr. 244), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Das neu aufgeführte Amtsgerichts- und Gefängnisgebäude ist am Sonnabend gerichtet wurden.


Oranienburg, Sonnabend, den 18. Oktober 1902 (Nr. 245), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Falsche 2 Markstücke verkaufte Dienstag hierselbst der auf Wanderschaft befindliche Tischlergeselle Toske. Er gab die Falsifikate an Handwerksburschen sehr billig für 10 und 20 Pfennigstücke ab. Als die Polizei von diesen seltsamen Geschäften Wind erhielt, hatte Toske Bernau bereits den Rücken gekehrt. Angeblich soll er nach Eberswalde weiter gewandert sein.

Falkenberg. Der Jagdpächter und Mühlenbesitzer Lang von hier zerlegte sein Gewehr und zeigte es einem Gast, wobei ein Schuß losging und dessen 9 jährige Tochter traf, die sofort tot war. Der unglückliche Vater, ein hochgeachteter Bürger, stürzte vor Schreck bewußtlos zusammen.


Oranienburg, Sonntag, den 19. Oktober 1902 (Nr. 246), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Auch in den Berliner Vororten gehen die Schlächtermeister jetzt daran, durch das Verteilen von Flugblättern auf eine weitere Fleisch- und Wurstverteuerung vorzubereiten. Die hiesige Fleischer-Innung hat beschlossen, 5000 Exemplare von dem von der „Fleischer-Zeitung“ herausgegebenen Flugblatt zu erwerben und am Orte zu verteilen.


Oranienburg, Dienstag, den 21. Oktober 1902 (Nr. 247), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Der Geh. Kommerzienrat Karl Spindler, der Inhaber der bekannten Weltfirma W. Spindler in Berlin und Spindlersfeld, ist am Sonnabend in Spindlersfeld bei Köpenick gestorben. Seit dem Tode seines Vaters Wilhelm Spindler im Jahre 1878 stand er an der Spitze des gewaltigen Unternehmens, zu dem am 1. Oktober 1832 eine kleine Seidenfärberei in der Burgstraße, die später in die Wallstraße verlegt und erweitert wurde, den Grundstein legte. Jetzt sind in dem Weltgeschäft, dessen technischer Teil seit 25 Jahren nach Spindlersfeld an der Oberspree verlegt ist, 2300 Arbeiter und Angestellte, sowie 400 Beamte thätig. Das Unternehmen umfaßt Färberei, Druckerei, Appretur und Waschanstalt; es hat über 1000 Agenturen in größeren Städten. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 23. Oktober 1902 (Nr. 249), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Bei den katholischen Kirchenwahlen hierselbst gelang es den Polen diesertage, ihre sämtlichen Kandidaten durchzubringen. Es werden jetzt im Kirchenvorstand 3, in der Gemeindevertretung 12 Polen vertreten sein. Die Zahl der Katholiken in Neu-Weißensee beläuft sich auf etwa 6000, davon sind ungefähr 2000 Polen.


Oranienburg, Freitag, den 24. Oktober 1902 (Nr. 250), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Zur Einweihung der Bethanienkirche wird das Kaiserpaar am nächsten Sonntag vom Garde-Dragonerregiment geleitet unter dem Geläut der Bethanien- und der katholischen Kirche in Neu-Weißensee einziehen. Die Ehrenkompanie mit der Fahne stellt das Alexanderregiment, die Musik, die neben der Orgel die Gesänge begleiten soll, das Gardefüsilier-Regiment. Um 11 Uhr wird das Kaiserpaar an der Kirchenthür empfangen von dem Vorsitzenden des Evangelischen Kirchenbauvereins Geheimen Rat Weymann, den Minister[n] Dr. Studt, Freiherrn von Reinhaben, Freiherrn von Hammerstein und Budde, dem Präsidenten und Vizepräsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats ec. Nach dem feierlichen Eintritt in die Kirche vollzieht D. Faber den Weiheakt.


Oranienburg, Sonntag, den 26. Oktober 1902 (Nr. 252), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Rüdersdorf. Auch die Frauen fühlen hier das Bedürfnis, sich ebenso wie die Männer zu Vereinen zusammenzuschließen; so hat sich jetzt ein Arbeiterfrauenverein gebildet, der den Zweck verfolgt, seine Mitglieder in Fällen der Not zu unterstützen.


Oranienburg, Donnerstag, den 6. November 1902 (Nr. 261), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. In letzter Zeit machten einige Besitzer in dem benachbarten Schwanebeck wiederholt die Wahrnehmung, daß auf der dortigen Feldmark gewildert wird. Am letzten Sonntag gelang es nun mehreren Ortseinwohnern, die sich zur Ermittelung der Wilderer aufgemacht hatten, einen der­selben festzunehmen, während zwei andere mitbeteiligte Personen leider entkamen. Letztere hatten bei der Verfolgung ein erlegtes Reh, ein Gewehr und die Kopfbedeckungen zurückgelassen. Der festgenommene Wilddieb wurde dem hiesigen Königlichen Amtsgericht zur Untersuchungshaft eingeliefert.


Oranienburg, Sonnabend, den 8. November 1902 (Nr. 263), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Dienstag Abend gegen 6 Uhr wurde die hiesige freiwillige Feuerwehr alarmiert. Es brannte um die angegebene Zeit im benachbarten Zepernick eine der Bauerngutsbesitzerin Ww. Dräger gehörige, mit Strohdach versehene Scheune, in der sich Getreidevorräte befanden, nieder. Auch ein angrenzender massiver Stall wurde ein Raub der Flammen. Die aus den Nachbar­gemeinden zahlreich erschienenen Löschmannschaften vermochten mit ihren Spritzen nur noch die anliegenden Gebäude zu schützen.


Oranienburg, Donnerstag, den 13. November 1902 (Nr. 261), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Sonntag früh gegen 5½ Uhr wurden unsere Einwohner wiederum durch Feuersignale erschreckt. Es brannte im Hause des Gastwirts Herrn Frohn, Kaiserstraße 1 hierselbst, wo sich u. a. im Seitengebäude die Werkstatt des Drechslermeisters Herrn Albrecht befindet. Das Feuer war in vorgenannter Werkstatt entstanden. Der herbeigeeilten Feuerwehr gelang es zum Glück, das Feuer bald zu löschen, sodaß größerer Schaden verhindert wurde.


Oranienburg, Freitag, den 14. November 1902 (Nr. 268), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Seefeld. Ein bedauerlicher Unglücksfall trug sich am letzten Freitag hier zu. Die Frau des Arbeiters Simon war gerade beschäftigt, die Straßenlaternen anzustecken, als der sehr kurzsichtige Sohn des Gastswirts Th. mit seinem Fahrrade die Leiter, auf der Frau S. stand, anfuhr. Letztere stürzte herab und vermochte sich nicht mehr zu erheben. Am Montag ist die Verunglückte leider ihren Verletzungen erlegen.


Oranienburg, Donnerstag, den 27. November 1902 (Nr. 278), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Der hiesige Zentralfriedhof reicht für Berlin schon nicht mehr aus. Deshalb soll ein neuer bestimmt in Stahnsdorf angelegt werden. Die Anlage steht jetzt fest, obwohl die Auflassung des 600 Morgen großen Grundbesitzes an die Berliner Stadtsynode seitens der Stahnsdorfer Terraingesellschaft noch nicht erfolgt ist. Es handelt sich jetzt hierbei lediglich um eine Formalität, die bald geregelt wird.


Oranienburg, Sonnabend, den 29. November 1902 (Nr. 280), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Beschlußfassung in der letzten Stadtverordnetensitzung über ein Elektrizitäts­werk wurde vertagt, um von einem unparteiischen Sachverständigen ein Projekt aufstellen zu lassen, auch in Müncheberg anzufragen, wie sich dort die Gasanstalt bewährt hat.

Neu-Weißensee. Seit zwei Jahren schon schwebt eine Klage unserer Gemeinde gegen die Stadt Berlin auf Zahlung eines Zuschusses zu den Schullasten. Die Klage ist damit begründet, daß die Zahl jener Kinder, deren Eltern hier wohnen, aber in Berlin ihrem Beruf nachgehen, sehr groß ist. Es sind zumeist Arbeiter, die überhaupt nicht oder nur ganz gering zu den Steuern herangezogen werden können, sodaß der Ort kommunale Einrichtungen zu Gunsten der Stadt Berlin unterhalten müsse. ...


Oranienburg, Freitag, den 12. Dezember 1902 (Nr. 291), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Der Bau des Magerviehhofes schreitet trotz grimmiger Kälte rüstig vorwärts. Die Maurer haben allerdings des strengen Frostes wegen ihre Arbeiten einstellen müssen. Es arbeiten aber noch etwa hundert Mann an der Kanalisation, sowie an der Legung der Gas- und Wasser­leitungen. Man will durchaus den zur Fertigstellung des Viehhofes festgesetzten Termin einhalten.


Oranienburg, Sonnabend, den 13. Dezember 1902 (Nr. 292), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Nach der diesjährigen Personenstands-Aufnahme vom 27. Oktober cr. beträgt die Seelen­zahl unserer Stadt 8644. ... so hat also Bernau im Laufe des letzten Jahres um 246 Einwohner zugenommen.


Oranienburg, Sonntag, den 14. Dezember 1902 (Nr. 293), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Die Aufsichtsbehörde ist dagegen eingeschritten, daß die Gemeindevertretungen kleiner Berliner Vororte ihre Sitzungen in Wirtshäusern abhalten. Falls keine geeigneten Räume vorhanden, seinen zu solchen Sitzungen die Schullokale zu benutzen. Eine Beschwerde bei dem Landrat hat in Weißensee bei den Gemeindevertretern große Heiterkeit hervorgerufen, weil der Beschwerdeführer, selbst ein Gemeindevertreter, sein Vorgehen damit begründet, daß er kein Bier vertragen könne. Die Gemeindevertretung beschloß, da ihr keine anderen passenden Räume zur Verfügung stehen, unter Aufhebung des Bierzwanges auch weiter im Wirtshaus zu tagen.


Oranienburg, Dienstag, den 16. Dezember 1902 (Nr. 294), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Ein bedauerlicher Unglücksfall trug sich am Mittwoch v. W. in dem nahen Hirschfelde zu. Der Sohn des Nachtwächters Götze war mit dem Zerkleinern von Holz beschäftigt, während sein jüngerer Bruder daneben spielte und dabei die Hand auf den Klotz gelegt haben mag. Die Axt sauste hernieder und zwei Finger wurden dadurch von der Hand getrennt.


Oranienburg, Sonnabend, den 20. Dezember 1902 (Nr. 298), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Rüdersdorf. Kalkberge-Rüdersdorf gehört jetzt zu den wenigen Dörfern, die sich bereits der elektrischen Beleuchtung erfreuen. Am Sonnabend ist die Anlage, die von einer Privatgesellschaft ausgeführt wurde, fertiggestellt worden und am Sonntag erstrahlte das Dorf zum ersten Male in elektrischer Beleuchtung. Dieses Ereignis wurde natürlich bei der Bevölkerung in angemessener Weise gefeiert.


Oranienburg, Dienstag, den 30. Dezember 1902 (Nr. 304), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Abend des 2. Weihnachtsfeiertages mußten wiederum mehrere Töchter hiesiger Einwohner die sehr unliebsame Entdeckung machen, daß ihrer Kleider mit der bekannten ätzenden Flüssigkeit bespritzt waren. Der Attentäter scheint jetzt also wieder seine ruchlose Tätigkeit aufgenommen zu haben und dürfte somit von neuem Vorsicht geboten sein.

Bernau. Am zweiten Feiertag früh um 6¼ Uhr war der hiesige Mühlenbesitzer Herr Paul Juncker mit dem Drehen seiner Mühle beschäftigt, als um die angegeben Zeit aus westlicher Richtung ein Gewitter heraufzog, wobei zu seinem nicht geringen Erschrecken ein Blitzstrahl in die Mühlen­flügel hineinfuhr, wodurch die Eisenstangen, welche zur Regulierung der Klappen dienen, glühend wurden. Der p. Juncker glaubte, seine Mühle würde nun in Flammen aufgehen, was jedoch, wahr­scheinlich infolge der auf den Klappen lagernden dicken Schneeschicht glücklicher­weise nicht geschah.


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