Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1903 (44. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 1-305 (1.1.-31.12.)]


Oranienburg, Donnerstag, den 1. Januar 1903 (Nr. 1), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. 500 Mark Belohnung setzt der hiesige Magistrat für die Ermittelung des Täters aus, der in letzter Zeit wiederum häufig auf den öffentlichen Wegen und Plätzen, auch in Lokalen Damen­kleider mit einer ätzenden Flüssigkeit begossen hat, wodurch den Betreffenden in erheblicher Schaden entstanden ist.


Oranienburg, Donnerstag, den 8. Januar 1903 (Nr. 6), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Strausberg. Der in der St. Marienkirche bisher immer noch aufrecht erhaltene Klingelbeutel ist nunmehr zu Grabe getragen worden. Ebenso hört die Vermietung der Kirchenplätze auf. Sofern die Kirchengemeinde den entstehenden Einnahmeausfall tragen kann, sind beide Neuerungen nur mit Genugtuung zu begrüßen.


Oranienburg, Freitag, den 9. Januar 1903 (Nr. 7), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Strausberg. Wie nachträglich bekannt wird, hat unsere Turmuhr den Silvesterfeierstunden einen bösen Streich gespielt, sie hat das Zwölfschlagen vergessen, sodaß sich das Silvestergeläut und der Neujahrstrubel stark verspäteten.


Oranienburg, Sonnabend, den 10. Januar 1903 (Nr. 8), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. Dem Bahnwärter Karl Göttling aus Biesdorf, welcher durch seine Umsicht ein Eisen­bahnunglück auf der neuen Strecke Karlshorst - Kaulsdorf verhütet hatte, sind von der Eisenbahn­direktion 500 M. Belohnung zu teil geworden.


Oranienburg, Dienstag, den 13. Januar 1903 (Nr. 10), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am vergangenen Donnerstag feierten der Ackerbürger Fritz Wernicke sowie der Seiden­wirkermeister und Werkführer August Sägebarth ihr 25jähriges Amtsjubiläum als Stadtverordnete. Von der Stadt war den beiden Jubilaren je eine kunstvoll ausgestattete Glückwunschadresse unter Glas und Silber-Rahmen gewidmet worden, welche bereits am Tage den beiden Herren in ihrer Wohnung von dem Bürgermeister und dem Stadtverordnetenvorsteher feierlichst überreicht wurden.

Werneuchen. Dem hiesigen Magistrat ist die amtliche Benachrichtigung zugegangen, daß von der Errichtung eines Amtsgerichts Werneuchen vorläufig noch abgesehen werden müsse. Eine ganze Reihe von Ortschaften der Umgebung, einige 20, jetzt zu den Amtsgerichten Alt-Landsberg, Eberswalde, Freienwalde und Strausberg gehörig, hatten diese Petition unterstützt. Die städtischen Behörden Werneuchens und die interessierten Ortschaften werden die Sache jedenfalls nicht ruhen lassen, sondern dieselbe immer wieder anregen.


Oranienburg, Donnerstag, den 15. Januar 1903 (Nr. 12), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Eine Schlägerei mit tötlichem [!] Ausgange fand vor einigen Tagen zwischen den Arbeitern Berndt und Neumann zu Bollensdorf statt. Beide leben schon lange in Feindschaft und gerieten des morgens gegen 7 Uhr, als das Dreschen mit der Maschine beginnen sollte, erneut in Streit, wobei B. dem R. zu Leibe ging. Dieser ergriff in der Notwehr einen starken Stock und traf seinem Angreifer so unglücklich an den Kopf, daß dieser bald darauf an den Folgen des Schlages starb. Berndt war als rachsüchtiger, jähzorniger Mensch bekannt. Er hinterläßt eine Witwe und 4 halberwachsene Kinder. Die allgemeine Sympathie ist auf Seiten der Neumann, der hoffentlich mit einer gelinden Strafe davon kommt. Es ist verhaftet worden. Am Montag fand die Obduktion der Leiche des Erschlagenen statt.


Oranienburg, Donnerstag, den 17. Januar 1903 (Nr. 14), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Bis Ende Juni d. J. soll die von der Stadtverwaltung beschlossene elektrische Zentrale, die zur Einführung elektrischen Betriebes auf der städtischen Pferdebahn errichtet wird, gleich­zeitig mit der Verlängerung der Straßenbahn nach der Kolonie Wendenschloß am Fuße der Müggelberge und nach Bahnhof Spindlersfeld fertiggestellt werden. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 22. Januar 1903 (Nr. 18), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Zur unentgeltlichen Verteilung von Feuerungsmaterial an Unbemittelte, um den herrschenden Notstand zu lindern, waren von der Gemeindeverwaltung von Neu-Weißensee 500 Mark bewilligt worden. Mit dieser Verteilung ist nunmehr begonnen worden, jedoch wird den Empfängern diese Zuwendung nicht als Armenunterstützung angerechnet.


Oranienburg, Donnerstag, den 29. Januar 1903 (Nr. 24), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der Bau eines städtischen Elektrizitätswerkes soll nun doch erfolgen. Dem Vernehmen nach ist in der letzten Magistratssitzung, nachdem alles erforderliche Material gesammelt worden ist, beschlossen worden, den Stadtverordneten eine Vorlage, betreffend den Bau des Werkes, zu machen.

Friedrichsfelde. Der Personenzug nach Werneuchen, welcher den Bahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde um ¾1 Uhr mittags verläßt, hatte am vorigen Sonntag in Marzahn einen unfrei­willigen Aufenthalt, weil die Maschine keinen Dampf mehr hatte. Erst nach 1¼ Stunden war der Kessel so stark geheizt, daß die Reise fortgesetzt werden konnte. Wie verlautet, soll minderwertige Kohle an dieser Unterbrechung der Fahrt, welche besonders von den Sonntagsausflüglern sehr unangenehm empfunden wurde, Schuld gewesen sein.

Neu-Weißensee. Das Opfer eines frechen Raubanfalles ist Dienstag auf der Landstraße von Neu-Weißensee nach Malchow eine Frau Funke aus Weißensee geworden. Die Frau ging gegen Abend ihrem Manne nach, der sich zu einer Kaiser-Geburtstagsfeier begeben hatte. Plötzlich wurde sie auf offener Straße von einem Burschen überfallen und ihrer Barschaft beraubt. Obgleich die Frau bei dem Ueberfall erheblich verletzt worden war, schleppte sie sich doch bis zur Berlinerstraße in Neu-Weißensee, wo sie das Vorgefallene mitteilte. Es wurde sofort an sämtliche Polizeistationen der Umgebung telephonisch die Aufforderung gerichtet, nach dem Verbrecher zu fahnden. Dem Gendarm in Lindenberg bei Berlin gelang es dann auch, den Strolch zu ergreifen. Es kam dabei zu einem hartnäckigen Kampfe zwischen beiden. Infolge der Glätte stürzte der Gendarm zu Boden, sodaß sein Gefangener sich befreien und aus dem Staube machen konnte. Dem Flüchtling nachgesandte Schüsse verfehlten [ihn].


Oranienburg, Freitag, den 30. Januar 1903 (Nr. 25), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Lichtenberg. Infolge der umfangreichen Bahnbauten bei Lichtenberg-Friedrichsfelde ist das Ritter­gut Lichtenberg zum größten Teil parzelliert und zur Errichtung von Fabriken verkauft worden.

Weißensee. Nachdem die Behörden von Friedrichsfelde den Kanalisationszweck nähergetreten sind, ist man nun auch in Weißensee entschlossen, Kanalisation einzurichten. Die Regierung drängt darauf und sieht in den jetzigen Zuständen eine Gefahr umsomehr, als erst kürzlich in Friedrichs­felde infolge des Fehlens der Kanalisation und der Wasserleitung Typhus ausbrach. Die Kosten werden sich auf 468 000 M. belaufen.


Oranienburg, Sonntag, den 8. Februar 1903 (Nr. 33), Anzeigen

Die neue Rechtschreibung
wurde am 1. Januar nicht nur amtlich in allen Behörden und Schule, sondern auch im öffentlichen, kaufmännischen und Privatverkehr eingeführt. Als ein vorzügliches Hilfsmittel, sich über die neue deutsche Schreibweise eingehend zu informieren, zugleich als Ergänzung zu jedem nur orthografischen Wörterbuch, dient das von den meisten Unterrichts- und anderen Behörden Deutschlands, besonders Post- und Eisenbahn­direktionen, empfohlene Werk:
Ausführliches grammatisch-orthographisches Nachschlagebuch der deutschen Sprache ...


Oranienburg, Donnerstag, den 19. Februar 1903 (Nr. 42), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Bei einem Zusammenstoß auf der Eisenbahnstrecke Angermünde-Stettin wurden dem Fleischermeister Zieme von hier 10 Hammel totgedrückt und 5 durch Beinbrüche verletzt.


Oranienburg, Freitag, den 20. Februar 1903 (Nr. 43), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Der Minister des Innern hat nun endgültig abgelehnt, den Orten Wilmersdorf, Lichtenberg und Neu-Weißensee die Stadtrechte zu verleihen. ... Anläßlich einer persönlichen Rücksprache hat der Minister Freiherr v. Hammerstein erklärt, daß er der Frage der Erhebung Neu-Weißensees zur Stadt erst nähertreten könne, wenn eine Vereinigung mit dem Dorfe Weißensee erfolgt ist. Die Gemeinde solle vorläufig durch die Anstellung hervorragend tüchtiger, besoldeter Kommunalbeamten der großen Entwicklung Rechnung tragen.

Strausberg. Das neuprojektierte Elektrizitätswerk soll im stande sein, 2600 gleichzeitig brennende 16 kerzige Lampen zu speisen; das bisherige Werk ist nur für 1200 solcher Lampen bemessen. Ein gleichzeitiges Brennen aller Lampen ist so gut wie ausgeschlossen, daher die Zahl der Anschlüsse bedeutend höher als 2600 sein darf.


Oranienburg, Sonnabend, den 21. Februar 1903 (Nr. 44), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hellersdorf. Gegenwärtig ist die hiesige Lehrerstelle und gleichzeitig auch die Lehrerstelle auf dem Rieselgute Falkenberg erledigt. Beide Stellen haben gleiches Grundgehalt und gleiche Alterszulagen, und in letzterem Orte wird für die Verwaltung des mit dem Schulamte verbundenen Kirchenamtes noch eine Remuneration [!] von jährlich 300 M. gewährt, die hier wegfällt, weil mit der hiesigen Lehrerstelle kein Kirchenamt verbunden ist. Trotzdem haben sich um die hiesige Stelle achtzig Bewerber gefunden, während um Falkenberg nur zehn Bewerbungen eingegangen sind. Diese auffallende Erscheinung ist darin zu suchen, daß mit dem Kirchenamte in Falkenberg noch der niedere Küsterdienst verbunden ist, den zu verrichten die Lehrer mit ihrer sozialen Stellung nicht mehr als vereinbar ansehen, und wenn die Landgemeinden sich noch tüchtige Lehrer dauernd erhalten wollen, müssen sie sich dafür einlegen, daß diese des Küsterdienstes entledigt werden.


Oranienburg, Sonntag, den 22. Februar 1903 (Nr. 45), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Mit seinem Fahrrad richtete der Maurer Thürlig ein bedauerliches Unglück an. Er fuhr fahrlässigerweise gegen eine Leiter, auf welcher eine Frau stand, die im Begriff war, eine Laterne in Ordnung zu bringen und nun infolge des heftigen Anpralls zu Boden stürzte. Die Verletzungen der Verunglückten waren so schwere, daß sie nach 4 Tagen verstarb. Wegen fahrlässiger Tötung mußte sich Th. deshalb als Urheber des Unfalls vor der 3. Strafkammer verantworten. Das Urteil des Gerichtshofes lautete auf zwei Wochen Gefängnis.

Neu-Weißensee. Unsere Gemeinde will jetzt, gleich Berlin, die Frage der Heranziehung zu den Kirchenbaukosten im Verwaltungsstreitverfahren bis zur höchsten Instanz zur Entscheidung bringen. Im vorigen Jahr wurde die alte Weißenseer Dorfkirche umgebaut und die Gemeinde aufgefordert, zu den entstandenen kosten etwa 8000 M. beizusteuern. Die Gemeinde lehnte diese Forderung ab, mit der Begründung, daß die Gemeinde dazu nicht verpflichtet sei, da man ihr seinerzeit das Patronatsrecht entzogen hatte. Die Aufsichtsbehörde und der Regierungspräsident in Potsdam stellten sich jedoch auf den Standpunkt der Kirchengemeinde und ordneten die zwangsweise Einstellung der Summe im Etat an. Neu-Weißensee mußte nun wohl oder übel die Summe zahlen, hat das aber nur unter Vorbehalt getan. Die Regierung beruft sich auch in diesem Falle auf die bekannte Konsistorialordnung von 1573, die auch gegenüber Berlin ausgespielt wird. ... Neu-Weißensee hat den Justizrat Dr. von Gordon in Berlin mit der Wahrnehmung der Rechte der Gemeinde in diesem Falle betraut.


Oranienburg, Dienstag, den 24. Februar 1903 (Nr. 46), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Ein neues deutsches Wort lesen wir im Amtsblatt des Reichspostamts, nämlich das schöne Wort „Funkspruch“ für die bisher übliche Bezeichnung drahtlose Telegraphie“. Ob „Funkspruch“, wenn es auch einen sprachreinigenden Zweck erfüllt, zugleich sprachschön ist, mag dahingestellt bleiben.


Oranienburg, Mittwoch, den 25. Februar 1903 (Nr. 47), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Der Magerviehhof wird, wie die Zentrale für Viehverwertung mitteilt, noch in diesem Sommer hier eröffnet werden. Die Arbeiten sind soweit fortgeschritten, daß die Rohbau­abnahme der meisten Gebäude jetzt stattfindet. Der Markt dürfte der größte Magerviehmarkt in Norddeutschland werden, besonders da auch sämtliche Händler sich endgültig entschlossen haben, diesen Markt zu beschicken.


Oranienburg, Donnerstag, den 19. März 1903 (Nr. 66), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neuenhagen. Ein Verbrecherpaar wurde Sonntag früh auf dem Bahnhof Hoppegarten erwischt und nach Alt-Landsberg in Nummer Sicher gebracht. Dem Stationsvorsteher fiel es auf, daß aus einem gefüllten Sacke, den zwei Männer, welche den Anschlußzug nach Berlin verpaßt hatten, trugen, Blut sickerte. Er ließ den Sack öffnen und fand darin ein geschlachtetes Schwein von 75 Kilo, welches die Spitzbuben, die Arbeiter Gebrüder Waldow - Lichtenberg, einem hiesigen Verwandten im Stalle abgeschlachtet und gestohlen hatten.


Oranienburg, Donnerstag, den 26. März 1903 (Nr. 72), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Die Entscheidung des Kammergerichts, durch welche die Konsistorialordnung von 1573 für ungültig erklärt wurde, wird eine Reihe ähnlicher Prozesse der Vororte gegen die Kirchengemeinden zur Folge haben. Der erste Prozeß dieser Art geht von Neu-Weißensee aus, das den Justizrat Dr. von Gordon - Berlin mit der Wahrnehmung ihrer Interessen gegenüber den Ansprüchen der Kirche betraut hat. Die Gemeinde Neu-Weißensee weigerte sich seiner Zeit, einen Beitrag in der Höhe von 7210 M. zum Ausbau der dortigen Kirche zu zahlen, mit der Begründung, daß ihr keine Patronatsrechte zustehen, sie mithin aus dem Patronat auch keine Pflichten haben könne. Der Landrat des Kreises Niederbarnim, Herr von Treskow, ordnete dann die zwangsweise Einbringung der Summe in den Etat des Ortes an. Notgedrungen hat darauf Neu-Weißensee den Beitrag gezahlt, sich jedoch alle Rechte vorbehalten. Da nun das Kammergericht die Rechts­ungültigkeit der Konsistorialordnung ausgesprochen hat, will auch Neu-Weißensee versuchen, im Wege einer richterlichen Entscheidung das gezahlte Geld wieder zurückzuerlangen.


Oranienburg, Sonnabend, den 28. März 1903 (Nr. 74), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hoppegarten. Hoppegarten erhält elektrische Beleuchtung, die durch die Zentralstation auf der Rennbahn vermittelt wird. Die rasch emporblühende Kolonie mußte sich bisher mit Petroleum­lampen begnügen.


Oranienburg, Sonntag, den 29. März 1903 (Nr. 75), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Vom Berliner Landgericht II wurde ein Maler aus Friedrichsfelde wegen Betruges, begangen durch Gebrauch einer bereits benutzten Fahrkarte nach Friedrichsfelde im Werte von 10 Pfennig, zu einer Gefängnisstrafe von vier Monaten verurteilt.


Oranienburg, Mittwoch, den 1. April 1903 (Nr. 77), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Magistrat von Berlin hat in der Nähe von Bernau, Ladeburg und Blankenfelde Ländereien zu Rieselzwecken erworben und ersucht die Stadtverordnetenversammlung in einer Vorlage, der Erwerbung zuzustimmen. Es handelt ich um 87½ Hekt. zum Preise von 400-650 M. für den preußischen Morgen ohne Holz.


Oranienburg, Freitag, den 10. April 1903 (Nr. 85), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Vor einigen Tagen wurde am Bernau-Tempelhofer Wege eine männliche Leiche auf­gefunden. Dieselbe wurde nach dem hiesigen Krankenhause geschafft, wo der aufgefundene Tote als der 50jährige Arbeiter Talenz erkannt wurde. Der Tod war infolge Alkoholismus eingetreten.


Oranienburg, Mittwoch, den 15. April 1903 (Nr. 87), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) An den Osterfeiertagen wehte ein eiskalter Nordwest, der die meisten abhielt, das Freie aufzusuchen. Die Umgegend Berlins war wenig besucht und die Wirte haben infolge­dessen einen recht bedeutenden Ausfall zu beklagen. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 16. April 1903 (Nr. 88), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Zur Ausschließung eines Gastwirts aus dem Kriegerverein Friedrichsfelde, weil er sein Lokal zu sozialdemokratischen Versammlungen hergegeben hat, wird bekannt, daß der Vorstand des Kriegervereins sich zuerst entschieden gestäubt habe, in die von seinem Ehren­mitgliede, dem Landrat des Kreises Niederbarnim, angeregte Ausschließung zu willigen. Erst als dem Vorstand von höherer Instanz der Ausschluß empfohlen wurde, blieb ihm keine Wahl mehr.


Oranienburg, Sonnabend, den 18. April 1903 (Nr. 90), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Auf der Vorortstrecke Berlin - Bernau wird am 1. Mai die neue Station Röntgenthal eröffnet werden.


[Liebenwalder Wochenblatt] Sonntag, den 19. April 1903 (Nr. 91), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Nach dreijähriger Dauer soll das Konkursverfahren des „Elektrizitätswerkes Alt-Landsberg“ nun sein Ende erreichen und die Massenverteilung erfolgen. Welche Quote die Gläubiger erhalten werden, ist noch nicht bekannt.

Friedrichsfelde. Eine Durchbrechung des Fünfstationentarifs auf der Stadtbahn wird mit dem 1. Oktober d. J., nach Ausdehnung des Stadtbahnverkehrs bis Friedrichsfelde, eintreten. Auf eine Anfrage aus Friedrichsfelde über die künftige Gestaltung des Tarifs hat die königliche Eisen­bahndirektion erklärt, daß der Fahrpreis für die Strecke Alexanderplatz - Friedrichsfelde auf 10 Pf. festgesetzt werden soll, obgleich Friedrichsfelde vom Alexanderplatz aus die sechste Station ist.


Oranienburg, Dienstag, den 21. April 1903 (Nr. 92), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Der eisigkalte Sturmwind, der am gestrigen Sonntag während des ganzen Tages mit rasender Gewalt die Straßen der Stadt durchtobte, hat nach den vorliegenden Mitteilungen überall nicht nur den größten Schaden angerichtet, sondern auch leider vielfache Unfälle zur Folge gehabt. ...


Oranienburg, Dienstag, den 28. April 1903 (Nr. 98), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ein unheimlicher Don Juan scheint in unserem harmlosen Städtchen die jungen Damen zu ungewöhnlichen Maßregeln greifen zu lassen. Folgende Annonce im Ortsblatt gibt zu obiger Vermutung Anlaß: „Ich warne diejenigen jungen Mädchen, welche sich meinem möblierten Herrn aufdrängen, ihre Zudringlichkeiten, welche sich bis zum Hineinwerfen von Schnee und Schmutz in die Stube steigerte, weiter fortzusetzen, widrigenfalls ich sie zur Bestrafung anzeigen werde. Jul. Köppen, Alt-Landsberg.“


Oranienburg, Sonnabend, den 2. Mai 1903 (Nr. 102), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Berechtigten Unwillen erregt in der hiesigen Einwohnerschaft das Abschießen von Störchen aus dem seit vielen Jahren auf dem Pulverturm am Königstor befindlichen Neste. Nachdem bereits im vorigen Jahre ein Storch auf diese frevelhafte Weise sein Leben eingebüßt, ist auch Mittwoch wieder ein solcher von Nest heruntergeschossen worden. Falls es gelingt, den Täter zu ermitteln, wäre eine exemplarische Bestrafung desselben gewiß sehr wünschenswert.


Oranienburg, Sonntag, den 3. Mai 1903 (Nr. 103), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Der verstorbene Tischlermeister Pfeifer hatte testamentarisch niedergelegt, daß er der Gemeinde 1000 Mark vermacht, dafür aber die Gemeinde sein Grab im Stande zu halten hat. Die Gemeinde-Vertretung lehnte die Annahme des Vermächtnisses in ihrer letzten Sitzung ab, da der Gemeinde eine Pflicht auferlegt werde, welche höhere Opfer koste, als die Zinsen von der testierten Summe ausmachen.


Oranienburg, Donnerstag, den 7. Mai 1903 (Nr. 106), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Nachdem man eine zeitlang hier nichts mehr vom Beschädigen der Damen-Garderoben durch Bespritzen mit einer ätzenden Flüssigkeit gehört hatte, schien es, als habe der Unhold sein unsauberes Handwerk eingestellt. Wie wir jedoch erfahren, trifft diese Annahme nicht zu, indem am vorletzten Sonntag wieder einer Dame in einem hiesigen Lokale und am letzten Sonntag zwei Damen auf der Straße die Kleider in der bekannten Weise durch Bespritzen beschädigt worden sind. ...

Bernau. Das Hussitenfest wird hierselbst am Montag, den 18. Mai, vormittags 10 Uhr, in üblicher Weise mit Prozession und Gottesdienst gefeiert werden.

Bernau. 100 Mark Belohnung hat der hiesige Magistrat für die Entdeckung des Täters ausgesetzt, welcher am 30. April d. J. einen Storch vom Pulverturm weggeschossen hat.

Falkenberg. Einen bodenlos leichtsinnigen Streich verübte hier in der vergangenen Woche der 16jährige Gutsarbeiter Knop. Während seiner Frühstückspause schoß er mit einem Tesching in die auf dem Nachbargrundstück liegende Schule, in welcher gerade Unterricht erteilt wurde. Dem Umstande, daß das Klassenzimmer ziemlich hoch liegt, der p. Knop aber im Garten tief stand, ist es wohl nur zu danken, daß durch die Kugel niemand verletzt wurde ...

Weißensee. Am Friedhof erschossen hat sich der Maler Behrendt, der Sohn des Privatiers Nathan Behrendt aus der Passauerstraße 38. Der junge Mann, der erst kürzlich von einer Kunstreise durch Italien zurückkehrte, hatte den Lebensmut verloren, weil er an Lungenblutung litt und sein Leiden für unheilbar hielt. Dicht an der Mauer des jüdischen Friedhofs in Weißensee wurde er tot aufgefunden. Er hatte sich dort mit einem Revolver erschossen.


Oranienburg, Sonnabend, den 9. Mai 1903 (Nr. 108), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Mehrow. Vor einigen Tagen haben Spitzbuben unser doch ziemlich abgelegenes Dorf heimgesucht. Sie haben dem Bauerngutsbesitzer Ad. Thürling aus einer Miete auf dem Felde an der Chaussee nach Ahensfelde 3-4 Wispel Kartoffeln im Werte von 150 bis 200 Mark gestohlen. Da sie eine solche Menge Kartoffeln fortschaffen konnten, müssen es mindestens 4 Personen mit 2 Fuhrwerken gewesen sein. Weil auf der genannten Chaussee nachts sehr selten Verkehr herrscht, brauchten sie nicht zu fürchten, abgefaßt zu werden und konnten ungestört „arbeiten“. Ihre Beute hat die Diebesbande jedenfalls nach Berlin geschafft und dort an Händler verkauft.


Oranienburg, Dienstag, den 12. Mai 1903 (Nr. 110), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Mahlsdorf. Vergangenen Mittwoch abend warf sich ein anscheinend dem Arbeiterstande angehöriger Mann im Alter von 45 bis 50 Jahren vor einen Güterzug, der eben in Station Mahlsdorf einfahren wollte. Der Zug war nicht mehr zum Stehen zu bringen, und so wurde dem Selbstmörder der Kopf abgefahren.


Oranienburg, Dienstag, den 19. Mai 1903 (Nr. 116), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Wie der Polizeipräsident bekannt gibt, sind im letzten Jahre in der Reichshauptstadt 295 Personen beim Aufsteigen während der Fahrt und 479 beim Absteigen während der Fahrt verunglückt, das ist die Hälfte aller Unfälle im Straßenbahnbetriebe. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 3. Juni 1903 (Nr. 127), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Das älteste Denkmal für Friedrich den Großen bei Berlin steht im Dottischen Park in Lichtenberg. Diesen Park hatte der Gouverneur von Berlin, General v. Möllendorf, angelegt. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 4. Juni 1903 (Nr. 128), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) 1 115 000 Personen wurden am zweiten Pfingstfeiertage durch die Große Berliner Straßenbahn befördert und 100 400 Mark eingenommen - die höchsten Zahlen, welche die genannte Gesellschaft bisher zu verzeichnen hatte ...


Oranienburg, Dienstag, den 9. Juni 1903 (Nr. 132), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Einen größeren Schaden hat der hiesige Ackerbürger Franz Kortmann erlitten, indem bei demselben während einiger Tage ein ca. 5 Wochen altes Fohlen, sowie zwei kräftige Arbeitspferde verendeten. Auch noch andere Besitzer von hier und Umgegend haben den Verlust von Pferden zu beklagen. Die Ursache des Verendens der Pferde dürfte vielleicht in der jetzigen Grünfütterung der letzteren zu suchen sein.


Oranienburg, Donnerstag, den 11. Juni 1903 (Nr. 134), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die Provinzialkommission für Denkmalpflege hielt gestern hier unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten v. Bethmann-Hollweg eine Sitzung ab, die vorzüglich der Neu­bearbeitung des Bergauschen Werkes „Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg“ gewidmet war. Das Werk ist auf mindestens den dreifachen Umfang der Bergauschen Arbeit berechnet und dürfte wenigstens 120000 Mark erfordern. Es soll illustriert werden und etwa in dem Format wie die analogen Veröffentlichungen der Rheinprovinz und Provinz Posen erscheinen. Die Einteilung erfolgt nach Kreisen und innerhalb dieser alphabetisch. Die Oberleitung hat der Provinzialkonservator Büttner. ...


Oranienburg, Dienstag, den 16. Juni 1903 (Nr. 138), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Der Bau des Magerviehhofes in Friedrichsfelde geht seiner Vollendung entgegen. Zur Zeit sind 1600 Arbeiter beschäftigt. Die Verwaltungs- und Stallgebäude sind meist schon hergestellt und von der Polizei abgenommen.


Oranienburg, Freitag, den 19. Juni 1903 (Nr. 141), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Die Vereinigung von Alt- und Neu-Weißensee ist zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Die Angelegenheit hat sogar jetzt einen Fortschritt gemacht. Während bisher die Ausdehnung des Kanalisationsnetzes auf das Dorf Alt-Weißensee eine der wichtigsten Streitfragen zwischen den beiden Ortschaften bildete und stets von Neu-Weißensee abgelehnt wurde, hat jetzt die Gemeindevertretung von Neu-Weißensee ein neuerliches Gesuch der Schwestergemeinde um Einleitung neuer Verhandlungen in der Kanalisationsfrage angenommen.


Oranienburg, Sonntag, den 28. Juni 1903 (Nr. 149), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Auf dem hiesigen Schützenplatz wurde am Sonntag seitens der Polizei ein Fäßchen Limonade beschlagnahmt. Der betreffende Verkäufer hatte sich beim Anrühren des Getränkes eines Peitschenstiels bedient, trotzdem er von Umstehenden auf das wenig appetitliche Aussehen desselben hingewiesen worden war.


Oranienburg, Sonntag, den 5. Juli 1903 (Nr. 155), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. Hier verschwand vor etwa 20 Jahren auf unerklärliche Weise der Gastwirt Freyhof. Alle Recherchen nach ihm waren vergeblich. An sein Verschwinden knüpften sich allerhand wenig kontrollierbare Gerüchte. Jetzt wird nun das Gelände un der Nähe der damaligen Gastwirtschaft der Bebauung erschlossen. Bei den Straßenbauten stieß man auf eine männliche Leiche, die in der Erde eingescharrt und von Brettern sorgfältig umgeben war. Die Leiche ist zwar mit Bestimmtheit nicht mehr zu rekognoszieren, doch läßt sich mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß sie die des verschollenen Gastwirts ist.


Oranienburg, Mittwoch, den 8. Juli 1903 (Nr. 157), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. Der Skelettfund in Biesdorf wird wohl keine weiteren polizeilichen Ermittelungen veranlassen. Denn wenn auch allem Anschein nach her ein Verbrechen vorliegt, so liegt es nach dem Befunde mehr als fünfzig [!] Jahre zurück, ist also schon verjährt. Der Täter weilt wahrscheinlich nicht mehr unter den Lebenden.


Oranienburg, Donnerstag, den 9. Juli 1903 (Nr. 158), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Am Sonnabend nachmittag ertönte wieder einmal Feuerlärm, es brannte auf dem Bahnhof, und zwar waren in einem auf dem Gleise stehenden Packwagen aus unbekannter Ursache Putzwolle und Petroleum in Brand geraten, hatten den Fußboden, die Wände und das Dach des Wagens entzündet und dieser brannte lichterloh. Bevor die städtische Feuerwehr eintreffen konnte, hatten die Bahnbeamten mit einem an den Wasserkessel einer Lokomotive geschraubten Schlauche den Brand bereits so gut wie unterdrückt, die Feuerwehr brauchte nur noch die letzte Hand anzu­legen. Der Wagen, in dem sich auch das Postabteil befindet, muß außer Gebrauch gestellt werden.

Friedrichsfelde. Der hiesige Magerviehhof wird für Geflügel und Schweine am Mittwoch den 15. Juli eröffnet werden. Der erste Markt für Rinder und Hammel findet am Freitag, den 7. August, der erste Pferdemarkt Donnerstag, den 6. August statt.


Oranienburg, Freitag, den 10. Juli 1903 (Nr. 159), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Beim Baden ertrunken ist der bei der hiesigen Fritzschschen [!] Kapelle beschäftigte, aus Lindenberg gebürtige Musikergehilfe Bree. Derselbe hatte sich mit noch mehreren Kollegen nach dem Thürlingschen Gewässer bei Ladeburg begeben, um dort zu baden. B. befand sich erst kurze Zeit im Wasser, als er plötzlich seinen Begleitern klagte, daß ihn die Kräfte verließen und er nicht mehr schwimmen könne, im nächsten Augenblick ging er dann auch schon unter und kam nicht mehr an die Oberfläche. Wahrscheinlich hat der junge Mann einen Schlaganfall erlitten. Die Leiche des Ertrunkenen wurde später gelandet und nach Ladeburg gebracht.


Oranienburg, Dienstag, den 14. Juli 1903 (Nr. 162), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hönow. Hier hat der Müllergeselle Franz Dege seine Braut Elisabeth Kurtz, und darauf sich selbst in der Mühle, in der er beschäftigt war, erschossen. Die beiden unterhielten ein Liebesverhältnis, das von den Eltern der Braut nicht gewilligt wurde. Diese verweigerten auch dann noch, ihre Einwilligung zur Hochzeit zu geben, als sich die Folgen des Verhältnisses bereits bemerkbar machten. Deshalb beschlossen sie, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. In einem in Versen abgefaßten Briefe nahmen sie Abschied von ihren Angehörigen und führten dann ihren Vorsatz aus.


Oranienburg, Sonnabend, den 18. Juli 1903 (Nr. 166), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Die Eröffnung des Magerviehhofs in Friedrichsfelde hat Mittwoch programm­gemäß stattgefunden. Der Magerviehhof ist, wie die „Allg. F.-Ztg.“ meldet, noch so unfertig wie nur denkbar; das sich weit hinstreckende Gelände bot einfach das Bild einer großen Wildnis, und der Auftrieb dieses Magerviehhofs belief sich auf 86 fette Schweine. Magerschweine waren überhaupt nicht da. Dagegen standen auf dem alten Rummelsburger Magerviehhof, der fortgesetzt wird, 24 Doppelwagen Magerschweine, das sind etwa 1200 Stück, zu Markte.

Köpenick. Vom verstorbenen Geh. Kommerzienrat Karl Spindler sind dem Invaliden- und Unfallfonds der Firma W. Spindler in Berlin und Spindlersfeld 100000 Mark testamentarisch überwiesen worden.


Oranienburg, Sonntag, den 19. Juli 1903 (Nr. 167), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) 40 Bände in 21 Abteilungen mit rund 21000 Photographien umfaßt zur Zeit das Berliner Verbrecheralbum. ...


Oranienburg, Sonntag, den 19. Juli 1903 (Nr. 167), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Von dem verstorbenen Geh. Kommerzienrat C. Spindler ist auch unsere Stadt im Testament bedacht worden. Zum Bau eines städtischen Krankenhauses hat Herr Spindler nochmals 25000 Mark gestiftet, nachdem er früher schon zweimal, zuletzt bei seiner Silberhochzeit im vorigen Jahre, gleiche Beträge gespendet hat.

Rummelsburg. Der Rummelsburger Viehmarkt ist nunmehr zugunsten des Magerviehmarktes in Friedrichsfelde verboten worden. ... Für die Gemeinde Rummelsburg ist das ein empfindlicher Schlag. ...


Oranienburg, Dienstag, den 21. Juli 1903 (Nr. 168), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Für die elektrischen Versuchsfahrten auf der Spindlersfelder Bahn werden jetzt die Vorbereitungen getroffen. Der Strom wird vom Werke „Oberspree“ in Oberschöneweide geliefert.

Mehrow. Ein Schadenfeuer, dem leider auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist, hat sich in der Nacht zum Donnerstag in dem Dorfe Mehrow bei Weißensee zugetragen. In der Scheune des Gastwirts Bolle schliefen zwei Dachdecker. Bald nachdem sie zur Ruhe gegangen waren, brach in dem Gebäude Feuer aus, das bei der reichen Nährung [!], die es in den Futtervorräten fand, so schnell um sich griff, daß es nur mit größter Mühe gelang, einen der überraschten Schläfer zu retten, während der andere in den Flammen elend umkommen mußte. Der Verunglückte hieß Gericke, kommt aus Eberswalde, ist 28 Jahre alt und hinterläßt eine Witwe mit drei kleinen Kindern. Der andere Dachdecker, der ebenfalls schwere Brandwunden davongetragen hat, ist dem Weißenseer Krankenhaus zugeführt worden.


Oranienburg, Donnerstag, den 23. Juli 1903 (Nr. 170), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Unsere Stadt bekommt Ringbahn. Dieselbe wird auf dem hiesigen Turnplatz ihren Anfang nehmen, dann durch einen Tunnel fahren und ihre Fahrt wieder auf dem Turnplatz beenden.


Oranienburg, Freitag, den 24. Juli 1903 (Nr. 171), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Von einem Unwetter wurden am Montag die nordöstlichen Vororte heimgesucht. Es verursachte in den Dörfern, in Waldungen und auf den Feldern großen Schaden. In Weißensee wurden innerhalb weniger Minuten durch Wolkenbruch die sämtliche niedriger gelegenen Straßenzüge unter Wasser gesetzt. Die Langhansstraße glich einer brandenden See; die Fluten drangen in die Kellerräume und verbreiteten sich auf den umliegenden Feldern, und einem reißenden Strome gleich ergossen sich die Wassermassen die Königs-Chaussee und Prenzlauer Allee entlang nach der Greifswalder Straße und Prenzlauer Allee in Berlin. Hier stauten sich die Wassermassen derartig, daß der Verkehr zwischen Weißensee und Berlin vollständig unterbrochen wurde ... Aehnlich hauste das Unwetter auch in den weiter hinausgelegenen Vororten, so in Ahrensfelde, auf dem städtischen Rieselgut Wartenberg, Heinersdorf usw.


Oranienburg, Sonnabend, den 25. Juli 1903 (Nr. 172), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Unerwartete, weittragende Folgen hat das am Dienstag ergangene freisprechende Urteil gegen zwei wegen Fahrens über das Gehöft der Domäne Alt-Landsberg angeklagt gewesene hiesige Einwohner. Der Weg über das Amtsgehöft kann nun unbestraft befahren werden. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 29. Juli 1903 (Nr. 175), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Die Fernfahrt „Rund um Berlin“, die dieses Jahr wieder vom Gau Berlin des D. R. B. veranstaltet wird, wird am 16, August stattfinden, Die ersten 15 zuerst ankommenden Fahrer erhalten je eine große silberne Gedenkmünze. Alle übrigen Fahrer, welche binnen drei Stunden nach dem Besten ankommen, erhalten silberne Erinnerungszeichen.

Alt-Landsberg. Am Donnerstag verbreitete sich das Gerücht, daß bei dem Bau der neuen Chaussee Alt-Landsberg - Buchholz eine Frau totgeworfen sei. Glücklicherweise ist der stattgehabte Unfall glimpflicher abgelaufen. Frauen waren auf der Straße damit beschäftigt, die sog. Packung zu machen, wobei sie sich gegenseitig Steine zuwarfen. Dabei traf ein Stein den Kopf einer Frau. Sie verlor viel Blut, verfiel in Bewustlosigkeit und wurde in diesem Zustande zum Arzt gebracht, der die Wunde vernähte. Später kam die Verletzte wieder zu sich und befindet sich jetzt auf dem Wege zur Besserung.

Bernau. Von einem schweren Unglücksfall wurde Sonnabend die Familie des Ackerbürgers Franz Wegener hierselbst betroffen. Der älteste ca. 27jährige Sohn des W. war mit Roggenmähen mittels Maschine beschäftigt. Hierbei geriet derselbe durch einen Zufall zwischen die Messer, wodurch ihm beide Beine unterhalb der Kniee fast abgetrennt wurden.


Oranienburg, Donnerstag, den 30. Juli 1903 (Nr. 176), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Im benachbarten Schwanebeck wurde einem Knecht des Bauerngutsbesitzers Gust. Hübner beim Kornmähen mit der Sense von seinem Hintermann infolge plötzlichen Zurücktretens des ersteren das Fußblatt des rechten Fußes halb abgemäht.

Kaulsdorf. In der Nähe der hiesigen Station wurde am Sonnabend abend der Bahnarbeiter K. Wolf aus Tasdorf, der auf der Strecke arbeitete, von einem Vorortzuge erfaßt und getötet. Der Zug, der um 5.23 [?] vom Schlesischen Bahnhof abgefahren war, hielt auf freiem Felde bis der Leichnam geborgen war. Eine Frau und fünf unmündige Kinder beklagen den Tod ihres Ernährers.


Oranienburg, Freitag, den 31. Juli 1903 (Nr. 177), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Der Verkehr auf dem neuen Magerviehhof in Friedrichsfelde war in der ersten Woche vom 19. bis 22. Juni recht bedeutend. Nach den Angaben der Verwaltung wurden 81 332 Gänse, 2400 Puten und 400 Hühner zugeführt worden. ... Der Schweinemarkt, der am 22. Juli eröffnet wurde, war an diesem Tage mit 2784 Schweinen und 842 Ferkeln betrieben, die bis auf 17 Stück sofort Käufer fanden. ...

Werneuchen. Daß auch in unserer Stadt gute Schützen sind, haben dieselben bei dem großen deutschen Bundesschießen in Hannover bewiesen. Diesertage erhielt Herr Heilgehilfe Schaale den von ihm errungenen 27. Preis, einen prachtvollen Pokal im Werte von 150 M. zugesandt. Herr Sch. hatte auf der Bundesfestscheibe auf 150 Meter Distanz freihändig eine gute 20 geschossen. Ebenfalls eine 20 geschossen hat Herr Uhrmacher E. Hindenberg auf der Festscheibe Dresden, er erhielt als Preis einen silber-vergoldeten Medaillon-Pokal und 50 M. bar.


Oranienburg, Sonntag, den 2. August 1903 (Nr. 178), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Unser Ort beabsichtigt einen Gemeinde-Schlachthof zu errichten. Zur Ver­größerung und Erbauung privater Schlachthäuser wird schon jetzt die behördliche Genehmigung nicht mehr erteilt.


Oranienburg, Dienstag, den 4. August 1903 (Nr. 180), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ihre goldene Hochzeit feiern am 16. August Herr Rentier Heinrich Bartel und seine Gattin, geb. ... hierselbst. Unter den für das Jubelpaar geplanten Ehrungen ist das Morgen­ständchen merkwürdig. Dasselbe wird nämlich von unserem Musikersenior Herrn Lehmann dirigiert werden, welcher dieselben Pieffen vortragen läßt, mit welchem er als junger Musikdirigent das Paar zu seiner grünen Hochzeit erfreute.


Oranienburg, Donnerstag, den 6. August 1903 (Nr. 182), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Eine seltene Beobachtung machte Montag vormittag ein hiesiger Landwirt. Als derselbe um die angegebene Zeit den Blumberger Weg passierte, gewahrte er dort ein sich ruhendes starkes Rehkalb, welches sich von dem Landwirt ruhig aufnehmen ließ. Bei näherer Besichtigung fand man nun, daß das Tierchen gänzlich blind war. Als sich nun letzteres durch Schreien bemerkbar machte, wurde auch die zu demselben gehörige Ricke sichtbar, worauf man das Tier wieder in Freiheit setzte. ...

Friedrichsfelde. Der erste große Pferdemarkt auf dem hiesigen Viehhof findet am Donnerstag, den 6. August statt.


Oranienburg, Donnerstag, den 13. August 1903 (Nr. 188), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Hagelschlag hat ein Gewitter am vergangenen Donnerstag gebracht. Betroffen sind in geringerem Maße Besitzer von Alt-Landsberg (an der Krummseer Grenze) und Wegendorf. Bedeutender ist der Schaden auf den Feldmarken von Krummsee [!] und Blumberg, der von den Geschädigten mit 40% angegeben wird und von den Gesellschaften durch ihre Vertreter auf 33 1/3 Prozent abgeschätzt wurde. Auf der Feldmark der letzten beiden Orte steht noch ziemlich viel Roggen in Mandeln, der erst spät gemäht werden konnte. Bei dem wieder eingetretenen trostlosen Wetter kann man sich freuen, wer den Roggen geborgen hat.


Oranienburg, Freitag, den 14. August 1903 (Nr. 189), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Dienstag mittag ist hier die Betriebseröffnung der elektrischen Straßenbahn erfolgt, nachdem der Regierungspräsident die landespolizeiliche Prüfung und Abnahme der Bahn hatte vornehmen lassen. Im ganzen fahren täglich je 60 Wagen nach und vom Bahnhof Köpenick, davon werden je 14 die Verbindung mit dem Wendenschloß aufrechterhalten. Als Fahrpreis wird eine Einheitsgebühr von 10 Pfennig erhoben. Die Anschlußstrecke Schloßplatz - Bahnhof Spindlersfeld wird in drei Wochen eröffnet werden.

Mehrow. Herrn Bauerngutsbesitzer Adolf Thürling, welchem im April d. J. Spitzbuben aus einer Miete von einem an der Ahrensfelder Chaussee gelegenen Acker ca. 2 Wispel Kartoffeln stahlen, haben jedenfalls dieselben Personen in einer der letzte Nächte bei der Roggenernte geholfen. Es fiel dem Besitzer, als er morgens sein Feld kontrollierte, auf, daß eine Anzahl Mandeln auf einen Haufen zusammengeworfen waren. Bei näherer Besichtigung entdeckte er, daß Diebe das Korn ausgedroschen und ihm nur das Stroh gelassen haben. Schlecht gerechnet hat T. hiervon einen Schaden von 50 Mark. Wie die Spuren anzeigen, haben die Spitzbuben einen Einspänner bei der „Ernte“ benutzt.


Oranienburg, Donnerstag, den 20. August 1903 (Nr. 194), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Maler E., welcher beschuldigt wird, die Kleider verschiedener Damen durch Bespritzen ruiniert zu haben, hat am vergangenen Freitag plötzlich unsere Stadt verlassen. Derselbe hatte wegen des bekannten Vorfalles im Parke zu Lanke eine Vorladung zum Termin am nächsten Sonnabend vom hiesigen Königlichen Amtsgericht erhalten. Auch haben schon Vernehmungen von jungen Leuten stattgefunden. Dieselben wollen E. während des am Sonntag, den 9. d. M. in Franz.-Buchholz stattgehabten Erntefestes, wo ebenfalls die Garderoben einiger Damen bespritzt wurden, beobachtet und ihn gleich an Ort und Stelle hierüber zur Rede gestellt haben.

Werneuchen. In der letzten Sitzung der Stadtverordneten erklärte sich die Versammlung für Beibehaltung des Frühjahr- und Herbstmarktes, während der Johanni-Markt wegfallen soll.


Oranienburg, Donnerstag, den 27. August 1903 (Nr. 200), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Eine Theatergesellschaft, welche in der nächsten Woche hier Vorstellungen zu geben beabsichtigt, wollte auch ein Stück unter dem Titel „Königin Draga“ aufführen. Wie man hört, hat die hiesige Polizei die Aufführung dieses Stückes verboten.


Oranienburg, Dienstag, den 1. September 1903 (Nr. 204), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Auf mehrfache Anregungen des Regierungspräsidenten haben sich die städtischen Behörden bereit erklärt, ein Stadt-Krankenhaus zu erbauen. Die Unzulänglichkeit des alten, mit dem Armenhause in einem Gebäude vereinigten Krankenhauses ist längst erkannt worden. Die Verhandlungen mit dem Kreise wegen Errichtung eines Kreiskrankenhauses sind ergebnislos verlaufen, weil der Kreis seine Forderungen derart erhöhte, daß die Stadt auf dieselben nicht eingehen zu können glaubte. Das neue städtische Krankenhaus wird nur in kleinem Maßstabe, zu zehn Betten eingerichtet.


Oranienburg, Donnerstag, den 3. September 1903 (Nr. 206), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Ein großer Stallbrand, der 200 Schweine in Gefahr brachte, fand am letzten Sonntag abend in der Schweinemästerei von Max Neufeld in der Berlinerstraße 1 statt. ...


Oranienburg, Freitag, den 4. September 1903 (Nr. 207), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Rüdersdorf. Zwei Wochen Gefängnis hat die Frau Marie St. aus Tasdorf abzusitzen, die ihrem Ehemann in der Hitze eines Wortgefechtes eine heiße Kasserolle mit Inhalt an den Kopf warf.


Oranienburg, Mittwoch, den 9. September 1903 (Nr. 211), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Gegen den Maler E., welcher wegen des gegen ihn vorliegenden Verdachts der Sach­beschädigung unsere Stadt verlassen hat, ist seitens des hiesigen Königl. Amtsgerichts im 35. Stück des Amtsblatts ein Steckbrief erlassen worden, nach welchem gegen E. die Untersuchung wegen Sachbeschädigung (Bespritzen von Damengarderoben) eingeleitet worden ist.


Oranienburg, Donnerstag, den 10. September 1903 (Nr. 212), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Das Hazardspiel, welches hier jahrelang wenig oder garnicht betrieben wurde, hat in letzter Zeit einen großen Umfang angenommen und unsere Polizeiverwaltung zum Einschreiten veranlaßt. Dieselbe hat an sämtliche Gastwirte ein Schreiben gerichtet, in welchem sie sagt, es sei durch eine Anzeige zweier Frauen zu ihrer Kenntnis gekommen, daß in hiesigen Lokalen über die Polizeistunde hinaus oft und hoch gespielt werde. Sie warnt die Gastwirte ernstlich vor der ferneren Duldung dieses verbotenen Spielens und droht ihnen im Betretungsfalle die Konzessionsentziehung an.


Oranienburg, Sonnabend, den 12. September 1903 (Nr. 214), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Schwer verunglückt ist am Montag abend auf der Neuenhagener Chaussee der Aushilfsfahrer Ewald der hiesigen Patzenhofer Niederlage. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 17. September 1903 (Nr. 218), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Maler E., welcher bekanntlich wegen Verdachts des Bespritzens von Damen­garderoben steckbrieflich gesucht wurde, ist wieder nach hier zurückgekehrt und hat sich am Montag früh freiwillig dem hiesigen Königlichen Amtsgericht gestellt. Er gibt bisher zu in zwei Fällen (in anke und Franz.-Buchholz) den Damen die Kleider bespritzt zu haben. Näheres wird die eingeleitete Untersuchung ergeben.

Neu-Weißensee. Ein nicht beliebtes Amt ist das eines Mitgliedes der Einschätzungskommission. Dasselbe lehnten hier diesertage 19 Herren ab.

Werneuchen. Notquartiere mußten die Truppen, welche in der Nähe Biwak haben sollen, infolge schlechten Wetters beziehen. Da die Mannschaften zum Teil des Nachts hier eintrafen, mußten erst verschiedene Quartierwirte aus dem Schlafe geklopft werden.


Oranienburg, Sonnabend, den 19. September 1903 (Nr. 220), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Nach beträchtlichen Unterschlagungen ist der Buchhalter des Viehkommissions­geschäfts von Steinborn & Co. auf dem neuen Magerviehhofe zu Friedrichsfelde durchgebrannt. Er soll leichtsinnig gelebt haben.


Oranienburg, Freitag, den 25. September 1903 (Nr. 225), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Bei der Schuhmacher-Fachausstellung in Hamburg hat auch ein hiesiger Lehrling als Preis eine silberne Remontoiruhr erhalten. Es ist dies Richard Zepp, in der Lehre bei Schuh­machermeister Bredereck, hier.

Alt-Landsberg. In die rechte Schläfe geschossen hat sich am letzten Montag nachmittag der Besitzer der hiesigen Kunsttöpferei. Man vermutet, daß besonders schlechter Geschäftsgang der Grund zu dem Vorfall ist. Die Firma Sch., Vater und Söhne, Franzosen, betrieben in den Räumen des Elektrizitätswerkes Alt-Landsberg ihr Geschäft in kleinem Umfange. Die beiden Söhne waren um ½4 Uhr von Berlin gekommen, jedenfalls mit schlechten Nachrichten, denn kurz darauf fiel der Schuß.

Bernau. Die Berliner Kanalisationsverwaltung hatte mit der Stadt Bernau Unterhandlungen angeknüpft wegen der Ueberlassung zweier Terrains, der sogenannten Vorderheide und der Schmetzdorfer Kämmereihufen, zu Rieselzwecken. Die Bernauer Stadtverordneten-Versammlung hat jedoch beschlossen, unter keinen Umständen die genannten städtischen Gelände zu verkaufen.


Oranienburg, Sonnabend, den 26. September 1903 (Nr. 226), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Herr Sch. sen., der Inhaber der hiesigen Kunsttöpferei, ist an seiner Schuß­verletzung am Montag abend 11 Uhr verstorben.


Oranienburg, Donnerstag, den 8. Oktober 1903 (Nr. 236), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Herr Regierungspräsident hat zum Wahlkommissar für den Wahlbezirk Kreis Oberbarnim und Niederbarnim Herrn Landrat v. Oppen in Freienwalde a. O. ernannt; Wahlort ist Bernau, die Zahl der zu wählenden Abgeordneten beträgt 3. Insgesamt ist der Regierungsbezirk Potsdam in 9 Bezirke eingeteilt, in denen 18 Abgeordnete zu wählen sind.

Mohrin. Die Krebse im Mohriner See sind ausgestorben. Der Fischermeister Wetzel in Mohrin hat Krebse untersuchen lassen, und es ist festgestellt, daß die Pest die Ursache des Sterbens ist. ...


Oranienburg, Dienstag, den 13. Oktober 1903 (Nr. 240), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Freitag vormittag gegen 9 Uhr wurden die hiesigen Löschmannschaften durch Feuersignale alarmiert. Es brannte die am Börnicker Damm belegene massive Scheune des Ackerbürgers Hermann Wiese, welche mit Getreide ec. stark angefüllt war, gänzlich nieder. Die Schülzkesche Nachbarscheune konnte zum Glück gehalten werden. Mehrere Kinder, welche dort vorher spielten, hatten sich Heu zusammengerafft, dieses mit Streichhölzern in Brand gesetzt und dann durch ein Luftloch in die Scheune gesteckt, wodurch dieselbe dann in Flammen aufging.

Friedrichsfelde. Der größte deutsche Rinderstall wird jetzt auf dem Magerviehhof in Friedrichs­felde fertiggestellt. Der Stall ist zweistöckig und bietet die Möglichkeit zum Auftrieb von 2000 Stück Großvieh, was sonst nirgends in Deutschland der Fall ist. Das Vieh wird nicht nur vor jeder Witterung geschützt, sondern auch für die Besucher des Marktes übersichtlich geordnet sein.


Oranienburg, Sonnabend, den 17. Oktober 1903 (Nr. 244), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am Sonntag den 18. d. M findet hier der Unterverbandstag freiwilliger Feuerwehren des Kreises Niederbarnim statt, wozu sämtliche Wehren des Kreises Vertreter entsenden. Der geschäft­liche Teil wird in der Tagung im Schützenhause vormittags 10 Uhr erledigt. Am Nachmittage um 3 Uhr wird die hiesige freiwillige Feuerwehr durch den Unterverbands-Vorsitzenden, Oberführer Spindler - Erkner, auf dem Jasperschen Fabrikgrundstücke besichtigt.


Oranienburg, Sonntag, den 18. Oktober 1903 (Nr. 245), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Der Schlächtermeister Paul Aust von hier, der am Montag früh, als er mit seinem Freunde und Berufsgenossen Franz Will auf dem Wege nach der Zentral-Markthalle durch die Prenzlauer Allee ging, an der Ecke Wörtherstraße von drei Männern und zwei Frauen angerempelt wurde und drei Messerstiche in den Kopf erhielt, ist seinen Verletzungen erlegen. ...


Oranienburg, Dienstag, den 20. Oktober 1903 (Nr. 246), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Am vergangenen Sonnabend früh 5½ Uhr wurden unsere Einwohner abermals durch Feuer-Alarm erschreckt. Es brannte wiederum in der Weinbergstraße und zwar in dem Hause Nr. 19, woselbst sich im Nebengebäude die Drechslerei von G. Schmiedeke befindet. In dem oberen Stockwerk, welches als Trockengelaß für fertiggestellte Drechslerwaren dient, brannten diese und das dort lagernde Verpackungspapier. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 21. Oktober 1903 (Nr. 247), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Eine schwere Strafe, ein Monat Gefängnis, wurde gegen die Arbeiterfrau Bertha P. verhängt. Frau P. hatte mehrere anonyme Karten an das Dienstmädchen B. geschrieben, durch welche diese auf das gemeinste beleidigt wurde; ...

Bernau. In der Stadtverordnetensitzung am Freitag wurde Bürgermeister Petzold einstimmig auf zwölf Jahre wiedergewählt und ihm eine persönliche Gehaltszulage von 400 M. bewilligt, sodaß sein Bürgermeistergehalt nun 4000 M. beträgt.

Bernau. Der Sonntag hierselbst abgehaltene Verbandstag des I. Unterverbandes war ziemlich zahlreich besucht. Es waren vertreten 36 Wehren mit 37 Stimmen, im ganzen 159 Kameraden. 16 Wehren waren nicht vertreten und darunter Wehren, die dem Versammlungsorte zunächst liegen. ... Der nächste Unterverbandstag im Jahre 1904 findet in Friedrichsfelde statt.

Bernau. Gegen den hier in Untersuchungshaft befindlichen Maler Eppich stand Sonnabend Hauptverhandlung vor dem hiesigen Schöffengericht wegen der am 1. Pfingsttage in Lanke und bei dem diesjährigen Erntefest in Franz.-Buchholz durch Besprühen von Kleidern verübten Sachbeschädigungen an. Der Angeklagte, der vor Jahren wegen eines gleichen Vergehens mit 6 Monaten vorbestraft worden ist, gestand die Tat ein, behauptete jedoch, in bewustlosen Zustand gehandelt zu haben. Der über den Geisteszustand vernommene Sachverständige, Herr Dr. Metzdorff, gab sein Gutachten dahin ab, daß der Angeklagte bei Begehung der Straftaten sich in vollständig zurechnungsfähigem Zustande befunden und das Bewußtsein seiner Strafbarkeit besessen habe. Diese Ansicht schloß sich das Gericht an und verurteilte den Angeklagten zu einem Jahr Gefängnis.


Oranienburg, Donnerstag, den 22. Oktober 1903 (Nr. 248), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Frieda Sittel, die vielgenannte, ist schon wieder entflohen. Offenbar hat ihr die kurze Freiheit, nachdem sie aus dem Teltower Magdalenenstift gewaltsam herausgeholt war, allzu gut gefallen. Am Freitag stand sie zusammen mit ihren „Befreiern“ vor Gericht und ward, weil sie bei ihrer Flucht ein Fenster eingeschlagen hatte, zu einer Woche Gefängnis verurteilt. Dann brachte man sie aus Moabit nach der Fürsorge-Erziehungsanstalt „Bethabara“ in Neu-Weißensee zurück. Von dort ist das unternehmungslustige Mädchen seitdem eiligst, diesmal gleich mit fünf anderen Mädchen zusammen, wieder entwichen.


Oranienburg, Dienstag, den 27. Oktober 1903 (Nr. 252), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die gänzliche Beseitigung der oberirdischen Fernsprechleitungen in Berlin soll noch möglichst im Laufe des nächsten Jahres Stattfinden, und es wird nunmehr in sämtlichen Fernsprechbezirken an der Verlegung der Elementkästen, die zur Aufnahme der unterirdischen Kabelleitungen dienen, gearbeitet. ...


Oranienburg, Dienstag, den 27. Oktober 1903 (Nr. 252), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Ein Moorbrand kann zurzeit auf den Vollkropfwiesen bei Köpenick beobachtet werden. Diese Wiesen sind an einzelnen Stellen sehr sumpfig; infolgedessen ist im vergangenen Jahre bei einer Wiesenaufschüttung durch die schweren Sandmassen eine Torfwelle hochgehoben worden, sodaß sie in einer Länge von 50 Metern etwa 2-3 Meter über den Wiesenboden hinausragt. Seit einigen Tagen ist diese Torfmasse an mehreren Stellen in Brand geraten, sodaß die Flamme manchmal meterhoch herausschlägt, während bei Regenwetter nur ein starkes Schwelen bemerkbar ist.


Oranienburg, Freitag, den 30. Oktober 1903 (Nr. 255), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Der Schnellbahnwagen der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft hat gestern auf der Verkehrsstrecke Berlin-Zossen eine Geschwindigkeit von 210 Kilometer in der Stunde erreicht, und damit den bisherigen Rekord noch übertroffen.


Oranienburg, Freitag, den 30. Oktober 1903 (Nr. 255), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. Auf dem linken Wuhle-Ufer zwischen Kaulsdorf und Biesdorf wurden gegen 50 vorgeschichtliche Wohnstätten aufgedeckt, Feuerstätten mit zerbrochenem Kochgeschirr, Stein­messern u. dgl. Nach den Ornamenten gehört diese Niederlassung dem Niederlausitzer Typus, etwa 600 v. Chr. an. Außerdem wurde unweit der Mahlsdorfer Grenze ein Fremdgräberfeld aufgedeckt. Alle Urnen stehen frei in der Erde und enthalten Schmucksachen, die teils aus Eisen, teils aus Eisen und Bronze zusammengesetzt erscheinen. Es wurden mehrere Urnen gehoben und an das Märkische Museum abgeliefert, das jetzt etwa 20 Gefäße mit vielen Schmucksachen erhalten hat.

Schmöckwitz. Wegen des von Jahr zu Jahr immer mehr anwachsenden Schlepp- und Segel­schiffahrtsverkehrs soll die in Schmöckwitz zwischen dem Seddin- und Zeuthener See belegene 1818 erbaute alte Zugbrücke, die ihr Holzgerüst malerisch in die Luft reckt und in das malerische Bild des Schmöckwitzer Seenreviers hübsch hineinpaßt, abgerissen und durch eine eiserne ersetzt werden. ...


Oranienburg, Sonntag, den 1. November 1903 (Nr. 257), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Der Gemeindevorstand von Neu-Weißensee erläßt eine Aufforderung an die Einwohnerschaft, worin er alle Eltern, deren Kinder die Neu-Weißensser Schulen besuchen, bittet, ihm mitzuteilen, ob sie ihrem Berufe in Berlin nachgehen. Es handle sich darum, genau fest­zustellen, welche Forderung die Gemeinde in diesem Jahre auf Grund des § 58 des Kommunal­abgaben-Gesetzes an Berlin, wegen Beitragsleistung zu diesen Schullasten, stellen kann.


Oranienburg, Sonnabend, den 7. November 1903 (Nr. 262), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Der Bau der Bismarckwarte auf den Müggelbergen dürfte, falls die Witterung noch einige Zeit günstig bleibt, noch in diesem Jahre fertig werden. Der Turm hat bereits zwei Drittel der auf 40 m angenommenen Höhe erreicht.


Oranienburg, Mittwoch, den 11. November 1903 (Nr. 257), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Weil sie ihr Stiefsohn auf einem Witwenballe getroffen hatte, versuchte sich die Frau des Tischlergesellen Wagner aus Weißensee zu vergiften. ...


Oranienburg, Dienstag, den 17. November 1903 (Nr. 257), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Ein Sonderzug von Berlin nach hier wird am 20. d. Mts. anläßlich der Landtags-Abgeordnetenwahl verkehren. Der Zug geht vom Stettiner Bahnhof um 8,58 Uhr vormittags ab und langt um 9,38 in Bernau ein. Zur Rückreise von Bernau nach Berlin wird ebenfalls ein Sonderzug eingelegt werden, welcher von Bernau voraussichtlich um 7,35 nachmittags abgelassen wird.


Oranienburg, Sonnabend, den 21. November 1903 (Nr. 273), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Der neue Regierungspräsident des Potsdamer Bezirks, Herr von der Schulenburg, bringt seine Ernennung durch folgende Bekanntmachung vom 13. November zur allgemeinen Kenntnis: „Nachdem Seine Majestät der König Allergnädigst geruht haben, mich zum Präsidenten der Königlichen Regierung in Potsdam zu ernennen, habe ich dieses Amt mit dem heutigen Tage übernommen. Ich bringe dies hiermit zur Kenntnis der Behörden und Bewohner des Regierungs­bezirks.“

Bernau. Bei den Stadtverordnetenwahlen in unserer Stadt unterlagen in der dritten Abteilung die Sozialdemokraten. Die drei Kandidaten der bürgerlichen Parteien vereinigten auf sich 163-194 Stimmen, während die sozialdemokratischen Mandatsbewerber es nur bis auf 128 Stimmen zu bringen vermochten.


Oranienburg, Sonntag, den 29. November 1903 (Nr. 280), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Als am Dienstag nachmittag der Jagdaufseher Osterloff dienstlich die hiesige Vorderheide durchritt, gewahrte er in einer Schonung zwei Männer, welche bei seinem Herannahen nach zwei verschiedenen Richtungen das Weite suchten. Bei der Verfolgung des einen Mannes, der ein Gewehr mit sich führte, wurde ein erlegtes Reh gefunden und der entfliehende Wilddieb, welcher das Gewehr fortgeworfen hatte, nach kurzer Zeit festgenommen. Derselbe ist ein Schönower Einwohner namens Petrick. Auf seinen entkommenen Komplizen wird eifrigst gefahndet.


Oranienburg, Donnerstag, den 3. Dezember 1903 (Nr. 257), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die Stadtverordneten sind mit dem Magistrat darüber einig, daß ein neues Krankenhaus vorläufig hier nicht gebaut werden soll.


Oranienburg, Freitag, den 4. Dezember 1903 (Nr. 284), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Ein verwegener Einbruchsdiebstahl ist Montag nacht im Hause des Klempnermeisters Albert Hauck verübt. Der Dieb war zuerst in den Keller gestiegen, den er aber verschlossen fand. Dann hatte er sich aus rohen Kartoffeln einen Brei gemacht, eine Fensterscheibe beschmiert, dieselbe eingedrückt und nun aus dem Zimmer Silbergegenstände im Werte von mehreren hundert Mark entwendet.


Oranienburg, Sonntag, den 6. Dezember 1903 (Nr. 286), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Die Errichtung einer Realschule in Neu-Weißensee ist gesichert. Eine vom Amtsvorsteher Feldtmann einberufene Bürgerversammlung stellte fest, daß genügend Schüler für eine derartige Anstalt vorhanden sind; über 60 Anmeldungen sind schon erfolgt. Eine Erörterung entstand nur darüber, ob die neue höhere Lehranstalt, die mit April n. J. eröffnet werden dürfte, auch eine Vorschule erhalte soll. Die Mehrheit entschied sich schließlich dafür. Die Entscheidung bleibt der Gemeindevertretung und dem Schulausschuß vorbehalten.


Oranienburg, Dienstag, den 8. Dezember 1903 (Nr. 287), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Der hiesige Amtsvorsteher hat es abgelehnt, ein Verbot des Straßenhandels zu unterlassen. Die Gewerbetreibenden hatten eine Petition um Unterdrückung des Straßenhandels eingereicht. Der Amtsvorsteher Feldtmann ist aber nur geneigt, gegen das störende Ausrufen und Ausklingeln der Waren vorzugehen. Ein Verbot des Straßenhandels lasse sich mit der einschlägigen Gesetzgebung nicht vereinbaren.


Oranienburg, Dienstag, den 15. Dezember 1903 (Nr. 293), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der wegen Bespritzens von Damenkleidern schon einmal bestrafte Maler Franz Eppich hat in Biesenthal ebenfalls drei Damen die Kleider mit einer ätzenden Flüssigkeit beschädigt. Das Schöffengericht legte ihm für diesen neuen Fall zu den ersten 8 Monaten noch eine Zusatzstrafe von 2 Monaten Gefängnis auf.

Bernau. Von Straßenräubern überfallen wurde in der Nacht zum Sonntag der Handelsmann Albert Wolter, der von Berlin nach Bernau zurückfuhr. Kaum hatte er die freie Chaussee erreicht, als ein Schuß fiel und drei Strolche auf den Reisenden stürzten. Einer der Wegelagerer rief dem Ueberfallenen zu: „Geld her, oder Du bist eine Leiche!“ Wolter tat, als käme er der Aufforderung nach, öffnete den Kutscherkasten, holte aber statt des Geldes einen geladenen Revolver hervor und schoß auf den ihm zunächst Stehenden. Daraufhin eröffneten die Räuber ein förmliches Revolverfeuer auf Wolter, der jedoch nur leicht an der Stirn verletzt wurde. Durch die Schüsse erschreckt wurden die Pferde scheu und rasten mit dem Wagen, in dem sich der halbohnmächtige Handelsmann befand, davon. Wolter wäre sonst unfehlbar ein Opfer der Strolche geworden. In dem Fuhrwerk wurden später die Abdrücke von fünf Geschossen gefunden. Trotzdem den Polizei­behörden der umliegenden Ortschaften der Vorfall sofort signalisiert wurde, ist es bisher nicht gelungen, der Straßenräuber habhaft zu werden.


Oranienburg, Mittwoch, den 16. Dezember 1903 (Nr. 294), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Ein Krankenhaus für Prostituierte beabsichtigt die Stadt zu errichten. Der Baudeputation ist bereits aufgegeben, ein geeignetes Grundstück auszusuchen.


Oranienburg, Mittwoch, den 16. Dezember 1903 (Nr. 294), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die hiesige Apotheke, welche vor zwölf Jahren noch 80000 Mark kostete, ist seit dieser Zeit wiederholt zu immer höheren Preisen in andere Hände übergegangen und jetzt abermals für 162500 Mark verkauft worden.

Alt-Landsberg. Der Kaufmann Karl Bohne hatte im Wirthause die Fähigkeiten der städtischen Baudeputation scharf kritisiert und behauptet, in ihr säßen Mitglieder, die vom Baufach gar kein Verständnis hätten. Diese Bemerkung zog ihm eine Anklage wegen Beleidigung zu. Er aber trat den Beweis der Wahrheit an und wurde freigesprochen, denn es wurde festgestellt, daß der Dezernent der Baudeputation nicht den Unterschied zwischen Zentimeter und Millimeter kannte.


Oranienburg, Donnersta, den 17. Dezember 1903 (Nr. 295), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Straußberg. Im hiesigen Landarmenhause hatten die im Burschenheim untergebrachten Zöglinge eine regelrechte Verschwörung angezettelt, um gemeinsam zu entweichen. Der Plan wurde aber verraten und statt in die goldene Freiheit, spazierten die hoffnungsvollen Burschen ins Loch.


Oranienburg, Freitag, den 18. Dezember 1903 (Nr. 296), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Recht unsichere Zustände herrschen zur Zeit in der Umgegend. Am Sonntag abend fand schon wieder ein Ueberfall auf der Landstraße statt. Auf dem Wege von Schönwalde nach hier wurden auf dem Verdeckwagen des Landwirts Rudolf Blanke aus dem Gebüsch heraus zwei Schüsse abgegeben, jedoch wurde niemand verletzt.


Oranienburg, Donnerstag, den 24. Dezember 1903 (Nr. 201), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Neu-Weißensee. Unsere Gemeinde feiert am 1. April 1905 das fünfundzwanzigjährige Bestehen ihrer Selbständigkeit. ... Der später anzustellende Schöffe soll an der Hand der Akten eine Geschichte des Ortes schreiben.


Oranienburg, Dienstag, den 29. Dezember 1903 (Nr. 303), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Jagd in unserer Stadtforst soll neu verpachtet werden, da der bisherige Pächter, Rentier Benckendorf in Berlin auf die von der Stadt geforderte Erhöhung von 1450 auf 2350 Mark, die noch dazu für acht Jahre mit 18800 Mark im voraus verlangt wird, nicht eingehen will. Der sehr geschonte Wildbestand der Forst, besonders die Rehe, werden jetzt rücksichtslos abgeschossen.

Bernau. Bei der am 5. November von dem Kommerzienrat Friedländer in Lanke veranstalteten Jagd war ein wertvolles Pferd entlaufen. Jetzt hat man dasselbe in Neudorf in einem Sumpfe, in den es wohl in vollem Galopp hineingejagt ist, tot aufgefunden.


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