Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1905 (46. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 152-302 (1.7.-24.12.), außer 263 (9.11.)]


Oranienburg, Sonnabend, den 15. Juli 1905 (Nr. 164), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die Berliner Feuerwehr hat 10½ Millionen Liter Wasser im Etatsjahr 1904-05 zur Löschung von Feuersbrünsten verbraucht, wie der jetzt erschienene Verwaltungsbericht ergibt. Hiervon entfallen allein 4 1/3 Millionen Liter auf den gewaltigen Brand des großen Eisenbahn­schwellenlagers am Güterbahnhof Moabit, der aus dem vorigen Sommer noch in Erinnerung ist. ...


Oranienburg, Sonntag, den 16. Juli 1905 (Nr. 165), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Während des Gewitters am Dienstag nachmittag war der Regimenter Lazarowicz im Jagen 5 unserer Stadtforst beschäftigt. In dem Augenblicke, wo sich derselbe nach einem Baume begeben wollte, um dort Schutz zu suchen, fuhr ein Blitz hernieder und spaltete den Baum. Nur noch ca. 20 Schritte war L. von der betreffenden Stelle entfernt, und wurde er durch diesen Umstand vor einem Unglück bewahrt. Es muß immer wieder gewarnt werden, vor einem Gewitter unter Bäumen Schutz zu suchen.


Oranienburg, Freitag, den 21. Juli 1905 (Nr. 169), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Ein bedauerlicher Unfall mit tödlichem Ausgange hat eine Familie in Malchow in tiefe Trauer versetzt. Der Bauergutsbesitzer Wegemund dortselbst war am Sonntag in seinem Garten an einem Kirschbaum beschäftigt und hatte zu diesem Zwecke eine Leiter bestiegen. Plötzlich geriet dieselbe ins Rutschen. Um bei einem etwaigen Fall die den Baum umstehenden Kinder nicht zu verletzen, sprang W. von der Leiter herab. Unglücklicherweise geriet er aber bei einem Sprung auf einen Pfahl, welcher tief in seinen Körper eindrang. W. hat sich dadurch schwere Verletzungen zugezogen, denn der Tod trat bereits am Dienstag früh ein.

Biesdorf. Wie nunmehr feststeht, ist der Bau einer erstklassigen Rennbahn in der Nähe von Biesdorf, also im Osten Berlins, von einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung beschlossen worden. Ein Terrain von 45 Morgen, auf dem eine 600 m große Rennbahn mit Plätzen für Fußball, Tennis ec. errichtet werden soll, ist bereits aufgekauft. Die Bahn selbst wird nach den neuesten Konstruktionen erbaut werden und soll gleichmäßig für Steher- und Flieger-Rennen dienen, Die Fertigstellung ist nicht vor Ablauf eines Jahres zu erwarten.

Weißensee. Der Fall Klingenberg hat seine endgültige Erledigung gefunden. Die Klage der Gemeinde gegen den früheren Gemeindevorsteher Klingenberg auf Zurückerstattung von erhaltener Provision bei einem Grundstücksverkauf war in erster Instanz bekanntlich abgewiesen worden. Die Gemeindevertretung beschloß, die ganze Sache fallen zu lassen, weil eine Berufung aussichtlos erscheint.


Oranienburg, Sonnabend, den 22. Juli 1905 (Nr. 170), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Strausberg. Im Gamensee wurde am Sonntag die Leiche der 19-jährigen Tochter des Uhrmachers Hindenberg aus Werneuchen gefunden. Das junge Mädchen verließ das Elternhaus unter der Angabe, zum Gottesdienst zu gehen, eilte jedoch auf dem nächsten Waldwege zum Gamengrund und stürzte sich mit den Kleidern in den tiefen See. Die Ursache kennt man nicht.


Oranienburg, Sonnabend, den 29. Juli 1905 (Nr. 176), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Der Amtsvorsteher H. Feldtmann ist an einer Luftröhrenentzündung gestorben. Von Hause aus Landwirt, kam er April 1878 im Alter von 36 Jahren nach Weißensee, um die Verwaltung des Rittergutes zu übernehmen. Mit der Entwicklung im Osten der Stadt Berlin nahm auch Weißensee einen guten Aufschwung. Feldtmann mußte sich für die Gutsverwaltung nun mit den Terraingeschäften befassen und lernte hierbei die Gemeindevertretung sehr genau kennen. Sehr bald erkannten die Aufsichtsbehörden sowohl wie die Bürgerschaft von Weißensee, daß der Generalbevollmächtigte des Rittergutes die geeignetste Person zur Leitung der Ortsgeschäfte sei. Feldtmann zog sich dann von seinem landwirtschaftlichen Posten zurück und wurde am 18. Mai 1887 zum Amtsvorsteher von Weißensee ernannt. Als Polizeibeamter ist Feldtmann nie hervorgetreten, er widmete sich vielmehr in erster Linie den Gemeindegeschäften. Noch im selben Jahre war er noch zum Gemeindevorsteher ernannt worden. Auf seine großen Erfahrungen auf kommunalem Gebiet und seine große Kenntnis der Verhältnisse des Kreises Niederbarnim war es denn auch zurückzuführen, daß Feldtmann sehr bald Kreistagsabgeordneter und Mitglied des Kreisausschusses für den Kreis Niederbarnim wurde. Hier war er sehr geschätzt und häufig mit wichtigen Aufgaben betraut.


Oranienburg, Sonntag, den 30. Juli 1905 (Nr. 177), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hohen-Schönhausen. Der höchstbesteuerte Vorort im Kreise Niederbarnim ist das kleine Hohen-Schönhausen, der Ort erhebt über 200 v. H. Gemeindesteuerzuschlag und kann sich deshalb nur schwer weiterentwickeln. ...

Hohen-Schönhausen. Bei einem bedeutenden Scheunenbrande, der hierselbst ausbrach, griff die Straßenbahn mit Erfolg ein. Die Hydranten lagen von der Brandstelle weit entfernt, was zur Folge hatte, daß Wassermangel eintrat. Als die Gefahr groß wurde, erklärte sich die Straßenbahn zur Heranschaffung des Wassers bereit. Die Beamten füllten große Wasserreservoirs an den Hydranten und beförderten sie auf den Geleisen mit den Wagen zur Brandstelle. Die Scheune konnte dessenungeachtet nicht mehr gerettet werden, doch wurden auf diese Weise die Nachbargrundstücke mit Erfolg vor dem Feuer geschützt.


Oranienburg, Dienstag, den 1. August 1905 (Nr. 178), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Bürgermeister Paetzold feiert am Sonnabend den 12. August d. J. sein 25jähriges Jubiläum als Bürgermeister der Stadt Bernau. Außer den sonstigen dem Jubilar zugedachten Ehrungen wird von der Stadt am genannten Tage im Saale des Schützenhauses ein großes Festessen veranstaltet werden.

Bernau. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag zwischen 11 und 12 Uhr wurde in Schwanebeck ein bei dem Gemeinde-Vorsteher Bredereke daselbst beschäftigter Arbeiter von einem von Bernau kommenden Automobil überfahren. Der Betreffende wurde später, in seinem Blute liegend, tot aufgefunden. Ob ein Verschulden eines zweiten oder ein Selbstmord vorliegt, konnte bisher noch nicht festgestellt werden.


Oranienburg, Sonntag, den 6. August 1905 (Nr. 183), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Wie verlautet, ist in den Brauereien der Provinz Brandenburg die Frage aufgetaucht, Flaschenbier in Zukunft nicht mehr ohne Pfand abzugeben. Diese beabsichtigte Maßregel ist darauf zurückzuführen, daß den Brauereien leider von einem großen Teil der Biertrinker dadurch ein arger Schaden zugefügt wird, daß die leeren Flaschen nicht zurückgegeben werden. ...


Oranienburg, Dienstag, den 8. August 1905 (Nr. 184), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Die heißeste Nacht in diesem Jahre war für unsere Gegend zweifellos die vom Freitag zum Sonnabend. Abends um 7 Uhr zeigte das Thermometer 33 Grad Celsius, und selbst um Mitternacht waren noch 28 Grad ...

Alt-Landsberg. Auf dem Nachhausewege zwischen Alt-Landsberg und Werneuchen überfallen wurde am Mittwoch abend der 66 Jahre alte Zeitungsbote Rühl. R., der nur einen Arm hat, ist von seinem Angreifer zu Boden geworfen und in der gröblichsten Weise mißhandelt worden, sodaß er schwerkrank darniederliegt. Der Täter konnte noch nicht ermittelt werden.


[Märkische Presse] Sonnabend, den 12. August 1905 (Nr. 188), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Aus einem von Pastor Bodelschwingh veröffentlichten neuen Aufrufe geht hervor, daß für die Kolonie Hoffnungstal bei Rüdnitz bereits zweimal 10000 Mark von der Familie Mendelsohn-Bartholdy zu Errichtung von zwei Baracken gespendet sind. Diese Baracken werden aus doppelwandigen Zementplatten hergestellt und erhalten 48 einzelne Schlafkämmerchen (jeder Kolonist erhält seinen eigenen Schlafraum), 1 Speise- und Wohnraum, 1 Lesezimmer, 1 Schreibstube, 2 Garderobenzimmer, 1 Krankenzimmer und 1 Stube für den Aufseher und Vorarbeiter. Zur inneren Ausstattung sind bis jetzt 10 vollständige Betten geschenkt.


Oranienburg, Sonntag, den 20. August 1905 (Nr. 195), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Oranienburg. Dem Kreisarzt für Niederbarnim ist jetzt wegen Häufung der Amtsgeschäfte der Arzt Dr. Ernst Kutzky in Charlottenburg, Schloßstraße 11, als Assistent beigegeben worden.


Oranienburg, Donnerstag, den 5. Oktober 1905 (Nr. 234), Zeitungskopf

Zeitung für Nieder-Barnim
Freyhoffs Verlags-Buchruckerei
Alleiniges amtliches Organ mit rechtsverbindlicher Publikationskraft der städtischen Behörden Oranienburgs.
Weitverbreitet [nicht 'weitestverbreitet') im Niederbarnimer- und in den angrenzen Kreisen.
Redaktion- und Haupt-Expedition: Bernauerstraße 22
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiner
Druck und Verlag von Ed. Freyhoff


Oranienburg, Freitag, den 6. Oktober 1905 (Nr. 235), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Die Stadtverordnetenversammlung hat beschlossen, betreffs des zu erbauenden Elektrizitätswerkes die Zinsgarantie für die erste Hypothek von 30000 Mark zu übernehmen; jedoch muß in spätestens 9 Monaten mit dem Bau begonnen werden.


Oranienburg, Freitag, den 20. Oktober 1905 (Nr. 247), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die Ueberfüllung der Berliner städtischen Irrenanstalten ist, wie man schreibt, hochgradig geworden. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 21. Oktober 1905 (Nr. 248), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Freienwalde a. O. Um das Mädchen seines Meisters zu erschrecken, hängte sich ein hiesiger Bäckerlehrling auf. Jedenfalls erwartete er, es werde ihn jemand abschneiden; es kam aber niemand und der Uebermütige mußte den dummen Streich mit seinem Leben bezahlen.


Oranienburg, Mittwoch, den 25. Oktober 1905 (Nr. 251), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Eberswalde. Wegen der fortgesetzten Diebstähle werden die hiesigen Nachtwächter sich Hunde anschaffen, die beim Aufspüren der Spitzbuben Dienste leisten sollen. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 26. Oktober 1905 (Nr. 252), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Nach amtlicher Meldung ist Dienstag vormittag kurz nach 6 Uhr ein Einwohner von Werneuchen namens Hermann Güntherberg, als er mit seinem Hundefuhrwerk auf der Chaussee nach Wriezen über das Gleise der Nebenbahn Berlin-Werneuchen hinter Bahnhof Ahrensfelde fuhr, vom Zuge 680 überfahren und getötet worden. Der Schrankenschließer hatte versäumt, die Schranke zu schließen.


Oranienburg, Freitag, den 3. November 1905 (Nr. 259), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Ueber die Arbeiterkolonie Hoffnungstal bei Bernau berichtet Pastor F. Bodelschwingh unterm 30. Oktober: Was noch keiner der 32 ländlichen Arbeiterkolonien Deutschlands wider­fahren, sei hier geschehen. Die Umwohner haben gegen die Ansiedlung Einspruch erhoben, wohl im Schreck darüber, daß ihnen die verrufenste Klasse der Bevölkerung Berlins zugeführt werden solle, und dieser Protest sei auch in Kraft getreten. Glücklicherweise habe sich ein Ausweg gefunden: eine Witwe im Dorfe Rüdnitz, welche von der Stadt Bernau ein kleines Gut gepachtet, habe ihre Pachtung abgetreten, sodaß es einer Ansiedlungsgenehmigung nicht bedurfte. Zunächst habe man 20 Betten in einer Scheune aufgeschlagen, und sodann sei von den ersten Ansiedlern eine Heimstätte für weitere 50 Leidensgefährten aufgerichtet. Noch ein anderes Hindernis sei ebenfalls weggeräumt. Da die Kirche in Rüdnitz keinen freien Platz mehr hat, verlangte das Konsistorium eine Sicherstellung der kirchlichen Bedürfnisse. Hier habe der Kaiser geholfen und 10000 Mark geschenkt zu einem Versammlungssaal, der zugleich Speisesaal für die Kolonisten sein darf. Die größte Errungenschaft aber sei, daß das vortreffliche Betragen der ersten Kolonisten die Stimmung in der ganzen Gegend bereits geändert habe; als so arbeitswillige und anständige Menschen hätten sie sich bewiesen, daß alle Furcht in Lob und Anerkennung umgeschlagen ist.


Oranienburg, Mittwoch, den 8. November 1905 (Nr. 263), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Vor kurzem stieß man in der Kirche zu Schönow bei den Ausschachtungsarbeiten, welche zur Herstellung einer Heizungsanlage vorgenommen wurden, auf Grabgewölbe. Dieselben ent­hielten einen gut erhaltenen menschlichen Schädel mit vollständigem Gebiß und Haar mit langem Zopf, ferner einen Säbel und je einen Herren- und Damenstiefel. Da den Dorfeingesessenen über diese Grabgewölbe nichts bekannt war, wurden die Kirchenbücher nachgeschlagen und fand man nun, daß es sich hier um Angehörige der Familie Kratz handelt, welche während der Jahre 1720-1760 das Rittergut Schmetzdorf gehörte, und die nach ihrem Tode in obiger Kirche beigesetzt worden sind.


Oranienburg, Sonnabend, den 11. November 1905 (Nr. 266), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Kreischaussee von Alt-Landsberg nach Petershagen wird vom 13. November bis 4. Dezember d. J. wegen Neuschüttens der Steinbahn für Fuhrwerke gesperrt.

Bernau. Der am Mittwoch hierselbst abgehaltene Martini-Krammarkt war von den Händlern nur mittelmäßig besucht, was wohl daran lag, daß an demselben Tage noch in sieben anderen Orten der Berliner Umgegend Märkte stattfanden. Namentlich fehlten diesmal sehr die Strausberger Schuh­warenhändler. Die Landbevölkerung war am Nachmittage hier stark vertreten, und es machte sich daher auch auf dem Markte ein recht reger Verkehr bemerkbar.


Oranienburg, Sonntag, den 12. November 1905 (Nr. 267), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Das „Schloß Weißensee“ soll als Vergnügungsstätte eingehen und zu einem öffentlichen Park für die Gemeinde Weißensee umgestaltet werden. Diese hat mit den Besitzern bereits verhandelt und sich einer Vorortskorrespondenz zufolge den Ankauf des ganzen Geländes zum Preise von 2½ Mill. M. gesichert. Der Grundbesitzerverein Weißensee, welcher sich gestern mit dieser Angelegenheit beschäftigte, erkannte die Notwendigkeit des Ankaufs des Parks an, beschloß jedoch, bei der Aufsichtsbehörde vorstellig zu werden, auf daß der Ankauf zur gegen­wärtigen Zeit, wo sich anscheinend Vermittler hohe Provisionen gesichert haben, unterbleibe.


Oranienburg, Donnerstag, den 16. November 1905 (Nr. 270), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Aufsehen erregte am Montag abend gleich nach 7 Uhr ein Automobil, welches, vom Berliner Tor kommend, die Berlinerstraße entlang gezogen wurde. Dem Fahrzeug, das anscheinend nicht recht funktionierte, waren zwei Mann vorgespannt, von hinten halfen noch einige Personen nach, während der Führer am Steuer Platz genommen hatte und durch öfteres Signalgeben mit der Hupe und einer Sirene großen Lärm verursachte.

Alt-Landsberg. Die Personenstands-Aufnahme ergab in unserer Stadt 2405 Einwohner gegen 2378 im Vorjahre.


Oranienburg, Freitag, den 17. November 1905 (Nr. 271), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Die Einweihung der Heimstätte „Hoffnungstal“ wurde am Sonntag in Anwesenheit vieler geladener Gäste, unter denen auch der Oberbürgermeister Kirschner aus Berlin sich befand, durch den Generalsuperintendenten Faber vollzogen. Das Haus, welches einen Speisesaal usw. und 48 kleine Stübchen enthält ist von den ersten 20 Kolonisten selbst errichtet. Pastor von Bodelschwingh hob in seiner Ansprache hervor, daß die Kreisvertretung von Oberbarnim die Erlaubnis zur Niederlassung bisher versagt habe, weil sie Bedenken trage, diesem aus dem Berliner städtischen Asyl stammenden untersten Abschaume der Menschheit Tür und Tor zu öffnen; ...


Oranienburg, Sonntag, den 19. November 1905 (Nr. 273), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Biesdorf. Auf dem südlichen Gelände des Ortes wird voraussichtlich im nächsten Jahre, wie das „Nied.-B. Krsbl.“ erfährt, die größte Radrennbahn Deutschlands angelegt werden. ... Auch die Anlage eines Bahnhofes an der Vorortstecke Berlin-Strausberg südlich von Biesdorf ist dadurch gesichert worden, daß die von der Eisenbahn geforderten 121000 Mark bereits gezeichnet sind. ...


Oranienburg, Dienstag, den 21. November 1905 (Nr. 274), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die Eröffnung des Versuchsbetriebes mit Automobil-Omnibussen hat am Sonntag stattgefunden. Die beiden ersten dafür bestimmten Automobil-Omnibusse wurden gestern Mittag einer Probefahrt unterzogen ... Eine völlige Neuerung ist die Heizung der Wagen, die durch das Kühlwasser der Motoren bewirkt wird. Die Ausstattung des Innern ist geschmackvoll. Die Bänke sind gepolstert, gefedert und mit Plüsch überzogen. Zur Beleuchtung dienen drei elektrische Glühlampen an der Decke und zwei elektrische Glühlampen an der Vorderseite des Wagens. ...


Oranienburg, Dienstag, den 21. November 1905 (Nr. 274), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Kreisausschuß Oberbarnim hat den Einspruch gegen die Niederlassung der Arbeiter­kolonie Hoffnungstal zurückgewiesen. ... Voraussichtlich wird schon zu Weihnachten eine zweite Heimstätte aufgestellt. in den Berliner Asylen melden sich fortgesetzt Arbeitslose zum freiwilligen Eintritt in die Kolonie.

Bernau. Bei den am Freitag hier stattgefundenen Stadtverordnetenwahlen gab es in der dritten Klasse einen harten Kampf zwischen den Sozialdemokraten und den bürgerlichen Parteien, wobei letztere unterlegen sind. Alle drei gewählten Kandidaten der 3. Wahlabteilung gehören der sozialdemokratischen Partei an. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 30. November 1905 (Nr. 281), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Das Ergebnis der hiesigen Personenstands-Aufnahme weist eine Einwohnerzahl von 9380 Seelen auf. Im Vorjahre wurde eine Personenzahl von 9180 ermittelt, sodaß also eine Zunahme von 200 Einwohnern zu verzeichnen ist.


Oranienburg, Dienstag, den 5. Dezember 1905 (Nr. 285), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Jagdpachtvertrag mit dem Bankier Aloster in Berlin soll auf seinen Antrag nach Beschluß der Stadtverordnetenversammlung auf sechs Jahre verlängert werden, wenn er 1000 M. mehr als bisher, also jährlich 7000 M. Jagdpacht zahlen will.


Oranienburg, Dienstag, den 12. Dezember 1905 (Nr. 291), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Kreisausschuß von Oberbarnim hat jetzt der Arbeiterkolonie Hoffnungsthal [‚th‘!] die Erlaubnis gegeben, die Niederlassung in Rüdnitz zu erweitern, sodaß 200 Kolonisten Platz finden. Auch die Stadt Berlin hat die Ueberlassung eines Teiles ihrer dortigen Forst an die Kolonie genehmigt.


Oranienburg, Sonnabend, den 23. Dezember 1905 (Nr. 301), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Handelsminister hat am Sonnabend die Entscheidung des Kreisausschusses Niederbarnim im Abdeckereistreite der nördlichen Vororte mit der Stadt Berlin bestätigt, wonach der letzteren die Erlaubnis versagt wird, zwischen Blankenfelde und Schildow eine Fleisch­vernichtungsanstalt zu errichten. Die Vororte haben den Nachweis geführt, daß die Fleisch­verarbeitung trotz der neuen Hartmannschen Maschinen für die Umgegend große Belästigungen mit sich bringe, und die Sachverständigen des Ministeriums haben verlangt, daß die Berliner Anstalt gemäß den Bestimmungen für Abdeckereien 2 Kilometer von dem nächsten Orte entfernt liegen müsse. Wie verlautet, werden von der Berliner Stadtverwaltung jetzt Gelände hinter Buch und hinter Bernau (östlich von Albertshof) in Betracht gezogen.


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