Robert Stock, der spätere Mehrower Rittergutsbesitzer, wurde am 4. April 1858 im mecklenburgischen Hagenow geboren. Nach einer Schlosserlehre, Wanderschaft und Militärdienst machte er sich im Jahre 1882 zu Fuß auf nach Berlin, um hier eine Anstellung in der rasch wachsenden Telegrafenindustrie zu finden. Neben seiner Tätigkeit als Schlosser und Mechaniker in verschiedenen Kreuzberger Betrieben begann er mit seiner Frau Sophie auf einer umgebauten Nähmaschine Blitzspindeln für Telefone zu fertigen, die bei seinem Arbeitgeber und bei der Konkurrenz reißenden Absatz fanden. 1887 wagte er mit zunächst nur einem Angestellten den Schritt in die Selbständigkeit und gründete die „R. Stock, Telegraphenapparate“, den Vorgänger der jetzt noch existierenden „DeTeWe GmbH“. Die Firma wuchs sehr schnell und laufend musste er von einem Kreuzberger Hinterhof in den nächsten ziehen, bis er im Jahre 1894 ein Gelände an der Zeughofstraße kaufen und dort seinen Firmensitz errichten konnte.

Die hohe Qualität seiner Produkte und seine Zuverlässigkeit wurden auf dem Markt geschätzt. Angeregt durch Erfahrungen, die er 1893 auf der Weltausstellung in Chicago gewonnen hatte, gelang es ihm, die in großen Stückzahlen benötigten Kleinteile wie Stecker und Buchsen zu unschlagbaren Preisen zu produzieren. Zunehmend stellte er auch ganze Telefonanlagen her, die dank vieler Neuerungen kompakter waren, als die der Konkurrenz. Auf der Gewerbeausstellung 1896 in Treptow präsentierte er in einem eigenen Pavillon ein komplettes Fernsprechvermittlungsamt. Der Staatssekretär des Reichs-Postamtes, v. Stephan, war davon begeistert und verschaffte ihm Aufträge, die eigentlich an viel größere Konkurrenten wie Siemens gehen sollten. Damit war der Durchbruch geschafft und die Firma entwickelte sich zu einem Großbetrieb. Um sich von Zulieferern unabhängig zu machen, gründete er darüber hinaus eine Firma für Spiralbohrer (die jetzt noch als „R. Stock AG“ existiert) und ein eigenes Kabelwerk. Im Patentamt wimmelte es an Erfindungen, die auf seine Firmen ausgestellt waren. Seine Beschäftigten ließ er mit den branchenweit höchsten Löhnen und großzügigen Sonderleistungen am Erfolg teilhaben. Dafür verlangte er aber absolute Zuverlässigkeit und Qualitätsarbeit.

Auf dem Höhepunkt seines Erfolges verkaufte er für die damals riesige Summe von fünf Millionen Reichsmark seine Anteile an der Firma, die sich inzwischen „Deutsche Telephonwerke R. Stock & Co. GmbH“ nannte, und erwarb dafür Ländereien in Saarmund, Werneuchen, Mehrow und bei Kolberg in Pommern. Sein Wohnsitz blieb zwar in Treptow in der „Villa Stock“, großzügige Spenden an die Mehrower Schule und Kirche sowie die aufwändige Gestaltung des damals viel größeren Dorfparks rings um die Laake lassen aber den Schluss zu, dass er unserem Dorf sehr zugetan war. Völlig zu recht gibt es deshalb in Mehrow eine „Robert-Stock-Straße“, die zu besagtem Dorfpark führt.

Wer glaubt, Robert Stock hätte dann seinen Wohlstand in Ruhe genossen, der irrt sich. Seine Aufenthalte auf dem Land inspirierten ihn dazu, einen selbst fahrenden Pflug zu bauen und damit die schwerfälligen Dampfpflüge abzulösen.

Zusammen mit einem anderen erfahrenen Ingenieur entwickelte er einen „Motortragpflug“, der in der „Stock-Motorpflug GmbH“ in Berlin hergestellt und unter anderem zwischen Hönow und Mehrow gestestet wurde. Dieser entwickelte sich zu einem Verkaufsschlager, der in großen Stückzahlen produziert und bis nach Südamerika geliefert wurde.

Später kamen noch Stock-Schlepper und –Traktoren sowie Nachbauten amerikanischer Motorräder und selbst entwickelte „Stock-Motorräder“ mit Kardan-Antrieb hinzu.

Das hat Robert Stock aber schon nicht mehr miterlebt, denn am 13.7.1912 starb er im Alter von nur 54 Jahren auf seinem pommerschen Landsitz, den er nach seiner Frau „Sophienwalde“ genannt hatte. Zusammen mit seiner Frau, die zwei Jahre später verstarb, ist er auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Kreuzberg beigesetzt. Das Gut in Werneuchen hatte bereits seine ältere Tochter Frieda übernommen, die mit dem Mehrower Landwirt Hans Müller verheiratet war. Das Rittergut Mehrow erbte die jüngere Tochter Anna, die 1918 den Berliner Fabrikbesitzer Max Bothe heiratete und das Gut bis 1937 führte.