Zu den guten Traditionen in unserem Nachbarort Hönow gehört es, alljährlich eine „Nachtwanderung“ durch das Dorf zu veranstalten. Wir waren schön öfter dabei und haben Gefallen daran gefunden: 2012 / 2013 / 2015.
Bisher führte die Wanderung immer durch den alten Dorfkern - in diesem Jahr ging die (nunmehr neunte) Tour durch die „Hönower Siedlung“, das heißt jenen Teil des Dorfes, der südlich der Landsberger Allee liegt. Das bot für Viele Neues.
Los ging es im Vereinshaus des „Vereins des Gartenfreunde Hönow e. V.“, das bis auf den letzten Platz gefüllt war und bald auch keine Stehplätze mehr bot. Etwa 150 Personen waren es, die sich im Saal drängelten, um zu hören, was der Vereinsvorsitzende Fillinger, Zimmermeister Wolff und Rechtsanwalt Schüler einleitend zu berichten haben.
Vor allem Herr Schüler, der lange Bürgermeister in Hönow war, hatte wieder viele Schenkelklopfer in seiner Rede.
All das wurde wieder fast lückenlos von Herrn Professor Menzel für die Nachwelt aufgezeichnet und wird sicher in einem der nächsten Hönow-Videos zu sehen sein.
Professor Menzel und sein Video-Club haben es sich auf die Fahnen geschrieben, nicht nur vorhandenes Bild- und Filmmaterial zu sammeln und aufzubereiten, sondern auch selbst möglichst viel vom Leben im Dorf festzuhalten - und dazu gehören nun mal die alljährlichen Nachtwanderungen.
Auch an diesem Abend (22. April 2016) war wieder ein Teil dessen, was sich bei alten Hönowern angefunden hat und vom Video-Club zusammengestellt und kommentiert wurde, als Einstimmung auf die Nachwanderung zu sehen.
Dabei lag der Schwerpunkt auf der Hönower Siedlung, die in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand.
Als die Menschenmenge nach dem gut gemachten und sehr informativen Videovortrag nach draußen quoll, zeigte sich schnell, dass ein normaler Fotoapparat beim geplanten Gruppenbild an seine Grenzen stoßen wird.
Trotz Schieben und Quetschen passten nicht alle gleichzeitig aufs Bild, so groß war der Andrang der Besucher.
Besser als erwartet klappte es, die endlos erscheinende Menschenschlange durch die Siedlung zu führen.
Allerdings kamen immer nur einige in den Genuss der Ausführungen, die Herr Wolff an verschiedenen Stellen machte. Um alle zu erreichen, wäre ein Lautsprecherwagen erforderlich gewesen und den hätten die Bewohner der Siedlung vermutlich nur missbilligend in Kauf genommen. Mehr an Teilnehmern geht jetzt wirklich nicht mehr ...
Nicht zu überhören war aber, was da hinter der ersten Straßenecke über den Gartenzaun ans Ohr drang.
Ein Hönower, an dem die Musikalität nicht vorbeigegangen ist, saß da im Garten und spielte auf dem Keyboard Melodien, die vom Ohr direkt in die Beine gingen und ein Wippen und Wiegen der Massen im Takt zur Folge hatte.
Der freiberufliche Hönower Nachtwächter, der wie üblich die Menschentraube anführte, war anfangs chronologisch nicht auf den neuesten Stand und schritt noch mit einem „2015“ durch den lauen Frühlingsabend.
Damit die Fotografen später beim Einsortieren der Bilder nicht ins Schleudern kommen, hat er dann aber schnell die Aufschrift seines „Wegweisers“ in „2016“ korrigiert.
Zurück auf der Thälmannstraße wurde vor einem Haus Halt gemacht, in dem eine alte Hönower Familie wohnt, deren Tochter sich dort einen Kosmetiksalon eingerichtet hat. Diese kam vor die Tür und erzählte bereitwillig, was sie über die Geschichte des Hauses wusste.
Und natürlich wurde auch das für die Nachwelt festgehalten - auf SD-Karte, dem neuzeitlichen Zelluloid-Ersatz.
Ein Stück weiter in der Rosenstraße gab es den nächsten musikalischen Beitrag. Ein junger Mann hatte mit seinem Akkordeon in der Grundstückszufahrt Platz genommen und spielte dem Publikum auf der Straße ein paar Weisen.
Diese von Bewohnern vorgetragenen kulturellen Einlagen auf dem Rundgang waren eine gute Idee der Veranstalter!
Die nächste willkommene Einlage gab es schon ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite. Dieses Mal in Form von mittel- bis hochprozentigen Alkoholika.
Langjährige Teilnehmer der historischen Nachtwanderungen wissen, dass dies dazu gehört. Und zum Glück finden sich immer wieder großzügige Spender geistreicher Getränke.
Der Kameramann hat natürlich wieder lückenlos festgehalten, wer da verstohlen sein Glas vor dem Bauch versteckt hat, wer das letzte Glas vom Tablett genommen hat und welch aufmunternde Wirkung diese Getränke bei den Teilnehmern hatten.
Die spendable Bewohnerin des schmucken Hauses erzählte noch dazu aus der Geschichte dieses Anwesens, aus der Zeit als nur drei, vier Häuser in der Straße standen.
Und Zimmermeister Wolff, dem als Tour-Führer ohnehin reichlich Lob zusteht, hat hier noch öffentliches Lob für das einst von ihm aufgesetzte neue Dach einstecken können.
Um die Ecke 'rum stand in der Gartenstraße ein Tor offen, das die Besucher auf eine Wassergrundstück am idyllisch inmitten der Siedlung gelegenen Barschsee einlud.
Ein Feuerchen prasselte auf der Wiese und gleich mehrere Körbe enthielten einen Willkommenstrunk für die die immer noch sehr reichlichen Teilnehmer der Tour. Hier kann man es gut aushalten und neidvolle Blicke gingen in Richtung des Grundstücksbesitzers, der noch an seiner Laube bastelt.
Mit fortschreitender Zeit und zunehmender Dunkelheit schwindet vielfach die Hemmschwelle beim Genuss aufmunternder Flüssigkeiten in hübschen kleinen Flaschen.
Da greift denn auch mal jemand zu, der sonst nach eigenem Bekunden so gut wie nie Alkohol trinkt. Der „Jagdfürst“ zieht ihm auch prompt alle Gesichtsmuskeln zusammen.
Damit die Männer nicht so viel trinken, opfern sich auch einige Frauen und versuchen, den unglaublichen Vorrat an kleinen Pullen abzubauen.
Tapfer, aber erfolglos:
Die Vorräte reichen, bis die Truppe endlich weiterzieht.
Nächstes und letztes Ziel der Nachtwanderung war „Wegners Biergarten“ gegenüber dem HEP. Der dortige Wirt hat angeblich ein Fass Bier gestiftet und auf dem soll er nicht sitzen bleiben. Es wäre wirklich schade drum!
Ob der Wirt mit so vielen Besuchern rechnete, als der die Nachwanderer zum Absacker einlud? Wohl eher nicht.
Ganz tapfer haben die Wirtsleute Bier gezapft und Gläser gespült, um die vielen durstigen Kehlen zu erquicken. Davon gab es hier, zum Schluss der Tour, noch einige Dutzend.
Wer in der Gaststube und auf den Terrassen keinen Platz gefunden hat, der wartete geduldig auf dem Gehweg.
Es ist nicht überliefert, dass hier jemand verdurstet ist.
Nur wer noch zurück nach Mehrow musste und nicht laufen wollte, konnte beim kollektiven Abschiednehmen nicht mitmachen und hat sich lieber gleich in die Spur begeben. Aber auch ohne An- und Absacker hat es Spaß gemacht, weshalb den Veranstaltern Lob und Dank gesagt sei!