Wir sind im August 2018 auf dem Weg von Frankreich nach Hause und wollen bei dieser Gelegenheit noch einen Friedhof besuchen, auf dem ein Soldat aus unserer Gegend liegt.
Es ist der Friedhof Hautrage, der dicht an der Autobahn liegt und mit dem bei „Google Maps“ gefundenen Kartenausschnitt im Kopf eigentlich ganz leicht zu finden sein müsste. Aber irgendwie ist die in Belgien übliche Ausschilderung nicht dazu gedacht, Fremde an ihr Ziel zu führen.
Nach immer engerer Umkreisung haben wir dann endlich den gesuchten Friedhof gefunden und sind erstaunt, dass es sich hier um einen britisch-deutschen Friedhof handelt.
Wie wir den leider nicht auf Deutsch verfassten Tafeln am Friedhofseingang entnehmen können, liegt der Friedhof dicht an der letzten Frontlinie. Hier standen sich am 11.11.1918, als der Waffenstillstand in Kraft trat und damit der Erste Weltkrieg sein Ende fand, Deutsche und Alliierte gegenüber.
Der Friedhof ist allerdings schon im August 1914, also kurz nach Kriegsbeginn von den Deutschen angelegt worden. Neben 537...538 deutschen Gefallenen sind hier auch 235 britische Soldaten bestattet. Deren Gräber sind in Blöcken um die Gräberfelder der deutschen Soldaten angeordnet. Das ergibt einen sehenswerten Mix an Friedhofsgestaltung.
Zunächst finden wir nur das britische Gräberverzeichnis hinter der Klappe „Cemetery Register“ am Friedhofseingang, aber dieses enthält erstaunlicherweise auch die deutschen Gefallenen, die auf diesem Friedhof ruhen. So auch
KOCKRITZ, Soldier, RICHARD, German Army,
8th February 1918. Ger Plot Row 1-17 Grave 7.
Richard Köckritz, geb. 15.3. - Blumberg, Barnim
  • 25.05.1918: bisher vermißt, gestorben
  • Name: Köckritz, Richard
  • Dienstgrad: Kanonier
  • Geburtsdatum/-ort: -
  • Todesdatum/-ort: 08.02.1918
  • Grab: Kriegsgräberstätte in Hautrage [Belgien], Block I Reihe A Grab 7
  • Die Angaben decken sich mit dem, was wir in der Datenbank des Volksbundes für Kriegsgräberführsorge gefunden haben.
    Da dort kein Geburtsort vermerkt ist, haben wir ihn aber erst entdeckt, nachdem wir in der Preußischen Verlustliste bei der Suche nach Blumbergern seinen Namen und sein ungefähres Sterbedatum erfahren haben.
    Wie bei britischen Gefallenen üblich, so hat hier auch jeder der deutschen Soldaten seine eigene Grabstelle.
    Anders als bei den Briten sind die deutschen Gräber nicht mit einer aufrecht stehende weiße Grabplatte, sondern durch ein graues Steinkreuz, das dem „Eisernen Kreuz“ ähnelt, gekennzeichnet. Dort finden sich der Name, die Einheit und das Todesdatum des Gefallenen. So erfahren wir, dass Richard Köckritz zur Feld-Artillerie-Abteilung 1001 gehörte.
    Die Grabplatten der Briten sind zusätzlich mit dem Dienstgrad versehen und mit dem jeweiligen Regimentswappen verziert.
    Hier sind nur leider alle Grabplatten ziemlich schmutzig. Der Boden ist nach dem heißen Sommer überall staubtrocken und kaum noch mit Gras bedeckt. Da reicht ein kurzer Regenguss, um alle Steine mit Schlamm zu bespritzen.
    Der Soldatenfriedhof Hautrage („Hautrage Military Cemetery“) wurde kurz nach Kriegsbeginn angelegt, um die Gefallenen der deutsch/britischen Kämpfe vom 22.-24. August 1914 aufzunehmen, die mitunter zunächst auf Gemeindefriedhöfen der Umgebung bestattet waren. Gestaltet wurde er von der „Imperial War Graves Commission“.
    Die Pflege erfolgt durch die britische Kriegsgräberfürsorge, die „Commonwealth War Graves Commission“.
    In der Mitte des Friedhofs, direkt gegenüber dem Eingang steht umringt von den Gräberfeldern auf einem Sockel ein großes steinernes Kreuz, „verziert“ durch ein Schwert.
    Schade, dass ringsum alles grau und staubig ist. Der Friedhof wird ganz sicher gut gepflegt, aber gegen solch ein Sommerwetter wie in diesem Jahr ist jeder Gärtner machtlos.
    Am Ausgang stoßen wir noch auf einen großen, mit einem Wappen geschmückten Gedenkstein mit folgender Inschrift:
    Auf diesem Gelände machte 23.8.1914 d. tapfere 8. Komp. I.R. v. Alvensleben No. 52 siegreichen Sturmangriff auf engl. Masch.-Gewehre. Es fanden den Heldentod der Kompagnie-Führer Oberl. von Negelein [und] Ltn. Burgatzcky.
    Nach erneutem Suchen finden wird dann noch das etwas versteckte, vom Volksbund für Kriegsgräberfürsorge erstellte Namenbuch des Friedhofs und darin den Eintrag von Richard Köckritz mit den bereits bekannten Angaben.
    Ein bisschen Unsicherheit bleibt, da hier kein Geburtsort und -datum angegeben ist und andererseits der vor­liegende Verlustlisteneintrag kein genaues Todesdatum und keinen Dienstgrad nennt. Wir werden auch in diesem Fall weiter recherchieren.