Reinhilde Lindholz In den fast zwei Jahren, die unsere Webseite nunmehr "auf dem Buckel" hat, haben wir es noch nicht geschafft, mal einen Rundgang durch unser Dorf "zu Papier" zu bringen. Da kommt es uns sehr gelegen, daß sich ein solcher in einer Zeitung aus den 50er Jahren findet. [Und siehe da: so viel hat sich seitdem garnicht verändert....]

Autorin des Artikels "Mein Heimatort Mehrow" im Bernauer Lokalteil der Tageszeitung "Neuer Tag" vom 7.3.1957 ist Reinhilde Lindholz - eine Tochter unser langjährigen und letzten Dorfschullehrerin, Gertrud Lindholz (1912-1987).

Reinhilde war damals 12 Jahre alt (etwas älter, als auf dem nebenstehenden Bild) und Schülerin an der Ahrensfelder Schule.


Langsam schlendere ich die Straße von Ahrensfelde nach Mehrow entlang. Ich befinde mich gerade an der Obstplantage, die am Eingang des Dorfes liegt. In Gedanken versunken bin ich auch schon im Dorf angelangt. Das Rauschen und Rattern der großen Konsummühle empfängt mich. Sie ist das größte Gebäude meines Heimatortes und schon aus der Ferne sichtbar. Links von der Mühle stehen die ersten Häuser der LPG "Morgenrot" und schließlich sieht man den MTS-Stützpunkt. Trecker auf Trecker verläßt den Hof. Dahinter, geduckt und unscheinbar liegt das hundertjährige Schulgebäude, in dem die Schüler der ersten bis dritten Klasse unterrichtet werden.

Hinter der Mühle mahnen Kreuze und Denkmäler zur Besinnung. Inmitten des Friedhofs steht ein kleines, aus Feld- und Wiesensteinen erbautes Kirchlein. Nun gabelt sich die Straße nach rechts und links. Rechts bleibe ich vor einem sauberen Haus stehen. Es ist unser renoviertes Kulturhaus, in dem jung und alt beim Fernsehen, beim Tischtennis oder beim gemütlichen Schoppen Freude und Abwechslung finden. Nun bin ich mitten im Dorf. Hier reiht sich Haus an Haus. Zu linker Hand liegt der schöne Dorfteich, das Paradies der Gänse und Enten, im Winter bei Schnee und Eis, der Tummelplatz der Dorfjugend.

Ausgangs des Dorfes befindet sich der Rat der Gemeinde und der neueingerichtete Konsumladen, in dem uns ein reichhaltiges Angebot zum Kauf einladet. Die Straße führt weiter an einigen kleinen Häuschen vorbei und wieder empfängt mich die stille Landstraße, die nach Hönow führt. Mein Weg führt jedoch um den Dorfteich herum und ich stehe auf einer schattigen Straße, die in nordöstlicher Richtung in die Siedlung verläuft. Im Felde quiekt und grunzt es. Dort befindet sich das Reich der Borstentiere. Man sieht die großen und kleinen Schweine im Freien herumlaufen. Etwas weiter höre ich das Hämmern unseres Schmiedemeisters, der die Geräte der Bauer instand setzt. Hinter der Schmiede liegen vereinzelt die Neubauernhäuser. Dort ist es still. Ein jeder geht seiner Arbeit nach. Auf der Straße treffe ich hin und wieder einen Bauern. Ich grüße ihn höflich. Ein freundliches Nicken ist der Dank. Weiter führt der Landweg zur Autobahn und zum Ortsteil Trappenfelde.

Schülerin Reinhilde Lindholz
12 Jahre alt,
Zentralschule Ahrensfelde

Der oben stehende Artikel ist am 7.3.1957 unter der Rubrik "Natur und Heimat" im Lokalteil Bernau ("Heimatzeitung für der Kreis Bernau") der Zeitung "Neuer Tag" erschienen - gefunden im Kreisarchiv Eberswalde.

Das Bild hat uns freundlicherweise die Hoheneicher Familie Lindholz (Reinhildes Bruder Heinz und dessen Frau Ingrid) bereits vor einiger Zeitzur Verfügung gestellt. Ein Klick auf's Bild zeigt Reinhilde im Kreise der Familie: Mit ihrer Mutter und den 5 Geschwistern: drei Brüder und 2 Schwestern.