Im Nachlaß von Frau Bothe, unserer letzten Rittergutsbesitzerin, haben wir eine vermutlich um 1940 verfaßte Aufstellung der auf dem Rittergut Mehrow getätigten Investitionen gefunden.

Aus dieser ist ersichtlich, daß zuzüglich zum Kaufpreis von 1,3 Millionen Reichsmark noch einmal ca. 1 Million Reichsmark in das Rittergut investiert wurden, darunter ca. 173.000 Mark für Landzukäufe und ca. 80.000 für den Viehbestand.
Der Rest, etwa eine 3/4 Million ist vorwiegend in Neubauten und deren Einrichtung geflossen, u.a. in Ausbau und Einrichtung von Mühle, Molkerei, Trocknerei und Brennerei.


                               Rittergut Mehrow

Kaufpreis 1900                               M. 1.300.000,--

Aufwendungen:

Chaussee zum Vorwerk, vor 1925                        85.000,--
Hofschuppen mit Schieferdach, Neubau vor 1925         15.000,--
Feldscheunen                    "         "           20.000,--
Blumberger Haus                 "         "           20.000,--
Rotes Haus                      "         "           18.000,--
Zugekauft Erbhof                "         "          120.000,--
                                                   ------------
                                     
Zwischensumme 1.578.000,--

Land zugekauft                       vor 1925         53.250,--
Mühlemeinrichtung                     "   "          224.165,--
[B]Rennereieinrichtung                "   "           20.000,--
Trocknereieinrichtung                 "   "           26.279,--
                                                   ------------
                                     
Zwischensumme 1.902.000,--

Neubauten seit 1914                       ?          295.720,--
Molkereieinrichtung                 nach 1925         21.131,--
Kohlenbunker, Schlempebassin,
Tankanlage                            "   "              903,--
Landwirtsch. Maschinen, Kraftwagen
                               neu    "   "           52.207,--
Rindviehbestand                           ?           75.000,--
Mehrwert der Schweine                     ?            4.000,--
                                                   ------------
                                               
Sa. 2.350.000,--
+ 9 Silos!

Original mit Schreibmaschine verfaßt ("+ 9 Silos" handschriftlich nachgetragen).
Ohne Datum, vermutlich um 1940.
Gefunden im Ordner "A Bothe" zusammen mit Schriftwechsel von 1940 betreffs Steuererklärung für 1937.

Aus vorstehendem Dokument erfahren wir auch erstmals etwas über die Errichtung des "Blumberger Hauses" (das Mehrfamilienhaus am Blumberger Weg) und des "Roten Hauses" (das Mehrfamilienhaus Dorfstraße 14), bei denen wie bei fast allen anderen Bauten im Dorf das Erstellungsdatum unbekannt war.

In einer ähnlichen Aufstellung im Zusammenhang mit einer Steuerangelegenheit, die sich als Anlage zu einem Schreiben vom April 1940 an ihren Steuerberater findet, sind die Investitionszeiträume noch etwas konkreter gefaßt. Dort sind "Blumberger Haus" und "Rotes Haus" als Investitionen vor 1913 aufgeführt:


Rittergut Mehrow, Kaufpreis zuzüglich Investierungen
Kaufpreis 1900                                           1.300.000,--

Aufwendungen bis Ende 1913:
Chausseebau zum Vorwerk                   85.000,--
Hofschuppen                               15.000,--
Feldscheunen                              20.000,--
Blumberger Haus                           20.000,--
Rotes Haus                                18.000,--
Neuerwerb Erbhof                         120.000,--        278.000,--

Aufwendungen 1914 bis Ende 1917:                           -------

Aufwendungen 1918 bis Ende 1924:
Landerwerb                           GM.  53.000,--
Mühleneinrichtung                    GM. 224.000,--
Brennereieinrichtung                 GM.  20.000,--
Trocknereieinrichtung                GM.  26.000,--
Neubauten                            GM. 100.000,--
Aufbau Rindviehbestand               GM.  30.000,--        453.000,--

Aufwendungen 1925 bis Ende 1929:
Neubauten                                195.000,--
Molkereieinrichtung pp.                   22.000,--
Maschinen, Kraftwagen                     52.000,--
Aufbau Rindviehbestand                    45.000,--
Aufbau des Schweinebestandes               4.000,--
Bau von 9 Silos                           50.000,--        368.000,--

Aufwendungen 1930 bis zum Verkauf:                         -------
                                                     ----------------
                                                     Sa: 2.399.000,--
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Gefunden im Ordner "A Bothe" als Anlage zu einem Schreiben von Frau Bothe an ihren Steuerberater (?), Herrn Schlüter, vom 4. April 1940.

Die nicht näher bezeichneten "Neubauten zwischen 1918 und 1924" für 100.000 Goldmark beinhalten vermutlich die Aufstockung der Mühle und der Bau der Rinderställe rings um den Gutshof, denn Mühle und Molkerei waren 1925 schon in vollem Gange.

Unklar bleibt aber in beiden Aufstellungen, welche Neubauten zwischen 1925 und 1929 für knapp 200.000 Reichsmark errichtet wurden.

Vermutlich fällt die "Schnitterkaserne" (Dorfstraße 19) unter diese Investitionen, denn in der bereits erwähnten Steuerangelegenheit schreibt Frau Bothe am 22.1.1940:


... dass für das Rittergut seinerzeit ein Kaufpreis von rund 1.200.000,- aufgewendet war, später für den Bau einer Mühle etwa 400.000,-, weiterhin für den Bau von 9 Futtersilos, neuen Arbeiterhäusern und Schnitterhaus, Scheune, Rüben- und Kartoffeltrocknerei, Chausseebauten pp. darüberhinaus weitere mehrere hunderttausend Mark aufgewendet worden sind, ...

Auszug aus einem Schreiben von Frau Bothe an ihren Steuerberater (?), Herrn Schlüter, vom 22. Januar 1940.
Gefunden im Ordner "A Bothe" im Schrifwechsel zur Steuererklärung 1937.


Den Nachlaß von Frau Bothe, dem die oben benutzten Unterlagen entstammen, hat uns freundlicherweise Familie Müller aus Nordhorn leihweise zur Verfügung gestellt.