Im Zusammenhang mit dem Bau der SS-Siedlung im Ort wurden Ende der 30er Jahre auch zwei Wasserwerke gebaut: eins in Mehrow und eins in Trappenfelde, jeweils zuzüglich Verrohrung zu den Gehöften. Diese Wasserversorgungseinrichtungen mußten dann bald 50 Jahre durchhalten, bei einer Beanspruchung, für die sie nicht ausgelegt waren.

Die Ausführungsqualität war wohl nicht schlecht, aber mangelnde Pflege und Wartung unmittelbar nach dem Krieg, der große Ansturm von Neubauern und der damit gewachsene Wasserbedarf, die schlechte Wasserqualität und sicher viele zusätzliche Gründe haben dazu geführt, daß die Wasserversorgung schon bald zu einem dauerhaften Sorgenthema wurde.

Bereits in den ältesten in Eberwalde auffindbaren Gemeindeakten taucht das Thema auf, allerdings noch ganz harmlos mit Instandhaltungsmaßnahmen.

So wurde lt. Protokoll der Gemeinderatssitzung am 27.1.1951 bezüglich der
"Wasserleitung der Gemeinde M." beschlossen, dem (nicht näher bekannten) Vertrag des Wasserwirtschaftsamtes zuzustimmen und den Bürgermeister mit der Vertragsunterzeichnung über 2.500 DM bar und 1.000 DM Arbeitsleistung zu beauftragen.

Das Protokoll der Gemeindevertretersitzung vom 26.1.1954 enthält folgende Festlegung:

"Wasserversorgung:
da noch nicht alle Bauern mit Wasser versorgt sind, kommt noch je 1 Brunnen zu Weiland, Berg (Otto), Malz und 1 Brunnen in Mehrow. für die Einwohner der gemeindeeigenen Häuser"

Die ebenfalls in Eberswalde gefundene Akte "40/32/1" des Referates Wasserwirtschaft vom Ende der 50er Jahre enthält dann nocheinmal eine Bestandsaufnahme:

"Mehrow: 2 zentrale Kleinwasserwerke
Anlage im Dorf: Brunnentiefe 60m, 1 Utapumpe 6 cbm/h
Anlage Siedlung Brunnentiefe nicht bekannt, 1 Kolbenpumpe 4 cbm/h
Aufbereitungsanlage in Dorfanlage vorhanden, Siedlung nicht"

Im Protokoll der Gemeindevertretersitzung vom 1.8.1957 ist ausgeführt:

"Der stellvertretende Vorsitzende des Gemeinderats, Kollege Micheel, stellte fest, daß das Wasserwerk in Mehrow nicht in Ordnung ist.
Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, einen Elektriker oder das Kreiswasserwerk zu beauftragen, die Pumpe in Ordnung zu bringen."


Im Rechenschaftsbericht zum Haushaltsplan II. Halbjahr 1958 (vorgetragen vom Gemeinderat Richard Dietrich am 24.7.1958) heißt es:

"Es wurde die Notwendigkeit der dringenden Reparatur des Wasserwerkes in Trappenfelde aufgezeigt und die gesamte Volksvertretung stimmte einstimmig der Beschlußvorlage zur Umlagerung von 1.000,- DM zu."

Auf der Gemeindevertretersitzung am 30.10.1958 wurde dann die

"Umplanung von 1.000,- DM für das Wasserwerk"

beschlossen und am 11.12.58

"... wurde einstimmig beschlossen, 1.517 DM für den Brandschutz, 1.795,89 DM für das Wasserwerk und 200,- DM für die Schule umzuplanen."

Im Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 18.3.1960 heißt es

"1. sozialstische Umgestaltung:
Nach eingehender Diskussion stimmte der Rat der Bereitstellung der Mittel für die Instandsetzung des Wasserwerkes in Trappenfelde zu."

und im Protokoll der Gemeindevertretersitzung vom 13.4.1960 steht:

"Der Koll. Bürgermeister [Brunn] wurde beauftragt, mit der Wasserwirtschaft Massnahmen einzuleiten, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser jederzeit gewährleistet ist."

Der Bericht des Rates der Gemeinde vom (Bürgermeister Brunn) 16.12.1960 weist aus:

"... aus dem Volksvertreterfond bisher getätigt:
...
787,75 M Wasserwerk Trappenfelde , Anlieferung eines Kompressors
...
Für den Aufbau des Sozialismus wird gebeten, DM 3.000,- aus dem Volksvertreterfond des Rat des Kreises [auf das] 'Konto Erbauer des Sozialismus' zu überweisen."

Und dann gab es endlich die Chance, die leidigen Wasserwerke loszuwerden:
Auf der Gemeindevertretersitzung vom 13.9.1962

"... beschloss die Volksvertretung die beiden Kleinstwasserwerke in Mehrow und Trappenfelde dem Kreiswasserwerk (K) Bernau zu übergeben."

Damit war dann zwar ein Kostenfaktor verschwunden, aber nicht das Problem mit der unzureichenden Wasserversorgung ...

Aber weder das Zur-Sprache-Bringen im Vorfeld von Wahlen, noch die Drohung mit ausbleibender Planerfüllung konnten etwas am völlig unbefriedigenden Zustand ändern:

Rat der Gemeinde Mehrow                     Mehrow, 23.10.63

An
VEB (K) Wasserwirtschaft Bernau
...

Betr.: Verlängerung des Wassernetzes in der Gemeinde Mehrow

In den Aussprachen während der Wahlbewegung traten nachstehend aufgeführte Genossenschaftsbauern:

Malz, Binder und Brauer mit der Bitte an uns heran, das vorhandene Wasserleitungsnetz zu erweitern.

Sie brachten zum Ausdruck, dass es doch kein zumutbarer Zustand sei, täglich für den Haushalt sowie für das Vieh, das Wasser aus dem Ort, ca. 500-600 m entfernt liegend, zu holen.

Der Rat der Gemeinde Mehrow wurde von den Obigen darauf hingewiesen, dass bei Nichtänderung, dieses zur Zeit bestehenden Zustandes, der Viehbestand nicht weiter gehalten werden kann.

Von seiten des Rates der Gemeinde kann gesagt werden, dass hier dringend eine Änderung geschafft werden muss, denn wie bereits zum Ausdruck gebracht, ist die Erfüllung des Staatsplanes gefährdet.

Des weiteren ist im Ort nur ein gemeindeeigener Brunnen vorhanden, der dadurch überlastet wird.

Aus diesem Grunde bitten wir die Wasserwirtschaft Bernau um Unterstützung und um Änderung des bestehenden Zustandes.

                                      Rat der Gemeinde Mehrow
                                      Bürgermeister: [Schimansky]

Statt dessen kam das großzügige Angbot des Kreises, daß die Gemeinde den Brunnen wieder in die eigene Verwaltung übernehmen dürfe, was aber dankend abgelehnt wurde ...

Rat des Kreises Bernau                      Bernau, den 5.5.65
Abt. Planung und Bilanzierung

An Rat der Gemeinde Mehrow

...
Der Rat des Bezirkes hat beschlossen, den Räten der Städte und Gemeinden die Möglichkeit zu gebe, wasserwirtschaftliche Kleinstanlagen, die in die Rechtsträgerschaft des VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung übergegangen waren, wieder in die Gemeinden zu übernehmen.

In Ihrer Gemeinde käme der öffentliche Brunnen in Frage, den Sie wieder in eigene Verwaltung übernehmen könnten.
...

Rat der Gemeinde Mehrow                     Mehrow, den 13.5.65

An Rat des Kreises Bernau
Abt. Planung und Bilanzierung


... Der Rat der Gemeinde Mehrow lehnt es ab, die Rechtsträgerschaft u. Verwaltung des öffentlichen Brunnens zu übernehen.

                                   Rat der Gemeinde Mehrow
                                   Bürgermeister [Schimansky]

Gemeindevertretersitzung vom 1.7.1965:

"Koll. Wunschock teilte mit, daß die Wasserversorgung der Mieter Häßler, Gappa und Wunschock in Trappenfelde, nicht gewährleistet ist, denn die U. Wasserpumpe ist defekt."

Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters Schimansky auf der Gemeindevertretersitzung vom 5.8.1965 (im Hinblick auf die Wahlen zu den Kreistagen und Gemeindevertretungen):

"Da die Wasserversorgung in Trappenfelde in Frage gestellt ist, appellierte Koll. Schimansky die Anwesenden zur Mithilfe, diesen bestehenden Zustand schnellstens zu beheben."

Rat der Gemeinde Mehrow                     Mehrow, 8.11.66

An die
Wasserversorgung und Abwasserbehandlung
Frankfurt/Oder, Betriebsteil Eberswalde
Eberswalde
Marienstr.

...

Der Rat der Gemeinde Mehrow bittet um Überprüfung des hiesigen Wasserwerkes.

Zu bestimmten Tageszeiten ist der vorhandene Druck nicht ausreichend, da durch den großen Viehbestand der LPG "Morgenrot" eine große Wasserabnahme erforderlich ist.

Höher gelegene Wasserabnehmer haben oftmals gar kein Wasser. Da das Wasser sehr eisenhaltig ist, ist es bei geringem Druck im Haushalt unbrauchbar.

Wir bitten diese Mängel abzustellen und die Anlage zu erweitern, da das Werk aus angeführtem Grund unzureichend ist.

                                      Rat der Gemeinde
                                      Bürgermeister [Becker]

Auf der erweiterten Ratssitzung am 21.2.1967 versichert Bürgermeister Becker dann: 

"1968 wird Wassernetz erneuert"

Am 29.1.1968 geht dann folgender Vorschlag vom Rat der Gemeinde
[Bürgermeister Becker] an den Rat des Kreises, Abteilung Verkehr, Straße und Wasser:

Vorschlag für Erweiterungsarbeiten:
1970: 2000 m, Durchm. NW 100, 130 TM
1. Abschnitt: Pumpenhaus bis ins Dorf - Kulturhaus
2. Abschnitt: Kulturhaus bis Dorfende Hönower Str.

Was daraufhin wirklich gemacht wurde, ist aus den Akten nicht so richtig herauszubekommen und bedarf noch einiger Recherchen. In jedem Fall reichte es nicht aus, die Forderungen und Bedürfnisse der Dorfbewohner zu befriedigen, weshalb diese mitunter zum "letzten Mittel" griffen, d.h. Eingaben an den Staatsrat richteten oder das Thema wie schon zuvor ganz gezielt während der Wahlvorbereitungen ansprachen, was die in den Gemeindeakten des Amtes gefundenen Schriftstücke belegen:

                                           23.11.1971
An
Frau Edeltraut Steppat
1291 Mehrow
Dorfstaße


Betr.: Ihre an die Kanzlei des Staatsrates gerichtete Eingabe

Werte Frau Steppat !

Wie mir der Beauftragte für Wasserwirtschaft, Koll. Winkler, mitteilte, fand am 12. November 1971 zwischen Ihnen, dem Bürgermeister und Koll. Winkler eine Aussprache zu den Problemen der Wasserversorgung statt.

Die Wasserversorgung der von Ihnen benannten 32 Familien ist gewährleistet, da der Brunnen sowie die Pumpe funktionsfähig sind.

Bis 1975 ist ein Anschluß an das zentrale Wasserversorgungsnetz nicht möglich, da die Investitionen des VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Frankfurt/Oder zur Absicherung der Schwerpunktvorhaben eingesetzt sind.

Ich bedaure es sehr, Ihnen keinen positiven Bescheid mitteilen zu können und betrachte Ihre Eingabe als abgeschlossen.

                                    Mit freundlichem Gruß
                                    Lück

Rat des Kreises Bernau,                     Bernau, 28.7.1972
Abt. Verkehr, Straßenwesen und Wasserwirtschaft

An den Vors. des Rates der Gemeinde Mehrow,
Koll Becker

Betr.: Wasserversorgung im Dorf

Werter Kollege Becker!
Wie Ihnen Koll. Winkler bereits mitteilte, wird bis 1975 in der Gemeinde Mehrow keine Rohrnetzerweiterung durchgeführt.

Vom VEB WAB werden die Mittel bis 1975 zur Durchsetzung der Beschlüsse des VIII.Parteitages schwerpunktmäßig zur Absicherung des Wohnungsbaus eingesetzt.

                       Mit sozialistischem Gruß
                       Berger
                       Mitglied des Rates, Leiter der Abteilung

Am 13.11.1973 berichtet der Bürgermeister [Becker] an den Rat der Gemeinde Ahrensfelde:

Betr.: Anstehende Probleme der Gemeinde Mehrow
...
3.) Erweiterung des Wassernetzes im Ort Mehrow
    ca 500 m mit Hausanschlüssen für volkseigene und
    private Wohnungen
..."

Am 4.12.1973 richtet Bürgermeister Becker dann zusätzlich eine Eingabe an den
VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Eberswalde und beanstandet darin
  • unzureichender Wasserdruck
  • im Kulturhaus können Spültoiletten nicht benutzt werden
  • Einwohner oben in den Wohnungen haben gar kein Wasser

Darauf tut sich wieder nichts. Als dann ein halbes Jahr später eine Wasserleitung von Mehrow nach Eiche gelegt wird, wittern die Mehrower die Chance, daß bei dieser Gelegenheit ihre Probleme gleich mit gelöst werden. Aber nichts ist ...

Rat der Gemeinde Mehrow                     Mehrow d. 14.06.1974

An den
Rat des Kreises Bernau
Abt. Wasserwirtschaft
128 Bernau


Betr.: Verlegung der Wasserleitung von Mehrow nach Eiche

In der konstituierenden Volksvertretersitzung am 6.6.1974 wurde über die Verlegung der Wasserleitung diskutiert. Die Abgeordneten vertreten den Standpunkt, daß bei einer geraden Trassenführung soviel Material und Kosten eingespart werden könnten, um auch ganz Mehrow mit Wasserleitung zu versorgen.
Der Rat der Gemeinde bittet, diese Angelegenheit noch einmal zu überprüfen und gleichzeitig um die Zusicherung, daß durch den Anschluß - Eiche -, die Wasserversorgung in Mehrow gewährleistet ist.

                                    Rat der Gemeinde Mehrow
                                    Bürgermeister [Becker]

Rat des Kreises Bernau                    Bernau, 10.07.1974
Abteilung Verkehrswesen, Energie,
Umweltschutz, Wasserversorgung und Erholungswesen

An
Rat der Gemeinde
- Bürgermeister -
1291 Mehrow                         

Betreff: Wasserversorgung Mehrow

Werter Kollege Becker!

In Beantwortung Ihres Schreibens vom 18.06.1974 kann ich Ihnen zum Problem Wasserversorgung Mehrow folgendes mitteilen:

Entsprechend des Beschlusses 55/73 des Bezirkstages werden 1974 und 1975 Wasserversorgungsleitungen in Ladeburg und Eiche verlegt.
Um die Resterschließung von Mehrow durchführen zu können, stellt ein erarbeitetes Projekt die Grundlage für weitere einzuleitende Maßnahmen dar. Da wir sowie der VEB Wasserversorgung Ffo. 1974 und 1975 nicht in der Lage sind, irgendwelches Material für zusätzliche Maßnahmen bereitzustellen, bitte ich Sie, über den Rat einen projektierungsseitigen Vorlauf zu schaffen.
Die Projektierungskosten werden von uns übernommen. ...

Mit der Versorgung der Gemeinde Eiche von Versorgungsanlage des VEB Wasserversorgung Ffo. in Mehrow wird für die Versorgung der Gemeinde Mehrow kein Problem auftreten, da alle erforderlichen Zustimmungen für den Bau der Leitungen nach Eiche vorliegen.

                                   Mit sozialistischem Gruß
                                   [Berger]
                                   Mitglied des Rates
                                   Abteilungsleiter

Rat der Gemeinde Mehrow                     Mehrow d. 10.1.1975

VEB Wasserversorgung und
Abwasserbehandlung
- Planung -
13 Eberswalde
Marienstraße

                        A n t r a g !

     Erweiterung und Rekonstruktion des Wassernetzes in der
     Gemeinde Mehrow lt. Ratsbeschluß v. 9.1.1975

Zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen ist es in der Gemeinde Mehrow dringend erforderlich, das gesamte Wassernetz zu erweitern. 35 Haushalte, überwiegend Rentner, sind darauf angewiesen, ihr Wasser von einem überalterten Brunnen zu holen, zum Teil müssen hierzu längere Wegstrecken zurückgelegt werden.
Die am total veralteten Rohrnetz angeschlossenen Haushalte klagen über geringen Wasserdruck und schlechtes Wasser.
Da vor einigen Jahren mit der Rekonstruktion begonnen wurde, bitten wir die Erweiterung fortzusetzen.
Wir bitten, unseren Antrag zu berücksichtigen und in ihren Investitionsplan aufzunehmen.

                                   Rat der Gemeinde Mehrow
                                   Berg, Stellv. Bürgermeister

Daß die Ausführungen hier enden, liegt nicht etwa daran, daß die Probleme mit der Wasserversorgung 1975 aus der Welt geschafft waren, sondern nur daran, daß kaum Akten jüngeren Datums auffindbar sind.

Auch Ende der 70er Jahre mußten noch einige Mehrower zu Fuß oder mit dem Wagen zur Dorfpumpe, um Wasser für Mensch und Vieh zu holen, z. B. Richard Malz, dem die Verwandten 1977 zum achtzigsten Geburtstag einen großen Traum erfüllt und eine Wasserleitung ins Haus gelegt haben ...