Richard Malz
Zu den Vielen, die nach dem letzten Krieg auf der Suche nach einer neuen Heimat nach Mehrow kamen, gehörte auch Richard Malz aus Bürgerwiesen im Kreis Landsberg an der Warthe.

Im "Gepäck" hatte er zwei junge Mädchen, seine Nichten Johanna und Dorothea, die in den letzten Kriegstagen auf tragische Weise ihre Eltern (Herrman und Hedwig Malz) verloren haben.

Am 26.6.1945 erschien in ihrem Wohnort jenseits der Oder ein polnischer Reiter und forderte sie auf, unverzüglich das Wichtigste zusammen zu packen (wobei die Grenze bei 3 kg lag ...), weil sie für drei Tage den Ort verlassen müßten.

Daraus ist dann eine lebenslange Vertreibung geworden.

Die Mädchen verschlug es zunächst nach Mecklenburg, wo sie bei einem Bauern Unterkunft fanden, für die sie aber auch hart arbeiten mußten. Auf der Suche nach noch lebenden Verwandten haben sie dann über das Rote Kreuz erfahren, daß ihr Onkel Richard noch lebt und in französischer Kriegsgefangenschaft ist. Wie groß muß die Freude der Mädchen gewesen sein, als sie plötzlich 25 Briefe ihres Onkels zugestellt bekamen, die bis dahin beim Roten Kreuz oder sonstwo lagen, weil die Empfänger nicht ermittelt werden konnten.

Gleich nach der Entlassung 1947 ist Richard Malz zu seinen Nichten nach Wulfersdorf in Mecklenburg aufgebrochen, wo er bei einem Bauern vorübergehend Anstellung als Kutscher fand.

In einer Zeit, wo es schon für einen Einzelnen mühsam war, sich "über Wasser" zu halten und neue Heimstatt und Arbeit zu finden, hat Richard Malz keine Mühe gescheut, seine Nichten durch diese schwere Zeit zu bringen und ihnen einen neuen Lebensanfang zu ermöglichen.

Dem Ruf ehemaliger Nachbarn folgend hat sich Richard Malz mit den Mädchen nach Mehrow aufgemacht, wo sie 30.4.1951 eintrafen.
Dorothea und Johanna Malz, ca. 1951 vor der Mehrower Dorfkirche

Hier war eine der Neubauernstellen zu haben, deren Besitzer bereits nach kurzer Zeit aufgegeben hatte. Die Drei haben hier zunächst in einem der kleinen Häuser auf dem Gutshof eine leidliche Bleibe gefunden und dann nach und nach das vom Vorgänger angefangene Haus im Dreieck Altlandsberger Weg / Hönower Weg fertiggestellt.

Der Einzug in das neue Heim war sicher ein großer Tag, da damit endlich das auferzwungene Zigeunerleben ein Ende gefunden hat.

Richard Malz auf seinem Pferdewagen Nach all dem Durchgemachten hat er sich auch nicht über Widrigkeiten beklagt, mit denen er auch hier zu kämpfen hatte. So war beispielsweise das Haus, in dem er bis zu seinem Tode (27.12.1991) mit seiner Nichte Johanna lebte, bis weit in die siebziger Jahre ohne Wasseranschluß.

Da hieß es, täglich mit dem Pferdefuhrwerk zur Dorfpumpe (vor dem jetzigen Haus Dorfstr. 22) zu fahren und in Milchkannen Wasser zu holen.

Kinder auf Richard Malz' Pferdewagen Die Kinder im Dorf haben immer gleich die Gelegenheit genutzt und sich als Fahrgäste auf seinem Fuhrwerk eingefunden.
Das Pferd, ein ausgedientes Rennpferd, hat Richard Malz übrigens für 500,- Mark von der Rennbahn Hoppegarten gekauft. Richard Malz' Pferd - ein ausgedientes Rennpferd

Zu seinem 80. Geburtstag am 2.Oktober 1977 haben ihm dann Klopstegs Enkel einen lang gehegten Traum erfüllt und eine Wasserleitung bis zu einem Haus verlegt.
Man bemerke: 1977, nicht 1877!

Die Bilder, die uns seine Nichte Dorothea (verheiratete Klopsteg) zur Verfügung gestellt hat, zeigen einen auch in hohem Alter rüstigen und stets freundlichen Menschen, den jeder im Ort mochte.

Er war ein eifriger Kirchgänger und obwohl er von allen im Dorf wohl mit die geringste Rente bekommen hat, war er stets hilfsbereit und freigiebig.

Das Bild rechts zeigt ihn zusammen mit seiner Nichte Johanna Malz (geb. am 7.8.1928), die ihn bis zu seinem Tod versorgt hat und jetzt noch im zuvor gemeinsam bewohnten Haus lebt.
Richard und Johanna Malz