Viele der Nachbarorte Mehrows haben vor kurzem ihr 625-jähriges Bestehen gefeiert, auch Orte, die möglicherweise genauso alt oder vielleicht sogar älter sind als Mehrow. Aber bei der Festlegung des Alters eines Ortes hat man sich mal darauf geeinigt, die älteste Urkunde, die den Ortsnamen enthält, als Geburtsurkunde anzusehen.

Und da hat Mehrow Glück gehabt, daß Historiker eine Urkunde von 1327 gefunden haben, in der es um "Hebungen" (sprich: Einnahmen) aus dem Dorfe geht. Andere hatten hingegen das Pech, daß ihre Namen entweder nicht zu Papier gebracht wurden, oder diese Papiere (noch) nicht gefunden wurden. Die Mehrzahl dieser Orte taucht dann gemeinschaftlich erstmals im Landbuch Kaiser Karl IV. auf.

Ausschnitt aus dem Titelblatt der Publikation von Johannes Schultze

Da es Karl IV, nicht reichte, einfach nur Kaiser zu sein, sondern er auch wissen wollte, worüber er denn eigentlich regiert, hat er seine Reiter losgeschickt und alle Orte seines Herrschaftsbereiches erfassen lassen. Das war um 1375 und die dabei entstandene Akte über die Wohnorte im Land nannte man "Landbuch". Da er das wohl sehr gewissenhaft betrieben hat, kann man halbwegs davon ausgehen, daß alle seinerzeit existierenden Orte im Landbuch erfaßt sind und daß darin nicht aufgeführte Orte erst später entstanden sind.

Und alle jene Orte, die in diesem Landbuch erstmals erwähnt wurden, gelten nunmehr als (inzwischen reichlich) 625-jährig wie z.B. Ahrensfelde oder Eiche.

Wir wissen von drei Historikern, die anhand der im geheimen Staatsarchiv vorgefundenen Handschriften das Landbuch zusammengestellt und in Druck gebracht haben:
  • 1781 Ewald Friedrich von Hertzberg
  • 1856 Ernst Fidicin und
  • 1940 Johannes Schultze

Beginnen wir mal mit Letzterem:

1940 ist unter den "Veröffentlichungen der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin" von Johannes Schultze der Band 2 der Brandenburgischen Landbücher, "Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375", herausgegeben worden, dem obiges Titelblatt entstammt.

In seinem Vorwort läßt Johannes Schultze den ersten Herausgeber, den "Wirkl. Staats-, Kriegs- und Kabinettsminister Ewald Friedrich (später Graf) von Hertzberg (1725-1795) wie folgt zu Wort kommen:



Schultze liefert dann auf Seite 108 unter "Das Landbuch der Mark Brandenburg 1375 / Dorfregister des Barnim" folgenden Eintrag für Mehrow:



Der Berliner Stadtarchivar, Ernst Fidicin, der 1856 als Zweiter das Landbuch publiziert hat, kommt bei Schultze ziemlich schlecht weg, da er angeblich oberflächlich gearbeitet und viel verwechselt hat. Das können wir natürlich nicht beurteilen und liefern deshalb hier auch die in Ernst Fidicins "Die Geschichte des Kreises Nieder-Barnim" gefundene Version:

Der Mehrow betreffende Eintrag im Landbuch Karl IV. (Quelle: E. Fidicin:

Ernst Fidicin liefert in o.g. Buch von 1857 wenigstens auch gleich eine inhaltliche Wiedergabe dieses lateinischen Eintrages:

"Mere" hat 52 Hufen, wovon 4 dem Pfarrer und eine der Kirche gehören. Der Schulze giebt 1 Talent (für das Lehnpferd). Die übrigen Hufen geben Pacht, Zins und Bede. Es waren 5 Kossäthen vorhanden, wovon 2 der Kirche und 3 dem (Gutsherrn) Johannis v. Wyningen zinsen müssen. Der Krug giebt 6 Schillinge und 1 Huhn. --- Von diesen Abgaben erhob: einer Namens Palmdach den Zins von 14 Hufen, ein Altar in Bernau 3 Talente vom Zinse und v. Wyningen die Bede. Derselbe hatte auch das höhere Gericht und den Wagendienst.

Mehrow wird in dieser Urkunde wie knapp 50 Jahre zuvor noch "Mere" geschrieben. Wie leichtfertig man aber mit der Schreibweise von Eigennamen umging, zeigt sich an Johann von Winningen (wie er später genannt wird), der auf diesen paar Zeile in drei verschiedenen Schreibweisen erscheint.