Wie hierzulande überall, gehörte auch in Mehrow zur Pfarre ein Stück Land, dessen Ertrag dem Unterhalt der Kirchenbediensteten diente. Im Landbuch der Mark Brandenburg, das Kaiser Karl IV. im Jahre 1375 anlegen ließ, heißt es in der vom ehem. Berliner Stadtarchivar, Ernst Fidicin, bearbeiteten Fassung:



"Mere" hat 52 Hufen, wovon 4 dem Pfarrer und eine der Kirche gehören.

Dabei handelte es sich wohl um die Fläche rings um die letzte Mehrower Schule, also das Dreieck Dorfstraße / Krummenseer Weg / Blumberger Weg. Irgendwie muß aber vor Jahrhunderten bei den Pfarrern in Vergessenheit geraten sein, daß sie in Mehrow Land besitzen, denn dieses ging klammheimlich im Besitz der Gutsherrschaft unter, bis sich Ende des 18. Jahrhunderts der damalige Pfarrer Wilcke der Sache annahm und sich (offenbar auch im Einklang mit der Gutsherrschaft) um eine Regulierung dieses Zustandes bemüht hat.

Im Geheimen Preussischen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem finden sich unter der Repositur  GStA HA X Pr.Br. Abt. II Rep. 2B (Kirchen- und Schulwesen) unter Nr. 2548 eine Akte

"Mehrow: Die Vererbpachtung des Pfarrackers zu M. 1779-1839"

oder wie es auf dem Aktendeckel heißt:

Acta
des Ober Consistorii
betreffend die Vererbpachtung des Pfarr Ackers zu Mehrow

Diese beginnt mit einem Schreiben das für Mehrow zuständigen Ahrensfelder Predigers Wilcke von 1779 an die Königliche Regierung, in dem er um die Genehmigung des zwischen ihm und der Olandschen Gutsherrschaft geschlossenen Pachtvertrages bittet:

Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König
auch Allergnädigster König und Herr!

Die sämtlichen Pfarracker bey der zu Ahrensfelde gehörigen filia Mehrow sind laut der Matricul von 1699 schon damals seit geraumer Zeit, vermutlich also seit dem 30 jährigen Kriege gantz außer des Predigers disposition unter herrschaftlichem Pfluge, wie Euer Königl. Majestät Hochpreislichen Ober Consistorio sehr wohl bekannt sein wird.

... [hier ist ein Auszug aus der "Matricul" eingefügt] ...

Es findet sich bey ben hiesigen Pfarracten (!) auch nicht die allermindeste Nachricht, wer diesen Pfarracker der Herrschaft übergeben und auch die ältesten ... Unterthanen in Mehrow haben es nie gewußt, durch welchen Zufall und wie es geschehe, noch weniger, ob diese Pfarrgründe besät oder unbesät der dortigen Herrschaft gleichsam eigen geworden sind.

... [hier folgen zwei weitere Seiten] ...

Ich flehe also Euer Königl. Majestät für mich und meine Nachfolger allerunterthänigst an, diese zwischen mir und dem Kriegsrath Oland verabredete und von mir schon längst nachgesuchte und gewünschte Erbpacht

... [und hier noch mal eine lange Ausführung] ...

allergnädigst zu confirmieren ...

Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König
auch Allergnädigster König und Herr
Euer Königl. Majestät

alleruntertänigster und allergehorsamster
Johann Christian Adolf Wilcke
Prediger in Ahrensfelde u. Mehrow.

Ahrensfelde, 6ter Junius 1779


Wenn die nachfolgenden Krakeleien richtig gedeutet wurden, ist dem vorgetragenen Wunsch auch entsprochen und der Vertrag "confirmiert" worden.

Weiter hinten in der Akte findet sich dann auch dieser "Contract vom 6. Juni 1779" selbst, unterschrieben von
  • Christian Ferdinand Oland auf Mehrow
  • Johann Christian Adolph Wilcke, Prediger in Ahrensfelde und Mehrow

Scheinbar ist das Original dieses Vertrages dann doch wieder verbummelt worden, denn mit Datum vom 5. Januar 1793 fragt Olands Nachfolger, der "allerunterthänigste Keith" beim "allerdurchlauchtigster großmächtigster König" wegen der Ausfertigung einer Kopie an:

Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König
Allergnädigster König und Herr

Von der von mir geschehenen acquisition des Rittergutes Mehrow ist der dortige Pfarracker von den damaligen Besitzern des Gutes in Erbpacht genommen, und deshalb ein Erbpacht Contrait errichtet worden.
Da sich nun dieser erbpacht Contrait unter den Guts Papieren nicht auffinden will, so bitte ich Eure Majestät unterthänigst, mir eine redimierte Abschrift davon, so wie der Confirmation auf meine Kosten zufertigen (!) zu lassen.

Ich ersterbe in höchster Ehrfurcht

Euer Königl. Majestät

allerunterthänigster Keith

5. Januar 1793


Der "allerunterthänigste [Freiherr von] Keith" erstarb dann auch tatsächlich in solcher Ehrfurcht, daß er ganz unten rechts in winziger Schrift unterzeichnet hat.

Gelegentlich muß die Akte noch einmal gesichtet werden, um den Rest der Korrespondenz zu verstehen, denn es findet sich darin noch verschiedener Schriftwechsel, der bis 1839 reicht.