Max Bothe war der letzte Rittergutsbesitzer Mehrows oder besser: der Ehemann der letzten Rittergutsbesitzerin, Anna Stock. Diese hat das Gut von ihren Eltern, Robert Stock und Ehefrau Sophie geerbt, die 1912 bzw. 1914 gestorben sind.

Max Bothe wurde am 17.4.1876 als Sohn des Gastwirtes Carl Bothe aus Somborn geboren. Im Berliner Adreßbuch taucht er seit 1905 mit Wohnsitz in der Ziegelstraße und als Teilhaber einer Maschinenhandlung in der Chaussestraße auf. Diese betrieb er vermutlich zusammen mit einem Bruder, dem Kaufmann August Bothe, der in der Schlegelstraße wohnte.

Im Jahre 1907 kommt dann eine Stahlgießerei hinzu, zunächst in Tempelhof und ein Jahr später in Charlottenburg. Statt der Maschinenhandlung in der Chausseetraße ist 1908 unter seinem Namen eine Firma für "Maschinen u. Werkzeuge, Transmissionen" in der Ziegelstraße erwähnt. Ab 1909 taucht dann nur noch die Charlottenburger Gießerei auf, jetzt als GmbH, die mit "Spezial-Stahlguß f. Automobil- und Maschinenbau" für sich wirbt.

1914 nimmt er dann Verhandlungen mit der Gemeinde Weißensee über den Kauf eines Grundstücks an der Industriebahn auf und errichtet dort eine Fabrik nebst Verwaltungs- und Wohngebäude. Im Adreßbuch erscheint diese erstmals 1916, zunächst neben der Charlottenburger Firma, ein Jahr später dann allein als

M. Bothe & Co., G.m.b.H., Stahlwerk,
Berlin-Weißensee, Gehringstr. u. Roelkestraße am Industriebahnhof


Max Bothe, der die Jahre zuvor in Charlottenburg wohnte, zieht selbst auch nach Weißensee, zunächst in die Caseler Straße.

Die sehr interessante, vom Bezirksamt Weißensee herausgegebene Brochüre "Gummi, Goldleisten, Großdrehmaschinen - Ein Betrag zur Industriegeschichte in Berlin-Weißensee" befaßt sich im Kapitel "Unternehmen an der Industriebahn" auch mit Max Bothes Stahlwerk. Es wird dort darauf verwiesen, daß auch für diesen Betrieb der Standortvorteil an der 1908 in Betrieb genommenen Industriebahn entscheidend war.

1916 hatte das Unternehmen 500 Mitarbeiter und produzierte entsprechend dem Bedarf der sich schnell entwickelnden eisen- und stahlverarbeitenden Industrie "Spezial-Stahlguß in schmiedbarer Qualität für Luftschiff-, Automobil- und Maschinen-Industrie".
Die Firma besaß einen eigenen Siemens-Martin-Ofen und eine Kleinbessemerei, womit täglich bis zu 200 t Stahl produziert werden konnten.

Neben einer Eisenputzerei für die Massivteile und einem Preß- und Walzwerk für die Weiterverarbeitung gab es einen eigenen Bereich Maschinenbau, der Lastenzugmaschinen und Motorpflüge der Marke "ARATOR" produzierte. Die Schließung der Firma im Dezember 1919 wird von den Autoren auf das Ende der kriegsbedingten Konjunktur zurück geführt.

Das gesamte Betriebsgelände wurde 1920 von der Schrauben- und Mutternfabrik "S. Riehm & Söhne AG" übernommen und stand in den dreißiger Jahren wieder im Dienst der Rüstungsproduktion, weshalb es 1944/45 Ziel von Luftangriffen war. Die Werkhalle und einige Nebengebäude existieren aber noch: im Dreieck Rennbahnstraße / Roelkestraße / An der Industriebahn, gegenüber dem Hellweg-Baumarkt. Zu DDR-Zeiten war dort zuletzt der VEB Großwaagenbau untergebracht, jetzt sind in der Halle ein paar kleine Metallbaufirmen angesiedelt.

Am 29.6.1918 heiratet Max Bothe lt. Werneuchener Kirchenbuch im Standesamt Werneuchen die Jungfrau Anna Stock.

Das Adreßbuch von 1919 weist für ihn die Berliner Allee 85 in Weißensee und für Frau Anna Bothe, geb. Stock, Rittergutsbesitzerin, die Wallstraße 23/24 (eines der seinerzeit von Robert Stock gekauften Häuser) als Wohnsitz aus. Dann enden die Eintragungen bzgl. Max und Anna Bothe im Berliner Adreßbuch, denn die Weißenseer Firma schließt Ende 1919 und die beiden ziehen etwa zu dieser Zeit auf ihr Rittergut nach Mehrow.

Über Max und Anna Bothes Leben hier in Mehrow wissen wir bisher nicht viel mehr, als das, was Frau Elise Dietrich zu erzählen weiß. So u.a. daß das kinderlose Paar sehr umgänglich war und Kontakt zu den Mehrowern suchte, wie beispielsweise bei den Erntefesten, wo auch das nebenstehende Bild der beiden ca. 1920 entstanden ist.

Frau Heilmann, eine Großnichte von Robert Stock, weiß vom Hörensagen zu berichten, daß dessen Schwiegersohn und Nachfolger auf dem Rittergut Mehrow, Max Bothe, in Uslar im Harz eine Mine besaß. Darüber hat sich bisher kein Nachweis gefunden.
Dafür sind wir aber im Internet auf Artikel gestoßen, die belegen, daß "unser" Max Bothe im österreichischen Bergbau aktiv war:

Unter "Bergbau im Rettenbachgraben bei Mittersill" und "470 Jahre Bergbau im Untersulzbachtal" berichtet K. Lewandowski im März 1997 über das kurzzeitige Wiederaufleben des Bergbaus in des genannten Revieren im Oberpinzgau vor knapp 100 Jahre.

Im Bericht über den Rettenbachgraben steht, daß um 1909 ein Tiroler Bergbauingenieur, Max v. Isser für den vergessenen Bergbau im Oberpinzgau warb und 'sagenhafte' Renditen für den Fall ihrer Wiedereröffnung versprach. Damit lockte er etliche Firmen und Kleinunternehmer an, die sich in den Folgejahren mehr oder weniger erfolgreich um die Wiederaufnahme des Bergbaus (Schwefelkies und Magnetkies) in einem der Reviere bemühten.

Mit dabei war eine Firma Lingenhöl und Jansen, mit Stammsitz in Augsburg und München, die aber um 1915 den Rettenbach einem Wiener Kleinunternehmer, der Firma Wilhelm Ullmann & Co, Berg-und Hüttenprodukte, überließ. Da diesem schnell das Geld ausging, verkaufte er 1917 den Schurfbau im Rettenbachgraben an eine deutsche Gewerkschaft namens "UNDINE", deren Hauptgewerke der Brandenburgische Rittergutsbesitzer Max Bothe war, die später auch den Schurfbau am Untersulzbach von Lingenhöl und Jansen übernahm.

1925 hat die Gewerkschaft UNDINE mit 22 Mann (10 unter Tage und 12 über Tage) den vollen Betrieb am Rettenbach aufgenommen. Im Oktober 1925 streikte dann aber ein Teil der Arbeiter wegen unregelmäßiger Lohnzahlungen und Lohnrückständen und der Betrieb wurde zeitweilig eingestellt, bis der Rittergutsbesitzer Bothe - wenn auch schleppend - die ausstehenden Löhne zahlte.

Als der Verwalter und Bevollmächtige der Gewerkschaft UNDINE, Janssen, wegen angeblicher Veruntreuungen in Untersuchungshaft genommen wurde, mußte der Rittergutsbesitzer Bothe vor dem Gericht in Mittersill erscheinen und sich fortan persönlich um den Bergwerksbetrieb kümmern.

Er war ziemlich sauer, da die Gesamtausgaben in den ersten Monaten des Jahres 1927 deutlich über den Einnahmen lagen, und drohte, den Betrieb zu schließen Der Betriebleiter trug aber Herrn Bothe vor, daß bei einer Erhöhung der Belegschaft auf 48 Mann die Gesamtkosten pro Zentner Schwefelkies erheblich reduziert werden könnten, was Max Bothe schließlich umstimmte und zu einem weiteren Zuschuß veranlaßte.

Da aber insbesondere bei der Erzaufbereitung vieles daneben ging, und die Erzvorräte schneller als erwartet knapp wurden, wurde die Belegschaft bis zum September 1927 auf 6 Mann reduziert und Ende 1927 der Betrieb ganz eingestellt. Die Gebäude, Einrichtungen und Förderanlagen, die allein über 200 000 ÖS gekostet haben sollen, wurden demontiert und verkauft, dann zog wieder Ruhe im Rettenbachgraben ein.

Im Bericht über den Untersulzbach wird bestätigt, daß die Firma Ullmann & Co. 1915 auch den dortigen Schürfbetrieb übernommen und 1917 an die Hannover`sche Gewerkschaft UNDINE verkauft hat, die zu dieser Zeit bereits im Rettenbachgraben das Grubenfeld "Anna" betrieb.

1920 wurde die Belegschaft am Untersulzbach zunächst etwas erhöht werden, dann machten sich aber die Inflation und das sprunghafte Ansteigen der Löhne bemerkbar. Geldmangel führte dazu, daß der Betrieb am Untersulzbach zurückgefahren und schließlich ganz stillgelegt wurde.

Abschließend heisst es dort:

"Der Hauptgewerke, Max Bothe, ein Rittergutsbesitzer aus der Umgebung von Berlin, verlor nach einigen Betrügereien seines Bevollmächtigten Janssen die Lust am Bergbau im Oberpinzgau und so wurden 1928, mit Beginn der Weltwirtschaftskrise, alle bergbaulichen Aktivitäten der Gewerkschaft UNDINE völlig eingestellt."

Die Originale dieser Kurzfassungen (46 bzw. 100 Seiten mit Quellenangaben) und weitere sind bei der Bergbauforschung Bramberg erhältlich.

Max Bothe ist am 10. November 1930 gestorben und auf dem Ost-Friedhof in Ahrensfelde beigesetzt worden.
Sein Grabmal, einen großen, roten, ovalen Stein, kann man jetzt noch im Gräberfeld von "St. Konrad" (auf der linken Seite, etwa in Höhe der Friedhofskapelle) finden.