Vom 8. bis 10. Mai 2015 fand in Altlandsberg das statt, zu welchem über 60 Nachtwächter und andere historische Personen nach Altlandsberg kamen. Sie hatten ein strammes Tagungsprogramm zu absolvieren und zudem den Altlandsbergern und ihren Gästen mit Informationen zu ihren Herkunftsorten und für so manches Foto zu dienen.
Viele Fotos von der Veranstaltung findet man in der Strausberger Online-Ausgabe der MOZ vom 12.5.2015.
Dem Vernehmen nach haben auch alle teilnehmenden Nachtwächter ihren Besuch in Altlandsberg überlebt, was nicht selbstverständlich ist. Vor knapp hundert Jahren hat es nämlich den den Altlandsberger Nachtwächter arg erwischt. Die Überschrift
„Totschlag eines Nach(t)wächters - 200 Mark Belohnung “
über einem mehrspaltigen Steckbrief im Niederbarnimer Anzeiger vom 15. August 1918 hat uns aufhorchen lassen und zu einer weiter gehenden Recherche veranlasst.



So richtig sicher und sorgenfrei haben die Nachtwächter einst nicht gelebt und auch in Altlandsberg hat der Nachtwächter öfter mal Beschimpfungen oder Prügel einstecken müssen, wenn er Ruhestörer und sonstige Bösewichte zur Verantwortung ziehen wollte. In der Zeitung war immer mal davon zu lesen:

Niederbarnimer Anzeiger, 30. Jg. Nr. 45. Altlandsberg, Donnerstag, den 17. April 1913.
Altlandsberg. Schöffengerichtssitzung am 15. April 1913.
Der Kutscher Paul Strehmann von hier hatte wegen des Aufschließens mit dem Nachtwächter Differenzen bei denen er sich zu Beleidigungen hinreißen ließ, die ihm 20 Mark Geldstrafe einbrachten.

Niederbarnimer Anzeiger, 30. Jg. Nr. 54. Altlandsberg, Donnerstag, den 8. Mai 1913.
Altlandsberg. Schöffengerichtssitzung am 6. Mai 1913. ...
Wegen Beleidigung des Nachtwächters K. und wegen ruhestörenden Lärms hatte sich der Arbeiter Friedrich Ernst aus Bruchmühle zu verantworten. Er kam mit zusammen 15 Mark Geldstrafe davon.

Niederbarnimer Anzeiger, 30. Jg. Nr. 74. Altlandsberg, Donnerstag, den 26. Juni 1913.
Altlandsberg. Schöffengerichtssitzung am 24. Juni 1913. ...
Der Dachdeckergehilfe Hermann Kunz hatte in Werneuchen des Nachts gelärmt und gesungen und den Nachtwächter beleidigt. Er kam mit einer geringen Geldstrafe, 6 Mark, davon.

Aber weder damals noch heute haben sich die Nachtwächter davon einschüchtern lassen. Und auch der jetzige Altlandsberger Nachtwächter, Horst Hildenbrand, zieht unbeirrt mindestens einmal monatlich seine Runden durch die dunklen Gassen der Stadt. Allerdings nimmt er dabei zum eignen Schutz immer ein Grüppchen interessierter Bürger und Gäste der Stadt mit, und erzählt die ganze Zeit, offenbar um die Furcht vor bösen Buben zu vertreiben - so wie mancher im finsteren Wald ein Lied trällert.
Nun aber wieder zurück zu unserem Nachtwächtermord von 1918. Am 10. August 1918 verbreitete sich in Altlandsberg wie ein Lauffeuer die Nachricht, dass der sehr geachtete Nachwächter und Schuldiener Karl Kiesler einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Vermutlich hat er einen oder mehrere Diebe fassen wollen, die zwecks Hühnerdiebstahl mit einem großen Korb unterwegs waren. Dabei ist mit einer Brechstrange niedergestreckt worden, was ihm nicht gut bekommen ist:

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 95. Altlandsberg, Sonnabend, den 10. August 1918. -> Faksimile
Die Kunde von einem Morde durcheilte heute früh unsere Stadt. Der altbekannte, pflichtgetreue Schul­diener und Nachtwächter Kiesler wurde heute früh am Kleinbahnhof mit einer starken Wunde im Gesicht tot aufgefunden. Nach Lage der Sache handelt es sich um einen Mord an dem Beamten, der wahrscheinlich geschah, als Kiesler heute Nacht verdächtige Männer mit einem Reisekorb mit zum Teil abgeschlachteten Hühnern festnehmen wollte. Das Geflügel war im Gehöft des Landwirts Bredereck in der Poststraße gestohlen. Der Mord geschah durch ein Zuschlagen auf den Kopf mit einer Brech­stange, doch wollen Bewohner in der Nähe des Tatortes einen Schuß und die Worte "Na, Wilhelm komm man" gehört haben, woraus zu schließen ist, daß mehrere Täter in Frage kommen können. Die Spur des oder der Täter weist nach Berlin, denn es wurde im Nachmittagszuge der Kleinbahn ein Mann mit einem Reisekorb beobachtet und dieser Korb ist der, der mit dem Geflügel bei Kiesler gefunden wurde. Unbekannt scheint der Täter in unserer Stadt auch nicht zu sein, denn er wurde am Nachmittag vor einem Hause n der Poststraße beobachtet, als ob er da eintreten wollte. Spuren eines Kampfes zwischen Kiesler und dem Täter sind nicht vorhan­den, auch der Revolver, den Kiesler bei sich trug, war noch gesichert. Nach Beschau durch die Gerichtskommission wurde die Leiche in die Leichenhalle gebracht. Der Reisekorb und die Mordinstrumente sind im Amtsgericht zu besichtigen.

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 95. Altlandsberg, Sonnabend, den 10. August 1918.
Durch Mörderhand verstarb diese Nacht mein innigstgeliebter Mann, unser guter Vater, der Schulhausmann und Nachtwächter
Karl Kiesler
im 55. Lebensjahre. Im tiefsten Schmerze zeigen dies tiefbetrübt mit der Bitte um stille Teilnahme an
    Sophie Kiesler
    Ella Kiesler
    Rosa Kiesler
Altlandsberg, 9. August 1918.
Die Beerdigung wird noch bekannt gegeben.

Schnell konzentrierte sich der Verdacht auf einen älteren Mann, der am Tage vor der Mordnacht mit einem solchen Korb in der Kleinbahn Hoppegarten-Altlandsberg gesehen worden war. Allerdings ließ sich nicht vollständig rekonstruieren, was er in der Stadt getrieben hat und ob er allein unterwegs war.

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 96. Altlandsberg, Dienstag, den 13. August 1918. -> Faksimile
Altlandsberg, den 12. August 1918.
Beim Auffinden des Nachtwächters Kiesler hat man bekanntlich auch einen Reisekorb mit den gestohle­nen Hühnern vorgefunden. Es ist festgestellt, daß der Besitzer dieses Korbes am Donnerstag den um 3 ½ Uhr Nachmittags hier ankommenden Kleinbahnzug benutzt hat, in der Klosterstraße war und in der Hackerschen Schmiede kurze Zeit verweilt hat. Dort hat er ausgesprochen, daß er nach dem Gute Paulshof gehen und sehen wolle, ob er Kartoffeln kriegen könne, ist aber auf Paulshof anscheinend nicht gewesen. Es ist auffällig, daß die Spur des Mannes nur bis gegen 4 Uhr Nachmittags verfolgt werden kann. Die Personenbeschreibungen des Mannes sind etwas ungenau. Es soll sich um einen Mann im Alter von 50 bis 60 Jahren handeln, ziemlich groß (etwa 1,75 m) mit etwas gebückter Haltung und kurzem angegrauten Schnurbart. Der betreffende Mann ist auch früher schon hier gewesen. Es ist außerordentlich wichtig zu ergründen, wo sich der Mann nach 4 Uhr Nachmittags aufgehalten hat, vielleicht in Gastwirtschaften, bei Privatpersonen, auf der Landstraße oder sonst wo. Alle diejenigen, welche hierzu aus eigener Wahrnehmung Angaben machen können, werden ersucht, dies sofort im Polizeigeschäftszimmer zu melden. Ausgeschlossen ist es nicht, daß es sich um zwei Personen handelt, die den Korb abwechselnd gehabt haben. Der Reisekorb selbst ist von braungebeiztem Weidengeflecht 55 cm lang 30 cm hoch und 30 cm tief, mittlerer Größe und an einem oben in der Mitte des Deckels befindlichen Handgriff getragen worden, verschlossen mit einer Eisenstange, möglicherweise befanden sich noch Bänder um den Korb. Zur Beruhigung unserer Bevölkerung ist es notwendig, daß alle bei der Aufklärung dieser entsetzlichen Tat mithelfen, jede kleine Angabe ist deshalb von Wert.

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 96. Altlandsberg, Dienstag, den 13. August 1918.
Nachruf.
In der Nacht vom 8. zum 9. August hat der städtische Nachtwächter
Karl Kiesler
in treuer Erfüllung seines Berufes sein Leben verloren, getötet von ruchloser Hand. Wir verlieren in dem Dahingeschiedenen einen tüchtigen Beamten, der unermüdlich tätig war und bei allen seinen dienstlichen Obliegenheiten eine nicht zu übertreffende Pflichttreue an den Tag legte. Sein Andenken werden wir stets in Ehren halten.
Altlandsberg, am 10. August 1918.
Namens der städtischen Körperschaften
Erdmann, Stadtverordneten Vorsteher.   Semner, Bürgermeister.

Wie sich bei der Obduktion herausstellte, hat Karl Kiesler nicht nur was mit der Brechstange auf die Rübe bekommen. Es ist auch auf ihn geschossen worden und letztendlich war einer der Schüsse tödlich:

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 97. Altlandsberg, Donnerstag, den 15. August 1918.
Die gerichtliche Beschau der Leiche Kieslers hat die Tötung durch Schuß ergeben. Es fanden sich bei der Leiche ein Schuß ins Herz und ein zweiter Schuß zwischen die Rippen. Der erste war sofort tödlich.
Bezüglich des Mordes hat ein junges Mädchen ausgesagt, daß es am Donnerstag abends ½ 7 Uhr in der Amtsfreiheit zwei Männer mit dem Reisekorb gesehen hat, die sich dann mit einem dritten Mann vereinigten.

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 97. Altlandsberg, Donnerstag, den 15. August 1918.
Nachruf.
In dem Nachtwächter Herrn
Karl Kiesler,
dem in treuer Ausübung seines Berufes als Wächter sein Leben geraubt wurde, verlieren wir einen sorgsam waltenden Schuldiener. Fünfzehn Jahre hat der Verstorbene mit seltener Gewissenhaftigkeit und unermüdlichem Fleiße für die äussere Ordnung in unserer Schule gesorgt, nie war ihm eine Arbeit zu mühevoll, nie eine Last zu schwer.
Ehre seinem Andenken!
Altlandsberg, den 13. August 1918.
Das Kollegium der Stadtschule. Rühe.

Die Beerdigung des Herrn
Karl Kiesler
erfolgt Donnerstag, 15. August nachmittags 4 Uhr von der
Leichenhalle aus.

Sowohl die Altlandsberger Polizeiverwaltung, als auch die Berliner Staatsanwaltschaft haben hohe Belohnungen für Hinweise auf den oder die Täter ausgesetzt.

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 97. Altlandsberg, Donnerstag, den 15. August 1918. -> Faksimile
Totschlag eines Nachtwächters, 200 Mark Belohnung.
   In der Nacht vom 8. zum 9. August gegen 1 ½ Uhr ist hier der Nachtwächter Kiesler bei Verfolgung eines Hühnerdiebstahls auf der nach Strausberg und Fredersdorf führenden Straße in der Nähe des Kleinbahnhofs durch einen Schuß ins Herz getötet worden. Bei der Obduktion wurden im Innern des Körpers zwei Revolver-Mantelgeschosse nach Art der Infanterie-Geschosse, nur abgestumpfter und bedeutend kürzer, vorgefunden.
   Bei der Leiche fand man einen Reisekorb von hellbraunem Weidengeflecht, 55 cm lang, 30 cm hoch, 30 cm tief, verschlossen mit Vorhängeschloß an einer Eisenstange und umschnürt mit einer sauber geflochtenen Schnur aus Raffiafaser. Dergleichen Stricke sollen dazu dienen, Tabakballen von Uebersee zu verschnüren. In Verbindung mit dieser Raffiafaser und zwei ebenfalls vorhandenen hellbraunen Lederriemen ist der Korb anscheinend öfter rucksackartig getragen worden. Der Korb hat oben in der Mitte des Deckels einen geflochtenen Handgriff, er soll bayrisches Erzeugnis sein und war gefüllt mit acht hier gestohlenen Hühnern und einer Gans.
   Außerdem lag bei der Leiche eine runde, angerostete Eisenstange von 1 ¾ cm Durchmesser und 54 cm Länge, an einem Ende abgehauen oder abgebrochen und in Handbreite zum bessern Anfassen mit zusammengenähtem Trikot-Stoff umgeben, am andern Ende mit einer im rechten Winkel angeschmiedeten 5 cm langen, 2 ½ cm breiten meißelartigen Umbiegung versehen. Diese Umbiegung trägt in der Mitte ein Loch, das jedenfalls beim Schmieden angebracht wurde. Dieses Anschmieden ist augenscheinlich erst vor Kurzem geschehen. Das Eisenstück war umwickelt mit Nr. 202 des Hauptblattes der Berliner Morgenpost vom Dienstag, 23. Juli, das Zeitungspapier war festgebunden mit 3 guten Hanfschnüren von Mähmaschinen-Bindegarn.
   Mit dem Korb ist am 8. August nachmittags ein Mann gesehen worden, der um 3 ½ Uhr mit dem Kleinbahnzuge von Hoppegarten hier angekommen ist und vor etwa 3 Wochen schon einmal hier war. Beschrieben wird dieser wie folgt: Alter rund 50 Jahre, ziemlich groß (etwa 1,75 m), gebückte Haltung, hageres Gesicht, anscheinend etwas heisere Stimme, leicht angegraute Schläfen und kurzer grauer Schnurbart. Angaben über Kleidung schwanken, wahrscheinlich trug er schwarze Schnürschuhe, dunklen (braunen) Anzug, Stehkragen, reichlich kurze Hosen und blaue Schirmmütze mit Sturmband.
   Bei einem hiesigen Schmiedemeister hat er am Nachmittag des 8. August einen 22 ½ cm langen, alten Hartmeißel abgegeben, der in seinem oberen Teil etwa 2 ¼ quadratisch geformt ist und 2 eingekörnte, kaum lesbare Anfangsbuchstaben trägt, vielleicht B. D. oder ähnlich. Früher hat der Mann hier ein Stemm­eisen mit Eisengriff durch Anschweißen eines Stück Hartmeißels verlängern lassen wollen. Ob mehrere Täter in Frage kommen, ist noch nicht erwiesen.
   Eine Belohnung bis zu 200 Mark wird jedem zugesichert, der zur Ermittelung des Verbrechers beitragen hilft.
Altlandsberg, am 13. August 1918
Die Polizei-Verwaltung.
Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 99. Altlandsberg, Dienstag, den 20. August 1918.
Altlandsberg, den 19. August 1918. Wie aus den Berliner Zeitungen zu ersehen ist, hat die Staatsanwaltschaft III in der Kieslerchen Mordsache eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt.


Am 15. August 1918 fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und im Beisein des Bürgermeisters sowie vieler Funktionäre und Vereine der Stadt und der Umgebung Karl Kieslers Beerdigung auf dem Altlandsberger Friedhof statt.

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 98. Altlandsberg, Sonnabend, den 17. August 1918.
Am Donnerstag nachmittags 4 Uhr, fand auf dem hiesigen Friedhof die Beerdigung des ermordeten Nachtwächters Herrn Karl Kiesler statt. Die städtischen Körperschaften hatten verschiedene Mitglieder entsandt, das Kollegium der Schule war vollzählig vertreten, auch der Kriegerverein zog auf und zahlreiche Teilnehmer aus allen Kreisen der Stadt geben dem Entschlafenen die letzte Ehre. ...

Danksagung.
Bei dem Begräbnis meines durch Mörderhand jäh aus dem Leben geschiedenen lieben und guten Mannes, unseres guten Vaters, des Schuldieners und Nachtwächters
Karl Kiesler
wurden uns von allen Seiten Bezeugungen der innigen Teilnahme entgegengebracht, wurde der Sarg des Dahingeschiedenen mit einer Fülle von Blumen und Kränzen geschmückt. Wir danken Allen herzlich dafür. Besonders innigen Dank Herrn Superintendent Bäthge für seine zu Herzen gehenden Worte am Sarge, für die Teilnahme des Bürgermeisters und der Vertreter der städtischen Körperschaften, dem Herrn Rektor und dem Lehrerkollegium, den Schulkindern, sowie dem Landwehrverein für die Begleitung zur letzten Ruhestätte, den Arbeitskolleginnen aus der Geschoßkorbfabrik für die schöne Kranzspende.
Wenn uns etwas zu trösten vermag, so waren es diese Zeichen der Achtung für den Verstorbenen.
Im tiefen Schmerz
Sophie Kiesler und Töchter Ella und Rosa.
Altlandsberg, den 18. August 1918.

Kurz darauf gab es erste Hinweise auf den mögliche Täter: einen 70jährigen, aus Prag stammenden Berliner, der in Eggersdorf ein Grundstück besitzt und in Altlandsberg gesehen worden war. Es gab kaum Zweifel daran, dass er den Nachtwächter ermordet hat, nur fehlten noch die handfesten Beweise. Nach solchen weiter zu suchen erübrigte sich aber schnell, da sich der mutmaßliche Täter aufgehängt hat:

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 100. Altlandsberg, Donnerstag, den 22. August 1918.
Altlandsberg, den 21. August 1918.
Wie es scheint hat man den Mörder Kieslers gefaßt. Seht stark verdächtig ist der aus Prag gebürtige Kellner Kirchhof, Berlin, Nürnberger Straße 15, der in Eggersdorf ein kleines Grundstück besitzt. Natürlich leugnet er noch. So hat er auch angegeben, daß er seinen Korb, den bei der Leiche gefundenen Korb, am Nachmittag des 8. August an einen Soldaten verkauft habe. Auch einen Revolver hat er besessen.

Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 101. Altlandsberg, Sonnabend, den 24. August 1918. -> Faksimile
Altlandsberg, den 23. August 1918.
Als der Mörder Kieslers kann nun wohl der Kellner Wenzel Kirchhof angesehen werden. Bei seiner Vernehmung zeigte er sich schon unsicher und hat auch zu Hause von etwas, was ihm passiert ist, gesprochen. Berliner Blätter teilen aus der Vernehmung mit, er habe zugegeben, daß er auf jemand geschossen habe, einige Zeilen weiter berichten sie, daß er bestreite, eine Waffe besessen zu haben. Diesen Gegensatz mögen die Berliner erklären. Jedenfalls suchte gestern noch die Berliner Polizei nach der Pistole. Allein die anderen Beweise waren drückend. Anerkennung verdient die Berliner Polizei, die ihn kannte und wußte, daß er in Eggersdorf ein Grundstück besitzt. Von Berufe war Kirchhof Kellner und bereits 70 Jahre alt. Auf einer geraden Linie hat sich aber sein Leben nicht bewegt. Uebrigens hat sich Kirchhof dem irdischen Richter entzogen. Er hat sich aufgehenkt. [!]

Eine ähnlich ausführliche Berichterstattung über der Nachtwächtermord in Altlandsberg findet sich auch im Niederbarnimer Kreisblatt vom August 1918, die wir allerdings nur auszugsweise erfasst und auf mehrow.de publiziert haben.