Aufstieg mit dem Telefon

Der Aufbau des jungen Unternehmens von Robert Stock fiel in den wirtschaftlichen Boom der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts. Nur wenige Monate nach der Gründung hatte der Betrieb des einstigen Schlossergesellen bereits fünf Mitarbeiter. 1889 waren es schon 600 Beschäftigte. So wechselte Stock allein in dieser Zeit fünfmal seinen Standort, weil der alte zu klein wurde. Dabei blieb er jedoch seinem Bezirk Luisenstadt, dem heutigen Kreuzberg, immer treu.

Das schnelle Wachstum der Gründerjahre erforderte Investitionen, die Stock zunächst aus eigener Tasche nicht tragen konnte. So nahm er 1889 den Elektrotechniker Gustav Lippegaus als Kompagnon in sein Geschäft auf. Dieser brachte 19.000,- Mark auf, mit denen weitere Räumlichkeiten in Betrieb genommen und zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden konnten.

Von seinem Weg ließ sich Robert Stock keinen Meter abbringen. Er kaufte in der damaligen Zeughofstraße 6 und 7 Grundstücke hinzu und errichtete darauf 1895 eine für die damalige Zeit moderne Fabrik. Die Anschrift gilt als Keimzelle des heutigen Unternehmens.

Die enorme Nachfrage im expandierenden Telefongeschäft brachte Stock 1890 in Lieferschwierigkeiten. Da empfahl ihm der damalige Staatssekretär des Reichspostamtes, Heinrich von Stephan, die Produktion weiter zu erhöhen. Wenn er zudem die Fertigung von sogenannten Hughes-Drucktelegraphen aufnähme, sei ihm eine Abnahme durch die Reichspost gewiß. Stock ließ sich nicht lange bitten und ging auf den Vorschlag ein.

Nun dehnte das Jungunternehmen kontinuierlich seine Produktpalette aus. Ein wichtiger Meilenstein in dieser Entwicklung war 1891 die Aufnahme der Fabrikation sogenannter Vielfachumschalter, die in Verbindung mit dem damals üblichen Klappenschrank den Bau größerer Vermittlungsämter ermöglichten. Zunächst wurden diese Einrichtungen in Deutschland mit amerikanischer Lizenz gebaut. Von einem dieser Hersteller, der "Telephon-Apparate-Fabrik Frank Welles", warb Stock 1891 den Techniker Emil Bernhöft ab, der in kurzer Zeit sämtliche Einzelteile neu konstruierte.

Nachdem die Reichspost 1893 den Industriellen Stock mit dem Bau und der Ausführung so großer Fernsprechämter wie Charlottenburg, Leipzig, Hannover und Stettin beauftragt hatte, war der Durchbruch des Unternehmens weitgehend geschafft. Gleichzeitig durchbrach Stock die Vormachtstellung amerikanischer Hersteller, die bis dahin den deutschen Markt für Vermittlungsanstalten beherrscht hatten.

Emil Bernhöft

Chefkonstrukteir: Emil Bernhöft.

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