Vor ein paar Tagen (am 04.04.04 - einem sehr beliebten Hochzeitstermin) jährte sich Robert Stocks Geburtstag (4.4.1858) zum 146. Male. Kein so richtig runder Geburtstag und damit eigentlich kein Grund zum Feiern. Aber das Robert-Stock-Gymnasium in Hagenow beging dieser Tage seinen fünften Namenstag und somit bietet sich doch Grund für einen Rückblick, zumindest auf die spannende Zeit vor fünf Jahren, als es darum ging, einen Namen für das Hagenower Gymnasium zu finden und die Namenswahl zu begründen.

Die Namensgeber haben es sich damals nicht leicht gemacht. Der Name sollte nicht von oben bestimmt werden, sondern von den Schülern und Lehrern vorgeschlagen, gut begründet und dann demokratisch gewählt werden. Da war also schon im Vorfeld der Namensgebung Einiges an Arbeit zu leisten.

Glücklicherweise haben die damals am Namensgebungsprozess beteiligten Schüler und Lehrer nicht die Mühe gescheut, ihre Aktivitäten dokumentarisch festzuhalten. So ist eine

Chronik des Namensprojektes
"Auf der Suche nach einem Namen für unser Gymnasium"

entstanden, die viel über die damaligen Bemühungen und über den Stolz bei der Namensverleihung erzählt, aber leider wie eine Geheime Verschlusssache behandelt wird - zumindest sieht und liest man nichts davon auf den Webseiten des Gymnasiums und auch auf den Wandtafeln im Schulgebäude haben wir nichts gefunden, was die damals geleistete Arbeit hinreichend würdigt. Wir wollen deshalb an dieser Stelle Schützenhilfe leisten und unter Bezugnahme auf o.g. Dokumentation einen kurzen Rückblick halten.

SVZ 13.11.1997 Im Jahre 1997 bildete sich am Gymnasium unter Leitung der Geschichts-Lehrerin, Frau Meyer, eine 10-köpfige Projektgruppe, die sich vorgenommen hatte, Namensvorschläge für das Gymnasium zu unterbreiten.
Schweriner Volkszeitung (SVZ) vom 13.11.1997

Nachdem man sich darauf geeinigt hatte, nur Personen vorzuschlagen, die in Hagenow geboren wurden oder in einem engen Bezug zu dieser Stadt standen, hat man sich für ein paar Tage in das (übrigens sehr sehenswerte!) Hagenower Museum zurück gezogen und zusammen mit dem Museumsdirektor Quellenstudium betrieben.

Heraus kamen dabei eine Liste mehr oder weniger berühmter Hagenower Bürger und, soweit möglich, Kurzbiographien dieser potentiellen Namensgeber.

In die engere Wahl kamen damals u.a.:

  • Dr. E. Reber, ein Armenarzt, der im 19. Jahrhundert in Hagenow lebte
  • Prof. Dr. Carl Schmidt
  • Heinrich Haake
  • F.W.A. Benque, ein großer Landschaftsarchitekt, der auch bei der Gestaltung des Central Parks in New York eine Rolle spielte
  • Robert Stock, ein Sohn der Stadt Hagenow, der in Hagenow aufwuchs und später in Berlin die [jetzigen] DeTeWe gründete

Diese Kandidaten wurden am 12. September 1997 auf großzügig gestalteten Wandtafeln vorgestellt.


An Schüler, Lehrer und Angestellte der Schule wurden anschließend Stimmzettel verteilt und um ein Votum für einen der vorgeschlagenen Kandidaten bzw. um begründete Gegenvorschläge gebeten. Mitte Oktober 1997 stand das Ergebnis fest:

Kandidat Schüler Lehrer etc. Insgesamt
Haacke 59 7,5% 1 3,2% 60 7,4%
Dr. Raber 123 15,7% 14 45,1% 137 16,7%
Benque 82 10,5% 0 0% 82 10,1%
Schmidt 168 21,4% 6 19,4% 174 21,4%
Stock 285 36,4% 10 32,3% 295 36,2%
Behrens 53 6,7% 0 0% 53 6,5%
Einstein (ohne Begründung) 10 1,3% --- --- 10 1,2%
Gymnasium Hagenow 4 0,5% --- --- 4 0,5%
Wahlberechtigte: 836   53      
Wahlbeteiligung:
784 93,78% 31 58,5%   91,76%

Damit war Robert Stock mit deutlichem Vorsprung der favorisierte Namenspatron und aller Augenmerk richtete sich fortan auf ihn.

SVZ / Hagenower Kreisblatt vom 26.2.1998
Schweriner Volkszeizung (SVZ) / Hagenower Kreisblatt vom 26.2.1998

Inzwischen waren aber nur ein paar Schüler übrig geblieben, die bereit waren, das Projekt außerhalb jeglicher Verpflichtung weiter voran zu treiben: Stefanie Eilfeld, Tim Peppel und Susanne Stadler.

Als Frau Meyer dann in den Schwangeren-Urlaub ging, drohte das Namensgebungs-Projekt zu scheitern, aber die Schüler haben mit Frau Jann und Frau Tiede zwei Lehrerinnen gefunden, die bereitwillig die Projektleitung zu übernahmen und sich für den Fortgang des Projektes engagierten.

Mit Franziska Kloth, Anne Murawski, Jenny Geese und Axel Merkel stießen dann noch ein paar Schüler hinzu, die Spaß an diesem Projekt hatten und halfen, die Arbeiten zielstrebig voran zu treiben.


Man muß bedenken, dass es hier nicht nur darum ging, Quellen zu sichten und aufzubereiten, sondern es waren später auch unendlich viele organisatorische Aufgaben zu lösen:
Ein Festprogramm aufstellen, die Veranstaltungen organisieren, Einladungen schreiben, Presse informieren, Verträge schließen, Sponsoren finden, usw. Und bei allem Stress sollte natürlich auch noch stets Presse-wirksam ein fröhliches Gesicht gemacht werden ...

Aber die Jungs und Mädels haben das mit Bravour gemeistert.

Sie haben nochmals intensiv im Museum recherchiert, Kontakt zu Verwandten Robert Stocks und alten Hagenowern hergestellt und sich um die Aufmerksamkeit der lokalen Presse bemüht, die dann auch schnell einsetzte.
Schwieriger war schon die Sponsoren-Suche für anstehende Handwerkerleistungen, eine Gedenktafel und eine würdige Feier.
Aber auch das hat man bewältigt.

Und natürlich war da auch noch einiges an Bürokratie und Überzeugungsarbeit zu leisten: Anträge mussten gestellt und Schulbehörden, die Stadtverordneten, der Landrat und die Kreistagsabgeordneten mussten überzeugt werden.

Nach einem Jahr war auch das alles dann endlich geschafft:



Am 15. Oktober unterzeichneten die Kreistagspräsidentin, Frau Schwarz, und der Landrat, Herr Christiansen, jene Urkunde, die dem Gymnasium das Recht verleiht, ab 28. April 1999 den Namen "Robert-Stock-Gymnasium" zu führen.

Der Endspurt war damit eingeleitet und am 25. März 1999 konnte die SVZ berichten, dass das Hagenower Gymnasium für die Festwoche gerüstet ist. SVZ vom 25.3.199

Das Programm der Festwoche vom 26.4. bis 30.4.1999 umfasste u.a. einen Quiz zu Robert Stock, ein Experiment "Büchsentelefon", einen Festakt im Rathaussaal und als Höhepunkt am 30.4. eine Feierstunde mit Enthüllung des Gedenksteins.
Die Schweriner Volkszeitung berichtete darüber am 4. Mai 1999:

SVZ vom 4.5.1999

Zur Feier des fünften Jahrestages der Namensverleihung hat sich am 1. April 2004 noch einmal die gesamte, inzwischen durch Studium etc. längst in alle Winde verstreute Projektgruppe von 1999 zusammen gefunden und sich bereitwillig zusammen mit ihrer damaligen Projektleiterin, Frau Meyer, für die Nachwelt ablichten lassen (v.l.n.r.):

Anne Murawski, Susanne Stadler, Axel Merkel, Katrin Meyer, Tim Peppel, Jenny Geese, Franziska Kloth

Schön, dass Ihr noch Stock-Fans seid!


Als Ergebnis der Projektarbeit dieses Teams ist vor fünf Jahren nach aufwändigen Recherchen u.a. ein ziemlich umfassender Lebenslauf Robert Stocks entstanden.
Den wollen wir gern allen Interessierten zugänglich machen - die Verfasser werden sicher nichts dagegen haben.