Es ist Ende Oktober, die Bäume nehmen langsam herbst­liche Färbung an und wir sind wieder mit dem Auto in Frank­reich unterwegs. Der Heimweg von Paris nach Mehrow führt uns mal nicht durch Belgien, sondern durch die Champagne, wo wir schon lange nicht mehr Ausschau nach Friedhöfen mit Gefallenen aus unserer Umgebung gehalten haben.
Die Gegend, in der so wunderbarer Wein wächst, lenkt natürlich sofort die Gedanken auf den Champagner.
Dabei gerät leicht in Vergessenheit, dass dort vor einhundert Jahren schreckliche Schlachten mit hunderttausenden Gefallenen geschlagen wurden und dass die lieblichen, mit Weinreben bestandenen Hügel und die endlosen, fast völlig ebenen Felder vom Blut so vieler sinnlos geopferter Soldaten getränkt sind.
Wir sind dieses Mal auf der Spur von vier Soldaten, deren Namen wir u. a. auf den Denkmälern in Blumberg und Lindenberg gefunden haben und für die wir beim Volksbund für Kriegsgräberfürsorge die Grabstätten ermitteln konnten.
Unser Weg führt uns zunächst nach Loivre, einem kleinen Dorf nördlich von Reims, zwischen Autobahn und Kanal gelegen. Dort soll der Gefreite Karl Rehm aus Blumberg liegen, der am 30.9.18, also kurz vor Kriegsende gefallen ist.
Vorbei geht es am örtlichen Kriegerdenkmal und dem Rathaus mit den Namen der Gefallenen beidseits der Tür.
Dann stehen wir plötzlich auf der Brücke über den Aisne-Marne-Kanal und können in die Schleuse schauen.
Hinter dem Ortsausgang führt uns der Wegweiser zum „Cimetière Militaire Allemand“ auf einen Feldweg, der schnurgerade durch das endlos weit erscheinende Land nach Norden führt. Am Horizont ist eine noch fast grüne Baumgruppe auszumachen - das könnte der Friedhof sein. Dort, dicht an der Departementsgrenze hat ihn Google angezeigt.
Da der Weg nicht so recht zum Rasen verleitet, dauert es ein Weilchen, bis die Baumgruppe erreicht ist und der Blick über eine schon bunt gewordene Hecke auf die zwischen den Bäumen liegenden Gräber fällt. Trotz seiner Abgeschiedenheit ist der Friedhof tadellos gepflegt und glücklicherweise auch vom Vandalismus verschont geblieben.
Die Tafel am Eingang erzählt uns, dass hier 4312 deutsche Soldaten des Krieges von 1914-1918 liegen.
Das ist also ein vergleichs­weise kleiner Friedhof, wovon es aber hier fast in jedem Ort einen gibt ...
Karl Rehm steht nicht auf dem Blumberger Kriegerdenkmal, aber sein Name findet sich in der preußischen Verlustliste Nr. :2213 vom 18.11.1918.
Zu ihm könnte der Eintrag beim „Volksbund“ passen, der uns hier her führt.
Bronzetafeln zwischen zwei Gemeinschaftsgräbern nennen die Namen von über tausend Gefallenen, die hier bestattet wurden, darunter Karl Rehm - 865 weitere blieben leider unbekannt.
Weiter geradeaus auf dem Feldweg wäre man vermutlich nach Asfeld, unserem nächsten Ziel gekommen, aber ohne Navi und hinreichende Sprachkenntnisse ist uns hier nicht nach irgendwelchen Experimenten und so nehmen wir den Weg zurück nach Loivre und dann weiter auf der D926 in Richtung Norden.