Erste Hinweise darauf, daß da unter der Dorfkirche "was sein" könnte, gab uns Frau Wendtlandt. Sie erzählte, daß früher die Mehrower Kinder immer über einen geheimen Gang zwischen Kirche und Gutshaus spekuliert hätten - was sie aber später selbst nur als frommen Wunsch angesehen hat.

Frau Dietrich hat uns dann ganz nebenbei berichtet, dass man vor dem Krieg noch durch ein Fenster nahe am Boden in einen Raum unter der Kirche schauen konnte, in dem zwei Särge standen. Das klang schon ziemlich glaubwürdig ...

Später hat uns dann Frau Lindholz (geborene Beier) aus Eiche bestätigt, daß man auch noch 1946, als sie nach Mehrow kam, durch ein Fenster in der Kirchenwand auf Särge unter der Kirche schauen konnte. Als ihr späterer Mann, Heinz Lindholz 1948 mit seiner Mutter (unserer ehemaligen Dorfschullehrerin Gertrud Lindholz) und seinen 5 Geschwistern nach Mehrow kam, gab's das Fenster aber schon nicht mehr.

Also, wen fragt man, wenn es um die Kirche geht ? Kurt Berg !
Der ist zwar selbst erst nach dem Krieg hier her gekommen, kennt sich aber bezüglich des Kirchenbaus am besten aus.

Als er nach Mehrow kam, war von einer Kirchengruft nichts mehr zu sehen, aber er entsinnt sich, daß an der Außenwand der Kirche eine Tafel angebracht war, auf der eines Freiherrn gedacht wurde. Die ist spurlos verschwunden und an ihrer Stelle ist nur noch nackter Beton zu sehen.

Und er erinnert sich auch, daß später, als das Turm-Innere als Unterrichtsraum für die Konfirmanden hergerichtet wurde, der Fußboden ein großes Problem darstellte. Die Latten für die Dielung hatten keinen Halt, der Untergrund gab immer wieder nach und Stangen, mit denen man in der Erde stocherte, verschwanden immer wieder, weshalb man Eisenträger einzog, um dem Boden Halt zu geben.

So viele Indizien müßten doch eigentlich ausreichen, um das Rätsel zu lösen. Und siehe da:

  • schaut man sich die Stelle an, wo mal die Gedenktafel für den Freiherrn gehangen haben soll, dann stößt man auf Stürze im Mauerwerk, die als Untergrund für eine Gedenktafel etwas überdimensioniert sind, aber einen stabilen Fensterrahmen abgeben würden ...

  • wenn man auf den Beton klopft, der diesen Rahmen ausfüllt und so furchtbar stabil aussieht, dann klingt der ganz verdächtig hohl ...

  • diese offenbar zugemauerte Fensteröffnung liegt zwar deutlich oberhalb des Kirchenbodens, aber wenn man sich in der dicken Feldsteinwand einen schräg nach unten verlaufenden Schacht vorstellt, dann landet der unter dem Gemeinderaum im Kirchturm - genau dort, wo seinerzeit den Männern beim Dielenlegen immer der Boden weggerutscht ist ...

Wenig später findet sich der Beweis dann auch schwarz auf weiß: Im Buch
"Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim" (Deutscher Kunstverlag, Berlin, 1939)
ließt man auf Seite 150 bei der Vorstellung der Mehrower Kirche:

"Nördlich eine übermauerte Gruft, in der man von außen Barocksärge stehen sieht."

Wer in den Särgen liegt, ist noch unbekannt. Die von Herrn Berg erwähnte Gedenktafel für einen Freiherrn läßt jedoch vermuten, daß in einem der Särge Freiherr von Keith bestattet ist, der bis 1816 das Rittergut Mehrow besessen hat.

Wir werden es herausbekommen, wollen aber die in der Gruft bestatteten in Frieden ruhen lassen - und hoffen sehr, daß auch alle aufgestachelten Leser die Totenruhe achten.