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Am 6. Juni 1926 erschien im "Berliner Tageblatt" ein Artikel über den Besuch von Fürsorgeschwestern des Österreichischen Roten Kreuzes auf dem Rittergut Mehrow, der fast gleichlautend bereits am 26. März 1926 im "Niederbarnimer Kreisblatt" und in der Beliner Tageszeitung "Der Tag" erschienen war. Verschwunden war derweil allerdings der Hinweis, daß der hiesige Milchwirtschaftsbetrieb unter der Leitung eines Diplom-Landwirtes steht und aus 400 Schafen waren inzwischen 600 und zusätzlich 80 Pferde geworden. |
Auch der Besuch russischer Professoren und die Einlagung Max Bothes nach Rußland, war im Niederbarnimer Kreisblatt nicht erwähnt worden. |
Rittergut Mehrow bei Ahrensfelde-Berlin war in den vergangenen Wochen Gegenstand einer eingehenden Besichtigung durch Fürsorgeschwestern vom Oesterreichischen Roten Kreuz und Angehörige des Kaiserin-Augusta-Victoria-Hauses Charlottenburg, Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit, des öfteren auch durch Beamte des Wohlfahrtsministeriums, die zuletzt in 2 Automobilen mit ca. 50 zum Kursus in Berlin weilenden Kreisärzten erschienen waren. Das Interesse der österreichischen Schwestern, die seit etwa 5 Monaten eine Rundreise durch Deutschland zum Studium der sanitären Einrichtungen unternehmen, sowie der Herren vom Wohlfahrtsministerium und der Kreisärzte, galt dem mustergültig eingerichteten Milchwirtschaftsbetrieb. Bewunderung erregten die Viehställe mit dem hervorragenden Milchviehbestand, das saubere elektrische Melken und die Einrichtung der Sanitätsmeierei, die während des Betriebes besichtigt werden konnte. Von hier aus geht die "Mehrower Kindermilch" ihren Weg auf eigenen Lastwagen in zwei Stunden nach der Reichshauptstadt. Die Besucher überzeugten sich ferner in der großen, neu eingerichteten automatischen Mühle mit den neuesten Maschinen, welche täglich bis 500 Sack, die im Winter das Rückgrat zur Erhaltung des bedeutenden Viehbestandes bildet, von einer tadellosen Mehl- und Futtermittelherstellung. Außer etwa 400 Stück Rindvieh werden hiervon noch etwa 600 Scheine einschließlich 100, etwa 600 Schafe sowie etwa 80 Pferde und Fohlen ernährt. Alles in allem nahmen die Besucherinnen [den] Eindruck mit hinweg, daß das Rittergut Mehrow bestrebt ist, Mustergültiges zu leisten. Vor allem aber bedeutet die Herstellung von Kindermilch (zu genießen von jedermann, dem es auf eine hygienisch einwandfreie Milch ankommt) eine außerordentliche Unterstützung der Volksgesundheit. Im vergangenen Herbst besichtigten Professoren und Angehörige der russischen Regierung die Mehrower milchwirtschaftlichen Anlagen, die als mustergültig und nachahmenswert gelobt wurden. Gleichzeitig wurde der Besitzer gebeten, Rußland zu besuchen, um bei dem Aufbau gleichartiger Betriebe die gesammelten Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Es wird auf die heutige Anzeige im „Weltspiegel“ hingewiesen. |
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Achtung Mütter! Verlangt bei Eurem Milchhändler die durch amtliche Atteste anerkannte tiefgekühlte, vitaminreiche gute Mehrower Kindermilch ... |
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... aus unserem, von ersten Fachleuten anerkannten Musterkuhstall von ca. 400 erstklassigen Milchkühen. Die gesamte Herde ist dem Tuberkulose-Tilgungsverfahren der Landwirtschaftskammer angeschlossen und die Tiere stehen unter dauernder tierärztlicher Kontrolle. Für die größte Sauberkeit im Stalle und hygienisches Melken wird Gewähr geleistet. Wir liefern für das Kaiserin-Auguste-Victoria-Haus, Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit. |
Sanitäts-Meierei Rittergut Mehrow bei Ahrensfelde - Berlin Eigene Mühlen- und Futtermittelwerke / Großanbau von Zuckerrüben |
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Obwohl Max Bothe zumindest von einem Vertreter großer Berliner Tages- und Wochenzeitungen (Hanns R. Grütters - siehe "Werbefeldzug 1926, Teil 2") bedrängt wurde, in Gesamt-Berliner Zeitungen zu inserieren, blieb er offenbar seinem Plan treu, vorrangig den Berliner Westen zu bewerben. Westberlin war zwar für Mehrow räumlich nicht das günstigte Absatzgebier, aber dort war weit potentere Kundschaft zu finden. Sicher waren im vorrangig von Arbeiterfamilien bewohnte Osten die "Hausfrauen und Mütter" ebenso um die gesunde Ernährung ihrer Familien und insbesondere der Kinder bemüht - aber dort ging es wohl eher darum, ob man sich überhaupt eine Flasche Milch leisten kann. Die Frage, ob man lieber etwas mehr für ein paar weniger Keime bezahlt, stellte sich dort gar nicht. Im bedeutend wohlhabenderen Westen fanden sich schon eher Leute, die bereit und in der Lage waren, für bessere Qualität auch mehr zu bezahlen. Darum schaltet wohl auch Max Bothe Im November 1926, als noch die Gesamt-Berliner "Woche" um seine Anzeige buhlt, erst einmal großzügige Anzeigen in regionalenTageszeitungen wie "Der Westen - Zentralorgan für den gesamten Westen Groß-Berlins" und im "Grunewald-Echo - Berlin-Grunewalder Zeitung, Alleiniges Nachrichtenblatt für den Amtsbezirk Grunewald". |
In der Zeitung "Der Westen" platziert er die bekannte Werbung mit der plombierten Flasche (auf der das Kind allerdings nicht mehr wie zuvor ausdrücklich "vitaminreiche" Milch verlangt, sondern 'nur' noch "Mehrower Milch" haben will ...) und im "Grunewald-Echo" ("Berlin-Grunewalder Zeitung") läßt er nochmal den Artikel
"Der Werdegang einer Flasche Milch"
von Gustav von Hahnke abdrucken, der es ihm ganz offenbar angetan hat.
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Letztgenannter Artikel erscheint dann übrigens eineinhalb Jahre später (am 1. April 1928) in der Groß-Berliner Ausgabe der Tageszeitung "Der Tag", allerdings in sehr stark gekürzter Fassung und ohne Autoren-Angabe. |