HA X Pr.Br.Rep. 2A II NB Nr. 1380
Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam (ehem. Preußisches Staatsarchiv):
Sonderakten betreffend die Schule zu Mehrow
vom Jan. 1927 bis 1944
Regierung zu Potsdam, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen
Siehe auch "Die Besetzung der Lehrerstelle 1939".

29.5.1927 (II. D 4446), Beglaubigte Niederschrift der Kirchenprobe von Lehrer Köppe:
Verhandelt
Mehrow, den 29. Mai 1927

Auf Grund der Verfügung der Preußischen Regierung vom 26. März 1927 (J. No. II D. 2265) fand am heutigen Sonntage in der Kirche zu Mehrow eine Kirchenprobe des Lehrers Herrn Paul Köppe aus Schöneiche statt, welcher zur Berufung in die hiesige Kirchschulhalterstelle in Aussicht genommen ist. Die Einladung an die Gemeinde war rechtzeitig im öffentlichen Gottesdienste des Himmelfahrtsfestes ergangen.
Nach stattgehabter Kirchenprobe fragte der Ortspfarrer Benecke die anwesenden Mitglieder der Kirchengemeinde, ob sie gegen die Person und die Leistungen des Lehrers Herrn Köppe etwas einzuwenden haben. Es meldete sich niemand. Somit ist die Kirchengemeinde mit der Berufung des Lehrers Herrn Köppe in die hiesige Kirchschullehrerstelle einverstanden.

Vorgel. gen. u. unterschrieben
gezz. Wegener, Lehmann, Brederecke, Stemmler, Krause, Huth,
a. w. o.
Benecke
Pfarrer

Wörtliche Übereinstimmung nebenstehender Abschrift mit der Urschrift beglaubigt.
Ahrensfelde, 15. Juni 1927
Benecke, Pfarrer

15.6.1927 (II D 4446): Pfarrer Benecke an die Regierung bzgl. Kirchenprobe des Lehrers Köppe
Benecke, Pfarrer
Ahrensfelde b. Berlin.
Ahrensfelde, 15. Juni 1927

Betrifft
Kirchenprobe des Lehrers Paul Köppe aus Schöneiche
Kreisaufsichtsbereich Berlin-Land

Auf Grund der Verfügung der Preußischen Regierung a. d. Potsdam den 26. März 1927 (J. No. II.D.2265) ist der Lehrer Paul Köppe aus Schöneiche am Sonntag Exaudi, 29. Mai d. J. in der Kirche zu Mehrow zur Kirchenprobe in den Organisten- und Küstergeschäften aufgestellt worden. Herr Köppe begleitete auf der Orgel 3 Verse des Liedes No. 412 ... des Evangelischen Gesangbuches für die Provinz Brandenburg und las eine Predigt über den Text 1. Joh. 5, 14-15 aus der Predigtsammlung von D. Conrad "Friede und Freude". Er schloß mit Gebet, Vaterunser und Segenswunsch und begleitete den letzten Vers des Liedes. Das Orgelspiel war sicher, der Vortrag der gelesenen Predigt gut und erbaulich.

Gegen die Person und die Leistungen des Lehrers Köppe hatten die Anwesenden auf Befragen nichts einzuwenden, so daß der Berufung des Herrn Köppe in die Kirchschullehrerstelle in Mehrow seitens der Kirchengemeinde Mehrow nichts im Wege steht.

Eine beglaubigte Verhandlungsniederschrift über die stattgehabte Kirchenprobe liegt in Abschrift bei.

Gehorsamst
Benecke
Pfarrer.

An
die Preußische Regierung
Abteilung II
zu Potsdam

18.6.1927 (II D 4416/4446): Bestallung des Lehrers Köppe
Preußische Regierung, Abtl. II
Tgb.-Nr. II. D. 4416/4446
Potsdam, den 18. VI. 1927
Eilt!

Vordruck zur Reinschrift liegt bei.

1. An
das Evangelische Konsistorium
in Berlin SW. 68
Lindenstraße 14.
    Der Lehrer, Organist und Küster Weier in Mehrow Kreisschulbezirk Bln. Land wird versetzt.
    Zu seinem Nachfolger ist der Lehrer Köppe aus Schöneiche Kreisschulbezirk Bln. Land bestimmt.
    Nach der u. R. beigefügten Verhandlung vom 29. Mai 1927 hat er die Kirchenprobe bestanden.
    Wir übersenden u. R. seine Personalakten mit dem ergebenen Ersuchen um bald gefällige Äußerung, ob der Übertragung des Organisten- und Küsteramtes an ihn zugestimmt wird.
    Eine Bestallung zur Mitvollziehung ist beigefügt.

2. An den Herrn Schulrat
in Bln. Charlottenburg
Der Lehrer Köppe aus Schöneiche hat die Kirchenprobe in Mehrow bestanden. Wir haben das Konsistorium ersucht, der Übertragung des Organisten- und Küsteramtes in Mehrow zuzustimmen.

3. Bestallung

    Wir ernennen für den Schulverband Mehrow Schulaufsichtskreis Bln. Land den Lehrer Paul Köppe ohne Vorbehalt des Widerrufs zum Lehrer, Organisten und Küster vom 1. ...bleibt frei ... 1927 ab mit der Maßgabe, daß er verpflichtet ist, auf Verlangen gegen eine angemessene, im Streitfall von uns festzusetzende Entschädigung bis wöchentlich vier Unterrichtsstunden an den im Schulbezirk vorhandenen oder noch zu errichtenden Berufsschulen zu übernehmen und daß er sich im Falle der Trennung des kirchlichen Amtes von dem Schulamte eine Kürzung seines Einkommens bis zum Betrage des für die Lehrerstelle festgesetzten Grundgehaltes gefallen lassen muß.
    Seine Rechten und Pflichten bestimmen sich nach den Gesetzen und den zu ihrer Ausführung erlassenen Anordnungen.

Berlin.
Potsdam.
(Datum wie oben.)
(Siegel.)

Evangelisches Konsistorium
der Mark Brandenburg.
Preußische Regierung
Abteilung für Kirchen- und Schulwesen.

24.10.1929 (II D 5368), Gesuch des Lehrers Köppe bzgl. Stellentausch:
Gesuch des Lehrers Paul Köppe aus Mehrow um Genehmigung des Stellentausches mit Herrn Lehrer Grensing aus Bln.-Neukölln.

Mehrow, Post Ahrensfelde b./Bln. den 24. Oktober 1929.

Herr Lehrer Grensing aus Neukölln hat mir seine dortige Lehrerstelle zum Tausch angeboten. Familiäre Gründe zwingen mich, auf diesen Tausch einzugehen. Meine Frau hat 4 Kinder durch den Tod verloren, zwei sind als Kinder gestorben und zwei im Kriege gefallen. Vor 2 Jahren starb auch ihr Vater. Der einzige lebende Bruder ist schwer nierenkrank. Meine Schwiegermutter besitzt in Friedrichshagen ein Mietshaus, deren Verwaltung fast ganz in unseren Händen liegt. Die Hausverwaltung und die Krankheit meines Schwagers zwingen meine Frau zu häufigen Fahrten nach Friedrichshagen, die von Mehrow aus sehr umständlich sind. Darum bitte ich die Regierung ergebenst, meinen Tausch mit Herrn Lehrer Grensing aus Neukölln genehmigen zu wollen. Auf Zuraten von Herrn Stadtrat Dr. Löwenstein habe ich zur Beschleunigung der Angelegenheit meinen Lebenslauf und meine Zeugnisabschriften mit einem Gesuch sofort der Schulverwaltung Neukölln übersandt.

Ergebenst
Paul Köppe, Lehrer

An die Regierung
Abt. für Kirchen- und Schulwesen
zu Potsdam
durch Herrn Schulrat G. Wolff Berlin

26.10.1929 (II.D.5768), Versetzungsgesuch des Lehrers Grensing:
Gesuch des Lehrers Arnold Grensing in Bl. Neukölln um Genehmigung des Stellentausches mit Herrn Lehrer Paul Köppe in Mehrow, Bl.-Land.

Bl.-Neukölln, d. 25.10.1929

Auf ärztliches Anraten bin ich genötigt im Interesse der Gesundheit meines achtjährigen Jungen mich um eine Landlehrerstelle zu bewerben. Herr Lehrer Paul Köppe in Mehrow, Bl.-Land, hat mir seine Stelle, Lehrer- und Organistenstelle, zum Tausch angeboten. -
Ich bitte die Regierung, den Tausch genehmigen zu wollen.
In der Anlage überreiche ich der Regierung
1. meinen Lebenslauf,
2. das Zeugnis über die I. Lehrerprüfung
3. das Zeugnis der Befähigung zur endgültigen Anstellung
4. die Bescheinigung über Teilnahme an einem Turn- u. Spielkursus
5. die Bescheinigung über Teilnahme an einem Kursus zur Einführung der Arbeitsschule.

Arnold Grensing, Lehrer
Bl.-Neukölln-Ost

An die Regierung
Abteilung für Kirchen-Schulwesen
in Potsdam.

27.10.1929 (II D 5368), Anmerkung des Schulrates Wolff auf dem o.g. Schreiben:
Der Schulrat von Berlin-Land.
Berlin, den 27. Oktober 1929.
Tgb.-Nr. 1538.

Ich bitte, das Tauschgesuch fördern zu wollen. Die angegebenen Tatsachen sind richtig. Herr Köppe wird durch diese Familienverhältnisse in seiner Arbeit stark gehemmt. Er ist ein Lehrer mit gutem Willen und genügenden Unterrichtsergebnissen. Wenn die Regierung grundsätzlich mit einem Tausch einverstanden sein sollte, wird Herr Köppe die etwa noch geforderten Papiere von sich und seinem Tauschpartner beibringen.
G. Wolff.

27.10.1929 (II. D 6088), Niederschrift der Kirchenprobe von Lehrer Grensing:
Verhandelt
Mehrow, den 27. Oktober 1929

Am heutigen Sonntage fand in der Kirche zu Mehrow eine Kirchenprobe des Lehrers Herrn Arnold Grensing aus Berlin-Neukölln statt, zu welcher die Kirchengemeinde rechtzeitug und ordnungsgemäß eingeladen war.
Es waren 23 Mitglieder der Gemeinde und zwar 16 männliche und 7 weibliche, erschienen.
Nach stattgehabter Kirchenprobe fragte der Ortspfarrer Benecke die Anwesenden, ob sie gegen die Person und die Leistungen des Lehrers und Organisten Herrn Grensing etwas einzuwenden haben. Es meldete sich niemand. Somit ist die Kirchengemeinde Mehrow mit der Berufung des Herrn Grensing in die hiesige Kirchschulhalterstelle einverstanden.

Vorgel. gen. und unterschrieben.
Edith Schwarz, E. Meißner, Anna Wiedenhöft, Fritz Pose II, Friedrich Wiedenhöft
Benecke, Pfarrer
Arnold Grensing

4.11.1929, Erklärung der Lehrer Köppe und Grensing
Potsdam, d. 4. Nov. 29.
Hierdurch erklären wir, daß wir bereit und imstande sind, die sämtlichen, durch unseren Umzug entstehenden Kosten selbst zu tragen, und dass wir für den Fall der Genehmigung unseres Tauschgesuches auf eine Kostenerstattung wie auch auf eine Gewährung von Wohnungsbeihilfe und Unterstützungen verzichten.
    Arnold Grensing, Bl. Neukölln, Offerstr. 6 [?]
    Paul Köppe, Mehrow / Ahrensfelde

6.11.1929 (II D 6816), Genehmigung des Stellentauschs der Lehrer Köppe und Grensing:
Stadt Berlin.
Bezirksamt Neukölln.
Bezirksschuldeputation.
Berlin-Neukölln, den 6. November 1929.

Urschriftlich
dem Provinzial-Schulkollegium,            
Berlin-Lichterfelde.        
--------------------        
Zehlendorferstr. 52, Block I.
weitergereicht mit dem Bemerken, dass dem Stellentausch zwischen dem Lehrer Paul Köppe in Mehrow und dem Lehrer Arnold Grensing, Neukölln, zugestimmt wird.
    Der Tausch des Lehrers Grensing erfolgt aus Familiengründen. Sein achtjähriger Sohn ist von sehr schwächlicher Konstitution, so dass dauernder Landaufenthalt dringend geboten erscheint.
    Herr Lehrer Grensing war im Unterricht stets pflichteifrig und zeigte in der Klasse stets befriedigende Erfolge.
(Unterschrift , "I.A. Dr. Heinz" o.ä.)

18.11.1929 (II D 5768), Das Provinzial-Schulkollegium an die Regierung bzgl. Stellentausch:
Provinzial-Schulkollegium
der

Provinz Brandenburg und von Berlin
Abt. II D Nr. 6817/29
Berlin-Lichterfelde, den 18. November 1929
Zehlendorferstr. 52, Block 1

An die Regierung, Abt. II
in Potsdam

Auf das gefällige Schreiben vom 29. Oktober 1929 - Tgb.Nr. II D1 5368 -
------
      Als Anlage überreichen wir ein an die Regierung gerichtetes Tauschgesuch des Lehrers Arnold Grensing aus Berlin-Neukölln vom 25.10. d.Js. nebst den Personalakten des Lehrers. Der zuständige Landrat hat sich auf das Gesuch über den Lehrer geäussert. Wir haben dieser Äusserung nichts hinzuzufügen. Die Bezirksschuldeputation Bln.-Neukölln hat dem Tausch zugestimmt.
      Bevor wir jedoch den Lehrer Paul Köppe aus Mehrow, mit dem Grensing tauscht, zum Lehrer an einer Volksschule im Schulverbande Berlin ernennen können, ersuchen wir Köppe aufzufordern, uns umgehend eine Erklärung vorzulegen, dahingehend, dass er bereit und imstande ist, die sämtlichen durch seinen Umzug entstehenden Kosten selbst zu tragen, und dass er für den Fall der Genehmigung seines Versetzungsgesuches auf eine Kostenerstattung wie auch auf eine Gewährung von Wohnungsbeihilfen und Unterstützung verzichtet.
      Wir glauben kaum, dass der Tausch noch zum 1. Dezember d.Js. wird durchgeführt werden können.
König

7.12.1929 (II.D.6088), Bericht über die Kirchenprobe des Lehrers Grensing
Pfarramt Ahrensfelde
Superintend. Berlin Land I

Betrifft: Kirchenprobe des Lehrers Grensing aus Berlin-Neukölln in Mehrow

Ahrensfelde b. Berlin, 7. Dez. 1927

Euer Preußischen Regierung berichte auf die Verfügung vom 23. November 1929 (J. No. II.D.I.5768), betreffend Berufung des Lehrers Arnold Grensing in die Kirchschullehrerstelle in Mehrow, ich gehorsamst Folgendes:
Im Oktober d.Js. erschien bei mir Herr Lehrer Grensing aus Berlin-Neukölln zugleich mit Herrn Lehrer Köppe aus Mehrow und teilte mir mit, daß er mit Herrn Köppe bezüglich der Schulhaterstelle tauschen wolle, und daß seine Aufsichtsbehörde mit diesem Tausch einverstanden sei. Um die Angelegenheit zu beschleunigen, bat Herr Grensing, bereits am 27ten Oktober die vorgeschriebene Kirchenprobe in den Organisten- und Küstergeschäften in Mehrow halten zu dürfen. Ich erklärte meine Zustimmung und lud die Kirchengemeinde ein. Ueber die stattgehabte Kirchenprobe liegt eine Verhandlungsniederschrift bei. Im Einzelnen berichte ich dazu noch Folgendes:
Herr Grensing begleitete [auf] der Orgel das Lied Nr. 245 des Ev. Provinzialgesangbuchs ... und [las] eine Predigt ... aus der Predigten-Sammlung von D. Conrad ... Er schloß mit Gebet, Vaterunser und Segenswunsch und begleitete die letzte Strophe des Liedes. Das Orgelspiel war sicher und der Vortrag der gelesenen Predigt gut und erbaulich.
Gegen Person und Leistung des Herrn Grensing sind Einwendungen nicht erhoben worden, so daß seiner Berufung in die Kirchschullehrerstelle in Mehrow seitens der Kirchengemeinde Mehrow nichts im Wege steht.

Benecke
Pfarrer

An die Preußische Regierung
Abteilung II
zu Potsdam

17.2.1930 (II.I811), Das Provinzial-Schulkollegium an die Regierung bzgl. Stellentausch:
Provinzial-Schulkollegium
der

Provinz Brandenburg und von Berlin
Akt II D Nr. 123/30
Berlin-Lichterfelde, den 18. November 1929
Zehlendorferstr. 52, Block 1

An die Regierung, Abt. II
in Potsdam

In der Stellentauschangelegenheit der Lehrer Arnold Grensing aus Berlin-Neukölln und Paul Köppe aus Mehrow hat das Evangel. Konsistorium der Mark Brandenburg, Abteilung Berlin, uns durch Schreiben vom 14. Januar 1930 - K II 9596 - mitgeteilt, dass es der Uebertragung des Organisten- und Küsteramtes in Mehrow an den Lehrer Grensing erst zustimmen könne, wenn ihm die Personalakten Grensings zur Einsicht vorgelegen haben. Da wir diese Akten mit unserem Schreiben vom 18.11.29 - II D 6817 - der Regierung übersandt haben, ersuchen wir ergebenst, das vorbezeichnete Schreiben des Konsistoriums von dort aus zu beantworten.
gez. Günther

21.2.1930 (II.811), Die Regierung an das Evangel. Konsistorium:
Regierung
Abteilung für Kirchen- und Schulwesen
II. D1 811
Potsdam, d. 21.2.1930

An das Evangel. Konsistorium
in Berlin S.W. 68

In Sachen betr. Stellentausch zwischen dem Lehrer Grensing aus Berlin-Neukölln und Paul Köppe aus Mehrow übersenden wir ergebenst mit Bezug auf das an das Provinzialschulkolleg in Berlin-Lichterfelde gerichtete Schreiben vom 14. Januar 1930 Az II 9596 die Personalakten des Lehrers Grensing. Wir bitten um Beschleunigung der Angelegenheit u. Rückgabe der Personalakten.

27.2.1930 (II.D 983), Das Evangel. Konsistorium an die Regierung:
Evangelisches Konsistorium
der Mark Brandenburg
Abteilung Berlin
K. II Nr. 1398
Berlin SW 68, den 27. Februar 1930.
Lindenstr. 14

Die Anlagen des gefälligen Schreibens vom 18. Dezember 1929 - Tgb.Nr. II D1 6088 - und die mit gefälligem Schreiben vom 21. Februar 1930 - Tgb. Nr. II D8 811 - uns zugeleiteten Personalakten II G 1059 senden wir nach Vollziehung der Bestallung für den Kirchschullehrer Arnold Grensing in Mehrow, Schulaufsichtskreis Berlin-Land, ergebenst zurück.
Wir bitten, die Bestallung noch durch Einsetzung des Termins zu vervollständigen.
(Unterschrift)

An die Preußische Regierung,
Abteilung für Kirchen- und Schulwesen,
in Potsdam.

22.5.1935 (II.C.4100 / II.C.2963, Blatt 2), Bürgermeister Voß an den Landrat bzgl. Versetzung Grensing:
Der Bürgermeister
Mehrow.
Tgb.Nr. I 4/3424
Mehrow, den 22. Mai 1935

      In Erledigung der Verfügung Tgb.Nr. I 4/3424 vom 10. Mai d.Js. teile ich mit, dass ich von den bisherigen Gemeinderäten den Lehrer Arnold Grensing für nicht geeignet halte, da mit ihm durchaus kein sachliches Arbeiten möglich ist.
      Wenn eine Möglichkeit besteht, so würde ich eine Versetzung des Lehrers Grensing im Interesse der Gemeinde für das Richtigste halten.
      Gleichzeitig möchte ich Verwahrung dagegen einlegen, dass sowohl mir, wie auch den Gemeinderäten Theodor Kunze und August Müller der Vorwurf gemacht wird, wir seien Angestellte des Gutes und ständen auf dem Gute in Brod [!] und Lohn und infolgedessen würden wir nur die Interessen des Gutes wahrnehmen zum Schaden der Gemeinde.
      Ich glaube auch im Namen der beiden genannten Gemeinderäte versichern zu können, dass wir uns alle über die Pflichten, die wir übernommen haben, nach reiflicher Überlegung klar gewesen sind.
      Zum letzten Absatz der Verfügung teile ich mit, dass die Anwesenheit des Herrn Landrat bereits vorgesehen war, sobald Herr Knorr einen Termin angibt.

An den Herrn Landrat
des Kreises Niederbarnim
Berlin NW 40.
Der Bürgermeister
Voß

13.6.1935 (II.C.4100 / II.C.2963, Blatt 3), NSDAP-Kreisamtsleiter an den Schulrat bzgl. Versetzung Grensing:
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Gau Kurmark
Amt für Volkswohlfahrt Kreis Niederbarnim

An
Herrn Schulrat Wolff
Berlin NO. 18. Langenbeck Str. 1
Berlin, NW 40 13.6.35.
Alexander Ufer 1

      Durch den Stützpunktleiter von Mehrow, Pg. Ebert, erfahre ich, dass eine Versetzung des Lehrers Grensing von Mehrow evtl. in Erwägung gezogen werden soll, u.zw. soll nach Ansicht des Pg. Ebert diese Versetzung auf Wunsch des Bürgermeisters Voss erfolgen, mit der Begründung, dass Grensings Wirken in der Gemeinde dieser zum Nachteil gereiche.
      Sehr geehrter Herr Schulrat, wir haben uns vor einigen Wochen gelegentlich der Bereisung der Kleinkindergärten kennen gelernt, und werden Sie sich meiner wohl noch erinnern. Zu dem Fall muss ich Ihnen folgendes erklären. Pg. Grensing ist seit langem unser Stützpunktamtsleiter. Er erledigt alle seine Aufgaben freudig, mit Liebe und auch mit grossem Ernst. Ich würde es ausserordentlich bedauern, wenn er den Ort verlassen müsste. Die Familie Voss hat seit langem mit ihm Differenzen. Frau Voss verstand es z.B. auch, die B.d.M.-Führerin auf ihre Seite gegen Grensing zu ziehen. Ich habe die Angelegenheit genauestens nachgeprüft. Um keiner Seite wehe zu tun, habe ich den Bürgermeister Voss, Pg. Ebert, und Pg. Grensing einmal zu einer Aussprache vor ungefähr 3/4 Jahren zu mir gebeten. Die Aussprache endigte damit, dass der Bürgermeister Voss sich davon überzeugen musste, und anscheinend es auch gerne tat, dass Pg. Grensing als Lehrer seinen Kindern gegenüber äusserst korrekt und sachgemss verhalten hat. Voss bedauerte es sogar, dass er erst jetzt, also so spät, von der Einstellung des Pg. Grensing Kenntnis erhalten. Wenn er alles dies früher gewusst hätte, würde er sich ganz anders Pg. Grensing gegenüber benommen haben. Wir schieden bei der damaligen Aussprache in aller Freundschaft. Jedenfalls hat der unheilvolle Einfluss der Frau Voss wohl von [!] ihrem Mann ausübt, den Bürgermeister Voss dazu veranlasst, seine gegebene Zusage, nun endlich Frieden halten zu wollen, zu brechen. Jetzt nachträglich hat mir auch die B.d.M.-Führerin ... so reichhaltige Aufklärung über Frau Voss gegeben, dass ich wohl davon überzeugt bin, dass Voss mit Frau diejenigen sind, welche Unfrieden in die Gemeinde tragen. Die B.d.M.-Führerin bedauert es jetzt außerordentlich, dass sie sich seinerzeit von Frau Voss ins Schlepptau gegen Grensing hat nehmen lassen. Ich will hier nicht zu weit ausholen, bitte Sie jedoch, sehr geehrter Herr Schulrat Wolff, auch im Interesse der mir unterstellten N.S.V., von einer Versetzung des Lehrers Grensing Abstand zu nehmen. Von dieser meiner Stellungnahme bitte ich Herrn Grensing gegenüber keinen Gebrauch zu machen.
...
(Unterschrift: Krahn)
Kreisamtsleiter
(Stempel: NSDAP, Gau Kurmark, Kreis Niederbarnim, Amt für Volkswohlfahrt)

14.6.1935 (II.C.4100 / II.C.2963, Blatt 1), Der Landrat an die Regierung bzgl. Versetzung Grensing:
Der Landrat
des Kreises Niederbarnim
Tgb.-Nr. Z.B.679
Berlin NW 40, den 14. Juni 1935.
Friedrich-Karl-Ufer 5

Betr. Versetzung des Lehrers Grensing, Mehrow.
------
Ohne Verfügung.
------

      Der Bürgermeister in Mehrow hat die Versetzung des Lehrers Grensing beantragt, weil letzterer Anordnungen des Gemeindeleiters öffentlich opponiert und hierdurch die Interessen der Gemeinde äußerst gefährdet. Der Antrag ist dem Herrn Kreisschulrat Wolff am 31.5.1935 zur weiteren Veranlassung übersandt worden, da auch von mir die beantragte Maßnahme als dringend geboten angesehen wird.
      Erneute Vorkommnisse veranlassen mich zu der Bitte, die beschleunigte Versetzung des Grensing dortseits in Erwägung zu ziehen. Herr Kreisschulrat Wolff hat von diesem Bericht Kenntnis erhalten.

An den Herrn Regierungspräsidenten in Potsdam.
------
Abschrift übersende ich mit der Bitte um Kenntnisnahme.
Der Landrat
(Unterschrift: Dr. M. Weiß)

Herrn Kreisschulrat Wolff
in Berlin

20.7.1935 (II.C.4099), Der NSDAP-Stützpunktleiter an den Schulrat bzgl. Versetzung Grensing:
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Gau Kurmark

Kreis Niederbarnim
Ortsgruppe Mehrow
Mehrow, den 20. Juli 35.
Post Ahrensfelde

Herrn Schulrat Wolff
in Berlin N.O.18
Langenbeckstr. 1.

Wie mir zu Ohren gekommen ist, will man Pg. Grensing, Mehrow versetzen, ich habe folgendes darüber zuschildern

Der Lehrer Arnold Grensing Mehrow, Mitglied der NSDAP. ist im Kampf für die Durchführung der Idee Adolf Hitlers vorbildlich und unermüdlich!
Ich habe ihn deshalb zum Ortsamtswalter der N.S.V. berufen lassen!
Als solcher ist er den bedürftigen Volksgenossen ein treuer Ratgeber und Helfer!
Er hat für die Not unserer ortsansässigen sehr kinderreichen Familen ein besonderes Verständnis, stets hat er für sie ein warmes Herz und eine offene Hand. Ebenso liegt ihm das Wohl der Allgemeinheit am Herzen. Darum habe ich ihn in das Amt eines Gemeindevertreters berufen lassen. Es ist ihm nicht ein Fall nachzuweisen, wo er nicht für den Gemeinnutz eingetreten wäre! Und wo auch versucht wurde, Eigennutz dem Gemeinnutz voranzustellen, da ist er immer mannhaft dagegen aufgetrwten.

Im Interesse der Allgemeinheit liegt es, wenn er der Gemeinde Mehrow erhalten bleibt. Allgemein würde die Versetzung des Lehrers Grensing ausserordentlich bedauert werden!
...
G. Ebert
Stützpunktleiter der NSDAP.
Mehrow.
Kreis Niederbarnim.

Abschrift: Kreisleiter Herrmann

5.5.1936, Protokoll der Schulbesichtigung
Der Kreisschulrat von Niederbarnim-Süd
Tgb.-Nr. 1058.
Berlin, den 5. Mai 1936.

Schulbesichtigung in Mehrow (Lehrer Grensing) am 5. Mai 1936.
I. Vorbemerkung: In meinem letzten Bericht über die Schule vom 18. Januar 1936 habe ich die Schule Mehrow als besonderes Schmerzenskind bezeichnet und die Gründe dargelegt und die Tatsachen festgestellt, die dieses Urteil rechtfertigen. In Bezug auf dieses Urteil sei vorausgehend angegeben, daß trotz einiger Verbesserungen in Arbeit und Leistung doch noch diese Kennzeichnung zurecht besteht; es sei aber auch anerkannt, daß der Lehrer mit stärkerem Einsatz und besseren Ergebnissen gearbeitet hat.
II. Aus der Schularbeit: 1) Deutsch. Mit der Oberstufe Besprechung eines Frühlingsgedichtes, die die Erfahrungen und Erlebnisse der Kinder als Grundlage benutzt und einen Weg zum Verständnis (nicht zum Erleben) das Gedichtes bahnt. Ein früher gelerntes Gedicht wird zwar sicher im Text, aber in klapperndem Schulton aufgesagt. Die Leseleistungen der übrigen Jahrgänge befriedigen. Eine Umwandlungsarbeit, von mir gestellt, wird mäßig ausgeführt.
2) Rechnen: alle Abteilungen mit ihrem Stoff. Genügende Schülerleistungen; aber die Technik des Rechnens kommt gegenüber den sachlichen Darlegungen des Lehrers zu kurz.
3) Erdkunde: die norddeutsche Tiefebene, befriedigende Benutzung der Karte, genügende Kenntnisse. Wir verbinden Erdkunde und Geschichte und suchen aus dem Deutschlandlied Maaß und Memel, Etsch und Belt auf der Karte auf und erzählen uns von dem Geschick dieser Ströme und dieser Meerenge und ihrer Bevölkerung: abgetretene Gebiete, die deutsche Grenze, Versailles, Deutschlands Wehrfreiheit durch Hitler. Kinder gehen genügend, wenn auch in schwacher Darstellungskraft mit.
Einige Lieder, etwa genügend gesungen, beschließen unsere Vormittagsarbeit. Die Zahl der Diktate im Vorjahr betrug 23, die der Niederschriften 20. Auswahl etwas einseitig, Ausführung schwach genügend, Durchschnitt befriedigend. Die Klassenbücher sind ordnungsmäßig geführt.
III. Beurteilung: Die Schule ist einklassig und zählt jetzt 48 Kinder, 23 Knaben und 25 Mädchen. In den nächsten Jahren ist mit einem Rückgang der Schülerzahl zu rechnen, obwohl alle Orte in der Umgebung eine größere Schülerzahl bekommen. So sind abgegangen bzw. gehen ab:
O. 1936: 5 Kinder, zu 3 Kindern,
O. 1937: 6 Kinder, zu 3 Kindern,
O. 1938: 14 Kinder, zu 5 Kindern,
falls nicht durch Zuzug von Schnitterkindern eine Änderung eintritt. Diese 48 Kinder sind mit Ausnahme von 2 sämtlich Kinder von Gutsarbeitern, zumeist großer Familien. Die baren Einnahmen der Väter sind sehr gering - durchschnittlich 3 RM Barlohn die Woche; daraus ergibt sich, welche Schwierigkeit hier die Beschaffung von Heften, Schreibmaterial, Lesebüchern usw. bereitet. Die Gemeinde hat auf meine wiederholten Bitten wenigstens etwas mitgeholfen, trotzdem bleibt etwa die Beschaffung von einigen Ganzschriften durch die Kinder ein frommer Wunsch. Dennoch muß anerkannt werden, daß ein guter Fortschritt in der Kleidung der Kinder erfolgt ist: sie kommen mit ganzen, wenn auch gestopften Stücken zur Schule. Hier hat das Winterhilfswerk, das der Lehrer betreut, gute Früchte getragen; die Eltern haben größere Sorgfalt auf die Bekleidung ihrer Kinder verwandt. Zu wünschen läßt aber noch die äußere Reinlichkeit; hier helfen nur regelmäßige Appelle. Die überwältigende Mehrzahl der Kinder ist nicht im Orte und nicht in der Gegend geboren; sie sind im Wesentlichen aus dem Osten eingewandert (Oberschlesien, Korridor, selbst aus Rußland); sie zeigen deshalb ein buntes Rassengemisch. Sie sind in ihrem ganzen Wesen, besonders auch im Sprachausdruck, schwerfällig und langsam; der Wortreichtum ist gering; es fehlt aber wiederum der Vorzug wirklicher Landkinder, die zumeist klare und deutliche Vorstellungen besitzen. Unter den 48 Schülern sind nicht weniger als 7 katholisch, eine Mischung, wie sie sonst nie im Kreise anzutreffen ist (Einwanderung aus dem Osten); diese 7 religionsunterrichtlich nicht betreuten katholischen Kinder sind zwar ordnungsmäßig gemeldet worden, sie erhalten aber bis zur Stunde noch keinen besonderen Religionsunterricht - einige nehmen auf Bitten der Eltern vorläufig am evangelischen Religionsunterricht teil.
Der Schulraum ist groß, hell, licht und befindet sich in befriedigendem Bauzustand. Die Klasse ist sauber gehalten; der Bildschmuck ist etwas willkürlich - Schmetterlingskästen neben dem Bilde Luthers! -; Tier- und Blumenpflege müssen stärker auch im Klassenraum getrieben werden.
Die Leistungen der Kinder haben sich gegenüber dem Bericht aus dem Vorjahr gehoben; sie liegen aber doch noch nicht auf der Normallinie der einklassigen Schulen des Schulbezirks. Es gibt unter den Kindern einen ganze Reihe, die in der Großstadt einwandsfrei zu Gästen der Hilfsschule bestimmt werden würden. Die Unterstützung und Pflege durch das Haus ist so gut wie gar nicht vorhanden. Die häuslichen Räume sind wenig gute Arbeitsstätten für gute schriftliche Arbeiten.
Der Lehrer, Herr Grensing, jetzt 47 Jahre alt, ist nach Herkunft, Haltung, Anschauungsweise Großstadtmensch, der sich nicht recht in das Leben des Landes einfügen und einleben kann - er ist durch Tausch aus Berlin einmal nach Mehrow gekommen. Er ist auch nach seinem methodischen Zuschnitt und nach seiner geistigen Eigenart nicht der Lehrer der Einklassigen; er lebt in der geistigen Welt der Großstadt, spricht gelegentlich auch über die Köpfe der Kinder hinweg, hat sich nach der naturkundlichen Seite spezialisiert, so daß ihm die gleichmäßige Betreuung aller Fächer nicht leicht fällt. Er beherrscht das Instrument der Einklassigen mit ihrem Wechsel der Abteilungen nicht völlig und begeht immer wieder den Fehler, die Arbeit mit einer Abteilung so weit auszudehnen, dass die anderen Abteilungen nicht zu ihrem Recht kommen. Er hat aber im Berichtsjahr fleißig und mit Einsatz gearbeitet, die Leistungen seiner Schüler haben sich verbessert. Trotzdem halte ich es im Interesse der Schule wie des Lehrers für gut und notwendig, dass hier einmal ein Lehrerwechsel eintritt, daß ein landverbundener Lehrer nach Mehrow geht und Grensing an eine mehrklassige Schule kommt. Mit dem Lehrer sind eine ganze Reihe pädagogischer und methodischer Fragen eingehend besprochen worden, so Schulgarten, Lichtbild und Film, Klassen- und Abteilungsunterricht, die Sprache der Schüler, Gestaltung der Diktate, die häuslichen Arbeiten in der Einklassigen, Bildschmuck in der Schule, Religionslehrplan.
(Unterschrift: G. Wolff)

(Stempel: Der Kreisschulrat für den Schulaufsichtskreis Niederbarnim-Süd)

An den Herrn Regierungspräsidenten
Schulabteilung
in Potsdam

26.10.1936 (...8823), Niederschrift bzgl. der Kirchenprobe von Lehrer Kranz:
Beglaubigte Abschrift

Verhandelt Mehrow, 25. Oktober 1936, vorm. 3/4 12 Uhr, in der Kirche. Anwesend sind 8 erwachsene Gemeindeglieder, darunter sämtliche 3 Kirchenältesten.

Heut am 20. Sonntag nach dem Dreieinigkeitsfeste fand in der Mehrower Kirche vormittags 11 Uhr eine Lesegottesdienst statt als Kirchenprobe des von dem Herrn Regierungspräsidenten zu Potsdam (Verfügung vom 8. Oktober 1936 - II.C.5039/5072) für die endgültige Anstellung in der Lehrer-, Organisten- und Küsterstelle in Mehrow in Aussicht genommenen Lehrers Walter Kranz in Leddin.

Hierzu war die Gemeinde durch Kanzelabkündigung am Sonntag, dem 18. Oktober 1936, durch Anschlag an der für Gottesdienstbekanntmachungen herkömmlichen Stelle (Gemeindekasten) sowie im Textteil des "Niederbarnimer Anzeigers" vom 22. Oktober 1936 (Nr. 248) mit dem ausdrücklichen Hinweis eingeladen worden, daß von den Ausbleibenden angenommen wird, daß sie gegen den zu Berufenden nichts einzuwenden haben. Mit dem gleichen Hinweise waren die Frau Patronin und die Kirchenältesten noch besonders eingeladen worden.

In dem Lesegottesdienste begleitete Herr Lehrer Walter Kranz auf der Orgel das von ihm selbst gewählte Lied "Herz und Herz vereint zusammen" (Alt Nr.219/Neu Nr.108), hielt dann die Liturgie nach dem "Liturgischen Handbuch für Lesegottesdienste" von Schlabritzky und las danach das Alte Evangelium des heutigen Sonntags, Matthäus 22, 1-14 (Von der königlichen Hochzeit) und die gleichfalls selbst gewählte Predigt von D. Conrad über Matthäus 13,12 ("Wer da hat, dem wird gegeben...") vernehmlich, sinngemäß und in würdiger Haltung. Er schloß den Gottesdienst mit dem Fürbittengebet, Vaterunser und Segen, den von ihm auf der Orgel begleiteten selbstgewählten Liedstrophen 1-3 (Alt 312/Neu 155) "Geht hin, ihr gläubigen Gedanken") und einem Orgelnachspiel.

Nachdem Herr Lehrer Kranz darauf die Kirche verlassen hatte, fragte der unterzeichnete Pfarrer der Gemeinde Mehrow die anwesenden Gemeindeglieder, ob jemand etwas gegen die Person oder die Leistungen des zur Kirchenprobe Aufgestellten vorzubringen habe.

Es meldete sich niemand. Somit ist seitens der Ev. Kirchengemeinde Mehrow gegen die Berufung des Lehrers Walter Kranz zum Organisten und Küster an ihrer Kirche nichts einzuwenden.

V. G. U.
Gezz. Voß Raetz Brederecke Schwarz Waschke
Meißner Metschke Meißner
geschehen wie oben!
gez. Schumann, Pfarrer
Mit der Urschrift im Verhandlungsbuche der Kirchlichen Körperschaften von Mehrow gleichlautend!
Beglaubigt Ahrensfelde bei Berlin, 26. Oktober 1936
(Unterschrift: Schumann) Pfarrer
(Stempel: "Siegel der Kirche zu Mehrow")

7.11.1936 (II.C.5962), Ernennungsurkunde von Lehrer Kranz:
Ernennungsurkunde.
Im Namen des Reichs.

Ich ernenne für den Schulverband Mehrow
Schulaufsichtskreis Niederbarnim-Süd
den Lehrer Walter Kranz
zum Lehrer, Organisten und Küster

im preußischen Volksschuldienst mit der Maßgabe, daß er verpflichtet ist, auf Verlangen gegen eine angemessene, im Streitfalle von mir festzusetzende Entschädigung bis wöchentlich vier Unterrichtsstunden an den im Schulverband vorhandenen oder noch zu errichtenden ländlichen Berufsschulen zu übernehmen.
Seine Rechte und Pflichten bestimmen sich nach den Gesetzen und den zu ihrer Ausführung erlassenen Anordnungen.
Ich vollziehe diese Urkunde in der Erwartung, daß der Genannte getreu seinem Diensteide seine Amtspflichen gewissenhaft erfüllt und das Vertrauen rechtfertigt, das ihm durch diese Ernennung bewiesen wird. Zugleich darf er des besonderen Schutzes des Führers und Reichskanzlers sicher sein.



Berlin, den ... [keine Eintragung!]

Evangelisches Konsistorium
der Mark Brandenburg
[keine Unterschrift!]
Potsdam, den 7. November 1936

Namens des Führers und
Reichskanzlers
Für den Ministerpräsidenten
Im Auftrage
des Reichs- und Preußischen Ministers
für Wissenschaft, Erziehung
und Volksbildeung
Der Regierungspräsident
In Vertretung

(Unterschrift)

8.1.1937 (II.C.0149), Evangel. Konsistorium an die Regierung betreffs Bestallung von Lehrer Kranz :
Evangelisches Konsistorium
der Mark Brandenburg
Abteilung Berlin
K. II Nr. 8823/36
Berlin SW 68, den 8. Januar 1937.
Lindenstr. 14

      Zum Schreiben vom 7. November 1936 - II C 5962 -, dessen Anlagen hierbei wieder zurückfolgen.
      Wir haben gegen die Persönlichkeit des Lehrers Walter Kranz aus Leddin keine Bedenken und sind auch mit seiner Verwendung im Schulverband Mehrow, Schulaufsichtskreis Niederbarnim-Süd, einverstanden die ja zunächst auftragsweise erfolgen könnte. Zur Mitvollziehung seiner Ernennungsurkunde sind wir jedoch leider nicht in der Lage, weil der gegen früher geänderte Wortlaut der Urkunde das Doppelamt des Bewerbers und das kirchliche Mitberufungsrecht nicht zum Ausdruck bringt. Zu dieser grundsätzlichen Frage werden wir alsbald noch Stellung nehmen.

In Vertretung
gez. Müller

An den Herrn Regierungspräsidenten
in Potsdam.

20.1.1937 (II.C.0149), Antwort der Regierung / handschriftl. Entwurf auf o.g. Schreiben:
An das Ev. Kons. d. M. Brbg.
Berlin
Zum Schreiben v. 8.1.37. II 8823/36 betr. "Mitvollziehung der Ernennungsurkunde des Lehrers u. Organisten Walter Kranz Leddin"
Ich nehme Bezug auf die mündliche Besprechung der Angelegenheit zwischen Herrn Oberkonsistorialrat Magnus und dem Unterzeichneten vom 14.1.37. und darf bemerken, das die Bedenken nicht überall geteilt werden. M. E. handelt es sich um eine Formsache, der keine zu große Bedeutung beizumessen ist, auch scheint uns das kirchliche Mitberufungsrecht durch Mitvollziehung der Urkunde genügend zum Ausdruck gebracht zu sein. Der uns in Aussicht gestellten grundsätzlichen Stellungnahme zu der Frage sehe ich entgegen.

i.A. (Unterschrift)

15.4.1939, SS-Siedlungsamt an die Regierung bzgl. Lehrerwechsel:
Der Reichsführer der Schutzstaffeln der NSDAP.
Rasse- und Siedlungshauptamt
... Berlin SW 68, Hedemannstr. 24

Berlin, den 15.4.1939

Betr.: Siedlungssache Mehrow

An den Herrn Regierungspräsidenten
Abt. Schulwesen

Die Neubauernhöfe in Mehrow sind vom Siedlungsamt im Rasse- und Siedlungs-Hauptamt SS mit SS-Neubauern besetzt. Die Übergabe der Höfe hat am 1.10.38 stattgefunden. Die für Mehrow in Frage kommende Schule ist einklassig und liegt in Mehrow selbst. Der in Mehrow amtierende Lehrer ist seiner Aufgabe in keiner Form gewachsen. Die Neubauern haben bereits mehrfach wegen der mangelnden Beaufsichtigung und der geringen Autorität des Lehrers Klage geführt und gebeten, im Interesse ihrer Kinder und der Kinder der anderen in Mehrow ansässigen Bauern für schnellste Ablösung des Lehrers Sorge zu tragen, zumal bei mangelnder Aufsicht sittliche Gefährdung der Kinder eintreten kann.

Das Siedlungsamt im Rasse- und Siedlungs-Hauptamt SS bittet die Abteilung Schulwesen, baldmöglichst eine Umbesetzung vorzunehmen und einen weltanschaulich und charakterlich gefestigten Lehrer, der SS-Angehöriger ist, nach Mehrow zu versetzen. Diese Maßnahme wird deshalb ganz besonders notwendig, da Mehrow die erste geschlossene Ansetzung von SS-Leuten darstellt, und Mehrow wegen der Nähe zu Berlin sehr oft von Organisationen, Behörden sowie Ausländern besucht wird.

Die Angelegenheit ist bisher vom Siedlungsamt vertraulich behandelt. Es hat bereits eine Rücksprache mit Kreisschulrat Wolff stattgefunden, der zugesagt hat, den Lehrer zu einer stärkeren Beaufsichtigung der Schüler anzuhalten, bis eine nach seiner Ansicht unbedingt erforderliche und zwar möglichst umgehende Versetzung durchgeführt ist.
...
Der Chef des Siedlungsamtes im
Rasse- und Siedlungshauptamt-SS
i.A. (Unterschrift)
SS-Sturmbannführer und
Hauptabteilungs-Leiter

28.4.1939 (II.C.2323), SS-Siedlungsamt an die Regierung bzgl. Lehrerwechsel:
Der Reichsführer der Schutzstaffeln der NSDAP.
Rasse- und Siedlungshauptamt
... Berlin SW 68, Hedemannstr. 24

Berlin, den 28. Apr. 1939

Betr.: Lehreraustausch in Mehrow.
Bezug: Dort. Schreiben v. 25.4.39, Az. II C 2169
Anlg.: ---

An den
Herrn Regierungspräsidenten des Regierungsbezirkes Potsdam
Potsdam, Spandauerstr. 32-34
============================

Das Siedlungsamt im Rasse- und Siedlungshauptamt-SS kann den vorgesehenen Lehrer, der gleichzeitig SS-Angehöriger ist, nicht in Vorschlag bringen, da der Betreffende zu einer längeren Wehrmachtstätigkeit abkommandiert ist. Es wird gebeten, Ihrerseits im Sinne des Schreibens des Siedlungsamtes vom 15.4.39 für eine baldiege Austauschung Sorge zu tragen, gleichzeitig weist das Siedlungsamt auf die Möglichkeit, von der Napola einen geeigneten Lehrer zu erhalten, hin.
...
Der Chef des Siedlungsamtes im
Rasse- und Siedlungshauptamt-SS
i.A. (Unterschrift)
SS-Sturmbannführer und
Hauptabteilungs-Leiter

19.6.1939 (II.C.3153), SS-Siedlungsamt an die Regierung bzgl. Lehrerwechsel:
Der Reichsführer der Schutzstaffeln der NSDAP.
Rasse- und Siedlungshauptamt
... Berlin SW 68, Hedemannstr. 24

Berlin, den 19. Juni 1939

Betr.: Lehrerwechsel in Mehrow, Kreis Niederbarnim.
Bezug: Dort. Schreiben v. 25.5.39, Az. II C 2760
Anlg.: ---

An den
Herrn Regierungspräsidenten
des Regierungsbezirkes Potsdam
Potsdam, Spandauerstr. 32-34
============================

Nach nochmaliger Rückfrage teilt das Siedlungsamt im Rasse- und Siedlungshauptamt-SS mit, daß der seinerzeit in Aussicht genommene Lehrer für Mehrow eine zweijährige Dienstzeit ableistet, sodaß er für die Besetzung der Lehrerstelle nicht in Frage kommt.
Das Siedlungsamt bittet weiterhin darfür bemüht zu bleiben, daß schnellstens der Lehrer Kranz versetzt wird. Sollten hier Anschriften von Lehrern eingehen, die gewillt sind, in Mehrow die Lehrerstelle zu übernehmen, wird umgehend Verbindung mit dem Herrn Regierungspräsidenten aufgenommen.

...
Der Chef des Siedlungsamtes im
Rasse- und Siedlungshauptamt-SS
i.A. (Unterschrift)
SS-Sturmbannführer und
Hauptabteilungs-Leiter

29.8.1939 (II.C.4408), Eingabe des Lehres Kranz betreffend Versetzung:
Eingabe des Lehrers Walter Kranz
in Mehrow, Krs. Niederbarnim

betreffend Versetzung

Mehrow, d. 29. August 1939

Anschließend an meine Rücksprache mit Herrn Kreisschulrat Wolff am 26. d.M. bitte ich für den Fall meiner Versetzung aus Mehrow um die Übertragung einer Lehrerstelle in Ahrensfelde, Krs. Niederbarnim, da diese z. zt. für die weitere Beschulung meiner beiden Kinder am geeignetsten ist. In Rücksicht darauf, daß dort gegenwärtig keine Wohnung frei ist und meinen Erkundigungen nach in nächster Zeit keine in Aussicht steht, bitte ich, meine Versetzung bis zur Erlangung einer ausreichenden Wohnung hinauszuschieben, was auch im Interesse des für Mehrow vorgesehenen Nachfolgers liegen dürfte. Wie mir Herr Gauamtsleiter Pg. Zack [?] von der Gauleitung Mark Brandenburg anläßlich der gestern auf seinen Wunsch erfolgten Besprechung erklärte, wird die Gauleitung das SS-Rasse- und Siedlungshauptamt auch ihrerseits dazu bewegen, im Hinblick auf meine Lage, einer Hinausschiebung des Besetzungstermines für Mehrow zuzustimmen. Auch im Hinblick auf die augenblicklich gespannte außenpolitische Lage und die damit verbundenen militärischen Einberufungen bitte ich, von meiner Versetzung vorläufig absehen zu wollen.

Walter Kranz, Lehrer

An den Herrn Regierungspräsidenten
- Abt. für Schulwesen
in Potsdam

über den Herrn Kreisschulrat
des Schulaufs.-Kreises Niederbarnim-Süd
in Berlin NO 18
Langenbeckstraße 1

31.8.1939 (auf gleichem Blatt), Stellungnahme des Kreisschulrates zur Eingabe von Lehrer Kranz:
Kreisschulrat v. Niederbarnim-Süd
Tgb.-Nr. 2331.
Berlin, den 31.8.1939

Voraussetzung zur Erfüllung der Bitte des Lehrers Kranz ist es, daß der Lehrer Wühst noch nicht nach Mehrow versetzt ist. Ich befürworte in diesem Falle das Gesuch, da ja Wüst vermutlich bereits eingezogen ist.
(Unterschrift: Wolff)

17.4.1943, Bericht zur Schulbesichtigung in Mehrow:
Der Schulrat von Niederbarnim-Süd
Tgb.-Nr. 1158
Berlin, den 17.4.1943.

Bericht Volksschule Mehrow, Besichtigung am 15.4.1943.
I. Äußeres: Die Schule Mehrow hat während des Krieges keine zahlenmäßige Veränderung erfahren: Die Schülerzahl ist etwa gleich geblieben, die Schule ist nach wie vor einklassig, der Lehrer ist nicht zum Militär gekommen, obwohl er noch Jahrgang 1899 und ungedienter Mann ist. Wohl aber hat die Schule in der Zusammensetzung der Schülerschaft eine Wandlung und Änderung erfahren: das ehemalige Gutsdorf ist eine SS-Siedlung geworden, so daß jetzt zwei Schülergruppen vorhanden sind, die Siedlerkinder und die Arbeiterkinder, die noch keine Einheit bilden. Von den Siedlerkindern geht die größere Zahl nach vier Jahren in eine weiterführende Schule, so daß die Oberstufe nur wenige und wenig leistungsfähige Schüler behält. Die Schulraumfrage ist noch ausreichend, wenn auch dürftig und wenig schulfreundlich.
II. Inneres: Der Lehrer Kranz ist ein Mann mit bescheidenem Lehrgeschick, mit genügendem Einsatz, aber mit schwacher erzieherischer Wirkungskraft. Er ist ein mehr passiv-rezeptiver Typ, der zu mechanischer Darbietung und Einübung des Unterrichtsstoffes neigt; trotzdem sind auch hierin die Klassenleistungen nur ausreichend. Er ist in Haltung und Auftreten das Gegenteil eines soldatischen Mannes - von hier aus erklären sich auch die Vorstöße der Leitung der SS-Siedlung, an seiner Stelle einen Lehrer zu bekommen, der der SS. angehört. Diese Bestrebungen sind für die Dauer des Krieges zurückgestellt; das Verhältnis des Lehrers Kranz zur Bevölkerung ist befriedigend. Das Gesamtbild der Schule hat zu starke Schatten, trotz des zweifellos vorhandenen guten Willens des Lehrers. Er führt ein gutes Familienleben.

An den Herrn Regierungspräsidenten
Schulabteilung.

HA X Pr.Br.Rep. 2A II NB Nr. 1376 / 1377 / 1378 / 1379 / 1380 / 1381 / 1382 / 1383 / 1384 / 1385 / 1386