Von Johann Christian Adolph Wilcke, ehemals Prediger in Ahrensfelde und Mehrow, ist folgender Bericht des Kirchenbrandes in Mehrow am 17.September 1785 überliefert:


Sonnabend, den 17ten Sept. 1785 wurde ich Morgens früh 4 Uhr aus dem Schlaf erwacht und mußte die traurige Nachricht erfahren, daß leider das Gewitter, was wir den vorabend gehabt doch in meiner Filia Mehrow wirklich eingeschlagen, wie ich vermutet hatte, und daß Turm und Kirche völlig abgebrannt sey. Ich war diesen Freitag 9. 16ten dieses in Blumenberg bei meinen lieben Nachbar, den ... Prediger Lehmann gewesen, besuchte auch mittags den Hrn. Landsrat Sackwasser und wurde von H... Gemeinderath zur S... gebeten von da ich wieder zu Hrn. Prediger Lehmann ging, mich noch ein Stündelein dort verweilete und dan meinen Rückweg nahm. Als ich mit den lieben Hrn. ... Sackwasser nicht mehr weit von den Schlehn...heide war, stiegen wieder ... 2 Gewitter auf, sind es im Mittagsstund zugleich längs der Oder herob über Coepenick weg ein anderes im Abend hielt sich lange, so daß ich glaubte, es würde wie gewöhnlich fort ... ihren Lauf diesen Somer nehmen, sich längst der Habel herunterziehen. Da ich mich aber meiner Wohnung näherte, entstand plötzlich ein großer Wind, der es in grader Linie herauf brauste und es schnell für unser Dorf dichte vorbei trieb. Wir hörten 2 harte Schläge und glaubten nicht an den Gott (?), daß es Dorfe hier müßte eingeschlagen haben, da sich ein großer Schwefeldampf fast übers ganze Dorff verbreitet hatte. Ohngefähr nach einer Stunde zwischen 9 u 10 Uhr, da es stark regnete, klopfte der hiesigen Schulze Müller an unsere Thür und sagte, daß über Mehrow weg ein großes Feuer aufgegangen sey und er würde die Sturmglocke läuten und mit der Dorfspritze forteilen müssen. ich ging zur heraus und fragte: das Feuer ist gewiß in Mehrow, er möchte ja eilen mit der Sprütze so sehr er immer könnte - ... er war aber der Meinung, es sei weiter, legte mich ... mit meinen Kindern ruhig nieder und baten Gott, er möchte sich der unglücklich gewordenen an... und d... Feuersgluth bald ...grentzen. Morgens früh eilte ich und sahe mit eigenen Augen, daß Thurm und Kirche gantz niedergebrannt waren und erfuhr, daß niemand im Dorfe, auch nicht mahl der Schulhalter Friederich der doch gantz nahe an der Kirche wohnt das Feuer eher im Thurme entdeckt habe als bis es völlig ausgebrochen und der Thurm in lichten Flammen gestanden. Die beiden harten Schläge hätten sie alle gehört sagte mir der ... Hufsmeier Weichel, wären auch alle aus ihrn Häuser gegangen und gemeinet, es müßte wohl irgendwo eingeschlagen haben auch den Schwefeldampf ... gefunden, aber nirgends Feuer mitd ... können, da es aber stark angefangen zu regnen, sey ein jeder wieder in das Haus gegangen, bis nach einer guten halben Stunde der Thurm in lichten Flammen gestanden.
Da aber das Dorf Mehrow keine Feuerspritze hat, hat es niemand wagen können, sich zum löschen einzufinden und der Hufsmeier auch der Schulhalter Freidrich und selbst Meißners ... ihm ... in die Gärten umhergetragen, weil ... gefürchtet, bei der großen Gluth würde sich das Feuer weiter ausbreiten. Der Schulze Lehmann hatte Feuerleitern ... nahe dabei stehende ... angelegt auf einige Zinnen mit Waßer anfüllen lassen, wiewohl der Wind dem Dorfe sehr günstig war und der barmherzige Gott den ferneren ...Ausbruch einer neuen Gluth dadurch verhütete - der gr... den Dorf Pul ... daß auch kein Schindel nach dem herrschaftlichen Gebäuden eingeschlagen immer nach dem Dorf Pul zu und die beide große Rüster aus dem Kirchhof, auch die Linde mehr an der Kirche haben mit beigetragen, daß die große Sturm nicht ...ster auch mehr Schaden anrichten könnten. Der Herr Geheim.. der rath von der Schulenburg war auch glücklicherweise so zeitig herbei geeilet bevor die Kirche noch in Brand geraten und mit Sorge getragen, daß alle Geräthe aus der Kirche, das schöne Gedecke, der silberne Kelch, die Bücher, mein schwarzer Müntel bis auf Müllers Epistel Predigten Euch, ja ... liegen geblieben, ...ge ...worden sind. Ein großen Glück für die Kirche, daß der Herr Baron von Keith, jetziger ... Patron mit in die Land Feuer Sozität haben eintragen lassen ... daß für ... 800 rl zum wieder ... welches ihr umso mehr tun kommen sind, da sie selbst wenig Vermögen überhaupt nur 156 rl besitzet und außer der wenigen Zeitmaßen von diesem kleinen Capital vom königlichen Baron ... und deren der Hr. Baron von Keith beim Amtsleiter des Guts die Obligationen an sich genommen haben, wir jährlich von der Gräfin 15 rl an Pacht bekommt, die meist wieder drauf gehen, weil doch ... von Reparaturen vorkömmt.
Wir halten nun unseren Gottesdienst im herrschaftlichen Hause, darin uns der G.r.t. von Keith den großen Saal angewiesen auch Tische, Bänke u. Stühle so daß wir denselben mit vieler Bequemlichkeit und guter Ordnung abwarten können, und da wir die Erlaubnis hierzu gleich 9. 17. anderntags erhielten, so demütigten wir uns des folgenden Sonntags vor dem Herrn unserem Gott und ich predigte über die Worte Dan.9,7 und ermahnete meine Zuhörer, Gott von Grund an zu danken, daß er größeres Unglück abgewandt, uns unser ... gelassen und ja rechtschaffende Buße zu tun, ihn in seiner Gerechtigkeit sowie in seiner Barm­herzigkeit zu erkennen, damit er uns ferner gnädiglich ansehe und nicht härtere Strafe an ...
d 19ten Sept. 1785 Wilcke P d

Bereits zwei Jahre später konnte der Chronist (Johann Christian Adolph Wilcke, Prediger in Ahrensfelde und Mehrow) stolz verkünden:

Das nebenstehende Bild zeigt die Dorfkirche im Dezember 1999, also vor der Restaurierung und Neueindeckung.

Siehe auch: Dorfkirche, Kirchenchronik, Kirchenrechnungsbuch 1782, Kirchenglocken 1828

Die Abschrift des Dokumentes und das Foto der Kirche wurden uns freundlicherweise von Herrn Paul Plume (plume_imp@web.de), Ortschronist von Ahrensfelde und Mitglied des Gemeindekirchenrates der evangelischen Kirchengemeinde Ahrensfelde/Mehrow, zur Verfügung gestellt.