In einer alten Handschrift wird beschrieben, wie Mehrow im Jahre 1828 in den Besitz zweier neuer Glocken kam, weil die alten so jämmerlich klangen, daß sie nicht mehr benutzt werden konnten.

Schon früh seit ich Johannis 1826 Prediger an den Gemeinden Ahrensfelde, Mehrow und Hönow bin , hörte ich gelegentlich Glieder der christlichen Gemeinde Mehrow den Wunsch ihrer Frömmigkeit äußern, daß, wenn neue Glocken ihrer Kirche erworben werden könnten, dieselben ihrer Erbauung und Kirchlichkeit dienlich und heilsam sein würden; ungeachtet die damals vorgefundenen alten Glocken noch gebraucht wurden (aus Nothwendigkeit, um nämlich durch die nun ... Gottesdienstes und insonderheit seinem Auftrag unterrichtet zu werden,) so seinen doch deren Töne so jämmerlich, daß nur Mißgefühle in den Herzen derer, welche die Kirche besuchen wollten, dadurch hervorgerufen würden; bei Beerdigung der Todten der christlichen Gemeinde insonderheit könnten die Glocken gar nicht gebraucht werden, weil sie mehr stöhrten und widrig stimmten als das Gemüth zu erheben vermöchten weshalb auf eine stille Beerdigung d. h. ohne Geläut der Glocken schon seit langer Zeit vorgegangen wurde.

Bei dem Unvermögen der christlichen Gemeinde zu Mehrow unternahm ich es daher gegen das Frühjahr 1827 im Vertrauen auf Gott und in der Zuversicht zu der landesväterlichen Fürsorge und christlichen Frömmigkeit seiner Majestät unseres Königs allerhöchstdenselben zu bitten namens der christlichen Gemeinde zu Mehrow, ihrer kirchlichen Bedürfnis derselben huldreichst durch ein Gnadengeschenk zu dem vorgedachten Zwecke abhelfen zu wollen. Ich sprach gegen Allerhöchstdenselben die Zuversicht aus, welche ich zu der gedachten Gemeinde hegte, daß nämlich durch neue wohlklingende Glocken die Frömmigkeit in dem Orte Mehrow und das Heil der Seelen nicht unwesentlich und nicht im geringen Maße würde gefördert werden.
Eine Erwiderung des geheimen Kr...machts seiner Majestät vom 16. April 1827 ließ uns bereits hoffen.

Nach mehrfachen Schriften und erforderter Auskunft, zumal über das Unvermögen der Kirche zu dem gedachten heiligen Zwecke, geschah nunmehr die Aufforderung an die Gemeinde zu erklären, wieviel sie bereit sei aus ihren Mitteln und als Zeugnis ihrer frommen Teilnahme an dem kirchlichen Werke aufzubringen. Gott Dank geschah es, daß die Forderung an unsere Frömmigkeit nicht ohne Furcht war. ... ...der Herr Patron auf Mehrow Rittergutsbesitzer Amtmann Luther versprach sogleich eine Leistung von 20 Thalern, der des Gerichtsschulzen Bredereke daselbst 5 Thaler und ein Dieter christlicher Dienstlichkeit 10 Thaler. Diese 35 RTHR konnten als Beisteuer zu dem beabsichtigtem Werke der hohen Behörde angemeldet werden. Diese zusammengekommene Summe galt daselbst als ein Beweis aufrichtiger Teilnahme und christlicher Würdigung des heiligen Zweckes, denn es geschahe derweyl daß Seine Majestät der König einhundertsiebenunddeißig Thaler 16 Gulden huldreichst bewilligte.

Im Spätsommer des Jahres 1828 wurde der Guß der beiden neuen Glocken, - die größere im Gewichte von 7 Zentnern 18 ¼ Pfund und die kleinere von 3 Zentnern 105 Pfund, zusammen 11 Zentner 73 1/4 Pfund fertig. Die Einweihung derselben geschahe in eben gedachtem Jahre vor einer zahlreichen christlichen Versammlung von nahe und auch von Ferne, am Sonntag, dem 11. nach Trinitatis 1828.
Der Text der Einweihungs-Predigt war über Psalm 100; und die Lieder aus (Gesangbuch) No. 591, 577 und 5910.

Mit Dank gedenken wir seitdem des erworbenen Werkes. Der helle neue Klang der Glocken erfreut noch immer, und erwirkt auch Gottes Segen, welchen der Höchste auf dies Werk legt zuversichtlich in vielen höhere Gefühle und heilige Gedanken und läßt gewiß so manchen Christen erbauter, als sonst wohl zur Kirche kommen.Wolle der Glocken Töne stimmlicher Ernst und fromme Weihe auf immerdar dies wirken und mehr und mehr und an niemandem ungeachtet und ohne heilige Wirkung vorübergehen. Hierin wird der höhere bessere Dank gegen Gott und den der nun von Gottes Gnaden ein Herr ist seines Landes und ein Vater seiner Untertanen ausgedrückt und bezeugt werden. Wozu der Höchste von neuem die Gemeinde seines Sohnes unseres Herrn und Erlösers, zahlreich am Orte Mehrow sammelt, segnen und helfen wolle.

Zur Vervollständigung der vorangegangenen Worte und da es angemessen scheint, über das in Rede stehende Werk eine möglichst genaue Herkunft bei der Pfarre für künftige Zeiten aufzubewahren folgt nächstehend nun noch eine Angabe der Beiträge und Kosten im Einzelnen.
Das Gnadengeschenk seiner Majestät des Königs betrug 137 Thaler, 16 Gulden
die Leistung des Herren ............. 20 "
die Leistung des Predigers 10 "
die Leistung des Gerichtsschulzen 5 "
in Summa 172 Thaler, 16 Gulden .

Hievon sind ausgegeben worden laut Beleg Nr. 2 bei der ..............

1. Für die Anfertigung der beiden Glocken an den Glockengießer Thiele unterm 24. August 1828

116 Thaler, 11 Gulden
2. An Wegegeld für die alten Glocken bei Überlieferung an den Glockengießer am 22.Juli 1828 laut Beleg No. 3 19 Thaler, 6 Gulden
3. Dergleichen für die neuen Glocken Am 8. August 1828 laut Beleg No. 4 18 Thaler
4. An Schmiedearbeit an den Schmiedemeister Stöcker 1828 laut Beleg No. 5 9 Thaler
5. Für zwei Stück Glockenseile vom 28 November 1830 laut Beleg No. 6 6 Thaler, 25 Gulden
Siehe auch: Dorfkirche, Kirchenchronik, Kirchenrechnungsbuch 1782, Kirchenbrand 1785

Die Abschrift des von Herrn Wollermann bereitgestellten Dokumentes und das Bild der Glocke wurden uns freundlicherweise von Herrn Paul Plume (plume_imp@web.de), Ortschronist von Ahrensfelde und Mitglied des Gemeindekirchenrates der evangelischen Kirchengemeinde Ahrensfelde/Mehrow, zur Verfügung gestellt.

Anm.: Urspünglich waren wir der Meinung, daß beide 1828 beschafften Glocken verschollen sind und die jetzige aus Ahrensfelde stammt. Das scheint doch nicht der Fall zu sein - was bei uns im Turm hängt, ist wohl noch eine der Glocken von 1828.