Über Johann Christian Adolf Wilcke, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Prediger (Pfarrer) in Ahrensfelde, Mehrow und Hönow war, lesen wir im "Pfarrerbuch der Mark Brandenburg" von 1941:

Johann Christian Adolf Wilcke wurde etwa 1730 in Lindenberg geboren, vermutlich als Sohn von Joachim Mathias Wilcke (seit 1728 Pfarrer in Lindenberg und von 1730 bis 1759 Pfarrer in Schwanebeck) und Charlotte Renate Manitius. Er studierte an der Universität Halle und wurde 1755 ordiniert. Ab 1756 bis zu seinem Tod am 15.8.1799 war er Pfarrer in Ahrensfelde und ab 1773 zugleich Pfarrer von Hönow.
Sein Vater, Joachim Mathias Wilcke (geboren in Beetz, gestorben am 10.3.1759 in Schwanebeck) war wie sein Großvater, Gottfr. Wilcke, ebenfalls Pfarrer - ab 1728 die in Lindenberg und von 1730 bis 1759 in Schwanebeck (Kirchenkreis Berlin-Land II).
Evang. Pfarrerbuch der Mark Brandenburg, Band 2 ..., Brandenburg. Provinzialsynodalverband, Berlin, 1841

Dem entsprechend ist er im Band 1 des oben genannten Pfarrerbuch unter den Pfarrstellen wie folgt gelistet:

Ahrensfelde
  • 1756-1799 Wilcke, Johann Christian Adolf
    Hönow
  • 1773-1793 P. Wilcke in Ahrensfelde
  • Evang. Pfarrerbuch der Mark Brandenburg, Band 1 ..., Brandenburg. Provinzialsynodalverband, Berlin, 1841

    Wilckes erste Jahre in Ahrensfelde waren nicht gerade ruhig, wie folgende (auf eine Kirchenbucheintragung Bezug nehmende) Bemerkung in der gemeinsamen Chronik der Ahrensfelder Ortsteile vermuten läßt:

    1760 Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) sind feindliche Truppen in Ahrensfelde. Prediger Wilke notiert am 4. Oktober, dass die Häuser, Ställe und Gärten verwüstet sind und alle Haustiere in die Lager der Russen geschleppt werden. Es herrscht große Hungersnot.
    Chronik der Gemeinde Ahrensfelde und ihrer Ortsteile
    Anm.: Die mitunter falsche Schreibweise (Wilke statt Wilcke) hat sich leider auch hier eingeschlichen ...

    Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) in Potsdam findet sich unter
    HA X Pr.Br.Rep. 2A II NB 1378 in den „Akten der Schule in Mehrow (1772-1882)“ mit Datum vom 8. August 1777 ein mit „Augustin“ unterzeichneter Bericht an den König, dass sich nach Auskunft des Predigers Wilcke der fünf Jahre zuvor eingestellte Lehrer Weber aus Mehrow entfernt hat, ohne das Ergebnis der über ihn angestellten Untersuchungen abzuwarten:

    Da vermöge eingegangenen Berichts des Predigers Wilke zu Arensfelde der Schulhalter Weber im Filial Mehro sich am 20. April von da wegbegeben, ohne die über ihn verordnete Untersuchung abzuwarten, so habe Eur Königl. Majestät hirvon pflichtmäßige Anzeige thun und zugleich melden sollen, daß Patronat diese Schulhalterstelle mir einem beßren Subject baldmöglichst wieder zu besezen gesonnen sei, ...
    Brandenburg. Landeshauptarchiv, HA X Pr.Br.Rep. 2A II NB 1378 "Akten der Schule in Mehrow (1772-1882)"

    Im Zusammenhang mit einem Erbpachtsvertrag bezüglich des Pfarrackers in Mehrow begegnet uns Prediger Wilcke am 6. Juni 1779 als Verfasser eines Briefes an den König, der wie folgt unterschrieben ist:

    ...
    Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König
    auch Allergnädigster König und Herr
    Euer Königl. Majestät
    alleruntertänigster und allergehorsamster
    Johann Christian Adolf Wilcke
    Prediger in Ahrensfelde u. Mehrow.
    Ahrensfelde, 6ter Junius 1779.
    Mehr dazu findet sich unter "Der Pfarracker zu Mehrow".

    Im Jahr 1782 hat der Prediger Wilcke für die Ahrensfelder Filial-Gemeinde Mehrow ein eigenes Kirchenrechnungs-Buch angelegt, das es noch auszuwerten gilt:

    Kirchenrechnungs-Buch für Mehrow
    darin die Jährlichen Kirchenrechnungen nach ihren Einnahmen und Ausgaben imgleichen daß der Kirche zugehörige Inventarium ... und Kirchen Nachrichten verzeichnet sind, mit Genehmigung der jetzigern Herrschaft zu Mehrow, des königl. Legations und auch des Gemeinen Etats ... des Herren Baron v. Keith zuschätzt.
    für 12 von Trinitatis 1782/3.
    Johann Christian Adolph Wilcke.

    Kirchenrechnungsbuch für Mehrow

    In der Chronik der Ahrensfelder Ortsteile wird auch dies mit einem Eintrag gewürdigt:

    1782 Der Prediger Johann Christian Adolph Wilcke legt das Kirchenrechnungsbuch für Mehrow an.
    Chronik der Gemeinde Ahrensfelde und ihrer Ortsteile

    Von Prediger Wilcke ist uns auch ein Bericht des verheerenden Kirchenbrandes in Mehrow am 17. September 1785 überliefert, der wie folgt beginnt:

    Sonnabend, den 17ten Sept. 1785 wurde ich Morgens früh 4 Uhr aus dem Schlaf erwacht und mußte die traurige Nachricht erfahren, daß leider das Gewitter, was wir den vorabend gehabt doch in meiner Filia Mehrow wirklich eingeschlagen, wie ich vermutet hatte, und daß Turm und Kirche völlig abgebrannt sey. ...
    Den kompletten Bericht finden Sie unter "Kirchenbrand in Mehrow".

    Wenn man bei Google nicht nur nach „Ahrensfelde“ oder „Wilcke“ sucht, sondern auch nach „Arensfelde“ oder „Wilke“, dann wird man an einer Stelle fündig, wo man es nicht unbedingt erwartet.
    In einer über hundert Bände umfassenden "Oekonomisch-technologischen Encyklopädie" findet man im 61. Band (aus dem Jahre 1793), der den Buchstaben "L" behandelt, ein langes Kapitel über Land-Pfarrer und -Prediger, worin u. a. deren Möglichkeiten des Nebenerwerbs beschrieben werden.
    Als eine sehr vorteilhafte Form des Nebenerwerbs wird dort der Gartenbau und insbesondere die Zucht und Veredlung von Obstbäumen behandelt. Und an dieser Stelle lässt der Autor einen Spezialisten zu Wort kommen – „unseren“ Pastor Wilcke.

    Da Prediger Wilcke auch von Ereignissen erzählt, die unsere Region nachhaltig beeinflusst haben (1760: Verwüstungen durch die russischen Besatzer, 1788/89: außerordentlich strenger Winter), ist dieser Beitrag nicht nur Gartenfreunden empfohlen:

    Oekonomisch-technologische
    Encyklopädie
    oder allgemeines System der
    Stats- Stadt- Haus- und Land-Wirthschaft,
    und der Kunst-Geschichte,
    in alphabetischer Ordnung;
    von D. Johann Georg Krünitz,
    der k. k. ökon. Gesellsch. in Krain, der russisch-kaiserl. freyen ökon. Gesellsch. zu St. Petersb. und der kurf. maynz. Akad. der Wissensch. Mitglied, der märkischen ökonom. Gesellsch. zu Potsd. Ehren-Mitglied u. Correspondent, der kön. preuß. gelehrt. Gesellsch. in Frankf. a. d. O. Beysitzer, der Gött. deutsch. Gesellsch. der Oberlausitzer Bienengesellschaft, und der kursächs. ökonom. Soc. in Leipz. Ehren-Mitglied, wie auch der ökonom. patriot. Soc. in Schles. ordentliches Mitglied und Correspondent.
    Ein und sechzigster Theil, von Land-Miliz bis Land-Schule.
    Nebst 3 Kupfertafeln auf 1 1/4 Bogen.
    Mit Königl. Preußischen und Churfürstl. Sächsischen Privilegien.
    Berlin, 1793.
    in der Buchhandl. des kön. preuß. geh. Commercien-Rathes Pauli.


    Im Kapitel "Land-Pfarrer, Land-Prediger" lesen wir auf den Seiten 237...244:

    Eben so anständig und zugleich einträglich für einen Land-Pfarrer ist die Obstbaumzucht. Unter mehrern Land-Geistlichen in den preußischen Staten, die sich dieser Beschäf­tigung auf eine rühmliche Weise unterziehen, zeichnet sich, im nieder­barnimschen Kreise, Herr Pastor Wilke in Arensfelde, 1 Meile von Berlin, besonders aus. Als ich im vergangenen Jul. meinen würdigen Freund, den Hrn. Pastor Meistermann in Blumberg besuchte, hatte ich das Vergnügen, gedachten Hrn. Wilke daselbst anzutreffen, und Dessen vieljährige Erfahrungen über die Obstbaumzucht erzählen zu hören. Ich ersuchte Denselben, mir eine schriftliche Nachricht davon zu ertheilen. Nachstehendes Schreiben Desselben verdient um so mehr bekannt gemacht und hier eingerückt zu werden, da es zugleich eine deutliche Anweisung zum Copuliren und Pfropfen der Bäume, für angehende Prediger und Küster auf dem Lande enthält.
    "Es war im Jahr 1756, als ich zu Arensfelde das Predigtamt erhielt, und auch eben so bald mit dem seel. Prediger Lindenberg zu Wartenberg, hernach in Friedrichsfelde, bekannt wurde, der ungemein viele Kenntnisse vom Gartenbau, und sonderlich auch von der Baumzucht, hatte. Wir müssen, sagte er oft: unsere geringe Pfarrstellen durch dergleichen gute Anlagen in unsern Gärten, die groß genug dazu sind, zu verbessern suchen; Baumschulen von allerlei Sorten Kern-Obst anlegen, und, da wir nicht viele Menschen zu copuliren haben, Baume desto häufiger copuliren und an die Berliner verkaufen, sonderlich feine Sorten von Kirschen, die immer noch äußerst rar und selten sind. Wie viel hätte ich dabey gewinnen können, wenn ich diesen guten Rath gleich ins Große befolget, und den Anfang damit zur Stunde gemacht hätte. Erst im Jahr 1761, machte ich einen kleinen Anfang, dazu mich die Noth trieb; denn die Russen hatten, leider! meine ganze kleine Haushaltung im vorhergehenden 1760sten Jahre, vom 5ten bis zum 19ten Oct. dergestalt zerrüttet, daß ich mich ganz von neuem einrichten, und, bis auf das nöthige Küchen-Geräthe, alles wieder ankaufen mußte; keine Theetasse, kein Stuhl war uns geblieben; Hühner, Gänse, Tauben und Schweine, alles hatten sie in ihr Lager geschleppet, so, daß ich über 2000 Rthlr. Werths eingebüßet hatte. Und dieser Stoß war desto schmerzhafter, da ich, mit meinen sämmtlichen Geschwistern, durch den leidigen Brand zu Schwanbek, binnen 2 Stunden die ganze Verlaßenschaft unsers seel. Vaters im Feuer nieder brennen sehen mußte. Hier waren noch 4 unmündige Geschwister, die Erziehung nöthig hatten, und die ich als der Aelteste und Nächste, zumahl da wir noch keine Brand- und Feuer-Societät kannten, als meine eigenen Kinder ansehen mußte; und so viel gute Herzen sich auch fanden, die Kleidung und Wäsche reichlich hergaben, so gieng doch das Mehreste, sonderlich die Betten dieser und auch meiner Kinder, durch die Hand des Feindes wieder verloren. Kurz, ich war so sehr gedrängt und zurückgeworfen, daß ich oft laut vor Gott weinete, als die Arbeitszeit im Frühjahre 61 ihren Anfang nahm, da ich die ersten Linien von jungen Bäumen einsetzte, und immer, wenn ich mich müde gearbeitet hatte im Garten, es sehnlich wünschte, daß Gott doch dies Unternehmen gelingen lassen und reichlich segnen möchte, zumahl da der Erwerb mit dem Bienenstande auch zerrüttet wurde; denn von 56 Mutterkörben ließen mir die Russen nur 6 Stück, und die ganze Honig Erndte des 1760sten Jahres stand in Töpfen an 200 Quart Honig, und ½ Tonne Meth, im Keller, was ihnen das angenehmste von allen Eßwaaren gewesen war. Es waren bis 300 Stück Wildlinge von Birnen, 200 Stück Pflaumen, und etwa 4 bis 500 Kirschen, die fast alle angrünten. Das Land hierzu hatte ich rajolet. In Friedrichsfelde lernte ich den Gärtner Hrn. Reichenow kennen, der überaus viel Freundschaft für Prediger hatte; ich bat ihn, mich doch mit dem Hrn. Prediger Lindenberg zu besuchen, das Werk meiner Hände zu beschauen, mir guten Rath mitzutheilen, mir auch das Oculiren zu lehren; und es geschahe; sie lobten meinen Fleiß, tadelten aber sonderlich das Einsetzen der Wildlinge von Birnen, welches lauter Ausschößlinge von alten Mutter Bäumen waren. Dies giebt lauter schlechte Bäume. Wer Baumschulen anlegen will, muß Kerne säen, denn alle diese, wenn sie auch heranwachsen, und ächt gemacht werden, tragen wenig Früchte, machen immer wieder Ausschößlinge aus den Wurzeln, entnerven sich jährlich selbst, und man betrügt mit solchen Bäumen die Menschen; und das muß ein Prediger am wenigsten thun. Ich war ganz Ohr, merkte auf alles genau, lernte copuliren und oculiren, sammelte im Herbst Kerne die Menge von der Zwitscher-Kirsche (diese ist zur Fortpflanzung die beste, wer süße Kirschen zuziehen will,) und ließ wieder ein gut Stück Land rajolen und gut düngen, säete Birnen und Aepfel. Der Trieb war herrlich. Schon im 2ten Jahre pflanzte ich sie in Linien, 3 Fuß aus einander, die kleinen Zöglinge Fuß vor Fuß. Mein ganzer Garten ward Baumschule. Der gute Reichenow verschwieg mir keine Vortheile, versorgte mich mit Enken von den herrlichsten und besten Sorten. Im 3ten Jahre hatte ich schon bis Tausende, die alle reif zum Copuliren waren. Ein sehr geschickter Gärtner aus Falkenberg, der gerade ausser Dienst war, kam zufälliger Weise zu mir; ich bat ihn, mir doch zu helfen; er blieb; er copulirte an Einem Tage 100 Stück; ich erstaunte, ich wurde aufmerksamer, ich sahe immer mehr; ich lernte und besorgte mehr Enken; kurz, wir machten in diesem 63sten Jahre 1500 Stück ächte Bäume von verschiedenen Sorten des besten Obstes. Dieser gute Gärtner (er hieß Printz) kam in Falkenberg beym Minister v. Bork in Diensten, er konnte mich öfter besuchen, als der liebe Reichenow; er liehe mir seine Gartenbücher. Freylich, die Sache geht dem Anscheine nach langsam, aber wenn man jährlich fortfährt, jährlich Saat-Beete anlegt, und Kerne linienweise einstreuet, wie Erbsen oder Gurkenkerne gelegt werden, etwas Laub zur Winterszeit darauf streuet, Ausgangs Februar behutsam mit der Harke wegnimmt, so bekommt man so viel Zöglinge, daß man jährlich Tausende anpflanzen kann; und wer das Copuliren gut nutzet, o welche Menge von schönen Bäumen kann man binnen 6 bis 7 Jahren zu Markte bringen und versilbern! Man kann sein Gartenland, was einiger Maßen ergiebig ist, nie höher nutzen.
    ... (Der hier fehlenden Teil finden Sie unter "Prediger Wilcke über das Kopulieren")
    Ich habe fast jährlich zu Anfange 30 bis 40 Rthlr., in der Folge wohl 60 bis 70, für junge Obstbäume eingenommen, welches binnen 20 Jahren, von 1766 bis 1786 eine gar schöne Summe betrug, die mir bei Erziehung meiner Kinder wohl zu Statten kam, die Pramien ungerechnet, die mir zu Theil geworden sind. Der Winter von 88 bis 89 aber zerstörte fast alle meine Freuden auf einmahl. Das Dörfchen, wo ich wohne, liegt niedrig, und desto schädlicher war er für mich. Zwey ganze Plantagen von Maulbeerbäumen gingen völlig zu Grunde. Fast alle meine Standbäume von Aepfeln und Birnen verlor ich, und den größten Theil meiner Baumschule; 600 süße Kirschen auf Einen Fleck, fast eben so viel Birnen, alle Abricosen und Pfirsichen, aller Wein ging total aus. O, das schmerzte sehr. Ich berichtete davon an die hohe Behörde, und erhielt zur Entschädigung ein königliches Gnadengeschenk von 200 Rthlr., wodurch ich aufgemuntert wurde, wiederherzustellen, so viel als meine Kräfte im hohen Alter es erlauben".
    Eben der Hr. Pastor Wilke hat sich auch um seinen Küster, Schenk, sehr verdient gemacht; dieser hat nähmlich, auf Hrn. W. Anrathen und Antrieb, eine Baumschule von 6000 Stück Maulbeerbäume in seinem Garten angelegt, und verkauft jährlich zu 2 bis 300 Stück; auch hat er auf des Hrn. W. Vorstellung, von des Hrn. Grafen v. Herzberg Erc. eine Prämie von 100 Rthlr. und in diesem (1793) Jahre, wegen gezogener 500 Stück sechsjähriger plantagengerechter Maulbeerbäume, ein Prämium von 25 Rthlr., bekommen. Jetzt fängt er auch an, Baumschulen von Kern-Obst anzulegen; welches alles er Hrn. Wilke zu verdanken hat.
    Quelle: Google Books (http://books.google.de/RdcFRKVVcl0C)