Jetzt, fast 90 Jahre nach Robert Stocks Tod, wird man wohl niemand mehr finden, der ihn persönlich kennen gelernt hat. Da muss man schon froh sein, wenn man jemand kennt, der einen kannte, der Robert Stock kannte: Hans Prötzsch.

Sein Stiefvater, August Müller, machte sich Ende der 20er Jahre mit seiner Familie in Greifenhagen auf, um nahe Berlin neue Arbeit zu finden. Als er nach mehreren Zwischenstationen 1930 nach Mehrow kam, hatte er Glück, dass hier gerade eine Schmiedestelle frei war. Der bisherige Schmiedemeister Krause hatte etwa zwei Jahre zuvor sein siebzigstes Lebensjahr erreicht und "den Hammer an den Nagel gehängt".
Ein junger Schmied, der zwischenzeitlich die Stelle hatte, hat schnell wieder aufgegeben und ist vermutlich nach Berlin gegangen.

So bekam August Müller, der ehemals selbständiger Schmied war, die Schmiedestelle auf dem Rittergut Mehrow (damals noch dort, wo jetzt in der Dorfstraße der Neubau steht) und eine Wohnung im "roten Haus" an der Dorfstraße: Im Erdgeschoss neben der Wohnung von Schmiedemeister Krause, der hier zusammen mit seiner Frau seinen Lebensabend verbrachte.

Hans Prötzsch erinnert sich, dass Schmiedemeister Krause bei schönem Wetter stets eine Bank aus dem Haus in den Garten holte und sich darauf auch bald die Kinder und Jugendlichen aus der unmittelbaren Nachbarschaft einfanden, um seinen Erzählungen zuzuhören. Er selbst hat oft dort mit ihm gesessen und auch Frau Wendtlandt, die 1922 im Nachbarhaus geboren wurde und noch immer dort wohnt, hat mit bei "Opa Krause" auf der Bank gesessen und ihm den dichten weißen Bart gekämmt, was er wohl sehr gemocht hat.

Schmiedemeister Krause Weihnachten 1927 Wenn Sie da so gemütlich saßen, hat Schmiedemeister Krause oft davon erzählt, wie er als Handwerksgeselle zusammen mit Robert Stock auf Wanderschaft war. Das muss in den Jahren 1875 bis 1877 gewesen sein, denn für diesen Zeitraum ist verbürgt, dass Robert Stock auf Wanderschaft war. Es ist sehr glaubwürdig dass sie zusammen unterwegs waren, da beide etwa gleichen Jahrgangs (1858) sind und auch Robert Stock aus einem Schmiedehaushalt stammte und Schlosser gelernt hat.

Später hat Robert Stock Herrn Krause in einer seiner Firmen beschäftigt (welche der vielen das war, wissen wir leider nicht) und ihn schließlich mit nach Mehrow genommen, nachdem er hier das Rittergut gekauft hat.

Schmiedemeister Krause war offensichtlich ein sehr guter Freund von Robert Stock und ein talentierter Schmied. Schade, dass er uns nichts mehr erzählen kann ...

Das Bild nebenan zeigt ihn zu Weihnachten 1927 (das muss so etwa zu seiner Pensionierung gewesen sein) vor seinem Wohnhaus in der Dorfstraße.


Schmiedemeister Krause (wir kennen leider nicht einmal seinen Vornamen) ist etwa zu Beginn des zweiten Weltkrieges gestorben, seine Frau hat ihn noch ein paar Jahr überlebt. Beide wurden angeblich auf dem Mehrower Kirchhof beerdigt, aber die Gräber später eingeebnet. Eine oder zwei Töchter und mindestens ein Enkelkind hat Schmiedemeister Krause gehabt. Wo die geblieben sind, ist leider unbekannt.



Nachtrag.
Inzwischen (2004) sind wir etwas schlauer: Unser Schmiedemeister hieß Ernst Krause, ist ca. 1855 geboren und war seit 1882 auf dem Rittergut Mehrow als Schmiedemeister tätig.

Das haben wir bei unseren Recherchen im Niederbarnimer Kreisblatt gefunden.
Im August 1927 wird dort berichtet, dass Schmiedemeister Krause für seine 45-jährige Tätigkeit auf dem Rittergut Mehrow ausgezeichnet wurde:



Mehrow. Ein seltenes Jubiläum begeht der Schmiedemeister Ernst Krause. Am 28. August sind es 45 Jahre, daß Krause auf dem Rittergut in M. als Schmiedemeister tätig ist. Krause der im 72. Lebensjahre steht und sich in Mehrow großer Beliebtheit erfreut, hat in seiner 45jährigen Dienstzeit so manches erlebt, das Gut hat in seiner Dienstzeit viermal seinen Besitzer gewechselt. Vater Krause blieb aber unverdrossen an seinem Amboß. Vor 5 Jahren wurde ihm von der Landwirtschaftskammer die silberne Dienstauszeichnungsmedaille verliehen. Auch wir beglückwünschen ihn zu seinem Jubeltage, möge ihm und seiner Gattin noch ein langer sorgenfreier Lebensabend beschieden sein.
Quelle: Niederbarnimer Kreisblatt vom 24. August 1927, gefunden im Zeitungsarchiv der Staatsbibliothek



Mehrow. Sein Dienstjubiläum feierte am 28. August Schmiedemeister Krause. An diesem Tag wurden ihm große Ehrungen zuteil. Verwandte und gute alte Freunde hatten sich zur Beglückwünschung eingefunden. Der Reichspräsident ließ dem Jubilar durch Rittergutsbesitzer Bothe eine Ehrenurkunde mit eigenhändiger Unterschrift überreichen. Rittergutsbesitzer Bothe selbst erfreute Meister Krause u.a. noch durch Überreichung eines namhaften Geldgeschenkes.
Quelle: Niederbarnimer Kreisblatt vom 7. September 1927, gefunden im Zeitungsarchiv der Staatsbibliothek