Der 30.12.2012 - Bericht des Chronisten im OT Ahrensfelde
Paul Plume, Ortschronist in Ahrensfelde.

Heute trete ich bereits am 30.12.2012 vor die Haustür zu meinem schon üblich gewordenen Rundgang durch unseren Ortsteil. Am Silvestertag werde ich nicht hier sein können.

Um 8:00 Uhr hatten wir ein wunderbares Morgenrot im Osten (Ex Oriente Lux stand immer auf der Titelseite der „Neuen Zeit“ – das war die Tageszeitung der CDU der DDR – aus dem Osten kommt das Licht!). Jetzt, um 9:00 Uhr, hat es sich grau bewölkt, wir haben plus 7 Grad Celsius und ein leichter Wind kommt von Süden, die Straßen sind trocken. Ein paar Autogeräusche und die immer wiederkehrenden Flugzeuggeräusche dringen an mein Ohr. Nach Berlin hinüber sehe ich einen breiten gelben Wolkenstreifen. Am Himmel Krähen und zwei Tauben und wie gesagt: Ein Flugzeug Richtung Tegel. Die Klinkerfassaden unserer Nachbarhäuser sind scheckig vom Wetter und beim Laufen knirscht das von Fa. Rahlf ausgebrachte Streugut unter den Schuhen, man muss es dann sorgfältig abtreten, sonst zerkratzt man sich im Haus das Parkett!

Fast alle Nachbarn schlafen noch. Aus den Abgasanlagen der Einfamilienhäuser kräuselt sich das dampfgesättigte CO2 in die Luft. Hier hängt noch wie jedes Jahr der Herrnhuter Stern und weist auf die heiligen drei Könige hin – nach christlich-katholischem Brauch kommen ja die Sternsinger auch erst im Januar! Im Roggenschlag gibt es ein Kuriosum, denn von 8 geparkten PKW stehen 5 entgegen der Fahrtrichtung geparkt. Unsere KITA wirkt verlassen, das Bürgerhaus ist noch nicht fertig, die Außenanlagen wohl dann in 2013. Hier treffe ich die ersten Mitbürger: Die zwei Hundefreunde müssen eben früh raus! Das Haus hier, die Nummer 3, hat die NOVA Concept gebaut und alsbald an seine Einwohner übergeben können. Dabei entsinne ich mich mancher Geschichten mit der NOVA aus den 90er Jahren im Sonnenwinkel und im kleinen Ahrensfelder Dreieck sowie rund um den Rathausbau (Erschließung) – ob denn das alles und hoffentlich zur Ruhe gekommen ist?

Hier fehlt noch ein Balkongeländer und da steht ein Fenster offen, wenn das man immer gut geht, denn die Einbrüche in unsere Häuschen haben sich vermehrt, man kann es fast ständig in der Zeitung lesen. Immer kommen sie zuerst durch die offen gebliebenen Fenster oder die weniger sicheren Terrassentüren – blitzschnell dringen sie ein, raffen alles Bewegliche zusammen und hinterlassen ein Chaos. Sicherungssysteme und Abwehrmaßnahmen sind dann immer das Tagesgespräch. Beim „Guten Morgen Gruß“ der Brötchenholerin (sie kommt von Netto in der Dorfstraße) schwenke ich auch in diese Richtung, wobei mein Blick über den Müllsack am Graben stolpert, hey, das haben wir doch eigentlich nicht nötig! Die alte Scheune hier mit ihren roten Backsteinen lässt noch die Struktur und das Erscheinungsbild unserer ehemaligen Bauernhöfe an der Dorfstraße erkennen. Gegenüber an der Ecke der Feldstraße haben wieder einmal die Geschäfte gewechselt, jetzt werden Matratzen angeboten und Lottoscheine, aber welche Botschaft hat wohl die Werbung „Store 17“? Mit dem Stützpunkt der Postbank kann ich wieder mehr anfangen. Ich biege in Richtung Berlin in die Dorfstraße ein. Ein frischer Südwind kommt mir entgegen, einige PKW und ein Courier-Radfahrer huschen vorbei. Von KAGO gibt es nur noch den Schriftzug an der blätternden Fassade – die sind lange weg. Über die Straße wirbt der Hausmeister- und Grundstücksservice (Dorfstr.14) und ich habe zur Rechten das Spielcasino, welches mit Erdbeer- und Weintrauben-Bildern sowie Spielkarten, natürlich dem Joker wirbt. Für Jugendliche unter 18 Jahren ist der Zutritt verboten! Und den Fahrrad-Laden gibt es nach dem so-und-so-vielten „Riesen-Ausverkauf“ immer noch, immerhin hat meine Enkeltochter aus München hier ein sehr gutes Markenfahrrad sehr preiswert bekommen! Wer hat von den Vorbeigehenden schon einmal die riesigen Gartenzwerge im Vorgarten bewundert, die Riesen-Laterne, die Mühle und die Tiere?

Da drüben ist die Kaufhalle von NORMA. Ich lächele beim Erinnern der freundlichen Sprüche der Kassiererin. Und ich erinnere mich sehr gerne des Grillabends bei Elke und Peter mit den schottischen Gästen der Kirchengemeinde. Dazu ist ja der liebevoll hergerichtete Bauernhof bestens geeignet, wenngleich er kein bäuerlicher Betrieb mehr ist.

Rechts zerfällt ein Eckpfosten und ein Schild „Zu verkaufen“ bringt andere Tendenzen der Grundstücksnutzung, die Briefkästen quellen von der Werbung über und man hofft, dass es bald weiter geht. Vielleicht nicht gerade so, wie bei dem Doppelhaus, wo zwei deutlich verschiedene Fassadenfarben die Eigenständigkeit der Bewohner demonstrieren oder wie hier der Privatparkplatz, der neu angelegt, direkt die Dorfstraße tangiert. Im Folgenden füge ich in den Text immer „Flugzeug“ ein, wenn ich wieder eines sehe. Zu sehen gibt es gegenüber den Auto-Händler, der mit zwei Trabis auf dem Dach für „West-Autos“ wirbt und dazu noch 10 Flaggen an den Masten im Wind klappern lässt.

Eines der letzten kleinen Felder rechts ist grobschollig gepflügt und wird wohl wieder Blumen zum Selber-Pflücken hervorbringen – Sonnenblumen, Gladiolen und andere. Ein blondes Werbe-Frauenbild weist den Weg: “Geradeaus zum Shoppen“ geht es ins Lindencenter.

Am Ortseingangsschild „Berlin (Bezirk Marzahn)“ verlasse ich kurz unseren Ortsteil, indem ich der Gleisquerung der Bahnlinie von Lichtenberg nach Werneuchen zustrebe. Im rechten Ärztehaus, das ja schon in Berlin liegt, haben sie auf den Keller-Fensterbänken noch ein paar kleine Kürbisse liegen gelassen, eine Krähe fliegt vorbei und ich soll unbedingt www.marktjagd.de anklicken, um mir die Prospekte online ins Haus zu holen, sozusagen mühelos blättern …

Auf den Gleisen kann ich schnurgerade ich Richtung Marzahn schauen aber auch bis weit hinter den Bahnhof Friedhof. Jedoch die drei Glocken-Töne der Schrankenanlage mahnen mich, den Platz zu räumen: A – G – C wiederholen sich deutlich und ich gehe in Richtung „Hunde-Netto“. Am Etablissement hinter der Tankstelle (ehemalige Bahn-Häuser) sehe ich Licht, aber niemals zieht es mich dort hin. Je acht PKW stauen sich beidseitig an der geschlossenen Schranke und stellen den Motor aus. Ein einteiliger ODEG-Triebwagen rauscht vorbei in Richtung Werneuchen. Die Schranke geht wieder hoch und die Gleisanlage scheppert immer noch zwei Mal mit metallenem Klang, wenn die Autos darüber fahren.

Ich wende mich wieder dem Weg nördlich der Gleise in Richtung Ulmenallee zu, vorbei an vorfristig abgebrannten Böllerpaketen (das ist in diesem Jahr so, dass auch schon der Winter­schlussverkauf gestartet wurde, bevor der Winter kalendarisch begonnen hatte!) und den verwilderten Apfelbäumen. Hinter mir ein letztes Anfahrgeräusch der S-Bahn und es wird wieder stiller. Hier, an dem steinernen riesigen Mariechenkäfer treffe ich die ersten beiden Jogger und laufe in Richtung Fichtestraße sozusagen auf der Grenze noch in Berlin. Die Barnimer Feldmark hat einen schönen Park angelegt und rechts ist unser schöner Sportplatz.
Vom Kleinfeld-Platz hatten sie den Belag gewechselt.

Der und alle die Sportsfreunde und Ehrenamtlichen wurden ja von unserem Ortsvorsteher, Herrn Peter Hackbarth, auf dem Weihnachtsempfang im Feuerwehrhaus ausführlich gewürdigt und mit vielen guten Worten gelobt. Dass die anderen Ehrenamtlichen dann fast nur noch in einem Satz einzeln aufgezählt wurden, ist wohl der Bedeutung des Sportes geschuldet, die der Ortsvorsteher als dortiges Mitglied empfindet. „Flugzeug“.

In der Weidenbaumgruppe sehe ich ein Vogelnest und der Graben und Tümpel sind bis oben ran mit Wasser gefüllt. Ein junges Pärchen kommt mir mit seinem Kleinen im Wagen entgegen, ich höre schon das fordernde Stimmchen und ein Keks schafft Abhilfe. Die Elster über mir schackert. Da hinten liegen jetzt die Häuser der Fichtestraße, Block B. Die Stille wird nur unterbrochen von fernen Böllern (wie gefragt: Wer zündet denn heute schon ?) und einem Martinshorn und fernen Glocken: Ach ja, es ist ja Sonntag! Und auf dem Sportplatz werben an den Banden einige Firmen und Mitsubishi-Flaggen still vor sich hin, da hinten im Sportlerheim ist Licht und ein paar Autos stehen davor. „Flugzeug“.

Wieder kommen mir zwei Jogger entgegen und ein Mann mit Schäferhund. Wir grüßen uns. Jetzt gibt es mehr Krähen am Himmel, sie ziehen zum Gehrensee hinüber. Über den Zaun haben faule Austräger paketweise Werbeblätter auf den Sportplatz geworfen. Ich sehe Martin und Trutchen (Gertrud) beim Morgenplausch. Sie ist immer hell wach und freundlich mit ihrem hohen Alter und ein paar freundliche Worte gibt sie jedermann mit auf den weiteren Weg.

Der pechschwarze Hund im Grundstück der Fichtestraße lässt sich gar nicht beunruhigen. Nicht einmal der große V-Schwarm der Wildgänse am Himmel weckt sein Interesse. Dafür entdecke ich einen Gartenschlauch, aus dem munter das Kellerwasser eines Nachbarn in den Gully gepumpt wird. Ja, das gibt es immer noch: Wasser im Keller. Und weiter rechts hat wieder ein „altes“ Grundstück den Besitzer gewechselt, man sieht es an dem altvertrauten Ausräumgut („wir haben immer alles aufgehoben – kann man ja noch mal gebrauchen!“), das jetzt entsorgt werden muss. „Flugzeug“.

Bei Christel und Hansi bewundere ich den Schnitt des Nadelbaumes im Vorgarten: Ein fast japanisch anmutendes Wundergewächs ist daraus geworden und gut sieht es auch aus! Von ihr habe ich viele Diapositive des Vaters, Herrn Lange, in Zigarren-Kistchen erhalten, der in den 50er Jahren und später Vieles aus Ahrensfelde festgehalten hatte – Danke! Die Dias sind nun eingescannt und werden hier und da wieder „auferweckt“. Übrigens: Die Bäumchen in der Fichtestraße sind angewachsen und in wiederum -zig Jahren werden sie die Straße überwölben.

„Flugzeug“.

In der Schillerstraße steht vor Heikes und Marians Haus der Firmenwagen von EBELL, der renommierten Dach-Decker-Firma. Die haben uns Anfang der 90er den neuen Dachstuhl der Dorfkirche nach altem Vorbild und das neue Ziegeldach gebaut, am Innenbalken ist es dort so eingeritzt! Aber ich halte mich links zum Regenrückhaltebecken (voll!) und sehe von Herrmann 12 Pferde, alle mit Decken geschützt, gehe geradeaus und lande auf dem Weg zum Pferdehof. Von hinten gesehen: Hier lebten Mehlbergs, die einmal Verfolgte vor den Nazis versteckten. Sie haben einfach das Anständige und Richtige getan, ohne später auf die Pauke zu hauen. Später war er im Kirchenvorstand, genauso besonnen und ruhig wie immer! Ihre „Kinder“ sind andere Wege gegangen und ich erinnere mich an sie genauso als sehr ehrenwerte und anständige Leute.

„Flugzeug“.

Die Wiesen stehen voller Wasser. Also, nun wirklich zum Pferdehof, wo das Tor heute weit offen steht! Aber da komme ich nicht weiter, der Boden ist zu sehr aufgeweicht und ich klettere über zwei Zäune, um wieder in der Goethestraße zu landen. In der Schillertrasse wirbt das „Roth-Massivhaus.de“ auf der freien Fläche, die damals INTECH nicht weiter bebaut hatte.

Hier ist es wirklich still, einen Moment blinzelt sogar die Sonne durch die Wolken.

Warum gibt es eigentlich noch nicht ein der Dachform angepasstes System von Kollektoren? Immer muss das Dach die Rechtecke ertragen, obgleich es doch vielfach aus Dreiecken geformt ist! An der Pension Buttke gibt es viel zu lesen, zwei bayerische Gäste machen sich gerade auf den Weg und Jörg und Roman rauchen schnell mal eine vor der Tür: „Gutes Neues Jahr“ wünschen wir uns von Herzen! Heute muss es richtig warm sein, denn einer von den beiden Joggern hat sogar kurze Hosen an? Passender ist da das Reihenhaus zur Linken, denn die Fenster-Dekoration und die Tür-Deko sind perfekt aufeinander abgestimmt. Auf dem Grundstück des „Katzen-Hauses“ (ehemals Herr Kroll) wird nun auch neu gebaut, nur die Holztafeln der Wände muten amerikanisch-exotisch an. Mit den Katzen war das ja so, dass der alte Hausbesitzer so viele hatte, dass er literweise Milch heranschleppen musste. Das mutete schon sehr skurril an, die Kinder machten dann schon einen Bogen um das Anwesen.

Ich bin schon auf der Straße zur Bundespolizei unterwegs, begegne drei Joggerinnen, grüße. Ärgerlich sind die Hunde-Exkremente, man muss aufpassen, dass …. Vor dem Märchenwald ist das Feld mit Futterpflanzen bestellt, oder wird das Raps? Da drüben auf der Straße nach Lindenberg schnurren Radsportler entlang und ich studiere die Firmenschilder auf der Friedhof-Seite: „Platz-Jan“, Erden- und Kompostieranlage von „ARETA Erdstoffe“, dazwischen jagen einige Autos zum Dienst. Ja, der Radweg ist o.k., aber was ist denn das: Regentropfen? Ich muss mein Papier mit den Bleistiftnotizen doch trocken halten! Es ist 10:40 Uhr. Etwas Brandgeruch liegt in der Luft und erinnert mich an Gartenfeuer, die früher verbreitet für die Entsorgung funktionierten. Links den Märchenwald lasse ich liegen und gehe über die Straße zur Brombeerhecke, um mich irgendwie zum Wald durchzuschlagen. Der Pferde- und Trampelpfad hier ist nass und nasser, ich konzentriere mich voll auf die Graskaupen, um nicht zu versacken, schließlich sollen die Socken trocken bleiben! Zum Glück sehe ich wieder die Sonne schräg über dem wild angeschütteten Erd- und Recycling-Wall scheinen. Neugierig erklimme ich die Wallkrone und glaube eine Menge Probleme zu sehen: Wer soll das alles mal wieder in einen geordneten Zustand bringen? Da gehen mir Haftungsgrenzen und Verordnungen und Aufsichtspflichten durch den Kopf, aber ich entscheide mich, dass mich das im Moment alles nichts angeht. Auf zu den Kiesgruben am Waldesrand!

„Flugzeug“.

Hier führt mich eine frische Moped-Spur weiter, sicher ein Cross-Fahrzeug. Und ein paar Rehperpel sind auch da und ein paar unscheinbare braune Pilze. Da hinten drehen sich die fünf Lindenberger Windräder und das rote Scheunendach gehört zu Bauer Tögels Betrieb. „Flugzeug“.

Hier ist es geschützt und es wird etwas wärmer. „Flugzeug“. Die Wolken lockern auf. Der Pfad zeigt Hundetatzen und Pferdehufe. Blätter rauschen von jungen Eichen (die ja ihre Blätter erst im Frühling abwerfen). “Flugzeug“. Im Wald rauscht es anders, es sind die Kiefern, die dieses gleichmäßige ziehende Auf- und Abschwellen an das Ohr bringen, vertraut von Kindertagen an für „alte“ Brandenburger! Schneebeeren bilden jetzt im Halbdunkel ein weißes Punktmuster.

Von Ferne ein letztes Hundegebell (sicher aus der Ecke des GTHKW`s). „Flugzeug“.

Ich erreiche den Graben, der vom Polizeiobjekt kommend die Wuhle bewässern wird. Hier kann ich ihn überqueren und gehe am Kreuz-Marker direkt in den Wald hinein, also in Richtung Bahn – das dauert aber noch! Totholz liegt im Buchenwald und ein Hund hat den Boden aufgekratzt.

Es riecht nach feuchtem Laub, die Sonne scheint unter einem Winkel von ca. 15 Grad durch die Baumkronen. Ein Specht klopft und ich muss manchmal einem gestürzten Baum auf dem Pfad ausweichen. Ja, hier stehen noch alte bemooste Grabstein-Fundamente – die Gräber wurden ja in den heute umzäunten Friedhof hinein gezogen und die alte Kapelle wurde auch aufgegeben. Da drüben geht eine Frau mit Hund entlang der noch erhaltenen Buchenallee. Ich höre und sehe den Zug (11:18 Uhr) durch die Bäume. Also zweige ich nochmals ab genau dort, wo sich Liebespaare in der Buchenrinde verewigt haben: Herzsymbole mit „M+B“ und „RK+HR“. Vielleicht gibt es ja eine/n Leser/in , die sich erinnern, oder seid IHR heute noch zusammen, das wäre mal eine Geschichte für den Chronisten!

Wieder Schneebeeren und ein alter Schützengraben, von dem ich vermute, dass ihn die Kampfgruppen der Arbeiterklasse zu DDR-Zeiten ausgehoben hatten. Jetzt ist er mit Baum-Abschnitten gefüllt – alles ist vergänglich! Über mir ein Hubschrauber der Bundespolizei, natürlich gegen alle Verabredungen direkt über dem Wohngebiet, der Wind zwingt sie dazu oder ihre Selbstherrlichkeit? Zum ersten Mal höre und sehe ich heute Meisen und noch einmal den Specht und wieder einen Böller.

Menschenstimmen zeigen mir die nahe Bahnstraße an, ich muss nur noch über den Graben und die Schienen turnen (hat niemand gesehen und der Leser wird mich auch nicht verpetzen), also stehe ich vor dem Asternweg. Gewundert hatte ich mich übrigens, wie denn die drei Hokkaido-Kürbisse in den Wald kamen: Gewachsen oder entsorgt ?

Der Asternweg bekommt in 2013 die letzte Schwarzdecke, damit sind wir in diesem Abschnitt „fertig“ und es fehlt nur noch die Befestigung der Straßen in Block D / Jauert`sche Siedlung.

Die Bahnstraße ist schon „schick“ wie wir heute gerne sagen, ein älterer Radfahrer fährt gerade unter deutlichem Keuchen den Berg hoch. Ich hege nette Grußgedanken an Christel, Hartmut und die „Kinder“ und die Nachbarsfamilie. Die Friedenstraße überquere ich in die neue Siedlung hinein, steuere auf die gehisste Flagge blau/weiß/rot zu mit Symbol (Eisbären ?). Jetzt scheint die Sonne und blauer Himmel ist zu sehen. In der Rudolph-Breitscheid-Straße erinnert mich guter Essensgeruch, dass ich daheim auch erwartet werde. Aber auch hier gilt noch ganz beschaulich „Ahrensfelde ruht heute aus“. „Flugzeug“ Air Berlin, das sieht man an dem roten Bauch und ein Hund bellt. Dazu fliegt „unser Fischreiher“ über die Häuser, den kenne ich schon aus dem Vorjahr!

Vor einem älteren Haus liegt ein ausrangierter Druck-Wasserkessel. Ja, das Modell kennen wir genau. Oben war die Pumpe drauf und ein Druckschalter. Gesaugt wurde aus dem Kesselbrunnen und gelegentlich hörte man die Anlage im Keller schnaufen, wenn es eine Kolbenpumpe war. War es eine Kreiselpumpe, surrte es eine Weile eher in hohem Ton. Und manchmal klappte es nicht. Dann musste man angießen. Und manchmal ging gar nichts, dann hatte der Kesselbrunnen kein Wasser mehr (oder der Rohrbrunnen). Zur Bauzeit des GTHKW wurde der Schichtenwasserspiegel abgesenkt und die Brunnen wurden trocken (bei 6-8 m!), dann half Firma Sommer und hat „abgeteuft“. Das hieß, in dem bestehenden Kessel wurde ein weiteres Rohr in die Tiefe getrieben, so kam man vielleicht an wasserführende Schichten, etwa in 12 m Tiefe, je nach Lage! Dann war das Wasser aber nicht chemisch in Ordnung – zu viele Nitride usw. Zum Glück ist das alles Geschichte, der schwarze Stahlkessel erinnerte mich, nun wird er vom Schrottsammler abgeholt werden.

Ein Papa mit schlafendem Kind im Kinderwagen kommt mir entgegen. Und ein roter Skoda schnurrt vorbei. Ja, die fahren wir heute noch gerne und aus den „alten“ Namen Oktavia und Felicia sind moderne Wagen mit VW-Innenleben geworden. Was hat wohl Silke dort auf ihrem Fensterbrett für Steine? Hier in den Straßen gibt es nur noch wenige Häuser im alten Stil und wenn, dann werden sie renoviert oder umgebaut. Die ältere Frau im Dederon-Kittel schaut mir nach und wüsste wohl einiges zu erzählen? Vielleicht auch die tragische Geschichte aus den letzten Kriegstagen, wo dort oben ein junger Kerl noch erschossen wurde, so lag er auf der Straße und wurde gleich dort begraben. Jemand holte später seine Papiere und informierte die Eltern in Berlin. Später wurde er noch umgebettet auf den Ostkirchhof.

Die neuen Straßendecken decken eben auch die Erinnerungen zu. Zusammen mit dem roten Fuß-Rad-Weg ist es auch immer noch schmal, aber man muss ja nicht schnell fahren! Noch einmal fliegt „unser Kranich“ über uns hinweg und ganz oben „Flugzeug Air Berlin“.

Schneller als ich dachte bin ich in der Kirschenallee und sehe die senkrecht zur Straßenachse parkenden Autos. Wann es wohl mal weiter geht mit dem Gebiet des „B-Plan Nr. 1“ ? Rechts jetzt Apfel-, Birne-, Quitte- als Straßennamen im Ahrensfelder Dreieck. „zwei Flugzeuge“.

Am Wachtelweg wird intensiv Gartenarbeit von einer Frau betrieben und ich gehe den Elsternweg direkt auf die Wuhle zu. „Flugzeug Lufthansa gem. Kranich-Symbol“. Es ist genau 12:00. Die Wuhle ist voller Wasser und man sieht durch die Wiese hindurch einige Autos auf der Dorfstraße. Ich gönne mir noch den Weg durch den Sonnenwinkel und sehe den Grünfinken im roten Hagebutten-Gebüsch zu. Nun, nach ca. 15 Jahren hat sich hier ein schöner kleiner Park voller Vogelstimmen gebildet. Im Moment ist es richtig schön hier, die Fassaden sind neu gemalert in Gelb und Orange (weiß wird zu leicht grau!), denn alles soll „schick“ bleiben. Ist es ja auch!

Ob das auch die Gast-Polizisten aus den Niederlanden so sehen ? Sie fahren gerade auf der Lindenberger Straße an mir mit ihren Bundespolizei-Kollegen vorbei.

Ich finde jedenfalls unseren Ortsteil schön.

Auf der Kreuzung Roggenschlag/Hafersteig/Ährenfeld finde ich den letzten Schnee des Jahres 2012. In das Gefühl, hier richtig zu sein und viele nette Nachbarn zu haben, trage ich in den Wunsch hinein:

„Alles Gute zum Neuen Jahr 2013, liebe Ahrensfelder!“

Paul Plume – Chronist des Ortsteiles Ahrensfelde


Der Beitrag wurde uns freundlicherweise von Paul Plume, Ortschronist in Ahrensfelde, zur Verfügung gestellt.
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