Mehrow und Umgebung im Barnimer Tageblatt von 1931 (6. Jahrgang, herausgegeben in Berlin)
Juli bis Sept. gefunden beim Heimatverein Altlandsberg
Den Rest auf Mikrofilm gefunden im Zentrum für Berlin-Studien der Zentral- und Landesbibliothek Berlin



Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 4. Dienstag, den 6. Januar 1931. Lokales / Werneuchen

Werneuchen. Der Arbeiter-Rad- und Kraftfahrer-Bund „Solidarität“ veranstaltet am Sonnabend, dem 31. Januar, im Lokal von Otto Wittenberg sein diesjährige Kostümfest, verbunden mit Theater, Verlosung, Prämierung der besten Damen- und originellsten Herrenkostüme. der bekannte Freienwalder Orchesterverein wird für gute Musik und Stimmung sorgen. Erwerbslose erhalten gegen Vorzeigung der Stempelkarte ermäßigten Preis.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 14. Sonnabend, den 17. Januar 1931. Lokales / Werneuchen

Blumberg. Die Feuersozietät der Provinz Brandenburg hat der Gemeinde für den Brandmeister Grothe I einen Führerhelm geschenkt.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 15. Montag, den 19. Januar 1931. Kommunalpolitischer Streifzug ...

... Die Gemeindevertretung Eiche lehnte einmütig die Negersteuer ab. Erfreulich war der Beschluß, den Instanzenweg für Bauerlaubnisgesuche gründlich zu vereinfachen. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 22. Dienstag, den 27. Januar 1931. Lokales / Werneuchen

Ahrensfelde. Die Feuersozietät der Provinz Brandenburg hat der Gemeinde aus Anlaß des 20. Stiftungsfestes der Freiwilligen Feuerwehr eine Eimerspritze als Geschenk übersandt.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 23. Mittwoch, den 28. Januar 1931.

Brandmeistertag in Ahrensfelde
Die schwarzrotgoldscheuende Jubelwehr - Sparen! - Sparen! - Versicherungsfürsorge
Aus Anlaß des zwanzigjährigen Bestehens der Ahrensfelder Freiwilligen Feuerwehr war der diesjährige Brandmeistertag der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Niederbarnim am Sonntag nach Ahrensfelde gelegt worden.
Der Tagungssaal war festlich geschmückt, doch vermißte man die Farben Schwarz-Rot-Gold. Anscheinend ist die Kunde davon, daß die Landesfarben seit zwölf Jahren diese Farben aufweisen, noch nicht bis in die Ahrensfelder Freiwillige Feuerwehr gelangt, was ja eigentlich gar kein Wunder ist, liegt doch Ahrensfelde immerhin 1200 Meter entfernt von Groß-Berlin.
Da die Landesfarben also unbekannt waren, hatte man sich auf andere Weise geholfen und das Rednerpult mit einer schwarz-weißen Fahne drappiert. ... In der Republik verlangen wir eine republikanische Feuerwehr, denn in jedem Falle, ob freiwillig oder nicht, wird sie von den Steuerzahlen der Republik bezahlt und hat deshalb auch den Farben der Republik zukommende Achtung zu zollen.
Eingeleitet wurde die Tagung von einen Prolog und Gesangdarbietungen des Männergesangvereins Frohsinn Ahrensfelde, worauf Gemeindevorsteher Hase-Ahrensfelde die Wehren willkommen hieß.
Landrat Schlemminger, der dann das Wort ergriff, übermittelte die Grüße des Kreisausschusses ... Mit Genugtuung könne man zurückblicken auf das, was bisher geleistet worden ist, aber leider geht es nun in diesem Tempo nicht mehr weiter. ... Was nötig ist, trotz der Not der Zeit an Ver­besserungen zu schaffen, solle geschehen. Dazu müssen aber die Wehren selbst in regerem Maße mit beitragen. Man werde vorläufig keine kostspieligen Tiefbrunnen mehr anlegen können, sondern müsse eben sehen, mit einfacheren Mitteln die Beschaffung von Löschwasser vorzunehmen. ... Von der Sozietät wird die nicht immer sachgemäße Behandlung der Schläuche bemängelt, ebenso die Unterbringung der Motorfahrzeuge. Wo keine Steigetürme vorhanden sind, will sie zur Anschaffung von einfachen Schlauchtrockenvorrichtungen beisteuern. Ebenso will sie für die Lieferung von für die Motorwagen geeignetem Brennstoff und Oel Sorge tragen. Ein Reparatur­wagen der Sozietät zur Behebung von Schäden aller Art steht den Wehren zur Verfügung. Die Reparaturen werden kostenlos ausgeführt. Die Ausbildungskurse in Bahrensdorf werden nicht so besucht, wie es wünschenswert ist. ...
Nachdem dann Regierungsassessor Dr. Blaesing noch eine kurze Ansprache gehalten hatte, sprach der stellvertretende Amtsvorsteher Huth der Ahrensfelder Wehr seinen Glückwunsch zu ihrer Jubelfeier aus und wies auf die gleichgearteten Bestrebungen der Feuerwehr und des Staates hin. Amtsvorsteher a. D. Buchholz, der Begründer der Arensfelder Wehr, gedachte in tief empfundenen Worten der im Weltkriege gefallenen Mitbegründer der Wehr. ... Anwesend waren von 77 Freiwilligen Wehren des Kreises 72 mit 200 Kameraden.
Damit hatte die Tagung ihr Ende erreicht, um nachher als Feier des Stiftungsfestes der Ahrensfelder Wehr ihre fröhliche Fortsetzung zu erleben.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 24. Donnerstag, den 29. Januar 1931. Lokales / Werneuchen

Blumberg. In der letzten Gemeindevertretersitzung ging es sachlich her. Wenn bisher die SPD.-Vertreter sich für das Erstehen einer Siedlung in Blumberg einsetzten, wurden sie von den Bürgerlichen auf alle Art und Weise bekämpft, die befürchteten, ihnen solle ihre Heimat genommen werden. Aber in dieser Sitzung wehte ein ganz anderer Wind. Auf der Tagesordnung stand als 1. Punkt Genehmigung eines Bebauungsplanes. Der Plan, der 4000 Mark kosten soll und die Siedler mit einem Pfennig pro Quadratmeter belastet, wurde mit allen Stimmen genehmigt. ... Die frei werdende Wohnung im Gemeindehaus wurde einstimmig dem Genossen Gebert zugesprochen. Die so lange gewünschte Leichenhalle soll im Kirchturm hergerichtet werden. Der Kostenanschlag lautete auf 2000 Mark, aber dadurch, daß nur rohe Bretter zur Verschalung genommen werden, kann die Firma Georg Weidelt die Arbeit für den Preis von 1650 [?] Mark ausführen. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 26. Sonnabend, den 31. Januar 1931. Lokales / Neues aus Bernau

Bernau. Die für Bernau und Umgebung wichtige Einrichtung der Landkraftpost sieht, wie bereits mitgeteilt, auch die Mitnahme von Fahrgästen vor. Es können jedoch höchstens vier Personen außer dem Fahrer mitgenommen werden. Der Fahrpreis beträgt pro Kilometer 7,5 Pfennig, so daß sich jeder den Fahrpreis etwa errechnen kann. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 33. Montag, den 9. Februar 1931. Kommunalpolitischer Streifzug ...

... In viele Gemeinden plagt man sich noch mit Steuererhöhungen herum. ... Die Gemeinde Blumberg beschloß gegen die Stimmen der SPD. die Bürgersteuer. ... Für die Gemeinde Eiche war die Erhöhung der Gewerbesteuersätze von 200 auf 400 Prozent für 1930 nicht genehmigt worden: in der letzten Gemeindevertretersitzung hatte man dafür die Biersteuer eingeführt. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 36. Donnerstag, den 12. Februar 1931. Lokales / Von der Ostbahn

Dahlwitz-Birkenstein. Das Fahrrad ist wegen der weit auseinanderliegenden Ortsteile für die Jugend ein wichtiges Verkehrsmittel. Durch den teilweise schlechten Zustand der Straßen und den stark anwachsenden Autoverkehr ist es besonders bei eintretender Dunkelheit stets lebens­gefährlich, den Straßendamm zu benutzen. Trotz Androhung und Verhängung von Polizeistrafen wird der Bürgersteig von allen Radfahrern immer wieder benutzt, was natürlich für die Fußgänger eine Gefahr bedeutet und des öfteren zu Ärger und Verdruß führt.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 38. Sonnabend, den 14. Februar 1931. Lokales / Neues aus Bernau

Lindenberg. In der letzten Gemeindevertretersitzung, die am 10. Februar im Lokale Küstner stattfand, wurde der längst ersehnte Bau der Chaussee von Buch nach Lindenberg beschlossen. Aber ob dieser Bau wirklich in Angriff genommen werden kann, bleibt abzuwarten, denn zur Zeit hat Lindenberg, genau wie andere Gemeinden, mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ferner wurde ein Antrag des Gastwirts Kästner auf Erhöhung der Vergütung für die Unterbringung von Obdachlosen von 20 Pfennig auf 30 Pfennig angenommen. Anschließend gab Gemeinde­vorsteher Kirschbaum die Festsetzung des Haushaltsplanes für 1931 bekannt. Doch konnte dieser Punkt wegen vorgerückter Stunde nicht mehr erledigt werden.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 39. Montag, den 16. Februar 1931. Gross-Berlin

Ein eigenartiger Unfall ereignete sich in Berlin am Sonntag in einer Straßenbahn. Als ein Zug der Linie 8 sich mittags gegen 12 Uhr an der Ecke des Weißenseer Weges und der Hohenschönhauser Straße befand, schrie einer der Fahrgäste des Triebwagens plötzlich vor Schmerz laut auf. Ihm war ein Stück Eisen, das von unten her den Fußboden des Straßenbahnwagens durchbrochen hatte, durch den Stiefel in den Fuß gedrungen. Der Verunglückte, der 40 Jahre alte Wilhelm Pratnek aus Baumschulenweg, wurde nach der nächsten Rettungsstelle gebracht. Die Verletzung ist nicht schwerer Natur. Der Unfall ist dadurch entstanden, daß sich während der Fahrt eine der eisernen Radbandagen des Triebwagens gelöst hatte. Das Eisenstück ist dann durch den Boden gedrungen.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 39. Montag, den 16. Februar 1931.

Die märkischen Privatbahnen im Jahre 1929-30
Steigende Einnahmen, steigende Ausgaben
Im Jahre 1929/30 war der Brandenburgische Provinzialverband an 7 Nebenbahnen und 29 Kleinbahnen beteiligt. ... [Gewinne und Verluste]


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 45. Montag, den 23. Februar 1931. Kommunalpolitischer Streifzug ...

... Die Gemeinden Rüdersdorf, Tasdorf und Kalkberge haben sich zur Großgemeinde Kalkberge zusammengeschlossen, die 11000 Einwohner zählt. Die Seelower suchen zum 1. April einen neuen Bürgermeister; 133 Kandidaten haben sich schon gemeldet. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 45. Montag, den 23. Februar 1931.

Neuorganisation der Provinzialstraßen?
Ein Vorschlag des Landesdirektors Dr. Ewart
Der Landesdirektor hat dem Provinziallandtage einen Vorschlag für die Aenderung der Organisation der Provinzialstraßen zugehen lassen, da sich die bisherige am 6. Mai 1925 vom Provinziallandtag beschlossene Organisation des Straßenwesens als unpraktisch und unzweck­mäßig erwiesen hat. ... Folgende neue Provinzialstraßen, die bisher von den Kreisen verwaltet werden, sollen künftig von der Provinzialverwaltung unterhalten werden: .., Berlin-Bernau-Biesenthal-Eberswalde, Berlin-Strausberg-Prötzel, ...
Zur Zeit hat die Provinz 1172 km alte und 289 km neue, zusammen 1461 km Provinzialstraßen unmittelbar zu unterhalten. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 45. Montag, den 23. Februar 1931.

Die Maul- und Klauenseuche
ist unter dem Vielbestand des Gutes Hobrechtsfelde bei Zepernick ausgebrochen.
Der vom Landrat angeordnete Sperrbezirk umfaßt die Orte Schönerlinde, Schönwalde, Mühlenbeck, Schildow, Glienicke, Schönfließ, Hohenneuendorf, Bergfelde, Birkenwerder, Zühlsdorf, Wensickendorf, Basdorf, Wandlitz, Zehlendorf, Stolzenhagen, Klosterfelde, Prenden, Lanke, Bernau, Bönicke, Schönow, Schwanebeck, Birkholz, Blumberg, Seefeld, Löhme, Mehrow, Eiche, Ahrensfelde und Lindenberg. …


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 48. Donnerstag, den 26. Februar 1931.

Die Notwendigkeit des Ausbaues der Ostbahn-Vorortstrecke
Strausberg fordert den Ausbau und die Elektrifizierung der Ostbahn ...
Zu diesem Zweck besteht schon seit Jahren eine Interessengemeinschaft der Gemeinden an der Ostbahn-Vorortstrecke, nämlich Altlandsberg, Tasdorf, Dahlwitz-Hoppegarten, Fredersdorf, Neuenhagen, Petershagen und Vogelsdorf, und zwar unter Führung von Strausberg. ... Diese Interessengemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, den Ausbau der Ostbahn-Vorortstrecke bis Strausberg zu fördern und eine Elektrifizierung dieser Strecke bis Strausberg zu betreiben. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 51. Montag, den 2. März 1931. Lokales / Amtsbezirk ... Birkholz

Birkholz. Bestätigt wurde der Arbeiter Wilhelm Bulke als Nachtwächter der Gemeinde Birkholz.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 52. Dienstag, den 3. März 1931. Partei-Nachrichten

Dienstag, den 3. März
Dahlwitz-Birkenstein. Frauenabend abends 8 Uhr im Birkensteiner Krug. Vortrag des Genossen Dr. Robert Marx: „Menschenökonomie und Bevölkerungspolitik“.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 73. Freitag, den 27. März 1931. Lokales / Werneuchen

Ahrensfelde. Nachdem die Maul- und Klauenseuche im Gemeindebezirk erloschen ist, hat der Landrat die angeordneten Sperrmaßnahmen wieder aufgehoben.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 75. Montag, den 30. März 1931.

Das Reichsehrenmal kommt nach Berka
Das Reichskabinett hat beschlossen, das Reichsehrenmal für die Weltkriegsgefallenen Deutsch­lands bei dem idyllisch gelegenen Thüringer Ort Berka zu errichten. damit hat der lange Wettstreit um den besten Platz für das deutsche Grab des unbekannten Soldaten ein Ende gefunden. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 75. Montag, den 30. März 1931. Lokales / Werneuchen

Blumberg. Der Elternabend der Schule war gut besucht. Nach einem Gesang des Schülerchors begrüßte Hauptlehrer Siedau die Erschienenen und sprach den Wunsch nach einem gedeihlichen Zusammenarbeiten zum Wohle der Kinder aus. Der gleiche Wunsch und das gleiche Gelöbnis war auch im Prolog der Schülerinnen ausgedrückt. Einige Lieder, zwei Märchenspiele und ein Schattenspiel trugen zur Unterhaltung bei und wurden lebhaft applaudiert. Den Schluß des Abends bildete ein Tänzchen.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 80. Dienstag, den 7. April 1931. Gross-Berlin

Ein schwerer Autounfall trug sich am Sonntag auf der Chaussee nach Altlandsberg in der Nähe der Ortschaft Hönow zu. Ein mit fünf Personen besetztes Berliner Auto fuhr in einer S-Kurve, als der Führer zwei entgegenkommenden Radfahrern ausweichen wollte, die nebeneinander fuhren, gegen einen Baum. Der Wagen wurde dann gegen einen zweiten Baum geschleudert und stürzte um. Der Führer des Kraftwagens ... und seine Frau kamen mit dem Schrecken davon; zwei weitere Insassen ... wurden erheblich verletzt.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 86. Dienstag, den 14. April 1931. Kommunalpolitischer Streifzug ...

... In Dahlwitz-Hoppegarten tat man auch für die Feuerwehr ein übriges: Aus dem Ansiedlungs­fonds wurden 5000 Mark zur Beschaffung eines Automobilmannschafts- und Gerätewagens bewilligt. ... In Dahlwitz-Hoppegarten schaffte die bürgerliche Fraktionsmehrheit die von der SPD. im Jahre 1926 durchgesetzte kostenlose Totenbestattung wieder ab. Nach bürgerlicher Auffassung müssen eben mittellose Verstorbene auf Armenkosten bestattet werden. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 95. Freitag, den 24. April 1931. Lokales / Amtsbezirk ... Birkholz

Lindenberg. Als Schiedsmann wurde der Lehrer Leopold Bauer und als Schiedsmann[stellvertreter ?] der Bäckermeister Dünnbier auf je drei Jahre verpflichtet.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 96. Sonnabend, den 25. April 1931. Anzeigen / Dahlwitz-Hoppegarten

Bekanntmachung.
Der Arbeiter Hermann Babst ist als Nachtwach- und Vollziehungsbeamter der Gemeinde Dahlwitz-Hoppegarten bestätigt worden.
Dahlwitz-Hoppegarten, den 23. April 1931.
Der Gemeindevorsteher. Hardt.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 96. Sonnabend, den 25. April 1931. Lokales / Von der Ostbahn

Dahlwitz-Hoppegarten. Als Nachtwach- und Vollziehungsbeamter der Amts- und Gemeinde­verwaltung ist der Arbeiter Hermann Babst vom Landrat bestätigt worden.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 99. Mittwoch, den 29. April 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

Altlandsberg. Zuchthaus für einen polnischen Geflügeldieb. In der Umgegend von Altlandsberg, besonders in Hoppegarten, treiben seit langer Zeit Geflügeldiebe ihr Unwesen, die nicht davor zurückschrecken, von ihrer Schußwaffe Gebrauch zu machen, wenn sie ertappt werden. Erst vor einiger Zeit wurde hier ein Nachtwächter von polnischen Geflügeldieben erschossen. In der Nacht vom 1. zum 2. Februar dieses Jahres bemerkte ein Nachtwachbeamter, wie sich zwei Männer an dem Hühnerstall des Inspektors Starski in Dahlwitz-Hoppegarten zu schaffen machten. ... Die beiden entpuppten sich als zwei schwer vorbestrafte wohnungslose Polen ..., die in Rucksäcken komplettes Einbrecherwerkzeug mit sich führten. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 100. Donnerstag, den 30. April 1931. Anzeigen / Neuenhagen

Bekanntmachung. Viehseuchenpolizeiliche Anordnung.
Aus Anlaß des Ausbruches der Maul- und Klauenseuche auf dem Vorwerk Neuenhagen (Pumpstation der Trainierbahn) wird hiermit zum Schutze gegen die Maul- und Klauenseuche ... aus dem Vorwerk und der Gemeinde Neuenhagen ein Sperrbezirk gebildet. ...
Ferner gelten in einem Umkreis, der die Gemeinden Altlandsberg, Schwanebeck, Birkholz, Löhme, Seefeld, Lindenberg, Blumberg, Krummensee, Ahrensfelde, Mehrow, Eiche, Hönow, Seeberg, ..., Erkner und Werlsee umschließt, die im § 168 der Preußischen Viehseuchenpolizeilichen Anordnung vom 1. Mai 1912 aufgeführten Schutzmaßregeln.
Berlin, den 25. April 1931.
Der Landrat.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 102. Montag, den 4. Mai 1931. Lokales / Werneuchen

Seefeld. Die Fischerei in dem Gewässer zwischen Seefeld und Blumberg wurde neu verpachtet. Das Höchstgebot machte der Besitzer M. Meifert.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 103. Dienstag, den 5. Mai 1931. Lokales / Werneuchen

Blumberg. In der Gemeindevertretersitzung gedachte der Gemeindevorsteher vor Eintritt in die Tagesordnung des verstorbenen Gutsbesitzers Graf von Arnim-Muskau. Bei der Beratung des Generalsiedlungsplans gab Regierungsbaumeister Risse die notwendigen Erläuterungen. Betont wurde, daß der Plan nichts Vollkommenes darstelle, sondern später durch einen General­bebauungsplan ergänzt werden müsse. Der Phantasie ist in dem Plan weiter Spielraum gelassen, ob eine spätere Generation, auf die der Plan offensichtlich zugeschnitten war, sich jemals hieran halten wird, um so mehr, als man die Entwicklung des Ortes nicht vorhersehen kann, ist zu bezweifeln. Die Gemeindevertretung nahm aber den Plan an. Nach einigen kleineren Vorlagen wurden als Rechnungsprüfer wieder die Herren Fischer, Töpffer und Ebel gewählt. Den Schluß der Verhandlungen bildeten wiederum einige minder wichtige Angelegenheiten.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 112. Sonnabend, den 16. Mai 1931. Gross-Berlin

Olympiade 1936 findet in Berlin statt
Die Entscheidung ist gefallen. Wie aus Lausanne, dem Sitz des Internationalen Olympischen Komitees gemeldet wird, haben die im Komitee vertretenen Länder mit großer Mehrheit beschlossen, die 11. Olympischen Spiele 1936 in Berlin stattfinden zu lassen. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 114. Dienstag, den 19. Mai 1931.

Ueberfall auf einen BVG.-Autobus bei Bernau
Der Chauffeur von den Wegelagerern schwer verletzt - Die Täter sämtlich ergriffen
Auf einen Ausflugsbus der BVG. wurde am Sonntag, wie erst jetzt bekannt wird, ein gemeiner Ueberfall verübt. ...
Der Ausflugswagen passierte auf der Fahrt vom Zoo nach dem Liepnitzsee, unweit des Seebades Wandlitz, die Stadt Bernau. Auf der Chaussee, einige Kilometer hinter der Hussitenstadt, verstellten plötzlich 20 junge Burschen dem Autobus den Weg. Die Rowdies bildeten plötzlich eine geschlossene Reihe quer über die Chaussee, so daß der Führer im letzten Augenblick sein Fahrzeug zum Halten bringen mußte. Aus noch völlig unbekanntem Grunde schleuderten mehrere der meist jugendlichen Wegelagerer faustgroße Steine gegen den Autobus, so daß die Windschutzscheibe zertrümmert wurde. Als der Chauffeur ausstieg, um die Täter zur Rede zu stellen, fiel die ganze Bande über ihn her und schlug so lange auf ihn ein, bis er blutüberströmt zu Boden sank. Als ein Postauto desselben Weges kam, flüchteten die Burschen. ...
Von der Gendarmerie wurden sofort alle Maßnahmen ergriffen, um die Strolche festzunehmen. Sie konnten sämtlich bis auf einen Beteiligten im Walde ermittelt und verhaftet werden. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 117. Freitag, den 22. Mai 1931. Lokales / Werneuchen

Ahrensfelde. Die Maul- und Klauenseuche auf dem Gehöft des Schlächtermeisters August Friedrich ist erloschen. Der Landrat hat daher die viehseuchenpolizeilichen Anordnungen aufgehoben.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 117. Freitag, den 22. Mai 1931. Lokales / Von der Ostbahn

Dahlwitz-Hoppegarten. Das historische Chausseehaus, von den Führern der Kraftwagen auch als Autofalle bezeichnet, weil es die Uebersicht stark behindert und damit die Ursache vieler Autounfälle war, soll jetzt endlich verschwinden. Die Abbrucharbeiten werden in Kürze vergeben.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 118. Sonnabend, den 23. Mai 1931. Lokales / Von der Ostbahn

Dahlwitz-Hoppegarten. Getäuschtes Vertrauen. Vor dem Erweiterten Schöffengericht Lichten­berg hatte sich der Gärtner Gustav Schurig aus Hönow zu verantworten, dem gewinnsüchtige Urkundenfälschung, Betrug und Unterschlagung zur Last gelegt wurde. Der Angeklagte hatte ein Fräulein S., das in Hoppegarten eine Parzelle besitzt, zu überreden gewußt, ihm einen Geldbetrag von 15 Mark zu geben, für welchen er für ihr Land Dung besorgen wollte. Wenige Tage danach erschien Sch. wieder bei der Dame; diesmal meinte er, ihr für ihren Garten wunderschöne Bäume, die sehr billig seien, besorgen zu wollen. Enderfolg: Fräulein S. rückte noch einmal 60 Mark heraus. Danach ließ sich der Angeklagte nicht mehr sehen ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 119. Dienstag, den 26. Mai 1931. Kommunalpolitischer Streifzug ...

... In Eiche beschloß der Gemeindediener, sich von seinem anstrengenden Amte zurückzuziehen. Mit Recht! „Vater Lukas“ ist nämlich 82 Jahre alt, und mit der Gepflogenheit, Leute im biblischen Alter mit solchen Aemtern zu betrauen, sollte man aus sozialen Gründen brechen. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 122. Freitag, den 29. Mai 1931.

Die Maul- und Klauenseuche
ist auf dem Vorwerk Trappenfelde ausgebrochen. Die vom Landrat erlassenen Schutzmaßnahmen erstrecken sich auf die Gemeinden Altlandsberg, Bernau, Mehrow, Schönow, Börnicke, Zepernick, Schwanebeck, Birkholz, Löhme, Seefeld, Blumberg, Lindenberg, Krummensee, Ahrensfelde, Eiche, Hönow, Seeberg, Bruchmühle, Neuenhagen, Eggersdorf, Petershagen, Fredersdorf, Dahlwitz-Hoppegarten, Münchehofe, Vogelsdorf, Kalkberge, Kleinschönebeck und Schöneiche.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 137. Dienstag, den 16. Juni 1931. Lokales / Werneuchen

Blumberg. Eine harte Strafe aufdiktiert wurde dem Arbeiter D., dem zur Last gelegt wurde, in Blumberg gebettelt zu haben. Da er obdachlos ist, wurde er in das Altlandsberger Amtsgerichts­gefängnis übergeführt. In der Verhandlung war er geständig. Für seine schwere Verfehlung erhielt er eine Gefängnisstrafe von vier Wochen und drei Tagen! Heißt das nicht, die furchtbare Not verkennen? ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 138. Mittwoch, den 17. Juni 1931. Lokales / Werneuchen

Blumberg. Bei dem heftigen Gewitter in der Nacht zum Montag schlug der Blitz auch in eine Pferdekoppel des Rittergutes Birkholz ein. Dabei wurde ein Pferd getötet, während die anderen unverletzt blieben.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 145. Donnerstag, den 25. Juni 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

Hönow. Der falsche Wechsel. Am 7. August vorigen Jahres war bei dem Arbeiter Burnuleit, der in Hönow wohnt, ein junger Mann erschienen, der dem Arbeiter einen Wechsel vorlegte, der über 6000 Mark lautete. Der Sohn des B. war vor längerer Zeit infolge einer Krankheit, die er sich anläßlich eines Betriebsunfalles zugezogen hatte, gestorben. ... Das Werk sollte angeblich an die Eltern des Toten eine Entschädigung zahlen. Diese Tatsache mußte der Besucher gewußt haben. ... Er forderte von den Leuten einen Betrag von 120 Mark, und zwar sollten es Kosten für den Steuerbetrag des Wechsels sein. ... Der alte Mann zahlte darauf die geforderten 120 Mark und bekam dafür den Wechsel ausgehändigt, der sich aber als gefälscht herausstellte. ... Dieser angebliche Schwindler stand nun als der 35 Jahre alte Verbandsvertreter Markus Wolffenstein aus Adlershof vor dem Schöffengericht Lichtenberg. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 162. Mittwoch, den 15. Juli 1931. Lokales / Werneuchen

Blumberg. Als Schiedsmann verpflichtet worden ist für die Gemeinde Blumberg der Obergärtner Paul Fischer für eine dreijährige Amtsdauer, laufend ab 2. Juli d. J.


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 164. Freitag, den 17. Juli 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

Altlandsberg. Die Bürgersteige in den Hauptstraßen der Stadt befanden sich durchweg in bester Ordnung, bis im vorigen Jahr die Reichspostverwaltung Kabel legen ließ. Diese Arbeit erforderte, daß die Bürgersteige wieder aufgerissen werden mußten. Sie wurden nach Beendigung der Arbeiten aber nicht wieder so hergestellt, wie es erforderlich war und weisen noch heute Unebenheiten auf. ...


Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 165. Sonnabend, den 18. Juli 1931.

Abonnements- und Inseraten-Annahmestellen des „Barnimer Tageblatts“ [Auswahl]
  • Altlandsberg: Schöppke, Schwerinstr.
  • Blumberg: Ernst Gebert, Krummenseer Straße.
  • Dahlwitz-Hoppegarten: Rausch, Birkenstein 119.


  • Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 166. Montag, den 20. Juli 1931. Lokales / Von der Ostbahn

    Dahlwitz-Hoppegarten. Ein berüchtigtes Verkehrshindernis bildet die sogenannte Bodegaecke, die schon wiederholt Unfälle verschuldete. ...-->


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 167. Dienstag, den 21. Juli 1931. Amtlicher Teil / Altlandsberg

    Bekanntmachung
    Die Eintragungsverzeichnisse zum Volksentscheid „Landtagsauflösung“ am 9. August d. J. liegen vom 24. Juli bis zum 3. August d. J. einschließlich zu jedermanns Einsicht öffentlich aus ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 168. Mittwoch, den 22. Juli 1931. Lokales / Werneuchen

    Ahrensfelde. Beim Einbruch ertappt. Am 16. April diese Jahres bemerkte der Landwirt Paul Zahl, der in Eiche bei Ahrensfelde ein Grundstück besitzt, wie ein Mann in Begriff stand, die Tür, die zu seinem Gehöft führt, mit einer Brechstange zu öffnen. Er ergriff den Mann und übergab ihn der Polizei. Dort entpuppte sich der Einbrecher als ein 32 Jahre alter Johann Rother, der vor mehr als zwei Jahren bei dem Landwirt Johl in Stellung gewesen war. Dort hatte er sich zunächst fleißig und arbeitsam gezeigt, bis er plötzlich eines Tages verschwunden war. Gleich darauf entdeckte der Landwirt, daß ihm eine Brieftasche, die einen Betrag von über 2400 Mark enthielt, entwendet war. Da der Arbeiter ohne jede Veranlassung das Weite gesucht hatte, glaubte der Landwirt, daß Rother ihn bestohlen hatte. Rother stand nun wegen einfachen Diebstahls und versuchten schweren Diebstahls vor dem Schöffengericht Lichtenberg. Infolge seiner vielen einschlägigen Vorstrafen kam Rückfall in Frage.
    Wegen des ersten Falles, der den Diebstahl der 2400 Mark betraf, war es nicht möglich, den Angeklagten der Tat zu überführen, da er ganz energisch bestritt, das Geld genommen zu haben. Das Gericht mußte R. daher mangels ausreichender Beweise auf Kosten der Staatskasse frei­sprechen. Dagegen wurde er wegen versuchten schweren Diebstahls zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 168. Mittwoch, den 22. Juli 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

    Altlandsberg. Der verlorene Eisenbahnschaffner. Ein Vorfall, der eines heiteren Beigeschmacks nicht entbehrt, ereignete sich am Sonntag auf der Kleinbahn zwischen Neuenhagen und Altlandsberg. Auf seinem Wege von Wagen zu Wagen glitt der revidierende Zugführer aus und fiel in den Graben. Der darauf aufmerksam gemachte Zugführer glaubte, man wolle sich mit ihm einen Scherz machen und fuhr weiter. Erst bei Seeberg hatte er sich von dem Abhandengekommensein seines Zugführers überzeugt, worauf er kurzentschlossen zurückfuhr, um den verlorenen Schaffner zu suchen, der ihm aber schon auf halbem Wege entgegenkam.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 169. Donnerstag, den 23. Juli 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. Die Gemeindevertretung mußte trotz der Sommerferien zusammentreten, um zum Ebelschen Siedlungsplan und Siedlungsvertrag Stellung zu nehmen. Der Siedlungsplan, vom Regierungsbaumeister Risse begutachtet, soll jetzt dem Landratsamt und der Regierung zur Genehmigung vorgelegt werden. In dem dann vorgelegten Siedlungsvertrag sind die Rechte und Ansprüche der Gemeinde an die etwaigen Erwerber von Parzellen gewahrt. Die Käufer werden bei der Auflassung durch Eintragung einer Sicherheitshypothek verpflichtet, die später zu ermittelnden Kosten für Herstellung der Bürgersteige und Fahrdämme, der Beleuchtungs- und Entwässerungs­anlagen anteilig zu bezahlen, sofern mit den einzelnen Arbeiten begonnen wird. Ueberdies wird auf das Ebelsche Gelände eine Sicherungshypothek von 10000 Feingoldmark eingetragen. Der Vertragsentwurf fand allseitig Zustimmung. Die bevorstehende Aufteilung des Gutes gab dann noch Veranlassung, in eine Aussprache über die seitens der Gemeinde zu unternehmenden Schritte einzutreten.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 172. Montag, den 27. Juli 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. Leichenfund. Im Walde zwischen Blumberg und Ahrensfelde wurde am Sonnabendnachmittag die Leiche eines Mannes im Alter von etwa 35 bis 40 Jahre, an einem Baum in Hockstellung hängend, gefunden. Die Leiche war bereits stark verwest und dürfte seit etwa 14 Tagen hängen. Papiere wurden bei dem Toten, der dem Arbeiterstande angehört, nicht gefunden. Bekleidet war er mit einem braunen Jackett, blaugestreifter Bluse, brauner Manchesterhose, hohen Schnürstiefeln und blauer Mütze. In der Tasche fand man ein Schlüsselbund mit drei Schlüsseln und ein Portemonnaie, 47 Pfennig enthaltend. Anscheinend liegt Freitod vor. Die Leiche wurde im Spritzenhause aufgebahrt.

    Blumberg. Brutal niedergeschlagen wurde von Kommunisten hier am Sonnabend der Oberlandjäger Hirsch. Ein Trupp kommunistischer Radfahrer war in der zehnten Abendstunde von außerhalb kommend singend auf dem Berliner Platz angelangt. Die Mehrzahl davon, ohne ihre Räder beleuchtet zu haben. Dem Oberlandjäger H., der die Uebeltäter wohl auf die fehlende Beleuchtung aufmerksam machen oder zur Feststellung schreiten wollte, stellte sich einer der Radfahrer, anscheinend der Führer, mit groben beleidigenden Redensarten entgegen. Als er den Mann darauf feststellen wollte, erhielt er von einem der andere Radler mit einem schwer beschlagenen Gummiknüppel eine solchen Schlag über den Kopf, daß er sofort besinnungslos zusammenbrach und von Passanten zum Arzt geschafft werden mußte. Die Radfahrer waren inzwischen in Richtung Seefeld weitergefahren. Ob das sofort alarmierte Ueberfallkommando die Täter hat feststellen können, ist nicht bekannt geworden.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 175. Donnerstag, den 30. Juli 1931. Anzeige

    Hotel-Restaurant Alte Spitzmühle
    Das grüne Idyll am Bötzsee. Das Ausflugsziel für Vereine und Klubs.
    Für Vereine Preisermäßigung. Fernsprecher: Strausberg 81


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 168. Donnerstag, den 30. Juli 1931. Lokales / Neues aus Bernau

    Bernau. „Graf Zeppelin“ passierte auf der Rückkehr von seiner Nordlandfahrt die Stadt am Donnerstag um 6 Uhr nachmittags in ganz geringer Höhe und wurde von der Bevölkerung herzlich begrüßt. Ein Flugzeug bildete sein[en] Begleiter.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 176. Freitag, den 31. Juli 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. Zu dem gemeldeten Leichenfund können wir heute melden, daß es sich um den 31 Jahre alten Kutscher Willi Linke aus Berlin-Heinersdorf handelt. Zur Identifizierung führte ein Brief, den man in der Mütze verborgen fand. L., der seit dem 9. Juli verschwunden war, hatte schon früher Freitodabsichten geäußert.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 177. Sonnabend, den 1. August 1931. Lokales / Neues aus Bernau

    Bernau. Wegen des Verdachtes, an dem gemeldeten Ueberfall auf den Blumberger Landjäger am Sonnabend teilgenommen zu haben, wurde auf eine Anzeige hin der jugendliche Erwerbslose Sch. von der Polizei festgenommen und nach dem Polizeipräsidium in Berlin gebracht. Wie wir soeben erfahren, ist Sch. der Nachweis seines Alibis gelungen. Er ist daher sofort in Freiheit gesetzt worden.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 177. Sonnabend, den 1. August 1931. Lokales / Amtsbezirk ... Birkholz

    Lindenberg. Ein größeres Schadenfeuer brach in der Nacht zum Mittwoch in der Siedlung Neu-Lindenberg bei dem Kolonialwarenhändler Wilpert aus. Da es in der Siedlung keine Fernsprech­verbindung gibt, die Hörner nicht bis nach Lindenberg zu hören sind, konnte die Feuerwehr nicht benachrichtigt werden. Infolgedessen fiel das ganze Gebäude dem Feuer zum Opfer. Als später die Ahrensfelder Wehr erschien, war nichts mehr zu retten. Der Schaden wird auf über 8000 Mark geschätzt.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 177. Sonnabend, den 1. August 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

    Hönow. Vermißt wird seit Freitag, dem 31. Juli die 2¾ Jahre alte Irma [!] Geyer aus der Anklamer Straße in Berlin. Das Mädchen lagerte mit seiner Tante an einem See zwischen Hönow und Seeberg. Die Tante schlief ein und als sie nach kurzer Zeit erwachte, war das Kind spurlos verschwunden. ... Sollte das Kind gesehen werden, so wird gebeten, der Landjägerei Hönow, Neuenhagen oder Altlandsberg Mitteilung zu machen.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 180. Mittwoch, den 5. August 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

    Hönow. Irmgard Geyer als Leiche gefunden. Eine tragische Aufklärung hat das Verschwinden der 2½ Jahre alten Irmgard Geyer gefunden, die, wie wiederholt berichtet wurde, seit dem Donnerstag vergangener Woche vermißt wurde. Das kleine Mädchen war in Begleitung seiner Tante nach dem Sport- und Spielplatz in Hönow hinausgefahren, in dessen Nähe der Mittel-See liegt. Während die Tante eingeschlafen war, hatte sich das Kind allein entfernt und war dann nicht mehr gesehen worden. Jetzt ist das Kind in dem See tot aufgefunden worden. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 181. Donnerstag, den 6. August 1931. Gross-Berlin

    Auf einem Grundstück an der Wilhelmsmühle in der Friedrichstraße in Kaulsdorf drohte ein Fabrikschornstein auf die Straße zu stürzen. Die Feuerwehr mußte unverrichteter Dinge heimkehren, da die mechanische Leiter nicht bis zur Höhe des Schornsteins reichte. Die Baupolizei hat deshalb einen Schornsteinbauer mit den notwendigen Sicherungsarbeiten betraut.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 182. Freitag, den 7. August 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

    Hönow. Der Schüler Hans Lüdecke hat für die Rettung eines Menschen vom Tode des Ertrinkens vom preußischen Staatsministerium die Erinnerungsmedaille erhalten.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 183. Sonnabend, den 8. August 1931. Lokales / Von der Ostbahn

    Dahlwitz-Hoppegarten. Recht gefährlich sah die Notlandung eines Flugzeuges auf dem Gelände bei Biesdorf aus. Das Flugzeug überschlug sich dabei auf dem unebenen Gelände, doch blieben Führer und Passagiere unverletzt. Der Führer hatte zur Notlandung schreiten müssen, da am Motor ein Schaden entstanden war; eine Weiterfahrt bis zum nächsten Flugplatz erschien ihm bedenklich.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 186. Mittwoch, den 12. August 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. Für den Volksentscheid [zur Auflösung des Landtags] stimmten von 986 Stimmberechtigten mit Ja 467 ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 187. Donnerstag, den 13. August 1931.

    Autobus Paris - Warschau durch die Mark
    Durch die Provinz Brandenburg ging vor einiger Zeit eine Meldung, daß die Europäische Verkehrs- und Autobusgesellschaft eine Expreßautobuslinie Paris-Warschau einrichten wolle, die quer durch die Mark gehen und auch Berlin berühren sollte. Reichspost und Reichsbahn erhoben gegen die geplante Autobuslinie Einspruch, da eine solche Linie nach deutschem Rechte konzessionspflichtig wäre. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 188. Freitag, den 14. August 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

    Altlandsberg. Zur Verfassungsfeier hatte der Magistrat aufgerufen und eine große Anzahl Einwohner hatte sich im „Deutsche Haus“ eingefunden. Das Programm des Abends wurde von der Kapelle des Musikmeisters Kral-Eggersdorf und dem Männerchor bestritten. Die Festrede hielt Bürgermeister Schwarzburger. Er gedachte des Geburtstages der Reichsverfassung und würdigte bei dieser Gelegenheit auch die Verdienste des vor 100 Jahren verstorbenen Freiherrn vom Stein. Dem offiziellen Teil folgte ein gemütliches Beisammensein.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 190. Montag, den 17. August 1931. Lokales / Von der Ostbahn

    Dahlwitz-Hoppegarten. Einen geheimen Schießstand hatten sich junge Leute eingerichtet, wo sie im Schießen mit Pistolen üben. Die Entdeckung gelang dem Rennbahninspektor Cz., der fortgesetztes Schießen hörte. Er stellte die junge Leute, die über vier Pistolen und reichliche Munition verfügten, und sorgte für ihre Festnahme. Da die Festgenommenen bei dem Verhör unbestimmte Angaben machte, vermutete die Polizei, daß politische Parteien hinter ihnen stehen und übergab die Verhafteten der Abteilung I A in Berlin.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 191. Dienstag, den 18. August 1931. Gross-Berlin

    Der 18jährige Landwirtssohn Erich Lenz in Marzahn stürzte beim Reiterfest; er trug einen Oberschenkelbruch davon und mußte ins Antonius-Krankenhaus, Karlshorst, eingeliefert werden.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 191. Dienstag, den 18. August 1931.

    Ein Förster überfallen
    Die Rache des Wilderers
    Der Stadtförster Schinski [!] aus Altlandsberg hatte vor einiger Zeit den Arbeiter Wilhelm Krebs aus der Manteuffelstraße beim Wildern ertappt und festgenommen. Krebs sagte damals, er werde sich an Schinski rächen. Am Sonnabend begab er sich wieder nach Altlandsberg, lauerte dem Stadtförster auf und überfiel ihn während eines Revierganges. Es kam zu einem furchtbaren Kampf zwischen beiden. Krebs hatte im Verlauf des Ringes dem Beamten zweimal das Gewehr entrissen und die Waffe auf ihn angelegt. Beide Male gelang es Schinski, dem Wilderer das Gewehr wieder wegzunehmen. Der Förter und sein Angreifer bluteten aus zahlreichen Verletzungen, als nach etwa 20 Minuten schließlich Radfahrer kamen, mit deren Hilfe Krebs überwältigt, gefesselt und abgeführt werden konnte.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 193. Donnerstag, den 20. August 1931. Lokales / Neues aus Bernau

    Bernau. Abfahrtsplatz und Endstation für den Autobusverkehr sowohl der Post wie der Märkischen Verkehrsgesellschaft und ebenso der Kleinautos soll der Marktplatz sein, wünschen der Verein der Gastwirte von Bernau und Umgebung, Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe, Gewerbebund und der Innungsausschuß von Bernau. Diese Verbände haben dieserhalb eine Petition dem Magistrat mit der Bitte um baldige wohlwollende Befürwortung unterbreitet. Der Wunsch wird damit begründet, daß die Fremden bei der jetzigen Abfahrt vom Bahnhof aus sogleich die Autobusse besteigen, und, ohne die Stadt zu besichtigen, gleich in die Wälder hereinfahren. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 193. Donnerstag, den 20. August 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. Sein Sommerfest feierte am Sontag der Kriegerverein. Wir würden diese Tatsache nicht erwähnen, wenn sich in diesem Verein nicht die Heimatkrieger, die Stützen von Thron und Altar und die Volksbegehrler für die Landtagsauflösung vereinigen würden. Am Nachmittag ging es zum Schießstand, wo zwecks Erhaltung des Weltfriedens feste geschossen wurde. Am Abend wurde ein Fackelzug veranstaltet, dessen Höhepunkt darin bestand, daß am Gefallenendenkmal Böllerschüsse abgefeuert wurden. Vielleicht wollte man damit den Kindern das Kriegsführen als eine Spielerei schmackhaft machen. Die gefallenen 52 Blumberger, an dessen [!] Ehrenmal dieses Schauspiel inszeniert wurde, würden sich ein zweites Mal dafür bedanken, für solche Mitbürger ihr Leben hinzugeben. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 195. Sonnabend, den 22. August 1931. Lokales / Neues aus Bernau

    Bernau. Sperrung der Chaussee Lindenberg - Bernau. Wegen Ausführung von Instandsetzungs­arbeiten ist die Steinbahn der Chaussee Lindenberg - Bernau von Station 12,991 bis 14,050 zwischen Grenze Berlin und Schwanebeck bis einschl. 1. Oktober d. J. jeweils auf eine Länge von 200 Meter für den Gesamtverkehr gesperrt worden. Der Verkehr, mit Ausnahme des schweren Lastenverkehrs, wird über den Sommerweg umgeleitet, jedoch ist an den Baustellen Vorsicht geboten. Der schwere Lastenverkehr wird über die Chaussee Berlin - Buch - Bernau umgeleitet.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 196. Montag, den 24. August 1931. Lokales / Werneuchen

    Werneuchen. Ziegenbockkörung. Die Körzeit der im Vorjahr gekörten Ziegenböcke läuft mit dem 31. August d. J. an. Sie dürfe zum Decken nur dann weiter benutzt werden, wenn sie erneut angekört werden. Die diesjährige Körung findet am 7. September 1931, nachmittags 3.50 Uhr, am hiesigen Feuerwehrdepot statt. Die Besitzer von Ziegenböcken müssen ihre Böcke zu diesem Termin vorführen.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 196. Montag, den 24. August 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

    Altlandsberg. Zu dem Ueberfall auf den Stadtförster Zschinschki [!], über den wir bereits am Dienstag berichteten, erfahren wir noch, daß der schließlich überwältigte Wilddieb, der Arbeiter Krebs, in Berlin wohnhaft, bereits mehrfach mit dem Strafgesetzt in Konflikt geraten ist und auch schon eine längere Zuchthausstrafe hinter sich hat. Als der Förster den Wilddieb aufforderte, die Waffe niederzulegen, schien es, as wolle der Ertappte sich in sein Schicksal ergeben, griff aber dann den Förster an und hatte dabei auch einen vorübergehenden Erfolg. Schließlich vermochte aber der Förster dem Gegner einen Boxhieb in den Magen zu versetzen und dadurch kampfunfähig zu machen. Der von herbeigekommenen Zivilpersonen alarmierte Oberlandjäger Grimm konnte den Burschen dann festnehmen. In der Wohnung des Festgenommenen wurde umfangreiches Belastungsmaterial gefunden. Auch konnten dem Verhafteten weitere Einbrüche nachgewiesen werden, so daß er wieder eine längere Freiheitsstrafe zu erwarten hat.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 198. Mittwoch, den 26. August 1931. Lokales / Neues aus Bernau

    Bernau. Er wächst, der Bamag-Meguin-Scheibengasbehälter, durch den ein besonderes System der Gasaufbewahrung verkörpert wird. Schon ist der Umfang des Behälters, der etwa den gleichen wie der alte haben wird, über der Mauer sichtbar. Eifrig wird genietet und gehämmert. Es läßt sich jedoch jetzt bereits sehen, daß eine Verschönerung der Stadt durch den neuen Behälter nicht eintreten wird ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 199. Donnerstag, den 27. August 1931.

    Schmückung der Gefallenengräber im Ausland.
    Nachdem der Ankauf von Devisen in beschränktem Maße zugelassen worden ist, kann der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nunmehr Sonderaufträge der Angehörigen, wie Errichtung von Grabzeichen, Kranzniederlegungen, Bepflanzungen und Beschaffung von Licht­bildaufnahmen wieder ausführen. Auch wird es, soweit es sich übersehen läßt, möglich sein, die Schmückung der Kriegsgräber an den Totengedenktagen im November in dem üblichen Umfange vorzunehmen.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 203. Dienstag, den 1. September 1931. Lokales / Werneuchen

    Werneuchen. Aufgeklärt wurde von der Landjägerei der Diebstahl im Jagdhaus des Direktors Schmidt am Blumentalsee. Die aus Müncheberg und Umgebung stammenden Täter konnten festgenommen und die Beute bestehend aus Kleidung, Gewehren, Fotoapparaten und Wein, zum größten Teil ermittelt werden. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 204. Mittwoch, den 2. September 1931. Lokales / Neues aus Bernau

    Bernau. Anläßlich einer wegen der Waldbrände erfolgten Bekanntmachung des Magistrat, die im amtlichen Teil veröffentlicht ist, sei die Bevölkerung noch einmal ermahnt, nach Möglichkeit die Leichtsinnigen, meist Ausflügler, die noch immer nicht das Rauchen und Feueranmachen in den Wäldern lassen können, auf ihr folgereiches törichtes Tun aufmerksam zu machen. Man möge sich auch nicht durch eventuelle Grobheiten, wie man sie von ganz Dummen zu hören bekommt, davon abhalten lassen. Wer nicht hören will, muß fühlen; denn diese Leutchen, zur Anzeige gebracht, werden alsdann durch tüchtige Strafen ihr Tun und die Ablehnung wohlgemeinter Warnungen zu büßen haben.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 211. Donnerstag, den 10. September 1931. Lokales / Werneuchen

    Seefeld. Ein zärtlicher Gast. Als vor einigen Tagen Schlächter hier einige Färsen entlangtrieben, machte sich eine davon selbständig und stattete dem Gasthaus Küpper einen Besuch ab. Der Gastwirt hatte aber gerade keinen Gast erwartet und sich auf dem Sofa dem süßen Schlummer hingegeben. Hieraus wurde er jählings durch die etwas nassen Küsse des ungewöhnlichen Gastes herausgerissen. Ueber die Verständnislosigkeit über ihre Zärtlichkeit erbittert, wandte sich die Kuh darauf den Blumen im Vereinszimmer zu, die sie liebevoll zwischen ihre Zähne nahm und ratzekahl abfraß. Die Zeche auf den Boden des Hauses niederlegend, empfahl sie sich dann wieder, worauf sie draußen von den Schlächtern freundlich empfangen wurde.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 214. Montag, den 14. September 1931.

    Die Nazikrawalle am Kurfürstendamm
    Auch in anderen Gegenden Berlins rauften sich Nazis und Kozis
    Nach Anbruch der Dämmerung kam es Sonnabendabend am Kurfürstendamm zu schweren nationalsozialistischen Ausschreitungen. Etwa um 8.30 Uhr überfluteten mehr als tausend National­sozialisten in kleinen Trupps den Kurfürstendamm zwischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und der Fasanen- und Uhlandstraße. Unter wüsten Schmährufen wie „Jude verrecke“, griffen sie die Passanten tätlich an und versuchten sie niederzuschlagen. ...
    Dem raschen Eingreifen der Polizei, die mit mehreren Hundertschaften anrückte, war es zu verdanken, daß die Zusammenstöße keinen ernsteren Charakter annahmen. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 214. Montag, den 14. September 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. Die Sitzung der Gemeindevertretung beschäftigte sich mit dem Siedlungsplan des Landwirts Töpffer, der ein Gelände von etwa 30000 Quadratmeter umfaßt. Das aufzuteilende Land schließt sich unmittelbar an das Ebelsche Gelände an und enthält der neue zur Beschlußfassung stehende Plan fast die gleichen Bedingungen, wie der mit dem Landwirt Ebel abgeschlossene Vertrag. Nach der Erläuterung durch den Gemeindevorsteher erfolgte die einstimmige Annahme der Vorlage. In einigen Wohnungen des Gemeindehauses müssen Reparaturen vorgenommen werden, auch Dachreparaturen am Stall des Gemeindehauses und des Schulhauses sind notwendig. Die Gemeindevertretung stimmte dem zu. Die aus der Ebelschen Siedlung aufkommenden Gelder sollen vorläufig von der Gemeindekasse vereinnahmt werden. Notstandsarbeiter sollen in der Mehrower Straße einen Graben ziehen, um die Straße zu entwässern. nachdem noch die Mittel für kleine Reparaturen und Beschaffung von Geräten bewilligt war, konnte die Sitzung geschlossen werden.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 214. Montag, den 14. September 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

    Altlandsberg. In der Strafgerichtssitzung ... - freigesprochen wurde der Administrator K., der gegen einen Strafbefehl über 3000 Mark Einspruch erhob, weil er ausländische Arbeiter beschäftigte. K. machte geltend, daß er dem Vorschnitter, der die Arbeiter eingestellt habe, aufgegeben habe, nur inländische Arbeiter zu beschäftigen, also alles getan habe, um die Vorschriften nicht zu übertreten. Da auch der Sachverständige Dr. Schroder [!] diese Ansicht teilte, wurde K. freigesprochen. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 215. Dienstag, den 15. September 1931.

    Nazikrawall am Kurfürstendamm
    Erklärung des Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. ...
    „Die Ausschreitungen sind planmäßig vorbereitet und absichtlich an einem der höchsten jüdischen Feiertage unternommen worden. Die Trupps standen unter Kommando, erstatteten sich gegenseitig Meldung und führten sogar Samariter mit. ...“


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 215. Dienstag, den 15. September 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. Unverständliches Urteil! Die Arbeitslosigkeit hat einen Grad erreicht, der geradezu als katastrophal bezeichnet werden muß. ... Desto empörender muß es dann empfunden werden, wenn diejenigen, die sich über die Bestimmungen, die der Eindämmung der Arbeitslosigkeit dienen, hinwegsetzen, unangetastet bleiben. Ein Schulbeispiel dafür lieferte das Amtsgericht Altlandsberg in seiner letzten Sitzung. ... Der Administrator Gustav Köhn hat in seinem Betriebe im Jahre 1930 12 ausländische Arbeiter beschäftigt, ohne dazu die durch Gesetz vorgeschriebene Einwilligung des Landesarbeitsamtes einzuholen. Deswegen erhielt er einen Strafbefehl über 3000 Mark. Zweifellos eine in Anbetracht des Vergehens angemessene Strafzumessung, die man begrüßen könnte. Das Gericht stellte sich aber auf einen anderen Standpunkt, als es den Angeklagten freisprach und die nicht unerheblichen Kosten der Staatskasse auferlegte. Daran, daß er die Arbeiter ohne Genehmigung beschäftigte, bestehen keine Zweifel. In der Beweisaufnahme ergab sich ferner, daß K. den Vorschnitter, dem die Werbung der Arbeiter oblag, wiederholt aufforderte, nur inländische Arbeiter anzunehmen. ... Den Ausschlag gab das Gutachten des als Sachverständiger vernommenen Dr. Schrader-Altlandsberg, der ausführte, der Angeklagte habe nichts unterlassen, die ihm von Gesetzes wegen auferlegte Verpflichtungen zu erfüllen. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 217. Donnerstag, den 17. September 1931.

    Die Kurfürstendamm-Krawalle
    Aburteilung der Nazis am Freitag
    Das Schnellschöffengericht Berlin-Charlottenburg wird sich am Freitagmorgen, 9 Uhr, mit den nationalsozialistischen Krawallen am Kurfürstendamm befassen. Auch von den im Laufe des gestrigen Tages verhafteten Nationalsozialisten wird sich eine Anzahl vor dem Schöffengericht zu verantworten haben. Insgesamt werden etwa 40 Nationalsozialisten wahrscheinlich wegen schweren Landfriedensbruchs angeklagt werden. ...
    Die Anklage wird von Oberstaatsanwalt Schade erhoben werden.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 221. Dienstag, den 22. September 1931.

    Nazi-Graf Helldorf und Stabsführer Ernst in Haft
    „Herr Major“ Schmidt hält sich noch feige versteckt
    Der „Osaf“ der Berliner SA. der Nationalsozialisten, Graf Helldorf, und sein Stabsführer Ernst wurden ebenso wie der Major Schmidt seit den Unruhen am Kurfürstendamm gesucht, da sie in dem dringenden Verdacht stehen, die Krawalle organisiert zu haben. Alle drei waren verschwunden, hatten Berlin verlassen. ...
    Gestern nachmittag erschienen Graf Helldorf und Ernst in Moabit und stellten sich. Sie wurden ins Untersuchungsgefängnis eingeliefert, besondere Haftbefehle sind aber nicht ergangen, da beide im Schellverfahren abgeurteilt werden sollen. Eine Einbeziehung des Verfahrens in den großen Nationalsozialisten-Prozeß vor dem Schnellschöffengericht Charlottenburg, der Dienstag­nachmittag seinen Fortgang nimmt, ist aber aus technischen Gründen nicht möglich. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 221. Dienstag, den 22. September 1931. Anzeigen / Dahlwitz-Hoppegarten

    Bekanntmachung.
    Die Siedlung Waldesruh und das Vorwerk Heidemühle sind postalisch dem Postamt Hoppegarten bei Berlin zugeteilt worden. Auf die richtige Freimachung der Briefsendungen (Fernbriefgebühr mit Berlin) ist zu achten.
    Dahlwitz-Hoppegarten, 21. September 1931.
    Der Gemeindevorsteher. Hardt.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 221. Dienstag, den 22. September 1931. Lokales / Werneuchen

    Ahrensfelde. Verkehrsunfall. Zwischen Mehrow und Ahrensfelde raste ein Lieferauto der Firma Sorge, Lichtenberg, gegen einen Baum, wonach es gänzlich zertrümmert liegen blieb. Der schnell herbeigerufene Arzt Dr. Münster aus Blumberg veranlaßte die sofortige Ueberführung des Schwerverletzten nach dem Bernauer Krankenhaus. Der Mitfahrer kam mit einigen geringfügigen Hautverletzungen davon.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 222. Mittwoch, den 23. September 1931.

    Das Urteil im Kurfürstendamm-Prozeß
    Der Staatsanwalt beantragte Zuchthausstrafe - Das Gericht läßt Milde walten
    In dem Prozeß vor dem Schnellschöffengericht Charlottenburg gegen die 34 Nationalsozialisten wegen der Kurfürstendamm-Krawalle wurde nach ... das Urteil gefällt. Danach wurden bestraft die Angeklagten Mede und Utpott zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis, der Angeklagte Kühs zu einem Jahr sechs Monaten und der Angeklagte Schubert zu einem Jahr fünf Monaten Gefängnis.
    Bei 22 Angeklagten schwanken die Strafen zwischen einem Jahr drei Monaten und neun Monaten Gefängnis. Sechs Angeklagte wurden freigesprochen.
    Das Verfahren gegen den Jungstahlhelmführer Brandt wurde abgetrennt und unter Aufrecht­erhaltung des Haftbefehls dem ordentlichen Gericht überwiesen.
    Die verurteilten Angeklagten wurden in Haft behalten. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 223. Donnerstag, den 24. September 1931.

    Straßensperrung
    Die Kreisstraße Ahrensfelde - Eiche ist bis zum 21. Oktober wegen Vornahme von Schüttungsarbeiten gesperrt. Die Umleitung des Verkehrs erfolgt über Mehrow - Hönow. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 224. Freitag, den 25. September 1931. Lokales / Werneuchen

    Mehrow. Bei einem Verkehrsunfall in Berlin wurde der Motorradfahrer Albert Ziegelmann und seine Schwester Johanna von hier so heftig vom Rad geschleudert, daß beide mit schweren Verletzungen nach dem Krankenhaus Friedrichshain geschafft werden mußten.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 227. Donnerstag, den 29. September 1931. Lokales / Werneuchen

    Ahrensfelde. Wieder Unfall durch unbeleuchtetes Fuhrwerk. ... So fuhr auch jetzt wieder ein Motorrad auf der Straße Falkenberg - Ahrensfelde auf ein unbeleuchtetes Fuhrwerk auf. Der Führer, Hauptmann a. D. von Kreckwitz, und seine Schwester mußten mit mehr oder minder schweren Verletzungen nach dem Krankenhaus geschafft werden. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 229. Donnerstag, den 1. Oktober 1931. Lokales / Werneuchen

    Mehrow. Einbrecher drangen in der Nacht zum Mittwoch in den Schuppen des Arbeiters Ketzberzek [!] ein, indem sie von hinten die Bretter losrissen. Sie stahlen drei Gänse und Hühner. Auch an anderen Stellen waren Schlösser aufgebrochen, ohne daß allerdings Nennenswertes gestohlen wurde. Auf ihren Fahrrädern haben die Diebe dann das Weite gesucht. Die sofort aufgenommene Verfolgung mit einem Polizeihund führte bis Ahrensfelde, dann ging die Spur verloren. Man ist der Ansicht, daß es sich um die gleichen Diebe handelt, die schon im Vorjahr die Gegend unsicher gemacht haben.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 232. Montag, den 5. Oktober 1931. Anzeigen / Altlandsberg

    Bekanntmachung.
    Der Stadtgemeinde stehen von der hiesigen Domäne 200 Morgen Kartoffelacker für Hilfsbedürftige zum Stippeln von Kartoffeln zur Verfügung.
    In der Stadtkasse werden ab Sonnabend, den 3. Oktober d. J. Stippelscheine zum Preise von 5 Pfennig verabfolgt. Die Zahl der Scheine ist begrenzt.
    Altlandsberg, den 2. Oktober 1931.
    Der Magistrat. Schwarzburger.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 234. Mittwoch, den 7. Oktober 1931. Lokales / Werneuchen

    Altlandsberg. Einbrecher drangen in Hönow, während die Bewohner auf dem Felde beschäftigt waren, in die Wohnungen von drei Arbeiterfamilien ein und stahlen alles, was sie an Bekleidungsstücken fanden. Mit ihrer Beute, die in einem gestohlenen Korb verpackt war, sind sie anscheinend über Mehrow nach hier gegangen, um dann mit der Bahn nach Hoppegarten und weiter nach Berlin zu fahren. Von anderen Dorfbewohnern wurden die Diebe zwar gesehen, man ließ sie aber, ohne Verdacht zu schöpfen, abziehen.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 236. Freitag, den 9. Oktober 1931. Lokales / Werneuchen

    Ahrensfelde. Schlecht belohntes Vertrauen. Der Arbeiter Karl E. hatte sich von dem Schlosser Schojahn bereits mehrere Male dessen Fahrrad geborgt. Während er es aber bis dahin immer zurückbrachte, bot er es beim letzten Male einem Gastwirt zum Kauf an. Der ging jedoch nicht darauf ein, sondern gab dem E. ein Darlehen von 5 Mark und behielt das Rad als Pfand. Dem Gastwirt hatte er erzählt, daß das Rad sein unbeschränktes Eigentum sei. Da E. sich nicht nach der vereinbarten Zeit sehen ließ, verkaufte es der Gastwirt. E. stand gestern vor dem Einzelrichter des Amtsgerichts Lichtenberg. Wegen Unterschlagung erhielt er 14 Tag Gefängnis.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 236. Freitag, den 9. Oktober 1931. Lokales / Von der Ostbahn

    Dahlwitz-Hoppegarten. Reichliche Arbeit hatte die Polizei anläßlich des letzten Rennens. Verhaftet wurde ein Rennbahnbesucher, der einem anderen einen Wettzettel aus der Tasche praktizieren wollte, und mehrere andere Personen, die auf eigene Rechnung ein Wettbüro eröffnet hatten bzw. sich durch Veranstaltung von Glücksspielen Geld verschaffen wollten.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 236. Freitag, den 9. Oktober 1931.

    Prozeß gegen die Kurfürstendamm-Pogromisten
    Die Verteidiger lehnen das Gericht ab - Bis Montag vertagt.
    Am Freitag begann vor dem Erweiterten Schöffengericht Berlin-Charlottenburg der Prozeß gegen die Führer des Kurfürstendamm-Progroms [1], den Gauleiter der SA., Graf Helldorf [ein 'f'!], und seinen „Stabsleiter“ Ernst, sowie den Ingenieur Brandt, den Leiter des Jungstahlhelms Berlin-Charlottenburg. Alle drei stehen unter der Anklage des schweren Landfriedensbruchs und werden von der Anklage der Rädelsführerschaft bei den SA.-Krawallen am jüdischen Neujahrsfest beschuldigt. ...
    Besonders amüsant wurde es, als sich Herr Freisler [einer der Verteidiger] erhob und dem Vorsitzenden vorwarf, daß er, seinen Informationen nach, durchaus jüdisch versippt sei. ... Der eine Schöffe war ein Kaufmann namens Stark. Everling [ebenfalls Verteidiger] lehnte auch diesen Richter wegen Befangenheit ab, da er über eine verdächtig große Nase verfüge. Der Augenschein ergebe, so der humorvolle Rechtsanwalt, daß der Schöffe ein Jude sei.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 239. Dienstag, den 13. Oktober 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. In der letzten Gemeindevertretersitzung mußte die Wahl der Beisitzer zum Mietseinigungsamt vorgenommen werden. Auf Vorschlag der Bürgerlichen wurden gegen die Stimmen der SPD. die bisherigen Beisitzer wiedergewählt. Dann beschäftigte man sich mit der Angelegenheit des Gemeindesekretärs B., dem zur Last gelegt wird, er habe sich ohne Wissen des Gemeindevorstehers und Benutzung des Gemeindesiegels ein Darlehen von 1800 Mark verschafft. Dabei soll er die Unterschrift selbst unter das Antragsformular, auf dem Einkünfte eingeholt werden, gesetzt haben ... Es wurde ein Beschluß auf fristlose Entlassung gefaßt. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 242. Freitag, den 16. Oktober 1931. Lokales / Werneuchen

    Werneuchen. Ein schwerer Verkehrsunfall ereignete ich an dem Bahnübergang kurz vor Seefeld. Ein Motorrad mit Beiwagen wollte noch unter der sich bereits schließenden Schranke hindurch. Dabei wurde der Führer des Motorrades von einer Kette am Kopf getroffen. Das Motorrad blieb mitten auf dem Gleis stehen, und der Zug überfuhr es. Der Führer des Rades, Schnell aus Werneuchen, war sofort tot, der Mitfahrer wurde so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 248. Freitag, den 23. Oktober 1931.

    Sperrung der Chaussee Lindenberg-Bernau
    Wegen Ausführung von Instandsetzungs- und Verbreiterungsarbeiten ist auf Anordnung des Landrats die Chaussee zwischen Schwanebeck und Bernau von Kilometer 16,2 bis 17.0 in der Zeit vom 22. Oktober bis zum 4. November d. J. für den Gesamtverkehr gesperrt. Die Umleitung des Verkehrs erfolgt aus Richtung Berlin über Lindenberg-Schwanebeck-Buch-Zepernick-Bernau. Aus Richtung Bernau nehmen die Fahrzeuge den Weg über Buch-Schwanebeck oder Birkholz-Schwanebeck nach Berlin.
    Uebertretungen des Sperrverbots ziehen strenge Geld- und Haftstrafen nach sich.
    Die Sperre der Chaussee zwischen Lindenberg und Schwanebeck von Kilometer 14,0 bis Kilometer 15,3 ist, nachdem die Arbeiten nunmehr beendet sind, wieder aufgehoben worden.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 252. Mittwoch, den 28. Oktober 1931. Kommunalpolitischer Streifzug ...

    ... Im großen und ganzen müssen sich die Gemeinden auf tatkräftige Winterhilfe beschränken. In Altlandsberg beschlossen die Stadtverordneten, Gehälter über 400 Mark mit 10 Prozent, über 500 Mark mit 15 Prozent zugunsten der Winterhilfe zu besteuern. ... Beim Kreiswasserwerk Niederbarnim sind „nur“ 14000 Mark unterschlagen worden. Der Defraudant gibt wenigstens diesen Betrag an; vielleicht ist es aber noch mehr. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 252. Mittwoch, den 28. Oktober 1931. Lokales / Aus Altlandsberg

    Altlandsberg. Durch die Schließung der Apotheke hatte sich ein Mißstand in der Versorgung der Kranken mit Medikamenten ergeben. Diesen Uebelstand hat der Apotheker Danz aus Neuenhagen dadurch behoben, daß er hier, Berliner Straße 10b, eine Annahmestelle für Rezepte eingerichtet hat.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 255. Sonnabend, den 31. Oktober 1931. Kommunalpolitischer Streifzug ...

    ... Zu „Schulfragen“ sei bemerkt, daß die Gemeinde Eiche in der Berichtswoche in Gegenwart von Regierungsvertretern die Trennung von Schule und Kirche durchgeführt hat, ein Verfahren, das manchen anderen Gemeinden zum Nacheifern empfohlen sei.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 255. Sonnabend, den 31. Oktober 1931. Anzeigen / Altlandsberg

    Bekanntmachung
    Vom 31. Oktober d. J. ab wird an Wohlfahrtserwerbslose, Erwerbslose und Krisenunterstützungs­empfänger und ihre Ehefrauen in der Warmwasserbadeanstalt, Kirchstraße 4a, gegen Vorzeigung der Stempelkarte die einzelne Badekarte für ein Wannenbad zu dem ermäßigten Preise von 40 Rpf. verabfolgt. Der Preis für ein Brausebad beträgt für die Genannten 15 Rpf.
    Dieser Preisnachlaß erfolgt gegen jederzeitigen Widerruf vorläufig auf einen Monat.
    Altlandsberg, den 30. Oktober 1931.
    Der Magistrat. Schwarzburger.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 255. Sonnabend, den 31. Oktober 1931. Anzeigen / Neuenhagen

    Bekanntmachung.
    Die projektierte Straße im Gelände Kurth wird hiermit „Wöhrdetalstraße“ genannt. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 257. Dienstag, den 3. November 1931.

    Gräber der Kriegsopfer
    Die Totenfeier in Bagneux
    Die deutsche Kolonie in Paris ehrte am Montag, wie in jedem Jahr am Allerseelentag, das Gedächtnis der in der Gefangenschaft gestorbenen und in Paris beigesetzten deutschen Soldaten durch eine Feier auf dem Friedhof Bagneux, in deren Verlauf der Geschäftsträger Forster in Abwesenheit des Botschafters einen Kranz mit schwarz-rot-goldener Schleife niederlegte und die von dem Botschafter vor seiner Abreise nach Berlin verfaßte Rede verlas.
    In dieser Rede stellte der Botschafter fest, daß die Pflege und Ausschmückung der in Frankreich gelegenen Kriegergräber im verflossenen Jahre weitere Fortschritte gemacht hat, daß die französische Gräberverwaltung ihren vertraglich übernommenen Verpflichtungen überall gerecht wird, und daß sie darüber hinaus in den meisten Fällen die deutschen Grabstätten genau so wie die eigenen unterhält. Außerdem seien auf Wunsch der deutschen Kriegsgräberfürsorge im ver­gangenen Jahre weitere 25 Frontfriedhöfe durch Baumpflanzungen, durch Portale und Ehrenmäler sowie durch Grabbeete und Wege instand gesetzt worden. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 257. Dienstag, den 3. November 1931.

    Skandalöse Szenen im Nazi-Prozeß Helldorf
    Ein Nazi sagte: „Denen vom Kurfürstendamm haben wir es richtig besorgt“
    In dem Prozeß gegen die nationalsozialistischen Pogromführer vom Kurfürstendamm wird das Belastungsmaterial immer erdrückender. Besonders Graf Helldorf kann als hundertprozentig überführt gelten, den Pogrom inszeniert und geleitet zu haben. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 258. Mittwoch, den 4. November 1931. Gross-Berlin

    Eine „politische Reise“
    Die Unterredung zwischen Goebbels und Helldorf
    In dem Prozeß gegen die nationalsozialistischen Pogromführer vom Kurfürstendamm sollte am Montag der Berliner Gauführer der Nazis, Goebbels vernommen werden. Goebbels war jedoch nicht erschienen. Anscheinend will er der für ihn brenzlichen Vernehmung vorerst ausweichen.
    Ueber das Thema, zu dem Goebbels vernommen werden sollte, gab der wohl wichtigste Zeuge des Tages, Kriminalkommissar Feister, Auskunft. Der Kommissar hatte einen Zeugen vernommen, der ihm von amtlicher Seite als durchaus vertrauenswürdig bezeichnet worden ist. Dieser Zeuge hat mitgeteilt, daß vor dem Kurfürstendammpogrom zwischen dem Angeklagten Graf Helldorf und dem nationalsozialistischen Abgeordneten Dr. Goebbels eine Besprechung über Inszenierung von Unruhen am jüdischen Neujahrsfest stattgefunden habe. ...
    Wenn, wie Graf Helldorf in der Verhandlung angab, eine Krawallbesprechung zwischen Dr. Goebbels und ihm nicht stattgefunden hat, so wäre es doch schon im Interesse der Angeklagten das Gegebene gewesen, wenn der nationalsozialistische Abgeordnete seiner Ladung Folge geleistet hätte. Die vom Privatsekretariat Dr. Goebbels als Grund angegebene „politische Reise nach Danzig“ sieht sehr nach Ausrede aus. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 259. Donnerstag, den 5. November 1931.

    Die Fahrpreisermäßigung für Kleingärtner
    Ein Erfolg des ADGB.
    Den dauernden Vorstellungen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes bei der Direktion der Reichsbahn ist es zu verdanken, daß die Kleingärtner auch im Winter zu stark ermäßigten Preisen fahren können.
    Die Reichsbahn hat sich entschlossen, die 50prozentige Fahrpreisermäßigung für Kleingärtner auch während der Wintermonate bestehen zu lassen. Bisher wurde diese Tarifermäßigung, die schon vor Jahren eingeführt worden ist, nur während der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober gewährt, das im allgemeinen während der Wintermonate die Kleingartenbestellung ruht. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 261. Sonnabend, den 7. November 1931.

    Die Strafanträge im Naziprozess Graf Helldorf
    Die Urheber des Kurfürstendamm-Krawalls sollen ins Gefängnis ... Der Antrag gegen Graf Helldorf und seinen „Stabsleiter“ Ernst lautete wegen schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Aufreizung zum Klassenkampf auf je drei Jahre Gefängnis, ferner je 300 Mark Geldstrafe wegen öffentlicher Beleidigung der Kaufleute Deterding und Simons. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 262. Montag, den 9. November 1931.

    Das Urteil im Naziprozeß Graf Helldorf
    Die Pogromführer fanden milde Richter - Der Staatsanwalt legt Berufung ein. ... Die Regisseure und Leiter des viehischen Ueberfalles auf wehrlose Passanten, der Oberführer der Berliner SA., Graf Helldorf, sein „Stabsleiter“ Ernst sowie der Stahlhelmhäuptling Ingenieur Brandt, wurden unter Aufhebung der Haftbefehle und unter voller Anrechnung der Untersuchungshaft zu je sechs Monaten Gefängnis verurteilt, Helldorf und Ernst außerdem noch wegen Beleidigung der Kaufleute Deterding und Simons zu je 100 Mark Geldstrafe. ... Das Gericht hat die Rädelsführerschaft der Hauptangeklagten verneint und sie nur wegen einfachen Landfriedensbruches verurteilt.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 262. Montag, den 9. November 1931. Lokales / Von der Ostbahn

    Dahlwitz-Hoppegarten. Das Hindernis im Kraftwagenverkehr, das alte Chausseehaus, ist jetzt zum Abbruch bestimmt. Wie verlautet, sollen die Abbrucharbeiten sofort vergeben werden.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 263. Dienstag, den 10. November 1931.

    Sammlung für deutsche Kriegsgräber
    Am Buß- und Bettag (18. November) wird auf Straßen, Plätzen und in den Häusern für die deutsche Kriegsgräberfürsorge im Ausland gesammelt, und zwar vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 267. Sonnabend, den 14. November 1931. Lokales / Werneuchen

    Werneuchen. In den Brühkessel stürzte der mit dem Brühen eines geschlachteten Schweines beschäftigte Schlächtergeselle Faulhaber. Der Verunglückte wurde von dem Schlächtermeister Ahrend sofort herausgezogen und nach erster Hilfe durch den Arzt nach dem Krankenhaus in Freienwalde geschafft.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 270. Donnerstag, den 19. November 1931. Lokales / Werneuchen

    Mehrow. In recht dürftigen Verhältnissen lebend, feiert am 25. d. Mts. die Witwe Katharina Meyer ihren 83. Geburtstag. Die alte Dame bezieht keinerlei Unterstützung. Ihre Tochter, eine Krieger­witwe, hat zwei erwachsene Söhne, die aber selbst lange arbeitslos waren und erst kürzlich zu den bekannten niedrigen Löhnen auf dem Gut Beschäftigung fanden. Gesundheitlich geht es der Greisin gut, sie kann die häuslichen Arbeiten noch versehen, ist auch geistig rege und nimmt lebhaften Anteil an den Geschehnissen. Wer macht der alten Frau eine kleine Geburtstagsfreude?


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 280. Dienstag, den 1. Dezember 1931. Lokales / Werneuchen

    Ahrensfelde. In der letzten Gemeindevertretersitzung führte ein Antrag der SPD., den Wohlfahrtserwerbslosen eine Winterhilfe zu gewähren, zu einer hitzigen Debatte, da einige Herren von der bürgerlichen Liste zunächst gegen solche Unterstützung waren. Nach einer Sonderberatung der Bürgerlichen wurde der nun reduzierte Antrag angenommen. Danach erhalten von den Wohlfahrtserwerbslosen: Ledige 10 Mark, Verheiratete 20 Mark, Verheiratete mit mehr als zwei Kindern 25 Mark, außerdem jede Familie kostenlos 10 Zentner Kohlen. Weiter wurde beschlossen, die Wohnung des zweiten Lehrers als Klassenraum bestehen zu lassen. Zustimmung fand ferner der Abschluß einer Schülerunfallversicherung, wonach die Schüler während des Unterrichts gegen Unfall versichert sind. Unter Punkt Verschiedenes beantragte Gemeindevertreter Boseske (SPD.), nicht wie bisher 50 Prozent vom Arbeitslohn der Wohlfahrtunterstützen in Abzug zu bringen. Dem Antrag wurde in der Weise stattgegeben, daß von jetzt an der Gemeindevorsteher darüber entscheiden wird, ob überhaupt und in welcher Höhe ein Abzug in Frage kommt.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 281. Mittwoch, den 2. Dezember 1931. Lokales / Werneuchen

    Ahrensfelde. Die Schlachtvieh- und Fleischbeschau für den Beschaubezirk Ahrensfelde, umfassend die Gemeinden Ahrensfelde, Mehrow, Eiche, Blumberg, sowie die Fleischerei Puhlmann in Lindenberg ist bis auf Widerruf dem prakt. Tierarzt Dr. Riedel, Hohenschönhausen, Berliner Straße 33/34 übertragen worden.

    Mehrow. Als Schiedsmannstellvertreter für den Schiedsmannsbezirk 33, umfassend die Gemeinden Ahrensfelde, Eiche und Mehrow, ist der Gemeindevorsteher Meißner von hier auf eine dreijährige Amtsdauer verpflichtet worden.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 283. Freitag, den 4. Dezember 1931. Lokales / Werneuchen

    Mehrow. Drei wertvolle Pferde gestohlen wurden in der Nacht zum Dienstag auf dem zum Rittergut Mehrow gehörenden Vorwerk Trappenfelde. Der herrschende Nebel machte es den Spitzbugen leicht, unbemerkt zu entkommen.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 286. Dienstag, den 8. Dezember 1931. Lokales / Werneuchen

    Mehrow. Der billige Ring oder heilige Einfalt! Das Schöffengericht Mitte verhandelte gegen die beiden Händler Fritz Borner und Ernst Wolk, denen gemeinschaftlicher Betrug im straf­verschärfenden Rückfall zur Last gelegt wurde. Zwei Landarbeiter aus Mehrow, die sich mühselig ein paar Mark von ihrem geringen Lohn abgespart hatten, waren nach Berlin gekommen und hatten hier das Unglück, in die Hände der Angeklagten zu fallen. Einer der Betrüger sprach die Landarbeiter an und zeigte mit geheimnisvoller Miene einen blitzenden und funkelnden Ring, den der Verkäufer für ein großes Wertstück erklärte. Während er noch mit den Leuten unterhandelte, kam der andere Betrüger hinzu. Er markierte den Brillantenkenner und untersuchte mit umständlichen Gesten den Ring. Nach einer Weile sagte er dann: „Donnerwetter, das ist ein wertvoller Ring, unter Brüdern mindestens 1200 Mark wert!“ Nun waren die Landarbeiter beruhigt. Der geforderte Preis sagte ihnen zu, für 30 Mark erwarben sie das wertvolle Schmuckstück, um nachher festzustellen, daß der Ring aus Messing und der Stein aus Glas war. Wert: noch nicht 25 Pfennig. Das Gericht versagte den beiden Angeklagten mildernde Umstände. Borner ist ebenso wie Wolk gewerbsmäßiger Ringnepper, die mit Vorliebe Provinzler für ihre Betrügereien benutzen. Die Angeklagten wurden zu je 1 Jahr und 2 Monate Zuchthaus verurteilt.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 289. Freitag, den 11. Dezember 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. Zuchthaus für einen Kinderschänder. Das gefährliche Treiben eines „Kinderfreundes“ beleuchtete eine Verhandlung vor dem erweiterten Schöffengericht Lichtenberg, vor dem sich der Hausierer Schönbrunn wegen Sittlichkeitsverbrechens zu verantworten hatte. Der Angeklagte, rumänischer Staatsangehöriger, war im Monat August dieses Jahres aus der Strafanstalt entlassen worden. Ohne jedes Obdach trieb er sich auf den Straßen umher, bis er nach Blumberg kam, wo er sich an zwei Schulmädchen heranmachte. Er verstand es, sich den Kindern zu nähern und durch Geldgeschenke ihr Vertrauen zu erwerben, wodurch es ihm gelang, sich an den Kindern zu vergehen. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht bestritt er ganz energisch, sich irgendwie strafbar gemacht zu haben. Die Beweisaufnahme ergab seine volle Schuld. Sch., der noch nicht 30 Jahre alt ist, ist bereits wegen Sittlichkeitsverbrechens dreimal vorbestraft, so daß das Gericht ihm keine mildernden Umstände mehr zubilligte. Der Hausierer wurde zu 2½ Jahren Zuchthaus verurteilt.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 290. Sonnabend, den 12. Dezember 1931. Lokales / Werneuchen

    Werneuchen. Warengutscheine statt Bargeld sollen die Einwohner nach einer Bekanntmachung des Bürgermeisters den Bettlern geben. Mit dieser Maßnahme will man das Bettlerunwesen eindämmen. Die Gutscheine sind zum Preise von zwei und fünf Pfennig in der Kämmereikasse erhältlich. Sie berechtigen zur Entnahme von Lebensmitteln bei Geschäftsleuten am Orte. Die Kämmereikasse löst diese Scheine bei Rückgabe durch die Geschäftsleute gegen Bargeld ein.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 296. Sonnabend, den 19. Dezember 1931. Lokales / Neues aus Bernau

    Bernau. Die Erwerbslosensiedlung „Elisenaue“ wird am Sonntag eingeweiht. Von den dortigen Siedlern haben sich viele der hiesigen Ortsgruppe als Mitglieder angeschlossen. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 296. Sonnabend, den 19. Dezember 1931. Lokales / Werneuchen

    Blumberg. In der Gemeindevertretersitzung, die als letzte in diesem Jahr gedacht ist, beschäftigte man sich noch einmal mit den Manipulationen des früheren Amts- und Gemeindesekretärs. Dieser hat nun die Gemeinde beim Arbeitsgericht auf Zahlung von 1230 Mark für nicht beanspruchten Urlaub und nicht erhaltene Weihnachtsentschädigung verklagt. Nach einer zeitweise sehr erregten Aussprache wurde dem Gemeindevorsteher Vollmacht zur Wahrnehmung der Interessen der Gemeinde vor dem Gericht erteilt. Einem Antrag eines Interessenten auf Ueberlassung der beiden im Dachgeschoß der Schule liegenden Zimmer konnte nicht stattgegeben werden, da die Gemeinde die Räume für Notfälle benötigt. Für die acht Wohlfahrtserwerbslosen wurden in Abänderung ihres weitergehenden Antrages eine nach der Kopfzahl der Familie gestaffelte Menge Brennholz und 10 Mark Weihnachtsbeihilfe, zu denen noch für jedes Kind 2 Mark hinzukommen, bewilligt.


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 296. Sonnabend, den 19. Dezember 1931.

    Die BVG.-Fahrten werden verbilligt
    Die einfache Fahrt 20 Pfennig - Monatskarten behalten ihre Gültigkeit. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 298. Dienstag, den 22. Dezember 1931.

    Die Erwerbslosensiedlung Elisenau bei Bernau ...
    Es ist daher als ein guter Gedanke zu begrüßen, der ... neue Wege wies, indem manchem Erwerbslosen durch Errichtung von Erwerbslosensiedlungen die Möglichkeit gegeben wird, sich wieder praktisch zu betätigen und eventuell sich auch eine neue Existenz zu gründen. Aus diesen Gesichtspunkten heraus ist auch die Erwerbslosensiedlung, 4 Kilometer östlich von Bernau gelegen auf dem ehemaligen Vorwerk Elisenau des Rittergutes Blumberg entstanden.
    Eine Reichstreuhandgesellschaft m. b. H. als Auftragsausführende des Preußischen Staates, der zu dem Projekt 17500 Mark beigesteuert hat, hat das Vorwerk günstig erworben und unter der Masse der Berliner Erwerbslosen 25 ausgewählt, darunter 15 Gärtner und 10 Bauhandwerker, die hier seßhaft gemacht werden sollen. Errichtet werden sollen 60 Heimstätten, die bis auf die Inneneinrichtung schon fertig sind, ein Einheitstyp in der Größe von 9 mal 7,45 Meter mit drei Stuben, 3,25 mal 5 Meter, 3,38 mal 3,48 Meter und 3,55 mal 2,83 Meter, die insgesamt etwa 38 Quadratmeter Wohnfläche ergeben und 2½ Meter hoch sind. Dazu kommt die Küche und der Stall, der allerdings wohl aus Gründen der Kostenfrage ebenfalls im Haus untergebracht ist. Während zwei Stuben nach der Straße liegen, befindet sich die dritte Stube, die sogenannte Kammer, die Küche und der Stall nach hintern heraus, wo sich auch der Haupteingang befindet, während in der Seitenmauer noch ein direkter Zugang zum Stall vorhanden ist.
    Jedem Häuschen sollen zwei bis vier Morgen Acker zugewiesen werden. Den Gärtnern sogar 8 Morgen, damit diese in der Lage sind, sich eine Vollexistenz zu schaffen, wozu 8 Morgen die die kleinste Grundlage darstellen. ... Die nach Zuweisung an die 25 Erwerbslosen verbleibenden 35 Häuser sollen veräußert werden, doch steht zur Zeit weder der Preis für das Gebäude, noch für das Grundstück endgültig fest ... Vorläufig ist der Preis des Hauses auf 3000 Mark und der Acker pro Morgen mit 600 Mark. Die Abdeckung ist so gedacht, daß im Rentengutsverfahren ... etwa 32 bis 45 Mark im Monat zu zahlen [sind].
    Die Siedlung wurde Anfang Oktober dieses Jahres in Angriff genommen, das heißt, seit dieser Zeit sind die 25 erwerbslosen Gärtner und Bauhandwerker draußen beschäftigt. Das Leben wurde ihnen auch hier durchaus nicht leicht gemacht, mußten sie doch von ihrem 70-Pfennig-Stundenlohn ihre Familien in Berlin unterhalten ...
    Am Sonntagnachmittag war nun die offizielle Einweihungsfeier der 60 Heimstätten der Siedlung. Als Regierungsvertreter war Landrat Schlemminger erschienen, von der Treuhandgesellschaft, der Besitzerin des Gutes, ... war Direktor Dyk anwesend. Von Bernau, zu dessen SPD.-Ortsgruppe viele Elisenauer Genossen gehören, waren nicht nur viele Genossen und Genossinnen erschienen, sondern in großer Stärke auch das Reichsbanner Bernau ... Der zur Feier ausersehene schlichte Raum auf dem Vorwerk des Gutes war mit Tannengrün reich ausgeschmückt: überall waren die republikanischen Farben und Fähnchen zu sehen ...
    Mit herzlichen Worten begrüßte der Vorsitzende der Genossenschaft, Genosse Otto Höppner, die zahlreichen Gäste. ...
    Nach diesen Ansprachen begaben sich die Versammelten zur Besichtigung der neuen Heimstätten, die als einfach, aber praktisch anerkannt wurden. Nach der Rückkehr entfaltete sich alsbald ein fröhliches Leben und Treiben in dem festraume. Mit der Einweihungsfeier war für die Siedlergenossen noch eine schichte Weihnachtsfeier verbunden. ...


    Barnimer Tageblatt, 6. Jg., Nr. 304. Donnerstag, den 31. Dezember 1931. Lokales / Werneuchen

    Ahrensfelde. Als Schöffe bestätigt wurde der Rieselwärter Albert Kühnke von hier.


    Anmerkung: Die Artikel über den Berliner SA-Führer Graf Helldorf [korrekt: Helldorff] sind hier mit erfasst worden, da dieser später Besitzer des Mehrower Vorwerks Trappenfelde wurde.

    5. Jahrgang 1930 Barnimer Tageblatt 7. Jahrgang 1932