Also, über Jahre war hier hochzeitsmäßig nichts los in Mehrow, zumindest nicht in unserer Dorfkirche.
Und nun geht es fast "Schlag auf Schlag".

Im September vergangenen Jahres gab es hier erst eine Hochzeit: Constanze Wagner und Matthias Fritze, die gerade nach Mehrow gezogen sind, haben in unserer Dorfkirche geheiratet (siehe unsere "Aktuelles"-Seiten vom September und Oktober 2002) - und gestern, am 21. Juni 2003 war es nun schon wieder so weit:

Olaf Klopsteg aus Mehrow und Judith Burkhardt haben sich in unserer Dorfkirche das "Ja"-Wort gegeben, direkt auf dem Rückweg vom Standesamt in Ahrensfelde, wo sie Gleiches getan haben.

Den Weg nach Ahrensfelde und zurück haben sie natürlich, wie bei Familie Klopsteg nicht anders zu erwarten, ganz zünftig in der Pferdekutsche zurückgelegt.

Und wie es sich bei zwei Hochzeitsterminen am gleichen Tag gehört, ist auch vorher zweimal Polterabend gefeiert worden - am Donnerstag mit dem üblichen Porzellan-Zerschmeißen und am Freitag dann nochmal mit viel Musik und Tanz. Welcher der Polterabende nun der "standesamtliche" und welcher der "kirchliche" war, konnte leider nicht ermittelt werden. Einschließlich der eigentlichen Hochzeitsfeier fanden alle Feierlichkeiten im Mehrower Feuerwehrgebäude statt, das entsprechend ausgeschmückt und gekennzeichnet war.

Überhaupt hat die Freiwillige Feuerwehr Mehrow, die sich erst unlängst erfolgreich beim Amtsfeuerwehrtag geschlagen hat, eine große Rolle bei allen Festlichkeiten gespielt. Die Männer, Jungs und Mädels der hiesigen Wehr haben nicht nur kräftig mitgefeiert, sondern vor, während und nach den Feiern tüchtig mit angepackt, damit ihr Kamerad Olaf mit seiner Braut ein schönes Fest genießen kann.

Und auch bei der Hochzeit selbst waren sie präsent und haben vor der Kirche ein Spalier gebildet - aber nicht etwa, wie man hätte vermuten können, um den desertierten Junggesellen Spießruten laufen zu lassen.

Im Gegenteil:
Die Sorge, daß Olaf im letzten Moment noch abspringen könnte, war so groß, daß seine Kameraden sämtliche Kirchentüren, einschließlich der seit Jahrhunderten zugemauerten, streng bewacht haben und erst von ihrem Posten gewichen sind, als sich herumgesprochen hatte, daß im Innern der Kirche das entscheidende Wort laut und vernehmbar gefallen ist.

Ein Vergleich des auf dem rechten Bild zu bewundernden Kameraden-Körpers mit dem Profil der ehemaligen Tür bringt nun endlich auch die Gewißheit, bei wessen Vorfahren hier vor ca. 675 Jahren Maß genommen wurde ...

Also, es hat wohl in der Kirche alles geklappt, mal abgesehen von dem Umstand, daß bei dem übereifrigen und weithin vernehmbaren Läuten der Kirchenglocke zum Beginn der Trauung der Strick gerissen ist, was unseren Herrn Berg beim Einläuten des heutigen Sonntagsgottesdienstes akrobatische Übungen abverlangte. Die Sprünge, die Kurt Berg heute vollführen mußte, um der Glocke die erforderliche Bewegung zu verleihen, schallten durchs ganze Gebälk.

Dank seiner Künste war das Geläut dann aber doch nicht so schlimm wie 1828, als der Prediger im Kirchenbuch über die Glocken schrieb: "so seinen doch deren Töne so jämmerlich, daß nur Mißgefühle in den Herzen derer, welche die Kirche besuchen wollten, dadurch hervorgerufen würden; bei Beerdigung der Todten der christlichen Gemeinde insonderheit könnten die Glocken gar nicht gebraucht werden, weil sie mehr stöhrten und widrig stimmten als das Gemüth zu erheben vermöchten"

Aber zurück zum Geschehen bei der Hochzeit:

Die Blumenstreu-Kinder haben zu Glück auch nicht alle Blütenblätter bereits in der Kirche unter der Bank verteilt, wie schon mehrfach erlebt. Sie hatten noch reichlich "Munition", um den Paar den vermeintlich Glück bringenden Weg über Rosen zu ermöglichen. Die zahlreich erschienenen Gäste hatten aber für den Notfall vorgesort und auch jede Menge Blütenblätter und das halbe chinesische Exportaufkommen an Reiskörnern mitgebracht
Übrigens, in Anbetracht der so zahlreich erschienenen Mehrower bei der Hochzeitsfeier und an den voran gegangenen Abenden erscheint es völlig unverständlich, warum wir im Herbst diesen Jahres mangels Einwohnerzahl fusionieren müssen ...
Wo waren denn die Leute alle bei der letzten Volkszählung ?

Das Zersägen eines quer über den Weg liegenden Baumstammes war zwar nicht wirklich neu, wird aber immer wieder gern genommen ...

Das Spannendste dabei ist ja immer, was die meist nicht als Holzfäller ausstaffierte Braut dabei mit ihrem Kleid macht !

Aber die Schwiegermutter, Dorothea Klopsteg, hat da gar keine Zeit zum Überlegen gelassen und gleich hilfreich eingegriffen.

Zu beanstanden wäre allerdings, daß entweder der Stamm viel zu dünn und viel zu trocken oder aber die Säge viel zu scharf war, denn ratz-fatz war der Weg frei ...

Damit war auch freie Bahn für Vater Erich Klopsteg geschaffen, der leider nicht auf seinen tollen Flitzer verzichten konnte. Seine Frau Dorothea, die ihn so liebevoll umsorgt, hat ihn richtig schick gemacht und Sohn Dieter hat dafür gesorgt, daß er stets dicht am Geschehen ist, also sozusagen in der ersten Reihe sitzt.
Vater Erich hat mit Olaf nun das jüngste von vier Kindern "unter die Haube" gebracht und hätte aus diesem Anlaß sicher gern wie in alten Zeiten das Tanzbein geschwungen...

Aber wir waren ja bei den harten Prüfungen des jungen Paares:

Das Sägen war weder die letzte, noch die schwierigste Herausforderung, denn vor der Kirche wartete schon eine Reitergruppe mit zwei Blanko-Pferden, die das Brautpaar nun besteigen sollte - technisch eigentlich kein Problem bei einen Reiterhof in der Familie, aber wenn man statt der Reithosen ein Hochzeitskleid trägt ?

Irgendwie hat das dann aber auch ohne Rampe geklappt und daß sich der Blick mancher Zuschauer dabei in den Strapsen verfing, hat die Braut gelassen hingenommen. (Diese Bilder bleiben aber zumindest bei uns bis zur Silberhochzeit unter Verschluß !)

Kaum saßen beide auf dem Pferd, konnte man allerdings glauben, sie wollten jetzt schon, nur wenige Minuten nach der Trauung, getrennte Wege gehen ...

Ob's die Reiter waren oder die Pferde, die sich schließlich geeinigt haben, weiß man nicht. Jedenfalls war nach kurzer Verwirrung nicht nur der gemeinsame Lebensweg in Angriff genommen, sondern auch ein gemeinsamer Reitweg gefunden.

Für Olaf hatte man übrigens extra ein etwas kleineres Pferd gewählt, weil zurzeit wegen der Bauarbeiten an der Autobahnbrücke für die Straße eine Höhenbeschränkung von 3,70 m ausgewiesen ist.

Über die enorme Distanz von mehr als hundert Metern ging es dann auf dem Krummenseer Weg eskortiert von Reitern des Reiterhofs Klopsteg

Inhaber: Ute + Dieter Klopsteg (Olafs Bruder),
16356 Mehrow, Am Dorfteich 8,
Tel.: 033394 / 70116
(soviel Reklame muß hier erlaubt sein!)

bis zur Feuerwache, die für einige der Gäste nun schon den dritten Tag zur neuen Heimat geworden ist.


Dort hatten inzwischen die Kameraden wieder Aufstellung genommen, aber nicht etwa, wie der Bräutigam glaubte, um ihm ein Ständchen zu bringen, sondern um von ihm eine Rede zu erzwingen.

Die hat er dann auch abgeliefert, wenn auch etwas zögerlich, denn schließlich hat er an diesem Tag schon zweimal "Ja" gesagt ...

Während die Feuerwehrleute zum (Durst) Löschen weggetreten sind, mußte die Verwandtschaft noch zum obligatorischen Familienbild antreten und konnte sich erst danach auf Kaffee, Kuchen etc. stürzen und den Tag in mittlerweile gut durchtrainierter Verfassung feiern.