Im Geheimen Preussischen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem finden sich unter der Repositur
HA X Pr.Br. Rep. 40 Kurmärkisches Konsistorium unter "Superintendantur Berlin-Land" vier dicke Ordner mit Protokollen von Kirchenvisitationen in unserer Gegend, die Mitte des 19. Jahrhunderst von den jeweils zuständigen Superintendenten durchgeführt wurden.
Bezüglich Ahrensfelde, wozu Mehrow damals und wohl schon immer kirchlich gehörte, finden sich solche Visitations-Protokolle für die Jahre 1847, 1857, 1866 und 1869, die wir hier mal stark gekürzt wiedergeben wollen:


Kirchenvisitation am 26. April 1847 durch Superintendent Kümmel, gefunden in
GStA HA X Pr.Br. Rep 40 (Kurmärkisches Konsistorium) Nr. 1268, Blatt 44 bis 50 (...63)

Eurem Königlichen Hochwürdigen Consistorie beehre ich mich, in der Anlage die bei Gelegenheit der von mir in der Parochie Ahrensfelde am 26. April [1847] abgehaltenen Kirchenvisitation aufgenommenen drei Verhandlungen so wie die beiden von dem Herrn Prediger Lücke gehaltenen Visitationspredigten ... mit folgenden Bemerkungen ... zu überreichen.

Die Parochie besteht aus der mater Ahrensfelde, der filia Mehrow und der filia Hönow, welche letztere bis zum Jahre 1794 eine eigene Pfarre ... gebildet hat, im genannten Jahr aber mit Ahrensfelde unter nicht besonders günstigen Bedingungen für den Pfarrer auf ewige Zeiten vereinigt worden ist. Zu den ungünstigen Bedingungen gehört, daß der Pfarrer von den Pfarreinkünften 25 Rthl jährlich an den Küster zu Hönow zahlen muß, wofür die ganze Schuljugend unentgeltlich unterrichtet wird, daß er alle notorisch armen Kinder mit den nöthigen Sachen versorgen, alle Fuhren zu den Amtsverrichtungen aus eigenen Mitteln bezahlen, ohne irgendeine Entschädigung dafür zu bekommen, den Konfirmandenunterricht in Hönow selbst erteilen (und in den letzten 4 Jahren müssen die Kinder nach Ahrensfelde geschickt werden), ...
...
Derzeitiger Pfarrer, Herr Friedrich August Ferdinand Lücke, ...
...
Den Gesang, welcher in Ahrensfelde und Mehrow durch ein einfaches Orgelspiel geleitet wird, hab ich ziemlich gut gefunden, ...
Anlage:
Verhandelt Mehrow, den 25ten April 1847

Am heutigen Tage wurde hierselbst Kirchenvisitation gehalten. Der Gottesdienst begann nachmittags nach 3 Uhr und dauerte bis gegen halb 6 Uhr. Die Predigt über die Sonntagsepistel und der Postille (?) von Schulz wurde von dem Küster Weitling zu Ahrensfelde, welcher auch den Küsterdienst in Mehrow verwaltet, gehalten. Nach derselben katechisierte der Herr Prediger Lücke mit der älteren Schuljugend. Hierrauf grüßte der unterzeichnete Superintendent die seit 3 Jahren eingesegneten jungen Leute und schloß mit einer Ansprache an die Gemeinde. Da ein besonderer Antrag nicht zu ersehen war, wurde diese Verhandlung geschlossen.

Unterschriften: Luther, Lücke, Bredereke [ohne ck], Meißner, Lindenberg

Unterschrift: Kümmel

Kirchenvisitation am 30. Juni 1857 durch Superintendent Kümmel, gefunden in
GStA HA X Pr.Br. Rep 40 (Kurmärkisches Konsistorium) Nr. 1267, Blatt 363 bis 372:

Eurem Königlichen Hochwürdigen Consistorie überreiche ich in der Anlage gehorsamst die über die Kirchenvisitation in der Parochie Ahrensfelde aufgenommene Verhandlung vom 30. Juni [1857] nebst der Visitationspredigt und beehre mich, dazu folgendes zu bemerken:

Das kirchliche und sittliche Leben in den beiden bäuerlichen Gemeinden Ahrensfelde und Hönow ist leidlich. Die Kirche wird, zumal in Ahrensfelde nicht ganz schlecht besucht, ein Krugleben findet nicht statt, uneheliche Geburten sind nicht häufig. ...
Die herrschaftliche Gemeinde Mehrow ist dagegen, wenn von einigen Bauern und Bauernfamilien abgesehen wird, ganz unkirchlich. Von den herrschaftlichen Tagelöhnern kommen nur einzelne außer an großen Festen überhaupt noch zur Kirche, wenn ihnen auch die Gutsherrschaft nicht mehr mit gutem Kirchbesuch vorweggeht, wie die vorige getan hatte.

Kirchenvisitation am 13. Mai 1866 durch Superintendent Siegel, gefunden in
GStA HA X Pr.Br. Rep 40 (Kurmärkisches Konsistorium) Nr. 1269, Blatt 26 bis 29 (...35)

Nach vorher ergangener vorschriftsmäßiger Bekanntmachung, fand heute die Kirchenvisitation in der Parochie Ahrensfelde statt. Die Parochie besteht aus der mater Ahrensfelde und den beiden filialen Hönow und Mehrow. Die beiden erstgenannten sind landesfürstlichen, die letztgenannte Gemeinde ist Privatpatronats. Patron ist der Rittergutsbesitzer Heise. Ahrensfelde zählt 390, Hönow 443 und Mehrow 284 Seelen.

Als Gehülfe des Superintendenten fungierte der Prediger Klamroth aus Neuenhagen. Die letzte Kirchenvisitation ist im Jahre 1857 durch den Superintendenten Kümmel abgehalten.
Prediger der Parochie ist Friedrich Adolf Harmuth, 50 Jahre alt, seit 15 Jahren im Amte und auf der gegenwärtigen Stelle

Die Visitation begann auf der Filial Hönow morgens 7 Uhr.
Sämtliche Mitglieder des Gemeindekirchenrathes waren gegenwärtig ...
...
Nachmittags bald nach 3 Uhr begann endlich der Gottesdienst in der Filial Mehrow. Einen Gemeindekirchenrath gibt es hier nicht, die beiden Kirchenvorsteher waren anwesend.
Das Patronat war nicht vorhanden. Der Kirchenbesuch war nach Umständen recht gut. Es wurde Lehrgottesdienst gehalten. Der Gottesdienst begann mit Absingen der 4 ersten Strophen des Liedes "Komm Tröster, komm ...". Der Küster und Lehrer Schröder las eine Predigt über die Epistel des heutigen Sonntags ... in einfacher, deutlicher, verständlicher Weise ... .
Der Gesang war gut, die Orgel schlecht. Letztere bedarf der Stimmung und Reparatur.
...
Mehrow hat eine unkirchliche Herrschaft mit zahlreichen Tagelöhnern und daneben eine kleine bäuerliche Gemeinde, die mit Ausnahme weniger Familien wenig Kirchlichkeit und wenig Sonntagsheiligung.
...

Kirchenvisitation am 11. Dezember 1869 durch Superintendent Siegel, gefunden in
GStA HA X Pr.Br. Rep 40 (Kurmärkisches Konsistorium) Nr. 1270, Blatt 6 bis 11 (..20)

Ahrensfelde, den 11, Dcbr. 1869

... haben mir in Bezug auf die demnächst hier bevorstehende Kirchenvisitation eine Reihe von Fragen vorgelegt, die ich im Nachfolgenden ganz gehorsamst zu beantworten mich befleißige (?)
1. Die hiesige Parochie heißt Ahrensfelde und besteht aus den Dörfern Ahrensfelde (mater), Mehrow und Hönow (filial). Ahrensfelde und Hönow sind königliches, Mehrow Privatpatronats. Patron von Mehrow ist der Rittergutsbesitzer Heise daselbst.
2. Prediger ist Friedrich Adolf Harmuth.
3. Die letzte Kirchenvisitation hat durch ... stattgefunden 1866, den 13. Mai.
27. Die Küster und Lehrer heißen: (zu Ahrensfelde) Ferdinand Gustav Domack, (zu Mehrow) Heinrich Hermann Schröder, (zu Hönow) Carl Julius Pfeiffer
30. Über das häusliche Leben der Küster sind noch keine Beschwerden eingelaufen. Dieselben stehen, etwa den zu Hönow ausgenommen, zu den Gemeinden den Anschein nach gut. Der Küster zu Ahrensfelde ist Rathgeber und Helfer der ... in allerlei irdischen Angelegenheiten, gibt auch einzelnen Schülern Privatunterricht. Der zu Mehrow unterrichtet im Hause der Gutsherrschaft. Beide unterstützen auch die Ortschulzen in ihren Schreibereien.
31. Der Schulbetrieb war bisher befriedigend, nur in Mehrow kamen öfter Versäumnisse vor
Unterschrift: Harmuth, Pr.
Als Anlage auf Seite 20 folgende Tabelle (gekürzt):
Statistische Notizen betreffend die Pfarre in Ahrensfelde in der Diözese Berlin-Land, aufgestellt bei der Kirchenvisitation im Jahre 1869

Name der Parochie, Theile derselben. Entfernungen von der mater, Bevölkerung nach Berufsart:
Ahrensfelde umfaßt das Mutterdorf gleichen Namens und die Filialdörfer Mehrow und Hönow. Mehrow ist 3/8 Meilen, Hönow 3/4 Meilen von Ahrensfelde entfernt.
Die Bewohner sind Ackerbauern, als Bauern, Guthsbauern und Kossäten, Büdner und Tagelöhner, ...

Patronatsverhältnisse:
Ahrensfelde und Hönow sind königlichen, Mehrow ist Privatpatronat. Der Patron M. Heise ist Besitzer des Rittergutes Mehrow.

Name, Alter, Einkommen und Familienverhältnisse des Pastors, Amtsjahre überhaupt und in der Gemeinde, Bildungs-Laufbahn:
Friedrich Adolf Harmuth ist mehr als 54 Jahre alt, besitzt ein Einkommen von ca. 1100 Mark, ist Ehemann und Vater zweier Kinder und ist fast 19 Jahre im Amte und in der Gemeinde. Er hat das Gymnasium zu Cottbus und die Universität zu Berlin besucht ...

Lehrer und kirchliche Beamte nach Alter, Dienstjahren und Familienverhältnissen:
Ferdinand Gustav Domack, Lehrer, Küster und Organist zu Ahrensfelde ist fast 45 Jahre alt, 25 Jahre im Dienst, Gatte und Vater zweier Kinder.
Heinrich Hermann Schröder, Lehrer, Küster und Organist zu Mehrow ist 39 1/4 Jahr alt, 18 Jahre im Dienst, Gatte und Vater zweier Kinder.
Carl Julius Pfeiffer, Lehrer und Küster zu Hönow, ist 47 Jahre alt, 24 Jahre im Dienst, Gatte und Vater dreier Kinder

Gemeinde-Kirchenrath. Zur Synode abgeordnete Glieder:
Ein Gemeindekirchenrath, zu dem außer dem Pfarrer vier Gemeindeglieder aus Ahrensfelde, fünf aus Mehrow und vier aus Hönow gehören.
Zur Kreissynode ist der Küster Schröder aus Mehrow delegiert.

Gottesdienste und ihre Zeiten am Sonntag und an Wochentagen, Gesangbuch, Kirchliche Katechisation, Missions- und Bibelstunden:
Die Sonn- und Festtagsgottesdienste finden gewöhnlich abwechselnd im Winterhalbjahr um 8, 10, 12 im Sommerhalbjahr um 7, 9, 11 Uhr statt. ...
Abendbibelstunden sind in den Wintermonaten alle 14 Tage in der Schulstube zu Mehrow und alle 14 Tage im Pfarrhaus zu Ahrensfelde gehalten worden. ...

Durchschnittszahl der Kirchenbesucher am Sonntage (Kinder mitgezählt und Vergleichung mit der Zahl bei vorherigen Visitationen):
Zu Ahrensfelde und Hönow ca. 60-70 bei 400 resp. 485, in Mehrow ca. 40 bei 298 Seelen ...

Zahl der Abendmahlsgenossen:
In den drei Jahren vor der letzten Visitation (1863-65) betrug die Zahl der Communicanten durchschnittlich 666, wovon auf Ahrensfelde 329, Mehrow 102, Hönow 235 kamen, in den drei Jahren vor dieser (1866-68) betrug die Zahl durchschnittlich jährlich 704, wobei Ahrensfelde mit 339, Mehrow mit 122, Hönow mit 243 Theil nahmen ...

Die vollständigen Protokolle der o. g. Jahre 1847, 1857, 1866 und 1869 finden Sie in der Rubrik "Geschichte / Dokumente / Geheimes Staatsarchiv / Kirchenvisitationen".