Erntefest in Mehrow, 1920, im Hintergrund die Laube im Schloßgarten Im Nachlaß von Frau Anna Bothe, unserer letzten Gutsbesitzerin fanden sich einige Bilder von einem Dorffest, die wir zunächst nur auf "Anfang der 20er" datieren konnten. Später sind uns dann Zeitungen in die Hände gefallen, die (abhängig vom Herausgeber) über Arbeitskämpfe in Mehrow bzw. über ein friedvolles Miteinander von Gutsherrschaft und Belegschaft berichten. Darin fanden sich einige der Bilder wieder, womit wir die genau datieren können: 1920

Betrachtet man eines dieser Bilder (oben) genauer, so erkennt man auf einem Bild, das festlich gekleidete Teilnehmer des 1920er Erntefestes vor dem Schloß zeigt, im Hintergrund einen Pavillon. Dieser hat unsere Neugier angeregt hat und wir haben weitere Bilder danach abgesucht.
Auf einem undatierten Bild (20er oder 30er Jahre), welches das Schloß vom Krummenseer Weg aus zeigt, ist dieser Pavillon wieder zu finden.
Blick auf das Mehrower Schloß, 20er/30er Jahre

Wenn wir das Objekt der Begierde etwas dichter heran holen, erkennen wir, daß es sich da bei um ein ziemlich stattliches Gebilde handelt, das offenbar aus Birkenstämmen gezimmert war und ein mit Stroh oder Holzschindeln gedecktes Dach aufwies.
Wenn man darum weiß, welche Freude die Bothes am Feiern hatten, kann mich ganz leicht so manche wilde Gartenparty in diesem Pavillon vorstellen. Gleich dahinter ging es ja an der rechten Stirnseite des Schlosses in den Weinkeller des Schlosses, so daß der Weg für den Nachschub nicht zu weit war. Und noch ein paar Meter weiter, als Verlängerung der noch vorhandene Schloßmühle gab es ja die Schnapsbrennerei des Schlosses, so daß auch harte Getränke ohne Mühe heran geschafft werden konnten. Daß Max oder Anna statt dessen in der gutseigenen Meierei nach Mehrower Kindermilch gefragt haben, ist eher unwahrscheinlich.

Un da findet sich doch tatsächlich unter den Bildern, die vermutlich bald nach ihrer Hochzeit (20. Juni 1918) entstanden sind, ein Bild mit Max und Anna Bothe (vorn links) zusammen mit zwei Damen aus der Verwandtschaft, aufgenommen vor dem Pavillon im Schloßgarten.

Und man erkennt darauf, daß es sich um ein ziemlich kunstvoll gezimmertes Ding handelte, das offenbar auch noch das passende Inventar enthielt: aus Astholz gefertigte Stühle, die wohl sehr stabil gewesen sein müssen, denn wie uns berichtet wurde, mußten Max und Anna bei ihrem Auto der Marke "Simson Supra" das Chassis verstärken lassen ...
Max und Anna Bothe (links) mit Verwandten, ca. 1918

Der Pavillon im Juni 1919 Und auch die erste uns vorliegende Mehrower Bilderserie der Bothes, datiert auf den 13.6.1919, zeigt den Pavillon im "Schloßgarten", d.h. auf der Wiese zwischen Schloß, Kirche und Straße. Aufgenommen wurde das Bild aus dem Schloß, vermutlich aus einem Fenster im Erdgeschoß.
Von der dicht nebeneinander stehenden Bäumen, welche auf dem Bild die Kirchhofsmauer verdecken, ist nur einer geblieben ...

Der Pavillon im Winter (um 1920) Und ein anderes, im Winter aufgenommenes Bild aus gleicher Perspektive (aber von einem höheren Stockwerk aus aufgenommen) zeigt, daß sich der Pavillon zu jeder Jahreszeit gut in den Garten einfügt.

Im Hintergrund sieht man hier noch deutlicher das damals mit Bäumen bestandene Rondell in der Straßengabelung (wo jetzt die Bushaltestelle ist) und nach hinten weg gehend den Krummenseer Weg.

Der Pavillon ist offenbar auch sehr langlebig gewesen, denn in einem Mitte der 30er Jahre aufgenommenen Bild, das (lange nach dem Tod von Max Bothe) Anna Bothe mit dem befreundeten Ehepaar Raatz zeigt, schmückt er immer noch den Schloßgarten. Das Dach scheint zwar erneuert und inzwischen mit Dachpape eingedeckt zu sein, aber ansonsten sieht er noch aus wie fast zwanzig Jahre zuvor.
Wie lange der Pavillon durchgehalten hat und wann er warum weichen mußte, wissen wir leider nicht. Vermutlich ist er nach dem Krieg dem Brennstoffmangel zum Opfer gefallen.
Anna Bothe mit Gästen (Familie Raatz?) vor der Gartenlaube, Mitte der 30er Jahre