Um etwas über die Geschichte unseres Ortes zu erfahren und diese zu verstehen, sind die für unsere Region maßgeblichen Amtsblätter genau so wichtig, wie die Tageszeitungen, denen wir uns in den letzten Jahren verstärkt zugewandt haben.
Hier wollen wir zunächst die Amtsblätter der Potsdamer Regierung, die ab 1811 erschienen sind, betrachten. Die enthalten zwar nicht viel Ortsspezifisches, aber die darin abgedruckte Verordnungen geben ein interessantes Bild, durch welche Regeln und Reglementierungen seinerzeit das öffentliche Leben in unserer Gegend geprägt war.

Erfreulicherweise finden sich viele dieser Amtsblätter im Internet, so dass man diese in Ruhe zu Hause oder in der S-Bahn auswerten kann und nicht viele Tage in Bibliotheken und Archiven rumsitzen muss, um staubige Exemplare zu durchforsten.

Jahrgänge, die nicht bei Google verfügbar sind, haben wir im Landesarchiv Berlin recherchiert, wo Druck­exemplare (vermutlich aller Jahrgänge) vorliegen. Deren Jahreszahlen sind nachfolgend nicht fett dargestellt.

1811 1812 1813 1814 1815 1816 1817 1818 1819
1820 1821 1822 1823 1824 1825 1826 1827 1828 1829
1830 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837 1838 1839
1840 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849
1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859
1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869
1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879
1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889
1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899
1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909
1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918

Möglich gemacht hat das Google mit seinem Projekt, alte Bücher einzuscannen und unter "Google Books" der Öffentlichkeit im Internet zur Verfügung zu stellen - als Download oder zum Online-Lesen - wobei beides bei unseren gegenwärtigen Internetverbindungen auch nicht richtig viel Spaß macht.

Im Vorspann jedes Downloads heißt es:
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.

Das mit dem "sorfältig gescannt" ist allerdings leider nicht in jedem Fall ernst zu nehmen, denn mitunter sind Seiten sehr unleserlich oder unvollständig eingelesen.
Aber Google (bzw. die Institution, die das Scannen durchgeführt hat) tröstet den Leser auch hin und wieder mal mit einer persönlichen Geste, wie einer zierlichen Damenhand auf dem Scanner.

Die Amtsblätter aus dem Zeitraum 1811 bis 1870, die wir (nach viel Suchen und mit einigen Lücken) bei "Google Books" gefunden haben, wechseln in den Jahren wiederholt ihren Titel:

Die Jahrgänge 1811/12 tragen den Titel

Amtsblatt
der Königlichen Churmärkischen Regierung.

Ab 1816 (davor ist eine Lücke) heißen sie

Amts-Blatt
der Königlichen Regierung zu Potsdam.

Und ab 1823 lautet der Titel

Amts-Blatt
der Königlichen Regierung zu Potsdam
und der Stadt Berlin.

Wie die Stempel in den Bänden zeigen, stammen einige der Amtsblätter ursprünglich aus der königlichen Oberförsterei zu Biesenthal und standen zwischenzeitlich im Institut für Forstwirtschaft in Eberswalde, einer Außenstelle der Berliner landwirtschaftlichen Akademie.

Andere gehörten nach Auskunft der darin befindlichen Stempel ursprünglich der Kirche zu Luckenwalde und später der Friedrichsschule zu Luckenwalde, wo sie in der Lehrerbücherei standen.
Ob da wirklich die Lehrer in der Pause in alten Verordnungen gestöbert haben?

Jetzt tragen alle bei "Google Books" gefundenen Exemplare zusätzlich einen oder mehrere Stempel der Stanford-Universität in Kalifornien, die vermutlich auch das Scannen der Amtblätter und deren Publizierung veranlasst hat.


Dass die Bücher dort gelandet sind und nunmehr einer breiteren Öffentlichkeit als im Eberswalder Forstinstitut oder in der Luckenwalder Lehrerbücherei zur Verfügung stehen, ist sicher den steten Devisennöten unseres verflosenen Erich zu verdanken. Die Bücher sind 1976 in Stanford eingegangen - da stand der Dollarkurs noch sehr hoch und von dem Verkaufserlös königlicher Altlasten konnte sicher mancher Bogen unbedrucktes Papier für Parteipropaganda beschafft werden.

Und so stehen nun der Stempel und der Inventarvermerk der Biesentaler Oberförsterei gemeinsam mit dem Stempel der Stanford-Universität in vielen Exemplaren des Amtsblattes....


Nachtrag vom Mai 2012: Zwischenzeitlich hat uns jemand den Zugriff auf die nur über einen US-Proxy-Server erreichbaren (und leider auch nicht ganz lückenlosen) Jahrgänge nach 1870 ermöglicht, die wir nach und nach sichten und hier eingliedern werden.

Geschichtsrubriken: 1327 bis 1900 / 1900 bis 1945 / 1945 bis 1989 / 1989 bis heute /
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